Jupp, hier dasselbe. Depressions-Bogen war der erste und es war auch meine erste Diagnose. Ich dachte im ersten Moment, mich streift ein Bus. Depression? ICH? Ich hab doch nur Angst... na ja, Angststörungen und Depressionen kommen in sehr sehr vielen Fällen (ich glaube 80% sogar?) gemeinsam vor.
@Mietzi: Die Phase hatte ich auch... ich hatte teilweise die blinde Panik, junge Männer in meinem Alter überhaupt nur zu SEHEN. Hätte ja sein können, dass.... und was wäre, wenn... und überhaupt Das schwierige für uns ist, denke ich, dass es sowas in der Tat GIBT. Natürlich verlieben sich Leute fremd.... natürlich können Beziehungen scheitern... natürlich gibt es sowas wie Fremdgehen. Alleine diese kleine mögliche Unsicherheit reicht für uns aus, unser Gehirn ist ja nonstop in Alarmbereitschaft. Was man aber nicht vergessen darf, finde ich, ist, dass Leuten, bei denen diese Dinge TATSÄCHLICH der Fall sind, nicht darunter LEIDEN. Sie denken nicht: Oh mein Gott, wie grauenhaft, eine Gefühlsregung!! Sie denken vielleicht kurz: Na, ich hab doch nen Freund.... ach, schnurz! und dann gehts ab ins Geschehen. Gewiss, auch solche Menschen können ein schlechtes Gewissen haben, aber sie schieben es gekonnt zur Seite und tun das, was sie für sich am besten finden (in dem Fall eben den anderen). Jeder ist sich selbst der nächste. Aus purem Mitleid bleibt niemand lange bei einem Menschen, den er nicht liebt, das ist doch Mumpitz. Vielleicht anfangs.... dann kommt die Wut: Ich will hier nicht sein, nicht bei dir... das alles nur, wegen dir.... und dann werden Gründe gesucht, die ein Gehen rechtfertigen. Und glaub mir, wer will, der FINDET auch. Wir wollen Gründe DAGEGEN finden, alleine das ist völlig paradox.
Wie sagt man so schön? Wir sehen das Gute erst, wenn wir es verlieren. Im Zustand des Habens und Gesichertseins sind Gefühle nicht so dramatisch, nicht so intensiv. Erklärt auch, warum es einigen von uns so ging, dass wir uns herzzerreißend einem Mann hingegeben hat, der uns am langen Arm hat verhungern lassen. In einem solchen Zustand sind Gefühle nonstop sehr extrem. Jederzeit könnten wir das Geschätzte wieder verlieren. Das ist KEINE stärkere Liebe. Das ist kontinuierliche Seelenfolter. Liebeskummer ist oft ein stärkeres Gefühl als die Liebe selbst, das heißt aber nicht, dass da, wo besonders viel Schmerz verursacht wird, die meiste Liebe ist. Das heißt lediglich, dass da jemand ist, der unserer Liebe nicht wert ist und uns nicht unseres Wertes entsprechend behandelt.
Wenn ich es richtig heraus gelesen habe, sind wir alle bei Männern, mit denen wir eine auf endlos angelegte Beziehung vorhatten. In dem Moment des Konstanten machte es BUMM: Reichen meine Gefühle dafür? Warum sind sie nicht (mehr) so extrem bemerkbar? Warum vermisse ich ihn nicht jeden Augenblick, wo er nicht da ist?? Weil das Geschätzte SICHER erscheint. Das hat nichts, aber überhaupt nichts mit weniger Liebe zu tun.
Es ist das Schöne, aber auch das Gefährliche an Langzeitbeziehungen. Leider sind wir Menschen so gepolt, dass wir immer haben wollen, was wir NICHT haben. Das, was uns sicher erscheint, erscheint wertloser als das, wofür wir immer und immer wieder kämpfen müssen. Ich denke das Wichtige ist deswegen, dass man sich immer wieder bewusst macht, dass dieser Mensch, der da mit einem durchs Leben geht und einen trotz der vielen Macken so nimmt und so liebt, wie man ist, keine Selbstverständlichkeit, sondern ein GESCHENK ist. Klar, im Alltag ist das manchmal schwer.... wenn man schon morgens mit Kopfschmerzen aufwacht, über die Schuhe vom Vorabend stolpert, die Autoschlüssel vergisst und übereilt zur Arbeit hechtet, ist es schwer sich daran zu erinnern, dass es eben NICHT selbstverständlich ist, dass man einen Abschiedskuss bekommt, dass jemand am Abend auf einen wartet und dass das eigene Leben doppelt wichtig wird. Das ist eben der Alltag. Aber man darf es trotz allem nicht vergessen.
Ich schreibe darüber so viel, weil mir das in den letzten Tagen so dermaßen bewusst geworden ist und ich denke, dass es vielleicht vielen anderen auch helfen könnte...
Vor einigen Tagen ging das bei mir ja mit der Kindergeschichte wieder los (wie immer mal wieder, in bestimmten Abständen) und auf einmal war es wie ein SCHLAG und mir wurde ganz realistisch bewusst, dass ich meinen Freund tatsächlich irgendwann verlieren könnte und NICHTS, rein überhaupt GAR NICHTS dagegen tun könnte. In dem Moment, wo das Sichere nur für Bruchteile von Sekunden und nur in meinem KOPF, nicht in der Realität für einen Moment WEG war, überkamen mich derartig intensive Gefühle, dass ich es in Worten kaum wiedergeben kann. Es hat mich buchstäblich innerlich ZERRISSEN, der Kloß in meinem Hals war so groß, dass ich kaum atmen konnte, ich hätte sofort losheulen und nicht mehr aufhören können und das, wo ich seit MONATEN nicht mehr geweint habe, schlicht und ergreifend, weil meine Gefühle nichtmal dafür reichten (krass formuliert).
Kaum fühlte ich mich sicherer, schlug das Monster wieder zu: Das ist wahrscheinlich nur Abhängigkeit, du machst dir was vor, du redest dir das nur ein... aber in diesem einen Moment, waren die Gefühle so ECHT, so INTENSIV, dass ich sofort und ohne jeden Zweifel wusste, dass ich meinen Freund über alles auf der Welt liebe und er der wichtigste Mensch für mich ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir schaffen das und feiern irgendwann alle zusammen Goldene Hochzeit
08.12.2011 11:49 •
#1411