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Hey liebe Community,
folgender Text wird etwas länger, da ich ihn leider nicht kürzer zusammenfassen kann – sorry dafür.
Ich war bis zum 30.01.2025 für zehn Wochen in einer psychiatrischen Klinik. Während dieser Zeit wurde mir bewusst, wie sehr mich auch mein aktueller Arbeitsplatz belastet. Ich arbeite in einem Reha-Zentrum für Suchterkrankungen und musste dort mehrfach moralisch und ethisch kritische Kommentare über mich ergehen lassen sowie Mobbing erleben. Zudem habe ich selbst mit einer Suchtthematik zu tun.
Meine bisherige Überlegung war, aus gesundheitlichen Gründen zu kündigen. Wenn ein Arzt dies attestiert, könnte ich so auch die Sperrfrist beim Arbeitsamt umgehen. In der Klinik selbst werden solche Bescheinigungen jedoch nicht ausgestellt – das muss ein niedergelassener Haus- oder Facharzt übernehmen. Dieses Vorgehen habe ich bereits mit der Sozialberatung vor Ort besprochen.
Nun habe ich die Klinik mit den Diagnosen rezidivierende Depression – gegenwärtig schwere Episode, PTBS und Verhaltensstörung mit Alk. verlassen. Im vorläufigen Entlassungsbericht steht, dass diese Diagnosen akut durch Konflikte am Arbeitsplatz verstärkt wurden. Gleichzeitig wird darin erwähnt, dass ich mit einer verbesserten Stimmungslage entlassen wurde – was an sich auch zutrifft.
Am 31.01. habe ich meine Hausärztin aufgesucht, um meine Situation zu besprechen und mich krankschreiben zu lassen. Leider musste ich zu einer neuen Ärztin innerhalb der Praxis gehen, da meine bisherige Hausärztin nicht mehr dort arbeitet. Diese neue Ärztin wollte mir jedoch keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen, da ich laut Entlassungsbericht mit verbesserter Stimmungslage die Klinik verlassen habe – für sie bedeutet das, dass ich wieder voll arbeitsfähig bin.
Doch das ist definitiv nicht der Fall. Selbst wenn ich wollte, wäre es mir absolut nicht möglich, an diesen Arbeitsplatz zurückzukehren! Ich bin bereit, mir eine neue Arbeitsstelle zu suchen, aber zunächst muss ich wieder in meinem Alltag zurechtkommen. Zum ersten Mal in meinem Leben wurden diese Diagnosen bei mir gestellt, und ich bin absolut am Limit meiner Kräfte. Ein Krankenhausaufenthalt ist keine Kur, sondern intensive und anstrengende Arbeit.
Auch meine Überlegung, aus gesundheitlichen Gründen zu kündigen, blockte die Ärztin sofort ab. Da ich vor Ort einen Heulkrampf bekam und meine Not äußerte, nicht arbeitsfähig zu sein, schrieb sie mich lediglich für fünf Tage krank.
Ich habe anschließend noch einmal mit der Klinik telefoniert, um zu fragen, ob sie den Entlassungsbericht hinsichtlich meines kritischen Arbeitsverhältnisses umformulieren würden – leider ohne Erfolg.
Nun überlege ich, wie ich mit der Situation umgehe. Vermutlich werde ich meinen Arbeitgeber kontaktieren und nach einem Aufhebungsvertrag mit vorzeitiger Entlassung fragen. Idealerweise bräuchte ich jetzt eine dreiwöchige Krankschreibung, um mit meinem Resturlaub die Kündigungsfrist von vier Wochen zu überbrücken.
Was definitiv feststeht: Diese Ärztin wird nicht meine zukünftige Hausärztin sein, und ich werde langfristig wechseln. Außerdem möchte ich mir einen Psychiater als Facharzt zur Begleitung suchen – leider habe ich bisher noch keinen Termin bekommen.
Mich würde interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder sonstige Ideen zu meiner Situation hat. Bitte bleibt fair und konstruktiv! Und danke für jede/jeden, die/der bis hierher gelesen hat!

Heute 16:21 • 03.02.2025 #1


7 Antworten ↓


Zitat von HanniTats:
Diese neue Ärztin wollte mir jedoch keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen, da ich laut Entlassungsbericht mit verbesserter Stimmungslage die Klinik verlassen habe




Zitat von HanniTats:
und nach einem Aufhebungsvertrag mit vorzeitiger Entlassung fragen

Auf gar keinen Fall.

Wenn Du keinen wichtigen Grund vorweisen kannst, was Du hier ja schreibst, die Ärztin zieht ja wohl nicht mit; kannst Du auch eine 12 wöchige Sperrfrist bekommen.

Ich würde Dir dringend raten, einen Anwalt aufzusuchen, der findet Möglichkeiten

Du schreibst ja selber, dass Du Dich nicht fit fühlst! Du täuscht ja nichts vor.

Vielleicht solltest Du noch einen neuen Arzt aufsuchen, der verständnisvoller ist.

A


Kündigung aus gesundheitlichen Gründen - verzweifelt

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Hey Luce1, danke für deinen Beitrag!

Ich kann absolut verstehen was du meinst und ja, ich würde ich mit einem Aufhebungsvertrag eine Sperrung bekommen.
Ich merke aber gerade, dass ich echt kaum Kraft habe dagegen anzugehen. Ich wusste nicht, dass für sich selbst einstehen so anstrengend ist

Ich werde diese Woche nochmal nach einem anderen Arzt mich umschauen und hoffentlich zeitnah einen Termin bekommen. Vielleicht bekomme ich dort mehr Verständnis zur Situation

@HanniTats

Das Problem ist einerseits die momentan fehlende Krankschreibung und eine unkooperative/unerfahrene Hausärztin.

Eventuell hast Du ja momentan auch Rückenschmerzen oder andere körperliche Probleme, sodass Dich ein Orthopäde oder anderer Arzt nach den 5 Tagen weiter krankschreibt...

Andererseits ist ein Problem, dass sowohl die neue Hausärztin als auch ein neuer Psychiater Dich halt nicht kennen. Sie werden daher dementsprechend vorsichtig beim Ausstellen irgendwelcher Bescheinigungen sein.

Meine einzige Idee wäre hier, Hausärzte und Psychiater so lange abzuklappern, bis Du eine(n) findest, der Dir hilft.

Bei mir hat es vor vielen Jahren meine seinerzeitige Psychiaterin gemacht, die kannte mich aber auch schon einige Zeit. Beim Arbeitsamt war es dann alles überhaupt kein Problem.

Zitat von HanniTats:
Idealerweise bräuchte ich jetzt eine dreiwöchige Krankschreibung, um mit meinem Resturlaub die Kündigungsfrist von vier Wochen zu überbrücken.

Das nützt Dir aber hinsichtlich Sperrfrist beim Arbeitsamt nichts. Jedenfalls nicht, wenn du nicht direkt einen neuen Job für den Anschluss hast.

Mein Rat wäre: sieh erstmal zu, dass Du wieder hinreichend gesund und belastbar wirst, bevor Du das mit dem neuen Job angehst.

Ist momentan halt echt eine doofe Konstellation bei Dir.

@weyoun danke für deine Antwort!

Ja, kann ich absolut nachvollziehen. Aus Sicht des Arztes ist es auch schwierig zu beurteilen, wenn man sich nicht kennt.
Mir ist noch eingefallen, dass meine ehemalige Hausärtzin (mit der ich mich sehr gut verstanden habe) fragen könnte. Die arbeitet zwar nicht mehr als Hausärtzin und rechnet nur mit Selbstzahler ab, aber einen Versuch ist es wert.

Danke

Hallo,

Du kannst auch einen Termin bei der Agentur für Arbeit machen und Deine Situation erklären und deutlich machen, dass Dich diese Arbeit krank macht. Wenn du Glück hast, hat man Verständnis und du bekommst keine Sperrzeit. Lass Dir das aber unbedingt schriftlich geben (siehe Anhang).

@mkaufmann danke für den Tipp!
Werde das in jedem Fall probieren

Guten Abend,
nur keine Panik, wenn das auch sehr schwer ist in Deiner Situation.

Also vor Ablauf der Krankmeldung wieder zur Ärztin, falls es in der Praxis noch eine/n andere/n Arzt/in gibt - zu jemandem anderen, wenn nicht, nochmals dieser Ärztin schildern, dass Du Dich nicht arbeitsfähig fühlst, sondern Panik bekommst und nicht mehr schlafen kannst alleine bei dem Gedanken. Bitte um eine Überweisung zu einem Facharzt.

Lass Dich nicht entmutigen. Die Idee Deine ehemalige Hausärztin aufzusuchen, ist super. Vielleicht kann sie Dir ein Attest schreiben oder die jetzige Ärztin telefonisch für Dich kontaktieren und ihr deine Glaubhaftigkeit attestieren.

Sollte das nicht fruchten, suche einen anderen Arzt auf, wie @weyoun es beschrieben hat.

Beim Arbeitsamt auf jemanden Verständnisvollen zu treffen, ist eher schwierig. Denen sind leider auch die Hände gebunden. (Meine Tochter hat da mal gearbeitet. Hat sie eher krank gemacht.)
Kündige bitte auf gar keinen Fall selbst. Da kannst Du nur verlieren.

Parallel schau Dich schon mal nach einer neuen Stelle um, vielleicht lenkt Dich das ein wenig ab.

Wünsche Dir viel Kraft, kein leichter Weg!




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