Für eine Diagnose sowohl allgemein als auch bei Autismus im Besonderen besteht m.E. oft eine große Herausforderung bei der Diagnostik darin auch mit Abweichungen d.h. „untypischen“ Symptomen oder etwas neutraler formuliert Eigenschaften (Verhalten, kognitive Fähigkeiten, etc.), die als für Autisten untypisch angesehen werden, umzugehen.
Auch Menschen mit einer Autismusspektrumsstörung (ASD) können Interesse an philosophischen und moralischen Fragen haben und sich damit beschäftigen. Sie können Mitgefühl und Empathie haben, obwohl es ihnen häufig auch von einigen Fachleuten (immer noch) abgesprochen wird und häufig als typisches Merkmal angesehen wird, dass Autisten kein Einfühlungsvermögen hätten. Die Frage, die sich hier z.B. stellen würde, die aber von einigen Fachleuten nicht in Betracht gezogen wird:
Was zeigen bzw. können autistische Menschen nach außen hin zeigen?
Das ist sehr individuell. Bei Situationen, die eine emotionale Reaktion bei Beteiligten oder „Beobachtern“
(anwesende aber nicht direkt beteiligte Personen, die das Geschehen in der Situation mitbekommen) hervorrufen, weichen die Reaktionen von Menschen mit ASD oftmals ab woraus die sich die Schlussfolgerung „Autistische Menschen haben wenig bis gar keine Empathie.“ ergeben hat.
Bei einigen Menschen mit ASD gibt es in solchen Situationen nach außen hin keine Reaktion (weder verbal noch nonverbal), was dazu führte, dass lange Zeit und bei einigen Fachleuten auch heute noch angenommen wurde, dass keinerlei emotionale Anteilnahme und keine Empathie vorhanden sind. Das war bzw. ist dann „typisch“ für Autisten keine oder kaum Empathie zu haben. Es setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass es nicht so einfach ist. Viele Menschen sind in der Vergangenheit gar nicht erst einer Autismus-Diagnostik unterzogen worden, weil sie „zu“ emphatisch waren oder „zu viel“ Interesse an Kontakten zu anderen Menschen hatten oder Routineaufgaben langweilig finden und herausfordernde Aufgaben bevorzugen usw.
„Klare“ Symptome, die als Kriterium für das Vorliegen einer bestimmten Krankheit oder Entwicklungsstörung definiert worden sind, erleichtern die Diagnostik. Allerdings um den Preis, dass manche Menschen bei denen diese Krankheit oder Entwicklungsstörung vorliegt, nicht erfasst und fälschlicherweise als „negativ“ diagnostiziert werden. Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Rückmeldung von Ärzten und ggf. anderen Fachleuten wie Psychologen aus der klinischen Praxis können die Kriterien angepasst und die Diagnostik verbessert werden. Das führt z.B. bei der Autismusspektrumsstörung zu einer großen Anzahl von spätdiagnostizierten Autisten.
29.09.2024 09:41 •
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