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natürlich

Understanding Love - Liebe verstehen

Eine der häufigsten Fragen, die sich RoCD-Betroffene sich und anderen stellen ist: Liebe ich meinen Partner wirklich? oder Ist es tatsächlich Liebe?
Um diese Frage zu beantworten müssen wir erstmal verstehen was Liebe ist und was nicht.
Mit diesem Hintergrundwissen sind wir besser dazu gewappnet solche Fragen und Andere zu beantworten, die uns während einer schlimmen Phase so quälen.
Als ich erstes muß ich klarstellen, das ich kein Liebesexperte bin. Liebe kann viele Facetten haben und bedeutet für jeden Menschen etwas anderes.
Was ich aber weiß ist, wie sehr uns eine Veränderung auf die Sicht der Liebe tun, wenn wir uns auf den Weg der Genesung von RoCD begeben. Ich hoffe das ich mit diesem Kapitel dazu beitragen kann.
Wenn es eine positive Sache an Rocd gibt, dann die das es mir geholfen hat einen wesentlich gesünderen und realistischen Blickwinkel darauf zu bekommen, was Liebe ist und was nicht. Durch meine Erfahrung mit Rocd wurde mir klar das ich mich oft an sehr unrealistische Ideale geklammert habe.

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Angst den Partner nicht mehr zu lieben

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Unser Gehirn will dieses Dilemma lösen - ist es Liebe, ist es keine . Es denkt das das Problem gelöst ist, sobald die Angst und die Unsicherheit darüber verschwunden ist. Aber leider funktioniert es nicht auf diese Weise. Tatsächlich funktioniert es in die andere Richtung. Wir müssen zuerst unser Angst-Problem lösen um in der Lage zu sein wieder Liebe zu fühlen. In ständiger Angst/Beklemmung zu leben lässt uns emotional taub werden und natürlich sehr erschöpft. Sei also nicht überrascht, wenn es in einer Phase sehr schwer ist, etwas zu fühlen. Ok, fangen wir an. Schauen wir uns unsere Erwartungen in Bezug auf unsere Beziehung an.

Building Expactations. :
Wenn wir uns wünschen uns immer gleich zu fühlen, wenn wir mit unserem Partner zusammen sind, dann haben wir falsche Erwartungen. Wenn wir erwarten zu jeder Zeit Liebe zu fühlen wird das nicht funktionieren.
Wenn wir die gleichen Gefühle der Verliebtheit erwarten, die wir zu Beginn der Beziehung hatten, und glauben das diese starken Gefühle die ganze Zeit da sein müssen, auch im Verkauf der Beziehung - so wird das nicht geschehen
Die Wahrheit ist, das wir nicht die Macht und Kontrolle darüber haben in welcher Art wir fühlen wollen, in jedem einzelnen Augenblick. Die einzige Macht oder Kontrolle die wir haben ist, uns in eine Situation zu bringen in der sich das gewünschte Gefühl auf natürlich Weise oder mit der Zeit einstellt (Anmerkung von mir: wenn wir uns vom Partner distanzieren, und meinen dann wieder Nähe zu Ihm zu empfinden... wäre das doch echt verrückt oder ?). ....
Verwirrend ? Lass mich das erklären, Du hast RoCD, Du hattest intensive Gefühle für Deinen Partner am Anfang der Beziehung, Du fühlst diese intensiven Gefühle nun nicht mehr. Das macht dich verrückt. Du überprüftst ständig ob diese Gefühle zurückkommen. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, das dieses Suchen das Gefühl nicht zurückbringt. Stattdessen verschlimmert es die Angst. Man muß geduldig sein, versuchen das Problem mit einer Mischung aus Medikamentöser Behandlung, Selbsthilfeübungen, Therapie, und mit der bewußten Entscheidung für den Partner - auch während der Phase - in den Griff zu bekommen.
Vermehrt werden unrealistische Erwartungen gebildet, wenn wir unsere Beziehung mit Der perfekten Beziehung vergleichen, oder mit der anderer Leute. Was meine ich mit VERGLEICHEN: Ich meine damit, das wir unsere Beziehungsaspekte mit denen anderer Beziehungen vergleichen. Manchmal suchen wir nach Hinweisen, Anhaltspunkten, daß unsere Beziehung eine Gute ist und sie dem Standard entspricht. Selbstverständlich bedeutet dieser Standard für einen ROCD-Betroffenen, das die Beziehung Perfekt ist.

Das was uns z.B. in Filmen weiß gemacht wird, verstärkt diese Sicht auf die perfekte Beziehung. Es gibt wenig Raum für menschliche Fehlbarkeit. Die Film-u.Romanbeziehung wird problematisch für uns, wenn wir folgende Dinge nicht richtig wahrnehmen:

Jede Beziehung ist anders
wenn wir andere betrachten, sehen wir nur die Spitze des Eisbergs, wir wissen nicht was hinter verschlossenen Türen passiert.
Gute und starke Beziehungen bilden sich über die Zeit und erfordern Mühe beider Partner
Die Fähigkeit unseren Partner zu lieben, hängt nicht davon ab was wir in jedem einzelnen Moment fühlen.
Verliebt, vernarrt zu sein - das ist nicht das gleiche wie eine erwachsene Liebe.

So, heute Abend gehts weiter. Muss jetzt Sohnemann holen.

sehr schön, danke vielmals landi

DANKE! Für den Beitrag!
Das tut so gut!

Vielen Dank Landi.

Ich bin ja noch sehr jung, erst 25 Jahre alt und erst seit 6 Monaten mit meinem Partner zusammen und wollte mal fragen, ob Ihr das auch kennt, dass wenn Ihr an das Zusammenziehen, Kinder kriegen oder an die Heirat denkt, auch totale Angst bekommt und gar nicht wisst ob Ihr das wollt weil es ja schief gehen könnte, weil er ja vll. nicht der Richtige ist?

Auch von mir Danke an landi. Hoffe noch mehr zu hören ich persönlich gehe am Freitag noch einmal zu meiner Therapeutin.
Bei mir ist es ein auf und ab. Im Einen Moment bin ich total heiter und im nächsten Zweifel ich total. Es fängt schon an normal zu werden anstatt mir die riesige angst zu machen so sehr beunruhigt es mich irgendwie.

Servus zusammen!


Zitat von Nicky89:
Ich bin ja noch sehr jung, erst 25 Jahre alt und erst seit 6 Monaten mit meinem Partner zusammen und wollte mal fragen, ob Ihr das auch kennt, dass wenn Ihr an das Zusammenziehen, Kinder kriegen oder an die Heirat denkt, auch totale Angst bekommt und gar nicht wisst ob Ihr das wollt weil es ja schief gehen könnte, weil er ja vll. nicht der Richtige ist?


Ist bzw war bei mir genau so, weil die Stimme im Kopf dann wieder sagt in Wahrheit liebst du deinen Freund/Freundin nicht und mit gemeinsamen Planungen würde man sich ja an einen Partner binden, den man eigentlich ja garnicht liebt bla bla bla
In den schlimmen Phasen hab ich mich nur von Tag zu Tag gearbeitet und versucht zu überleben.


Zu meiner Situation: Die Tage wo ich ans Bett gefesselt war und nichts machen konnte sind vorbei, die Gedanken sind in dieser extrem zerstörerischen Form nicht mehr vorhanden, aber ich denke immer noch ich will in Wahrheit keine feste Beziehung und mich erst mal ausleben, aber gleichzeitig ziehen mich diese Gedanken runter, weshalb ich versuche denen keine große Bedeutung beizumessen. Bin mittlerweile in Therapie und meine Therapeutin denkt auch, dass meine Freundin nicht das eigentliche Problem ist. Ich werde mir im Moment meiner Probleme bewusst, z.B. dass ich nicht mal weiß was Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl überhaupt ist, außerdem hab ich meine Unsicherheit nach außen hin immer überspielt und weiß nicht mal wer ich überhaupt bin, welche Bedürfnisse ich habe etc ... liegt wohl daran dass ich als Kind nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen habe, aber das war mir bisher nie bewusst gewesen, hatte ich alles verdrängt!
Und ich denke genau da muss ich auch ansetzen, wenn ich zu mir selbst finde und es mir besser geht und ich es irgendwie mal schaffe ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen lösen sich viele Probleme in Rauch auf. Klar könnte ich mich auch zur nächst besten durchhangeln und durch die anfängliche Verliebtheit von meinen eigenen Problemen ablenken, aber dazu ist sie mir viel zu wichtig.
Ich denke insgesamt hat die ganze Misere den Grund, dass dieses alles (positiv) überschattende Verliebtheitsgefühl vom Anfang der Beziehung weg war und ich so wieder auf dem harten Boden der Realität angekommen bin und ich insgeheim davon ausgegangen bin, dass das für immer so bleibt, aber man kann halt nicht erwarten, dass ein toller Partner ins Leben tritt und sich alle Probleme erledigen.

@Nicky89

Das Problem mit der zukunftsplanung kenne ich zugut.





Die letzten Tage war alles super, keine Gedanken und ich hab wieder die liebe gespürt die ich für ihn empfinde. Dann gestern abend sah ich im fernsehen, wie ein Mann mit seiner Freundin Schluss gemacht hat und danach hatte ich panische angst, dass mein Freund auch Schluss macht (Schwachsinn ich weiß). Seit die Angst wieder verflogen ist hab Ich wieder mal Gefühlskälte.

Meint ihr das kann mit einer Arzt Selbstschutz zusammenhängen ?

Bitte gerne. Weiter gehts.

How we let Hollywood take away our responsibility for love:

Ich bin mir nicht sicher, ob es noch schädlichere Vorurteile über die Liebe gibt als die Sätze: sich entlieben und den Richtigen finden. Diese zwei Sätze sind gerade im Rocd-Kontext zerstörerisch. Ich bin überzeugt davon, das sogar viele gute normale Beziehungen aufgrund dieser Sätze in die Brüche gehen.
Der erste Satz sich entlieben entbindet uns komplett von unserer Verantwortung in der Beziehung. Es ist halt einfach passiert (das die Liebe verschwunden ist), wir haben uns auseinander gelebt sind die bevorzugten Rechtfertigungen für unsere Selbstsucht in der Beziehung. Eine ehrlichere Erklärung wäre gewesen : Ich war zu beschäftigt mit xyz um mich um die Beziehung zu kümmern

Der zweite Satz: den Richtigen finden, nimmt uns auch aus der Verantwortung, nämlich der Richtige zu werden, durch harte Arbeit ans uns selbst. Darüber hinaus wird häufiger als man denkt etwas erwartet, was wir uns wünschen, ohne das wir unseren Teil dazu beitragen (mach mich glücklich, wenn du das nicht dauerhaft schaffst wirst du wohl nicht der Richtige sein)

Das Interessante ist, wir tendieren dazu zu vergessen, daß Hollywood über das 1% schreibt und nicht über die 99% Realen Lebens. Ein guter romantischer Film basiert ja immer auf einer glücklichen zufälligen Fügung, und nicht auf normalen Aspekten......
Ich werde noch näher auf diese beiden Vorurteile eingehen im Rocd-Kontext

Hat jemand nochmal den Link zu der Ursprungsseite?

Kennt Ihr auch diese Angst, dass diese Gedanken niemals verschwinden werden und wir immer damit leben müssen?

Müssen wir meiner Meinung nach auch

Das würde ich so nicht sagen.
Ich denke für den Moment muss man die Gedanken akzeptieren, das heißt aber nicht dass sie uns unser Leben lang begleiten.
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Ich habe richtige angst davor.
Obwohl wir alle wissen, es liegt einzig und alleine an uns es zu verändern bzw. daran zu arbeiten.

Meinst sie lösen sich in Luft auf Jake? oder wie ist da Deine Theorie? Erzähl mal

In Luft auflösen tun sie sich mit Sicherheit nicht, aber wie Nicky grade schon sagte, man muss eben an sich arbeiten und gucken wo die Gründe dafür liegen könnten. Sie sind vielleicht bei jedem woanders vergraben, aber wenn man sich selbst besser kennen lernt, Schwächen erkennt und an diesen arbeitet kann man sich verändern und so eine komplett neue Sicht auf die Dinge bekommen. Andere Leute sind ja schließlich auch glücklich.
Ich glaube jedenfalls nicht daran, dass man von jetzt an jeden Tag seines Lebens diese Gedanken ertragen muss und die einzige Möglichkeit ist sie einfach zu ignorieren und an sich vorbei ziehen lassen kann.

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Dr. Reinhard Pichler
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