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Hallo zusammen.

Ich melde mich hiermit noch einmal zu Wort, um eventuelle Erfahrungen von Euch zu hören.

Es geht bei mir aktuell um folgendes:

In der letzten Woche stand meine halbjährliche Untersuchung wegen des Sertralins an. Blutabnahme und EKG - Das Ergebnis war wie zu erwarten, sprich alles in Ordnung und ohne Befund.
Das ist erst einmal das Positive.

Da ich aber aufgrund des Sertralins Probleme mit trockenen Mundschleimhäuten habe, fragte ich in diesem Falle meinen Hausarzt, ob er sich das noch einmal anschauen könnte.

An diesem Tag war eine neue, noch junge Ärztin in der Praxis, die mich durch ihr Auftreten völlig verunsicherte.
Sie war sich bei meinem Hals unsicher und empfahl mir einen HNO aufzusuchen, mit der Überweisung ,,Pharyngitis”, also einer Rachenentzündung.

Innerhalb meines Ärztehauses befinden sich ein Neurologe, ein HNO, sowie mehrere Allgemeinmediziner.
Dementsprechend musste ich lediglich das Stockwerk wechseln.

Die sehr einfühlsame HNO Ärztin untersuchte meinen Hals, meinen Rachen, meinen Kehlkopf, sowie die Ohren und die Nase.
Sie stellte hierbei nichts fest, also entgegen der neuen Hausärztin.

Man kann sich nun also vorstellen, wie einem ein Stein vom Herzen fällt, denn innerlich habe ich schon damit gerechnet, dass dort in meinem Rachen alles entzündet ist und die Herzmuskelentzündung nur noch einen Moment von mir entfernt ist.
Dem war zum Glück nicht so.

Trotzdem machte die HNO Ärztin einen Abstrich von meinem Hals, um auch hier eine bakterielle Entzündung auszuschließen.

Am heutigen Dienstag klingelte dann mein Handy und ich hatte die HNO Ärztin am anderen Ende der Leitung.
Diese teilte mir mit, dass dort einige Bakterien festgestellt wurden und ob meine Beschwerden denn schon besser geworden seien.
Ich war in diesem Moment total verunsichert, unruhig und ich habe einfach nur noch Angst bekommen.


Die Ärztin beruhigte mich und erklärte mir, dass dort keine übermäßige Anzahl an Bakterien zu finden seien und ich mir keine Sorgen machen solle, denn das Immunsystem wird mit solchen Eindringlingen auch ohne meine Hilfe fertig.

Wir entschieden uns also gegen die Einnahme von Antibiotika, da ich innerhalb des letzten Jahres aufgrund von Operationen mehrfach solches einnehmen musste und ich einfach einer Resistenz vorbeugen möchte.

Nun habe ich aber panische Angst davor, dass ich in Folge einer Herzmuskelentzündung das Zeitliche segnen muss.
Da ich am Wochenende meine Wohnung gründlich sauber gemacht habe, wobei ich ordentlich ins Schwitzen gekommen bin und auch spazieren war, habe ich Angst, dass die Bakterien nun auf direktem Weg in Richtung Herz sind.

Das Problem ist jetzt, dass mich sowas sehr stark triggert.
Weil ich jetzt einfach Angst davor habe, mich zu bewegen und ich deshalb dann sterben könnte.
Diese Angst macht meine Zwänge natürlich nicht unbedingt einfacher.

Um sicherzustellen, dass ich keinen Sport gemacht habe, mache ich jetzt in 5 Minuten Abständen Fotos von mir, wie ich hier sitze, um dann zu protokollieren, dass dort kein Sport stattgefunden hat.

Ich vertraue mir selber einfach nicht und kann deshalb nicht glauben, dass ich dann wirklich keinen Sport gemacht habe.

Die Angst wird natürlich immer irrationaler und die Angst vor der Sepsis ist nun wieder zurück.

Ich habe die Ärztin am Telefon logischerweise gefragt, ob es schlimm gewesen wäre, dass ich Sport gemacht hätte und ob ich Sport machen könnte.
Daraufhin meinte sie, dass das gar kein Problem sei und ich mir keine Sorgen machen soll.

Die Ärztin erklärte mir ausführlich, dass Psychopharmaka zu einer trockenen Mundschleimhaut führen und deshalb die bakterien Werte erhöht sein, da sich durch die Einnahme des Sertralins die Flora ändern würde.

Das klingt für mich natürlich logisch, doch habe ich seit dem Gespräch das Gefühl, dass ich Halsschmerzen bekommen könnte.
Ich achte nur auf meinen Hals und bin total verunsichert.

Auch als die Ärztin fragte, ob die Beschwerden weg seien, konnte ich nicht richtig antworten, denn ich traue mir selber einfach nicht.
Ich weiß, dass die Halsschmerzen weg sind, aber mein Zwang möchte, dass das dokumentiert ist und bis das nicht der Fall ist, traue ich mir selber nicht über den Weg.

Ich habe einfach Angst, wieder in diesen Zwang zu rutschen, dass ich jeden Tag den Hals fotografieren muss, um sicherzugehen, dass dort nichts entzündet ist.

Es macht mich verrückt und ich weiß nicht, wie ich das noch aushalten soll.

Gestern habe ich ebenfalls gewischt, wobei ich mich filmte.
Leider ging mein Akku leer und ich musste ohne es zu filmen zu meinem zweiten Handy laufen.

Dementsprechend gab es eine zeitliche Lücke von etwa anderthalb Minuten, in denen ich keine Fotos oder Videos habe.
Nun habe ich mir gestern also eingeredet, dass ich in der Zwischenzeit auf den Kopf gefallen bin und nun an einer Hirnblutung sterben werde.

Logischerweise begannen dann der Schwindel und die Spannungskopfschmerzen.
Heute ist es zum Glück wieder weg.

Und so ist jeder Tag ein Kampf mit mir selbst.

Ich wollte das einfach einmal loswerden und wollte fragen, ob jemand ähnliche Erfahrungen mit Sertralin hat - Oder ob jemand Tipps für mich hat, wie ich die Zeit bis nächste Woche Dienstag überbrücken kann, denn dort wird wieder ein Abstrich genommen.

Freitag habe ich eine Therapiestunde, dort werde ich das aktuelle Thema logischerweise ansprechen.


Ich wünsche euch allen eine angenehme Woche.

09.07.2024 12:33 • 11.07.2024 #1


21 Antworten ↓


Wau das ist alles sehr heftig...
Ich denke einmal Sertralin ist das vollkommen falsche Medikament für dich.
Du solltest zu einem guten Facharzt gehen und dir etwas verschreiben lassen das gegen diese Zwänge hilft anstatt weiter ein Medikament zu nehmen was hier wohl eher nicht nicht die gewünschte Wirkung hat und noch dazu Nebenwirkungen die deine Zwänge noch weiter triggern.
Hier wäre ein Wechsel auf die sogenannten atypischen Neuroleptika zu empfehlen und natürlich dringend eine kognitive Verhaltenstherapie falls du die nicht schon begonnen hast.

Halsentzündungen und trockene Schleimhäute sind eine recht häufige Nebenwirkung,ich hatte das auch arg mit Paroxetin einem sehr ähnlichen Wirkstoff.
Leider gibt's nix was dagegen hilft außer viel Bonbon lutschen und Salbeitee trinken.
Wenn das keine Linderung bringt muss man das Medikament absetzen.

Die Wahrscheinlichkeit dadurch eine Herzmuskelentzündung zu bekommen ist wohl sehr sehr gering.
Da muss schon sehr vieles mehr zusammenkommen.
Du schadest deinem Herz sehr wenn du dich ständig schonst und das auch noch mit deinen Aufnahmen dokumentierst.
Wie jeder Muskel will auch das Herz trainiert werden.
Das geht in eine ganz ungute Richtung bei dir und du musst dringend aus diesem Teufelskreis des schonens und dokumentieren raus.
Ehrlich gesagt muss man sich hier auch die Frage stellen ob eine ambulante Therapie da überhaupt noch Sinn macht und es nicht besser wäre für 4 bis 6 Wochen in eine Fachklinik zu gehen die darauf spezialisiert ist.
Für mich hört sich deine Geschichte so an als wäre es allerhöchste Zeit für diesen Schritt.

A


Zwischen Herzmuskelentzündung und Hirnblutung

x 3


@Faultier


Vielen Dank für deine Antwort.

In Therapie bin ich nun seit zweieinhalb Jahren, mit einer Unterbrechung von etwa 4 Monaten.

Zuvor habe ich Mirtazapin genommen, was gegen meine Depressionen auch wirklich gut geholfen hat.

Nach aufsuchen eines neuen Psychiaters hat dieser mir dazu geraten das Mirtazapin auszuschleichen und mit dem Sertralin anzufangen.
Das habe ich dann auch getan, nun bin ich bei 100 MG.

Setralin hilft gegen meine Depressionen wirklich gut und sorgt dafür, dass die Symptome meiner Depression deutlich geringer geworden sind. Logischerweise in Kombination mit der Therapie.

Die Zwänge habe ich nun seit über 10 Jahren, ununterbrochen.
Deshalb ist es für mich einfach schwer, aus diesem Kreis auszubrechen.

Gehe ich meinen Zwängen nach, dann bin ich beruhigt und die Angst lässt nach.
Dann bekomme ich meine Depressionen deutlich zu spüren, als wenn ich mich nicht freuen darf.

Das ist ein Kreis, den ich nur schwer durchbrechen kann, denn es hat sich über das vergangene Jahrzehnt leider manifestiert.

Neuroleptika kommen für mich derzeit nicht in Frage.
Bei meinem nächsten Besuch bei meinem Psychiater werde ich jedoch besprechen, inwieweit man das Sertralin durch ein weiteres AD ergänzen kann.

Es ist schon schwierig, wenn man alles in seinem Leben filmen muss.
Jeder Einkauf, jeder Spaziergang, sogar einen Stecker in die Steckdose zu stecken.
Ebenso das Kochen, das Zähneputzen, das Putzen und das Rasieren.
Das waren nur einige Beispiele, grundsätzlich filme ich alles.
Also wirklich alles.

Einen stationären Aufenthalt plane ich für die Zukunft auf jeden Fall ein.
Habe mich hier auch schon mit einer Klinik diesbezüglich in Verbindung gesetzt.
Leider bin ich ab dem 01.08. in einer beruflichen Fortbildung, bis einschließlich November, die es mir nicht erlaubt, auf der Arbeit zu fehlen.

Deshalb erfolgt dieser Schritt erst Anfang nächsten Jahres.

Die Nebenwirkungen des Setralins sind bei mir lediglich die trockenen Schleimhäute, was für mich noch kein Grund ist, dass Sertralin abzusetzen.

Ich muss diese Nebenwirkung leider in Kauf nehmen, denn die nächsten Monate werden für mich hart.
Denn das Sertralin gibt mir momentan eine gute Struktur, mit deutlich mehr Antrieb, was mir vor allem dabei hilft, in der Therapie kleine Fortschritte zu machen.
Sollten die Nebenwirkungen jedoch schlimmer werden, dann werde ich das AD wohl wechseln müssen.

Jedoch hat alles, was eine Wirkung hat, auch eine Nebenwirkung, sagte mir mein Psychiater.
Das Mirtazapin hat im Vergleich zum Sertralin deutlich mehr Nebenwirkungen, sodass Sertralin momentan eine Lösung ist, mit der ich leben muss.


Danke nochmal für deine Antwort.

@Hund-Katze Ich will dich nur noch einmal beruhigen : Trockene Mundschleimhäute sind super gewöhnlich. Nehme auch Sertralin, hab das auch. Immer genug trinken! Ansonsten veesuche dich trotzdem etwas zu bewegen, das tut deinem Herz gut und dem rest deines Köroers auch. Spreche aus Erfahrung. Hab genau wie du kein Vertrauen in meinen Körper und mich kaum bewegt. Das merk ich jetzt. Jetzt muss ich mich zur Bewegung quälen, um daraus zu kommen. Aber du schaffst das!

Zitat von ManicPanic:
@Hund-Katze Ich will dich nur noch einmal beruhigen : Trockene Mundschleimhäute sind super gewöhnlich. Nehme auch Sertralin, hab das auch. Immer genug trinken! Ansonsten veesuche dich trotzdem etwas zu bewegen, das tut deinem Herz gut und dem rest deines Köroers auch. Spreche aus Erfahrung. Hab genau wie du kein ...



@ManicPanic


Danke für deine Antwort.

Ich versuche eigentlich jeden Tag laufen zu gehen und habe hier in der Nähe trotz Millionenstadt ein Naturschutzgebiet, wo es ruhig ist und ich mehr oder weniger alleine bin

Nur leider sehen diese Spaziergänge halt so aus, dass ich sie komplett filme.
Bedeutet also pro Spaziergang eine halbe bis Stunde Videomaterial.

Nur so kann ich im Nachhinein sicher sein, dass dort unterwegs nirgendwo eine Fledermaus lag, die mich gebissen hat oder, dass ich gejoggt oder gerannt bin und deshalb eine Herzmuskelentzündung bekomme.

Außerdem filme ich, um sicherzugehen, dass dort nirgendwo Rattengift lag, welches ich versehentlich zu mir genommen habe.
Außerdem rede ich mir sonst ein, dass ich unterwegs eventuell hingefallen bin und dann irgendeine innere Verletzung habe.

Also wie du siehst herrscht in mir keinerlei Vertrauen.
Lediglich hier in meiner Wohnung fühle ich mich ,,sicher”.

Seitdem ich aber diesen Zwang mit dem Filmen habe, habe ich zum Glück weniger mit Panik zu tun, da ich sicher weiß, dass da nichts war.

Also wie gesagt, tägliche Bewegung mache ich eigentlich, nur leider keinen Ausdauersport mehr, wie früher.

Früher habe ich noch im Verein Fußball gespielt und 3x die Woche trainiert, sowie ein Spiel die Woche.

Leider ist das aufgrund meiner Psyche nicht mehr möglich.

Auf Anraten meines Therapeuten habe ich damit letztes Jahr wieder begonnen, doch endete das in unzähligen Arztbesuchen, da ich Angst hatte, dass ich eventuell erkältet gewesen bin und dann erkältet Sport gemacht hätte, was dann unter Umständen zu einer Herzmuskelentzündung führen könnte.

Deshalb habe ich damit wieder aufhören müssen.

Ansonsten trinke ich viel, ausschließlich Wasser.
Esse keine Süßigkeiten, viel Obst und Gemüse.
Nur Hähnchen- und Rindfleisch, Hülsenfrüchte und Nüsse.
Trinke keinen Alk., nehme keine Dro..

Achte also sehr auf meine Ernährung, da ich somit die Hoffnung habe, dass mein Immunsystem so gut ist, dass ich nicht krank werde, denn dann wäre es schwer, eine Herzmuskelentzündung zu bekommen.

Die Lebensqualität leidet leider sehr darunter.
Ein unbeschwertes Leben würde ich gerne führen, ohne Angst, Zwänge und Depressionen.

Aber danke für deine Erfahrung, es beruhigt mich, dass auch du unter den Nebenwirkungen leidest.
Was hilft denn noch, außer viel zu trinken?
Mundspülungen oder Ähnliches?

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und eine ruhige Woche.

@Hund-Katze Erstmal Danke dir!

Finde es super, dass du ernährungsmäßig da ganz top auf dich achtest.

Aber es ist schade zu lesen, dass du so wenig Vertrauen in dich Selbst hast und deine Zwänge dein Gefühl von Sicherheit so kontrollieren. Habe auch extreme Krankheitsangst und so steigert man sich natürlich in Symptome auch rein, die dann noch bedrohlicher wirken. War früher genauso sportlich wie du!

Was auch hilft, ist Bonbons lutschen oder Kaugummi kauen. Das regt den Speichelfluss an. Kaugummi kauen hilft auch bei der Konzentration, da gibts ja auch schon welche ohne Zucker und so. Oder irgendwie Gemüsesticks oder so: erfrischt, ist gesund und voller Wasser.

Ansonsten wünsche ich dir, dass du wieder mehr Selbstvertrauen gewinnen kannst. Mir ist da gerade eine kleine Idee zu gekommen. Muss dazu sagen, bin zwar im Studium zur Sozialarbeiterin, aber an sich noch Laie. Ist nur ne Idee.
Vielleicht probierst du mal schrittweise dein Selbstvertrauen zu steigern.
Z.B., dass du in einem anderem Zimmer einen Gegenstand, der sonst an einer bestimmten Stelle liegt, woanders hinlegst. Und dann aus dem Zimmer raus, am besten ohne Videomaterial. Und dann kannst du beobachten, ob auch da Zweifel entstehen würden. Wenn du dann in das Zimmer zurückgehst hast du die Bestätigung.
Das hat zwar nichts mit der Krankheitsangst zu tun, aber unser Gehirn lösst sich zumindest ein Wenig austricksen.

Aber wie gesagt, nur eine Idee, ich habs Selbst jetzt nicht probiert.

LG!

@ManicPanic

Danke für deine Tipps und Ideen.

Kaugummikauen ist tatsächlich eine gute Idee, die mir noch nicht gekommen ist.
Lenkt mich wahrscheinlich auch ab, zumindest hoffe ich das.

Ich habe deinen Rat jetzt einmal befolgt und bin von meinem Wohnzimmer in mein Badezimmer gegangen und habe dort meinen Wäschekorb woanders hingestellt.
Dann bin ich wieder zurück ins Wohnzimmer gegangen, bin dann nochmal zurück ins Badezimmer gegangen und siehe da, ich habe den Wäschekorb wirklich umgestellt.

Das ist per se eine gute Idee und ist vielleicht ein weiterer kleiner Schritt, sodass ich diese Übung vielleicht einfach mal öfter wiederholen sollte.

Ich mache das so ähnlich öfter, dass ich einzelne Sachen versuche, ohne es zu filmen.

Nur ist es für mich leider schon sehr schwer, von meinem Wohnzimmer in mein Badezimmer zu laufen, ohne es zu filmen.
Gerade weil im Badezimmer natürlich Putzmittel sind, weshalb ich mir danach einrede, diese getrunken zu haben.

Außerdem sind Lichtschalter und Strom für mich der absolute Albtraum.
Habe dann Angst, dass ich einen Stromschlag bekommen habe.

Benutze zum Beispiel auch kein Haarspray mehr, weil ich mir sonst einreden würde, dass ich das inhaliert hätte.
Ähnlich mit Deospray, weshalb ich nun Deoroller und Parfüm benutzen muss.

Was hilft dir denn gegen deine Krankheitsangst?

Bei mir hilft es, dass ich mir vor Augen führe, dass das Leben endlich ist.
Das niemand vor dem Tod sicher ist und auch ich eines Tages sterben werde.
Und selbst wenn dies durch einen Herzinfarkt geschehen würde, dann wäre das so.

Und ansonsten schreibe ich mir die Angst auf und überlege die schlimmsten Szenarien und berechne mir dazu Wahrscheinlichkeiten.
Ich versuche dann also, rational zu denken und das zu trainieren, sodass die Angst erkennt, dass es keinen Sinn macht, mich zu bedrängen.

Nun ja, meistens funktioniert es aber nicht so wie erhofft.

Danke für jeden Tipp und jede Idee.

Ich versuche mir immer möglichst viele Ideen aufzuschreiben, um dann zusammen mit meinem Therapeuten zu besprechen, wie ich diese in mein Leben integrieren kann.
Und da helfen auch schon kleine Ideen, denn an Wunderheilung glaube ich nicht mehr.

Für Lebensqualität kommt es in meinem Fall auf kleine Bausteine an, die dann irgendwann hoffentlich ein Gesamtbild ergeben, das mir dann irgendwann dabei hilft, wieder freier zu leben.

Alles mit der nötigen Zeit, denn Stress verschlimmert es leider nur.

Viele Grüße!

@Hund-Katze Es scheint wirklich so, als würde deine Psyche bei sehr vielen dingen eien potentielle Gefahr sehen, wobei dann noch dazu kommt, dass du dir nciht genug vertraust, diese abgewehrt zu haben, wenn ich das richtig verstehe.

Wenn meine kleine Idee noch ein bisschen auf lange Sicht helfen kann freut mich das natürlich sehr!

Was auch helfen könnte ist Tagebuch schreiben. So kannst du Erfolge oder aber auch Emotionen für dich festhalten und auch im Trend nachvollziehen. Mache das Selbst nun seit über 100 Tagen und es hilft Vieles in Relation zu setzen, was man so im gegenwärtigen Moment nicht auf dem Schirm hat.

Habe z.B. auch Angst vor einigen Gegenständen, meistens Transportmittel, weil mir in dem Moment die Kontrolle über das Geschehen nicht gegeben ist. Ist sie sowieso nie, aber denke man versteht was ich meine. Bspw. Fahrstühle. Ich hasse Fahrstühle wie die Pest, schon immer. Muss man aber manchmal durch. Da hat es mir geholfen mich über die Sicherheitsvorkehrungen zu belesen, die ja in DE sehr strikt sind! Das hat mir definitiv geholfen.

Bei meiner Krankheitsangst denke ich es mir so Ähnlich. Es gab schon so viele Menschen, die sehr viele unglückliche Schicksalsschläge hatten, und dann gerettet wurden. Und noch leben. Das Gegenteil gibt es auch, ja, aber wir leben in einer Zeit, wo das mittlerweile immer unwahrscheinlicher wird.

Und dann denke ich mir, z.B. wenn ich wieder Atembeschwerden bekomme, dass falls es wirklich zu Atemnot käme, ich jederzeit in den paar Sekunden auf mich aufmerksam machen könnte. Oder 112. Oder oder oder. Es gibt schon Einiges, was es im Ernstfall noch gibt. Das hilft mir sehr oft so sehr, dass ich diese Dinge gar nicht mal nutze. Es zu wissen, dass es das gibt, gibt Sicherheit.

Sag mal, wie schaffst du es denn überhaupt berufstätig zu sein, bei all dieser zwanghaften Filmerei und Dokumentation?

Hast du diesen Zwang nur privat, aber nicht bei der Arbeit? Geht es mehr um Ängste oder auch um Kontrolle oder Kontrollverlust? Nur so ein Gedanke...wenn du alles durch die Filmerei *belegen möchtest*....für WEN?

Zitat von Hund-Katze:
Ich habe einfach Angst, wieder in diesen Zwang zu rutschen, dass ich jeden Tag den Hals fotografieren muss, um sicherzugehen, dass dort nichts entzündet ist.

Tut mir leid das zu sagen, aber du steckst doch schon mitten in den Zwängen drin. Warum filmst du dich denn?


Zitat von Hund-Katze:
Ich vertraue mir selber einfach nicht und kann deshalb nicht glauben, dass ich dann wirklich keinen Sport gemacht habe.

Also denkst du, dass du an Alzheimer leidest? Denn sonst kannst du dir ja merken, dass du keinen Sport gemacht hast. Das klingt wirklich alles echt anstrengend, was du da mitmachst..

Gut, dass du in Therapie bist. Wie lange schon?

Zitat von Kentucky:
Sag mal, wie schaffst du es denn überhaupt berufstätig zu sein, bei all dieser zwanghaften Filmerei und Dokumentation? Hast du diesen Zwang nur privat, aber nicht bei der Arbeit? Geht es mehr um Ängste oder auch um Kontrolle oder Kontrollverlust? Nur so ein Gedanke...wenn du alles durch die Filmerei *belegen ...

@Kentucky

Schon einmal vorab ein Dankeschön für deine Antwort und die damit einhergehenden Fragen.

Wie ich es schaffe berufstätig zu sein, das ist eine wirklich interessante Frage.

Die Antwort ist jedoch relativ simpel.

Innerhalb meiner Ausbildung war es eigentlich kein Problem, da um mich herum immer mir bekannte Menschen waren, die das Filmen quasi überflüssig machten.
Das ist bei mir auch grundsätzlich so - Sind um mich herum Freunde oder Familie, dann ist das Filmen für mich eigentlich kein großes Thema mehr, da diese mir ja bestätigen können, dass ich zum Beispiel von keiner Fledermaus gebissen wurde, oder dass ich keinen Stromschlag bekommen habe.

Logischerweise sind die Gedanken und die Angst trotzdem präsent, doch kann ich dann wenigstens ein bisschen abschalten, da das Filmen und Dokumentieren weniger wird.

Ansonsten filme ich auch während meiner Arbeit, vor allem das Bedienen von Wasserkochern, Kaffeemaschinen und der Gang zur Toilette und das anschließende Händewaschen. (wenn ich mal im Büro bin)

Außerdem fällt es mir schwer anderen Menschen die Hand zu reichen, aus Angst vor einer Grippe oder einer Erkältung, die dann eine Herzmuskelentzündung als Folge haben könnte.

Darunter fällt natürlich auch die gesamte Atmosphäre.
Das bedeutet, dass ich während der Jahreszeiten, in denen Infekte umherziehen, natürlich besonders ängstlich bin.

Zum Glück konnte ich mich beruflich weiterbilden, sodass ich nun in kein Büro mehr fahren muss.
Stattdessen arbeite ich von Zuhause im Homeoffice und muss nur noch gelegentlich Vorträge in Präsensform halten.

Ansonsten erfolgt die Kommunikation ausschließlich über Telefon, Microsoft Teams oder E-Mail.

Das entlastet mich schon immens, da der Stress deutlich reduziert wurde.

Infolge meiner beruflichen Weiterbildung musste ich vom Land in eine Millionen Metropole ziehen, was zur Folge hatte, dass ich kein Auto mehr brauche.

Denn auch das Autofahren filmte ich aus zwei verschiedenen Perspektiven, um auszuschließen, dass ich geblitzt worden bin oder jemanden angefahren habe.

Außerdem bekam ich mit der Zeit Angst vor Giften und Pflanzenschutzmitteln.

Das bedeutet, dass ich während des Autofahrens Angst davor hatte, dass die auf den Felder ausgebrachte Chemie in mein Auto gelangen könnte.
Deshalb musste ich von dort an sämtliche Autofahrten dokumentieren, vor allem, dass hierbei die Scheiben geschlossen waren.

Nachts war es für mich unmöglich, Auto zu fahren, zumindest ohne Kamera.
Ohne Kamera habe ich mir dann nämlich eingeredet, dass ich einen Fuchs angefahren haben könnte und dieser mich dann gebissen haben könnte.
Oder dass mir eine Fledermaus in mein Auto geflogen ist.

Warum ich mein Leben Filme und dokumentiere, ist für mich eigentlich logisch.
Es ist für mich ein Mittel gegen die Angst, es ist sozusagen eine Person, die bei mir ist und mir bestätigen kann, dass nichts passiert ist.

Bin ich mir doch einmal unsicher, dann brauche ich nur in meine Videos schauen und kann meinen ganzen Tag rekonstruieren.
Angefangen vom Aufstehen, über den ganzen Tag, bis hin zum Schlafen.

Jede Aktivität ist somit dokumentiert und gibt mir Ruhe.
Habe ich dann eine Panikattacke, dann brauche ich mir nur die Fotos und Videos anschauen und kann mich damit beruhigen.

Ich habe also die Kontrolle über meine Angst und meine Gedanken.
Zumindest subjektiv, denn objektiv macht das Filmen nur alles viel schlimmer.

Die Fotos und Videos mache ich nur für mich, für niemand anderen.
Früher, als es nur Fotos waren, habe ich dann die Fotos an Freunde geschickt und sie darum gebeten, mir zu bestätigen, dass dort zum Beispiel keine Fledermaus war.

Seitdem ich jedoch die Videos anfertige, ist das überflüssig, da ich den ganzen Tag und jede Situation festhalte.
Bedeutet also, dass es mir egal ist, ob dort eine Fledermaus lag, denn mein Videomaterial zeigt mir ja, dass ich die vermeintliche Fledermaus nicht berührt habe.
Es bietet also wenig Interpretationsspielraum.

Bei einem Foto aber würde ja die theoretische Möglichkeit bestehen, dass ich vor oder nach dem Foto dieses etwas auf dem Boden angefasst haben könnte.

Es sind mittlerweile über 500 Tausend Fotos und Videos.
Mit allen Datenträgern zusammen könnten es auch schon knapp 700 Tausend sein.

Damit ist ebenfalls sehr viel Arbeit verbunden, denn ich muss immer dafür sorgen, dass genug freier Speicherplatz vorhanden ist.

Außerdem müssen ebenfalls Dateien verschoben und ggf. gelöscht werden, um Speicherkapazitäten zu schaffen.

Außerdem sind es auch hohe Kosten, die ich monatlich für Online-Speicherkapazitäten ausgeben muss.

Außerdem gehen auch mal Handys kaputt und somit müssen auch hier Ersatzgeräte vorgehalten werden.

Also fernab meiner Gedanken ist es ein enormer Aufwand, denn auch das Filmen ist für mich Arbeit.
Ich komme also nie zur Ruhe und verbringe meine kurzen Nächte damit, dass ich selbst im Traum versage oder mit dem, was ich tue, scheitere.

@Afraid1992

Vorab auch dir ein Dankeschön dafür, dass du dir die Zeit genommen hast und meinen Eintrag gelesen hast.

Auch innerhalb einer Zwangserkrankungen gibt es für mich verschiedene Stufen.

Habe ich nur meine alltäglichen Zwänge, Zwangsgedanken und Ängste, dann bin ich darin ein absolutes Super Talent.
Es sind feste Abläufe, die sich über ein Jahrzehnt manifestiert haben und ich weiß, wie ich damit leben kann.

Habe ich dann aber einen Zwang, der extrem aufwendig zu händeln ist, wie der Zwang sich in den Hals zu filmen, dann ist das für mich ein extremer Rückschlag, denn es zeigt mir umsomehr, dass ich kein Vertrauen, keine Kontrolle und kein Gefühl für mich und meinen Körper habe.

Filme ich mir dann also jeden Tag mehrfach in den Hals, dann verbringe ich meine verbleibende Zeit damit, die Bilder meines Halses auszuwerten, um sicherzugehen, dass dort in meinem Hals nichts entzündet ist.

Da ich in diesem Moment dann jedoch wieder damit anfange, meine Gesundheit zu hinterfragen, dann fängt der gesamte Mechanismus des Denkens an durchzudrehen.

Entdecke ich zum Beispiel einen weißen Fleck, dann rede ich mir ein, dass dort eine eitrige Mandelentzündung vorliegt, bekomme in Folge dessen dann Hitzewallungen, da ich somit dann auch noch das vermeintliche Fieber entdecke.

Habe ich dann auch noch ein Fiebertermometer zur Hand, dann beginnt das ewige Messen.

Auch dieses Messen wird dann dokumentiert, also gefilmt.
Um mir selber zu beweisen, dass ich:

1.Richtig gemessen habe
2 . Kein Fieber habe

Da ich mein Fieberthermometer aber zum Glück entsorgt habe, fällt dieser Punkt seit neuestem weg.

Was jedoch bleibt, ist dann die Angst davor, dass ich deshalb dann eine Herzmuskelentzündung bekommen könnte, da ja die Möglichkeit bestehen könnte, dass dort wirklich etwas entzündet ist.

Das sorgt dann dafür, dass ich ausschließen muss, dass ich Sport gemacht habe, das realisiere ich damit, dass ich zum Beispiel meine Spaziergänge filme.
Denn dann kann ich sicher sein, dass ich nicht gejoggt oder gerannt bin, sondern lediglich normal gelaufen bin.

Logischerweise ist das völlig irrational, dessen bin ich mir bewusst.
Jedoch hat mein Problem wenig mit Verstand, Argumentation und kausalen Zusammenhängen zu tun, sondern es handelt sich um völlig irrationale, wild aneinander gereihte Gedanken, deren Sinn ich seit einem Jahrzehnt suche.

Ich glaube nicht, dass ich an Alzheimer leide.
Diese Angst konnte ich mir durch meine Therapie und unzähligen Arztbesuchen selber nehmen.

Ich verbrachte meine Zeit zusätzlich damit, den Dem-Tec Demenz Test zu machen und Uhren zu zeichnen.
Ich versuchte mir schlichtweg alles zu merken, nur um mir selber zu beweisen, dass ich nicht dement bin.

Diese Angst war so stark, dass ich in meinem Leben keinen Sinn mehr sah.

Logischerweise weiß ich, dass ich keinen Sport gemacht habe.
Doch bringt mir das relativ wenig, wenn der Rest meines Körpers mir das nicht glaubt.

Ich zweifle dann daran, ob ich wirklich nicht gerannt bin oder Sport gemacht habe.

Mir fällt es in solchen Momenten einfach auch schwer zu unterscheiden, ob es wirklich passiert ist, oder ob es nur die Angst ist.

Weil eventuell bist du ja extra gerannt, obwohl die Möglichkeit bestehen könnte, dass du erkältet bist, nur um dich somit selber zu verletzen. (Herzmuskelentzündung)

Oder vielleicht hast du extra etwas von dem Rattengift genommen, nur um dich dadurch selbst zu verletzen oder dir zu schaden.

Vielleicht hast du auch absichtlich einen Nagel in die Steckdose gesteckt, um einen Stromschlag zu bekommen.

Vielleicht hast du ja auch extra etwas von dem Putzmittel getrunken, um dir die Speiseröhre zu verätzen.

Und deshalb filme ich mein Leben, um diesen Gedanken entgegenzuwirken.
Eine Handlung, um die Gedanken zu beruhigen - Die Zwangshandlung.

So blicke ich dann auf geschehene Dinge aus einer ganz anderen Perspektive. So sorgen meine Gedanken dafür, dass sich komplette Situationen ändern und ich nicht einfach sagen kann:

,,Du hast keinen Sport gemacht” - Denn das hat nichts damit zu tun, dass ich mich nicht erinnern kann. Sondern es sind die Gedanken, die normale Situation bösartig erscheinen lassen.

Diese Gedanken drängen sich mir dann zwanghaft auf: Zwangsgedanken.

Ich wünsche eine angenehme Woche.

LG

@ManicPanic

Ein Tagebuch ist eine gute Idee.

Die Emotionen und das Erlebte auf Papier zu bringen, könnte mir natürlich dabei helfen, auch das Gute in schweren Zeiten zu sehen.

Ich könnte somit also sehen, dass es auch bessere Tage gab und dass deshalb auch dieser Tag vorbeigehen wird und die Zukunft auch gut sein kann.

Was du bezüglich deiner Angst vor Fortbewegungsmitteln sagst, ist auch eigentlich die meiner Meinung nach wirksamste Möglichkeit gegen die Angst.

Bei mir ist nur leider das Problem, dass ich auf der Suche nach Ausnahmen bin.
Bedeutet also, dass ich zum Beispiel bei dem Thema Tollwut solange lese, bis sich meinem Kopf eine Möglichkeit bietet, sich doch gedanklich mit Tollwut zu infizieren.

Bedeutet also, dass man dann rechtzeitig mit der Recherche bezüglich der Angst aufhören sollte und dem Geschriebenen einfach glauben sollte.

Man ist im Leben nicht der eine von einer Millionen, bei dem eine Impfung gegen Tollwut versagt.

Doch leider sagt sich das jetzt anders als in einer Situation voller Triggerpunkte.

Ich beneide dich um deinen Umgang mit der Angst.
Ich habe viel Respekt vor dir und deiner Herangehensweise.

LG!

@Hund-Katze Haha, vielen Dank, aber ich habe auch noch oft genug Momente, in denen meine Ängste mich übermannen. Aber Rückfälle sind ja glücklicherweise normal. Wir sitzen alle im selben Boot

Kann das aber gut verstehen. Als meine Herzneurose ihren Höhepunkt hatte, hab ich so viel im Internet recherchiert, bis ich Fälle gefunden hatte, die meinen Horrorvorstellungen glichen. Was man dabei übersieht ist oft, dass jede Situation aus vielen Faktoren, die zusammenkommen bestehen. Ängste haben es an sich, sich statt auf die 99,999% positive Wahrscheinlichkeit, nur auf die negativen 0,001% zu konzentrieren, die dann auch noch als fatal wahrgenommen werden.

Im Grunde ist es alles die Angst vor Kontrollverlust, mE. Und Zwangsverhalten/ Sicherheitsverhalten ist ein (oft) überschüssiger und fehlgeleitetet Versuch, diese wiederzustellen. Da hilft es, ganz konkret die eigene Selbstwirksamkeit zu steigern.

Wir sind nicht ausgeliefert, hilflos. Auch wenn wir uns so fühlen. Mir hilft es, mir das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen :

@Hund-Katze das habe ich in so einem Ausmaß echt noch nicht gehört bzw gelesen.. das tut mir richtig leid für dich. Dein Leben ist ja total eingeschränkt dadurch bzw absolut nicht frei. Ich stelle mir das unfassbar belastend vor.

Das mit der Angst vor einer Herzmuskelentzündung kenne ich.. da bin ich ähnlich wie du. Bloß nicht rennen oder anstrengend, damit da nichts kommt. Dabei habe ich vielleicht ein paar mal genießt und sonst nichts.
Auch dieses so lange lesen, bis man der festen Überzeugung ist, dass man es wirklich hat, obwohl 100 Fakten eigentlich dagegen sprechen.

Das mit dem Tagebuch finde ich
ebenfalls eine gute Idee. Ist es dir nicht möglich statt dich zu filmen jede Stunde aufzuschreiben, dass du nicht gerannt bist? Also du könntest dir ja eine vorgefertigte Liste für jeden Tag machen und da ankreuzen gerannt:nein, sicher mit dem Auto durchgekommen:ja etc. Oder vertraust du dir dann nicht die Liste richtig ausgefüllt zu haben?

Du hast ganz sicher kein Alzheimer, wollte da jetzt nicht noch eine Angst wieder aufflammen lassen..

Oh man, das ist echt ein großes Päckchen, das du da zu tragen hast. Ich wünsche dir alles Gute

Es sind ja nicht nur ZwangsGEDANKEN die dich plagen sondern auch ZwangsHANDLUNGEN.

Woher dieses außergewöhnliche Ausmaß bei Dir kommt, kann wohl nur ein Psychologe oder Psychiater analysieren.
Ich stelle es mir ganz schrecklich vor, so *gefangen zu sein*....und damit anscheinend leben zu müssen.

Du hast Angst vor Krankheiten. Übermäßige Angst vor Erkrankungen und bist ja nahezu permanent mit irgendwelchen Verhütungsmaßnahmen beschäftigt. Da spielt sicher die Hypochondrie auch eine Rolle.

Du hast insbesondere Angst vor dieser Herzmuskelentzündung, die dein Leben beenden könnte. Also hängst du am Leben.
Ich hatte vor 3 Wochen einen echten Herzinfarkt und mein Leben könnte tatsächlich bald zuende sein.

@Afraid1992

Danke für deine erneute Antwort und entschuldige bitte die verspätete Antwort meinerseits.

Zuerst ist es für mich wirklich toll, so viele Ideen und auch andere Geschichten zu lesen, das zeigt mir umso mehr, dass ich nicht alleine in dieser unpersönlichen Welt dort draußen bin.

Das auch du die Problematik rund um das so nervenaufreibende Thema der Herzmuskelentzündung am eigenen Leib erfahren musst, tut mir natürlich sehr leid für dich.

Auch das Fehlinterpretieren des eigenen Körpers ist für mich kein Fremdwort.
Anstelle das Niesen einfach als solches wahrzunehmen, bin auch ich ein Talent darin, die Vorboten einer Grippe / Erkältung darin zu sehen und dann erst Recht aufmerksam zu sein und nicht zu rennen oder zu joggen.

Die Idee mit einer Liste ist grundsätzlich auch gut.
So haben meine Zwänge in jungen Jahren auch begonnen.

Ich begann damals als Kind damit, mir aufzuschreiben, dass ich mir die Zähne geputzt habe.
Als ich mir dann irgendwann nicht mehr vertraut habe, habe ich neben die jeweilige Zeile einen Abdruck mit der Zahnpasta gemacht, sozusagen als tagesaktuellen Stempel. - Ich weiß, dass auch das für außenstehende total verrückt und merkwürdig klingen mag.

Deshalb vermute ich, dass eine solche Liste keine Erleichterung bringen würde, wobei ich das natürlich in einem gesonderten Rahmen einmal ausprobieren müsste.

Bahnhöfe sind für mich zum Beispiel auch eine große Herausforderung, aufgrund der dortigen Gegebenheiten.

Filme ich zum Beispiel nicht, wie ich aus dem Zug aussteige und den Bahnhof verlasse, dann rede ich mir danach ein, dass ich die Treppen runtergefallen bin und in Folge dessen dann eine Hirnblutung bekomme.
Oder dass ich in eine Spritze getreten bin und dann HIV bekommen könnte.
Oder, dass ich bei einem Alk. an der Flasche getrunken habe, um besoffen zu werden.
Oder, dass mich jemand krankes berührt haben könnte, ich in Folge dessen dann krank werde und eine Herzmuskelentzündung bekommen könnte.

Wie gesagt, jede Situation in meinem Leben ist somit äußerst anstrengend.

Gehe ich dieser Zwangshandlung dann jedoch nach, dann sind meine Gedanken wenigstens ruhig gestellt und ich zerbreche mir dann nicht stundenlang meinen Kopf.

Du hast absolut Recht, mein Leben ist nicht frei.

Mein Wirkungsradius beschränkt sich auf Akku und Speicherkapazität.

Ohne Handy kann ich das Haus nicht verlassen.

Ansonsten bin ich jedoch eigentlich fast gar nicht an meinem Handy, zumindest nicht um mich dadurch berieseln zu lassen.

Fernab des Dokumentierens lebe ich relativ offline, was bedeutet, dass ich gerne lese und meine Ruhe habe.
Mein Handy dient hierbei lediglich als Wegbegleiter.

Auch sonst kann ich auf keine öffentlichen Veranstaltungen gehen, da ich durch meine Zwänge und die Angst dort einfach überfordert bin.

Bin ich auf einer öffentlichen Veranstaltung, wo Alk. konsumiert wird, dann würde ich mir danach einreden, dass ich etwas von dem Alk. getrunken habe und dann im Zusammenhang mit dem Sertralin mir selber schaden würde.

Zum Glück weiß mein Freund auch über meine Zwänge Bescheid, sodass dieser dann auch weiß, welchen Dingen wir aus dem Weg gehen müssen.

So kann ich dann wenigstens meine Freizeit ein wenig genießen, denn ich weiß, dass er immer ein Auge auf mich wirft.

Ich wünsche noch einen schönen Abend.

LG
Sponsor-Mitgliedschaft

@Kentucky

Bevor ich überhaupt irgendetwas anderes schreibe, wünsche ich dir alles erdenklich Gute und hoffe, dass du wieder gesund wirst.
Lass den Kopf nicht hängen und bleib optimistisch, auch wenn das jetzt vielleicht einfacher gesagt ist, als es zu tun.

Ich kann mich leider nicht in deine Situation hineinversetzen, doch erscheinen mir meine Probleme dann so unwichtig, wenn ich von deinem Leiden höre.

Deshalb kann ich nur noch einmal betonen, dass ich dir alles erdenklich Gute wünsche und wirklich hoffe, dass du wieder gesund wirst.

Die Ursachen meines Leidens herauszufinden haben meinen behandelnden Psychologen und mich einiges an Zeit gekostet.

Es ist bei mir eine Mischung aus vielen verschiedenen Komponenten.

Zuerst: Einmal liegt es bei mir an genetischen Veranlagungen, da ein großes Spektrum psychischer Erkrankungen in meiner Familie vorliegt.
Angefangen bei Depressionen, weiter über Psychosen, Zwangsstörungen und leider auch Magersucht und Bulimie.

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo die eigene Mutter an Magersucht und Bulimie leidet.
Wir haben nie zusammen gegessen, denn meine Mutter aß nur äußerst selten und wenn Sie dann aß, dann aß sie so viel und so viel durcheinander, dass Sie danach auf die Toilette verschwand, um sich zu übergeben.

Ich fand oft Löffel und andere Gegenstände auf der Toilette, da der Würgereiz meiner Mutter leider mit der Zeit immer schwieriger zu stimulieren war.

Mein Vater war viel , meine Schwester viel unterwegs und so kam es dann dazu, dass ich oft alleine essen musste und kein Gefühl von einer richtigen Gemeinschaft hatte.

Mit der Zeit rutschte dann auch meine Schwester in eine Essstörung, sodass sich zuhause eigentlich alles nur noch um das Essen drehte.

Mit 14 Jahren *beep* ich dann das erste Mal, ich fing an, regelmäßig Alk. zu trinken.
Irgendwann tranken wir fast jeden Tag meine Freunde und ich.
Irgendwann wollte sich mein bester Freund dann sein Leben nehmen, da er Zeuge von häuslicher Gewalt in seinem eigenen Elternhaus wurde.

Ich zog ihn an diesem besagten Abend dann von den Schienen und von dort an änderte sich mein Leben drastisch.

Ich empfand keine Freude mehr, die ganze Welt war so trist und farblos.
Mir fehlte der Antrieb und die Emotionen verschwanden aus meinem Körper.

Die Zwänge waren logischerweise immer noch da und ich fing an, regelmäßig zu *beep*.
Ich *beep* mit 17/18 Jahren mehrmals in der Woche und versuchte, mein Leben irgendwie zu betäuben.

Irgendwann hörte ich mit allem auf:
Kein Alk. mehr und auch kein Canna. mehr.
Das nun schon seit über zwei Jahren.

Es ist also eine Kombination aus vielen, vielen Dingen.
Ich habe mir diese Situation aber selbst zuzuschreiben.
Ich habe meinem Körper durch den übermäßigen Konsum von Canna. und Alk. geschadet - Das ist nun die Rechnung, die ich dafür bekommen habe.

Jedoch ist sich mein Psychiater sicher, dass es nicht den einen Auslöser für ein solch komplexes Krankheitsbild gibt, sondern, dass es ein Prozess über viele, viele Jahre war.
Denn meine Zwänge bestanden auch schon vor dem Missbrauch von Betäubungsmitteln - Diese haben sie nur leider deutlich verschlimmert.

Wie gesagt, ich habe mir dieses ,,Gefang sein” selber zuzuschreiben.
Zumindest zu einem großen Teil - hätte ich mir viel früher Hilfe gesucht und damit aufgehört, so viele unglückliche Dinge zu tun, dann wäre ich jetzt heute nicht an diesem Punkt.

Auch hätte ich mich früher einfach einmal über das gemeinsame Essen oder ein Lob von meinen Eltern gefreut.
Es drehte sich immer alles ums Geld, denn das war in meinem Elternhaus im Überfluss vorhanden.
Nur ersetzt Geld leider keine Liebe.

Und so kam dann das eine zum anderen, ohne hier zu weit ausschweifen.

Ich wünsche dir Gute Besserung und einen schönen Abend.

LG!

Zitat von Hund-Katze:
Wie gesagt, ich habe mir dieses ,,Gefang sein” selber zuzuschreiben.

Zitat von Hund-Katze:
Zumindest zu einem großen Teil - hätte ich mir viel früher Hilfe gesucht und damit aufgehört, so viele unglückliche Dinge zu tun, dann wäre ich jetzt heute nicht an diesem Punkt.

nein nein nein....abgelehnt.
Fange jetzt nicht an dir selber wohlmöglich noch Schuld für etwas zu geben.
Hätte - wäre - wenn....hilft nicht weiter. Schuldzuweisungen an wen auch immer auch nicht.

Wir sind alle ein Produkt unserer Eltern. Und unsere Eltern das Produkt ihrer Eltern und so weiter......zusätzlich können wir uns unsere Eltern nicht aussuchen und auch nicht das Umfeld, in das wir hineingeboren werden.

@Hund-Katze möglicherweise habe ich es überlesen, aber: Lebst du in einer Beziehung oder hattest du schon einmal eine Beziehung?

A


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