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Zitat von oli3000:
Es gibt ohne gute Therapie keine Lösung durch Tabletten. Wer Tabletten braucht, um die Arbeit zu schaffen, hat ein ernstes Problem. Noch viel weniger wird hier erwähnt, wie schwer es überhaupt geworden ist, einen passenden Therapieplatz und eine Neurologin/Neurologen zu finden, die dann eben auch ...

Man kann es aber wenigstens versuchen. Viele lehnen es von vornherein ab, ein Medikament zu nehmen.
Ich nehme seit fast 25 Jahren ein schlafanstoßendes Antidepressivum und nur das allein und bei Bedarf zusätzlich Schlaftabletten haben es mir ermöglicht, meine Arbeit so lange zu machen. Die ganzen Therapien und ein 8-wöchiger Rehaaufenthalt brachten da überhaupt nichts.

Ich persönlich gelte als offiziell medikamentös austherapiert, weil ich schon so gut wie alle möglichen Medikamente durch habe. Ich nehme jetzt seit gut 20 Jahren Psychopharmaka und mein Arzt möchte (neben dem aktuellen Medikament) nichts weiter ausprobieren, da ich auch teilweise mit schweren Nebenwirkungen zu tun hatte.

Ich mache nebenher seit Jahrzehnten Therapie. Und dennoch bin ich in einem so tiefen Loch, wie ich es schon lange nicht mehr war.

Man kann bemüht sein und alle Therapieangebote annehmen und alle Pillen schlucken und dennoch hilft es einem nicht.
So leicht ist es leider nicht immer.

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Habe kaum Einkommen durch die Krankheit

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Zitat von Becky2024:
Ich persönlich gelte als offiziell medikamentös austherapiert, weil ich schon so gut wie alle möglichen Medikamente durch habe. Ich nehme jetzt seit gut 20 Jahren Psychopharmaka und mein Arzt möchte (neben dem aktuellen Medikament) nichts weiter ausprobieren, da ich auch teilweise mit schweren Nebenwirkungen zu ...

Nur oberflächliche Angststörungen sind behandelbar, tief verankerte nicht. Das sind die Erkenntnisse der Hirnforschung. Besser als Medikamente und Therapie ist ein positives, stabiles, soziales Umfeld ohne Überforderungen. Je reaktiver die Störung ist, desto besser wirken positive äußere Umstände auf jemanden mit Angststörung. Mit konsequenten Beruhigungsübungen über Jahre kann man auch eine Besserung erreichen, aber ich kenne niemanden, der das durchführt. Nicht einmal Rückenpatienten mit schlimmen Schmerzen schaffen es in der Regel, diszipliniert und konsequent über Jahre die erlernten Rückenübungen durchzuführen, die ihnen eine entscheidende Besserung brächten.

Video besonders interessant ab 38:30


Zitat von Reconquista:
Besser als Medikamente und Therapie ist ein positives, stabiles, soziales Umfeld ohne Überforderungen.

Ich habe leider gar kein soziales Umfeld und die Kontakte, die ich zu meiner Familie habe, sind stressbehaftet und belastend. Deshalb halte ich sie so gering wie möglich.

Ich weiß, dass es mir mit stabilem sozialen Umfeld besser gehen würde. Aber leider kann man das nicht einfach so herzaubern. Und gerade in ner schweren Angststörung, wenn man das Haus nicht mehr verlässt, lernt man auch keine neuen Leute kennen.
Ein Teufelskreis.

Das Video kann ich mir leider momentan nicht angucken, weil mir die kognitive Kapazität für solchen Content gerade fehlt.

Ich habe bis jetzt noch keine Beruhigungsübung gefunden, die mich in der Angst auch tatsächlich beruhigt. Meditation etc löst bei mir eher das Gegenteil aus.

Zitat von Becky2024:
Ich habe leider gar kein soziales Umfeld und die Kontakte, die ich zu meiner Familie habe, sind stressbehaftet und belastend. Deshalb halte ich sie so gering wie möglich. Ich weiß, dass es mir mit stabilem sozialen Umfeld besser gehen würde. Aber leider kann man das nicht einfach so herzaubern. Und gerade in ner ...

Dann bist du am sogenannten „Nullpunkt“. Du beschreibst es ja sehr gut. Herzaubern kann man nichts. Aber du kannst dein Lebensschiff ab jetzt in eine für Dich bessere Richtung steuern. Eher weg von der genetischen Familie, die Dir nicht guttut, und hin zu neuen Ufern. Rückzug ist keine gute Sache und den solltest Du Dir als Lebensweise verbieten. Du musst unter die Menschen gehen, egal wo. Gruppentherapie, Kirche, Hobbykreise, egal. Menschen. Du wirst unweigerlich die Erfahrung machen, dass menschliches Miteinander wunderbar ist. Dafür musst Du etwas tun, denn es besteht aus Interaktionen, landläufig als „Geben und Nehmen“ bezeichnet, was die Sache aber nicht wirklich trifft. Och würde es Begegnung nennen. Da du medikamentös „austherapiert“ bist, hast Du nichts zu verlieren und kannst nun neues ausprobieren, das bis jetzt nicht gewagt oder für dich als Möglichkeit gesehen hast.

@Reconquista ich stehe aktuell auf der Warteliste für die Klinik. Da lege ich meine ganze Hoffnung rein.
An rausgehen und Aktivitäten wahrnehmen ist aktuell überhaupt nicht zu denken. Selbst meine notwendigen Arzttermine oder Einkaufen schaffe ich oft nicht.
Daher habe ich große Hoffnung in die Klinik gesetzt.

Zitat von Islandfan:
Ich habe nie gelernt zu sparen und mit 500 Euro käme ich maximal 2 Wochen hin ( ohne Miete und Fixkosten).

Für mich ist es ein Unterschied, ob ich sparsam lebe oder ob ich jeden Pfennig umdrehen muss und mir Dinge, die mir wichtig sind, nicht leisten kann. Sparsam leben, heißt für mich, ich setze Prioritäten. Ich verzichte z. B. auf ein Auto, Kleidung kaufe ich fast nur gebraucht in einem Oxfam-Laden in der Nähe meiner Arbeitsstelle. Ich verzichte aber nicht auf einen Urlaub, den ich oft in einer preiswerten FW am Bodensee verbringe. Ich verzichte auch nicht auf Café-Besuche mit und ohne Freundinnen, wenn ich das Gefühl habe, mir damit etwas Gutes zu tun.
Manchmal ist es auch Glück, das einem hilft, gut mit seinem Geld auszukommen. Ich hatte das Glück, 2006 eine preiswerte kleine Wohnung zu finden. Dadurch komme ich mit einer Teilzeitstelle (75 Prozent) gut zurecht und konnte auch Geld zurücklegen bzw. in meine Altersvorsorge investieren.
Beruflich bin ich das, was man einen underachiever nennt, d. h. ich bin intellektuell unter meinen Möglichkeiten geblieben. In diesem Jahr gehe ich mit 66 Jahren in Rente. Wenn ich nur die staatliche Rente hätte, müsste ich wahrscheinlich Grundsicherung beantragen. Zum Glück konnte ich meine Altersvorsorge auf breitere Füsse stellen. Von Grundsicherung oder Bürgergeld leben zu müssen, ist schon hart. Da muss man tatsächlich jeden Pfennig umdrehen.

@Schlaflose Ich habe alles genommen, um irgendwie zu funktionieren. In der Klinik Leute getroffen, die de facto eine Handvoll Tabletten geschluckt haben. Meine Leber war selbst bei reduziertem Verbrauch jahrelang extrem schlecht. Ein Entscheidung, etwas einzunehmen, sollte niemals unter Druck geschehen. Es ist immer eine Entscheidung, die vertrauensvoll mit den Ärztinnen erfolgen sollte! Dieses manche wollen doch gar nicht ist das, was mal gerne behauptet wird und es ist nicht Deine Entscheidung, ob jemand zu Tabletten greift oder nicht.

Zitat von Schlaflose:
Viele lehnen es von vornherein ab, ein Medikament zu nehmen.


Und das ist ihr gutes Recht. Bevor man etwas nimmt informiert man sich ja auch zuerst.
Und wenn man von einem Medikament oder überhaupt von Medikamenten nicht überzeugt ist, dann lässt man es eben.
Man darf sich das erlauben solange man mit seiner Erkrankung klar kommt.
Wenn es halt gar nicht mehr geht, dann ist das einnehmen von Medikamenten eher aus Verzweiflung.

Ich hätte gerne auch auf Mirtazapin verzichtet wenn es ohne gegangen wäre aber am Ende hat die Angst komplett die Kontrolle übernommen und ich habe mich darauf eingelassen.

@nattidis also bei meinen Eltern ist es so:
Vater EU Rente, weil nicht ausreicht noch zusätzlich Grundsicherung. Mama bekommt extra ihr Bürgergeld. Bis auch ihre EU Rente geregelt ist. Wenn sie EU Rente bekommt wird sie auch noch zusätzlich Geundsicherung haben müssen. Weil es nicht reicht. Vielleicht helfen die Infos etwas.

@Triangel ist dein Vater befristet oder unbefristet berentet?

@Becky2024 er hat jetzt die Regelrente erreicht. Wird aber trotzdem Grundsicherung dazu haben müssen.

@Triangel verstehe. Ich frage deshalb, weil Aufstockung bei befristeter Rente meines Wissens nach über das Jobcenter läuft und Grundsicherung erst dann aufstockt, wenn die Rente entfristet wurde.

Ich nehme Tabletten ohne sie würde bei mir nichts gehen. Gerade zum Schlafen. Aber ich schau genau was ich nehme und ich würde auch nicht 3 bis 4 verschiedene Medikamente nehmen. Es gibt Grenzen.

Zitat von ThE-Joker:
Man darf sich das erlauben solange man mit seiner Erkrankung klar kommt.

Sicher, aber wenn man nicht mehr arbeitsfähig ist, kommt man mit seiner Erkrankung definitiv nicht klar und dann sollte spätestens der Zeitpunkt sein, wo man Medikamente ausprobieren sollte. Bei mir war das der einzige Grund, warum ich es tat und ich war total verzweifelt, weil ich Angst hatte meine Existenz zu verlieren.

Zitat von Süßmilch:
Ein Bekannter von mir ist zB seit einigen Jahren krank geschrieben, weil es ihm psychisch lange schlecht ging und in Therapie ist. Er sagt zwar immer, dass er nicht arbeiten kann, aber komischerweise schafft er es, Ausflüge zum Spazieren irgendwo hin zu machen oder auch ganz normal einkaufen zu gehen. Und mittlerweile hat er sogar selbst zugegeben, dass es sich aus seiner Sicht nicht lohnen würde in seinem alten Beruf arbeiten zu gehen, weil er dort ungefähr genau so viel bekommen würde wie mit Bürgergeld - und das sagt ja schon alles!

Eine alleinstehende Person steht sich mit Bürgergeld in der Regel schlechter als mit dem eigenen Verdienst, wenn er/sie 100 Prozent arbeitet. Anders könnte es bei einer Familie aussehen, die in einem Ballungsraum mit hohen Mieten wohnt und bei der nur einer in der Familie als Geringverdiener arbeitet.
Ich habe das Glück, eine günstige Miete für 47 qm zu zahlen. Ich arbeite 75 Prozent in der Verwaltung und verdiene keine Reichtümer. Trotzdem würde ich mit 50 Prozent immer noch besser dastehen als mit Bürgergeld. Und wenn meine Miete viel höher wäre? Nun, das Amt übernimmt die Miete nur in einer bestimmten Höhe. Und auch ohne Bürgergeld könnte ich Wohngeld beantragen.
Ich kenne die Debatten, die hier geführt werden, gut und bin auch selbst nicht immer frei von Neid auf die, denen es vermeintlich besser geht oder die es sich vermeintlich einfacher machen.
Mir war irgendwann klar, dass mir 100 Prozent zu viel sind, egal welche Arbeit ich mache. So habe ich beschlossen, mein Leben so einzurichten, dass ich weniger arbeite und auch mit weniger Verdienst klarkommen muss. Das hat geklappt und mir das Gefühl gegeben, dass ich mein Leben weiterhin selbst gestalte und nicht von anderen abhängig bin. Und wenn es mir so schlecht gegangen wäre, dass ich hätte gar nicht arbeiten können? Dann wäre das eben so gewesen und ich hätte damit klarkommen müssen.

@Momo59 Es wird oft der Eindruck erweckt, als ob Menschen sich direkt hinstellen und zwischen Arbeit und Bürgergeld überlegen und dann für das Bürgergeld entscheiden. Die meisten Menschen würden lieber arbeiten, wenn sie könnten und die Arbeit auch vernünftig ist und nicht krank macht. Ist aber viel einfacher, wenn man von irgendeinem Bekannten erzählt und das dann auf alle anderen Menschen überträgt.
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Zitat von Momo59:
Mir war irgendwann klar, dass mir 100 Prozent zu viel sind, egal welche Arbeit ich mache

Ich kann auch nicht Vollzeit arbeiten gehen, mache 30 Stunden (momentan aber in der Woche oft ein paar mehr), habe aber das Glück, einen guten Verdienst zu haben. Bei mir ist das Hauptproblem, wenn ich abends arbeiten muss, denn meine Energie sinkt zum Nachmittag hin rapide. Es hat sich aber schon gebessert, früher wurde ich gegen 13 Uhr schlapp, heute merke ich es erst ab 15 Uhr, wenn ich morgens angefangen habe. Wenn ich Abendtermine habe, dann komme ich erst gegen Mittag zur Arbeit, dann geht es auch, schlaucht trotzdem was. Schlimm wird es bei mir am nächsten Freitag (so ein Termin findet etwa alle 2 Monate statt), wo ich von 8-19 Uhr arbeiten muss. Ich denke, dass es hinhaut, aber Bock habe ich darauf keinen.
Ich denke, da hat jeder seine eigene Belastbarkeit, früher hätte ich 30 Stunden nie im Leben geschafft.

Heute las ich etwas Interessantes im Magazin der DRV zukunft jetzt:

Viele erwerbsgeminderte Menschen würden sich gerne einmal auf dem Arbeitsmarkt ausprobieren: Kann ich vielleicht trotz meines Rückenleidens oder meiner Angststörung wieder einem geregelten Job nachgehen? Der Gesetzgeber hat nun eine Neuregelung beschlossen: Sechs Monate lang kann sich eine erwerbsgeminderte Person auf einem Arbeitsplatz ausprobieren – ohne ihren Anspruch auf Erwerbsminderungsrente zu gefährden. Eine Rente wegen Erwerbsminderung erhalten Versicherte, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu zählen versicherungsrechtliche und medizinische Voraussetzungen. Die medizinischen Voraussetzungen erfüllt, wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mindestens sechs Stunden pro Tag einer Erwerbstätigkeit nachgehen kann. Wer teilweise erwerbsgemindert ist, zum Beispiel noch vier Stunden arbeiten kann, dem dient die Rente dazu, das Einkommen zu ergänzen. Auch diese Menschen können nun ausprobieren, ob sie vielleicht wieder mehr Stunden pro Tag schaffen. Für erwerbsgeminderte Menschen, deren Renten in der Regel für einen befristeten Zeitraum bewilligt werden, entsteht so mehr Planungssicherheit.
Quelle: https://zukunft-jetzt.deutsche-rentenve...auf-probe/

Es darf auch nicht vergessen werden das die Leistungsfähigkeit zurück geht so länger einer nicht arbeitet. Da wird irgendwann das um 6 Uhr aufstehen schwierig und das ist ein Teufelskeis. Ich war auch lang krank geschrieben und ein normaler Arbeitstag war die Hölle. So wie @Islandfan schrieb verlängerte sich meine Leistungsfähigkeit mit der Zeit in der arbeite. Früher war ich um 11 Uhr bis 12 Uhr fertig und heute erst ca. 15 Uhr.

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