Hallo alle zusammen!
Nach ein paar Wochen melde ich mich hier mal wieder. Habe hier ab und an gelesen was hier so geschrieben wurde und habe versucht auf mich zu schauen. Die Beziehung ist für uns alle hier mehr oder weniger zu so einem großen Thema geworden, das es alleine schon deshalb keine neutrale Bewertung ihr gegenüber geben kann. Alles andere in unserem Leben scheint in den Hintergrund zu geraten und läuft (mehr oder weniger) nebenher ab. Das führt soweit, dass wir auch auf den Nebenschauplätzen keine klaren Entscheidungen treffen können und oder wollen. Ich rede hier von wir meine aber im großen und ganzen mich selbst. Ich übernehme nicht genügend Verantwortung für mich selbst, wenn ich die Kontrolle abgebe und mich von den hier oft beschriebenen Zwangsgedanken in ein Loch ziehen lasse. Mein Therapeut meinte ich solle versuchen zu lernen mich zu akzeptieren wie ich bin. Ambivalent, unsicher, zweifelnd. Das wäre der erste Schritt mich weiterzuentwickeln. Dann müsse ich etwas tun meine Schuldgefühle und Verantwortung meiner Freundin gegenüber aufzulösen. Ich meine, wenn ich Verantwortung für die Gefühle und Leid meiner Freundin übernehme, dann behandle ich sie wie ein Kind. Umgekehrt übernehme ich selbst keine Verantwortung für MICH, indem ich mich mit den Gedanken und Gefühlen identifiziere, die ich NUN MAL habe. Anstatt es zu akzeptieren wie ich bin, verurteile ich mich selbst dafür. Ich sei schlecht weil ich meiner Freundin und der Beziehung gegenüber Zweifel habe, nicht weiß ob es die Richtige ist oder nicht (mal dahingestellt ob es sowas überhaupt gibt), ich meine Freundin abwerte, schlechtes Gewissen habe wenn ich andere Frauen anschaue und mich sozusagen für alles schuldig und verantwortlich fühle. Dabei ist sie erwachsen und für sich verantwortlich und genauso umgekehrt ich auch erwachsen, doch ich handle nicht dementsprechend. Mein Therapeut meinte es wäre wichtig mit ihr konrekt darüber zu reden, nicht nur, dass ich bindungsängstlich, depressiv und was weiß ich alles bin. Aufrichtigkeit fällt mir da wohl schwer. Das ist der Preis dafür, dass ich nicht verantwortlich für mich gehandelt habe und dachte es würde schon irgendwie funktionieren und sich regeln. Dabei hatte ich schon relativ früh nach etwa 4-6 Wochen angefangen diese Zweifel und Ängste zu haben. Jetzt geht es darum, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, d.h. aus der Depression, die ich nun mal habe mit einigen Baustellen und großen Schwierigkeiten (durch diverse Ängste bedingt?!) mein Leben zu bewältigen, nicht nur zu vegetieren und zu überleben, sondern Entscheidungen FÜR MICH zu treffen. Diese haben erstmal nicht soviel mit der Beziehung zu tun, denn - um zurück zum Anfang zu kommen - ist die Beziehung nicht unser ganzes Leben, egal wieviel wir leiden ist es doch eigentlich nicht die Beziehung, die uns das Leben zur Hölle macht und sonst alles gut ist oder wäre, wenn wir nicht in dieser Beziehung wären. Sie macht Wunden, deren Ursprung in unserer Vergangenheit liegen sichtbar. Sie lässt uns was die Symptome angeht, die wir alle hier zu Hauf immer wieder und wieder, mal stärker mal weniger stark, in verschieden Intervallen erleben, spüren das wir Wunden haben, die nicht heilen konnten. Das gute ist (oder?!). dass ich überzeugt davon bin, dass dieses Leid und Schmerzen immer und immer wieder kommen werden, wenn wir uns unseren Ängsten nicht stellen, davon laufen, die Beziehung beenden oder was auch immer. Die Frage ist eher und das merke ich auch in der Therapie: Wie lerne ich diese Wunden zu heilen/ heilen zu lassen? In schlimmen Situationen fühlen wir nichts mehr, wir sehen tiefschwarz, flippen aus, reagieren über... all das ist ein Verhalten, das uns nicht weiterbringt, eher noch weiter runterzieht. Wir müssen lernen uns von diesem Verhalten zu lösen und Strategien zu entwickeln, um die Kontrolle und die Verantwortung für uns nicht dem Herrgott abzugeben, sondern uns selbst ein guter Freund zu sein und für uns zu sorgen. Ich bin an einem Punkt, an dem ich mich binnen kürzester Zeit so schlecht und wertlos fühlen kann, weil ich den Kontakt zu mir verliere, mich ganz verliere und ich mich verhalte wie ein kleiner Junge, der ganz alleine und hilfslos ist. In der Theorie ist uns so viel klar, jedoch in den jeweiligen Situationen verhalten wir uns so wie Kinder und übernehmen keine Verantwortung und lassen unsere Ängste und unsere veralteten kindlichen Verhaltensweisen freien Lauf. Ich habe morgen nach etwa 40 Bewerbungen die letzten 2 Monate mein erstes Vorstellungsgespräch bei einem ziemlich bekannten Unternehmen. Bisher habe ich mich nicht darauf vorbereitet, nur in meinem Kopf schwirren diverse Gedanken umher. Ich laufe weg vor der Verantwortung und überlege zweifelnd wie ich bin nicht dahin zu gehen: Warum haben die mich eingeladen, ich habe keine Erfahrungen auf dem Gebiet. Die nehmen mich eh nicht und es nicht mein Traumjob. Hemd und Lackschuhe, wird man mir die Unsicherheit anmerken und meine Unfähigkeit aufdecken? Oder kann ich mit meiner Lässigkeit punkten? Aber was habe ich fachlich zu bieten? Ein Gedanke nach dem anderen der Unbehagen und Bauchschmerzen verursacht. Drücke mich vor Verantwortung und habe Angst (zu versagen?) Jetzt rücken die alltäglichen Probleme mit meiner Beziehung in den Hintergrund, vorerst. Deshalb auch Respekt vor denjenigen hier, die trotz der Zwangsgedanken und Probleme und Defizite es schaffen ein unter den Umständen normales Leben zu führen mit Job, Familie und Freunden. Ach jammern und meckern bringt einen Dreck, das ist mir bewusst, die Alternative ist es zu versuchen und sich zu stellen. Nicht wegzulaufen und trotz den Zweifeln und Ängsten die Chance wahrzunehmen. Und genau das werde ich versuchen, danach kann eine Entscheidung getroffen werden, nicht schon vorher um sich zu schützen.
09.06.2015 18:00 •
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