Ich bin Zamira...
zarte 41 Jahre jung, Mutter eines pubertierenden Jungen und seit meiner Kindheit mit Angstzuständen und Emetophobie behaftet.
Richtig ausgebrochen ist die Krankheit aber erst 1994 und es hat ein weiteres Jahr gedauert, bis endlich die richtige Diagnose gestellt wurde.
Da war ich dann aber schon nicht mehr in der Lage, das Haus zu verlassen.
Öffentliche Verkehrsmittel, Züge, Flugzeuge, Disco, Kino, Restaurant, öffentliche Veranstaltungen, Tunnel, rote Ampeln, Stau, geschlossene Räume, Kaufhäuser...alles, wo ich nicht sofort aus der Situation rauskonnte, war tabu oder eben eine Katastrophe, wenn ich mich dem stellen musste.
Im ersten Jahr hatte ich extrem viele Suizidgedanken, denn von einen auf den anderen Tag war mein Leben im Eimer.
Sogar meine Ehe ist daran gescheitert, weil ich meinen Mann dafür verantwortlich gemacht habe.
Trotzdem habe ich es geschafft, einen neuen Partner zu finden, der meine Macken auch akzeptiert hat.
Und ich habe mir viele alltägliche Hürden alleine zurückerkämpft.
Bis zum 5. Lebensjahr meines Sohnes habe ich die Panikattacken ohne fachliche Unterstützung ausgehalten, dann habe ich mich im Interesse meines Kindes das erste Mal in eine Gesprächstherapie begeben.
Anstoß dazu war der Aufenthalt in einer stinknormalen Mutter-Kind-Klinik, wo ich dem Kurarzt wegen einer simplen Akupunktursitzung bald die Praxis auseinandergenommen hätte.
Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mich total falsch eingeschätzt und gedacht, dass ich mich trotz der PA´s immer gut im Griff habe.
Ich habe meine PA´s sogar bei Ärzten in der Regel immer verschwiegen und andere Aussenstehende ging das schonmal gaaaar nix an.
Der ersten Therapie folgten dann noch 2 andere Therapien und 1 stationärer Klinikaufenthalt.
Ich habe Medikamente grundsätzlich verweigert, da meine Angst vor den Nebenwirkungen, die ja leider sehr häufig den Symptomen einer PA sehr ähnlich sind, viel zu groß ist.
Danach habe ich lange Zeit ausgesetzt und erst letztes Jahr wieder eine Therapie in einer Tagesklinik begonnen, weil sich meine Symptome verändert haben und ich damit gar nicht zurecht kam.
Grund war hier eine Veränderung meines persönlichen Umfeldes und der Tod meiner einzigen nahestehenden Verwandten, die mich auch großgezogen hat.
Heftigste Depressionen, Versagensängste und Suizidgedanken waren die Folge.
Die Tagesklinik hat mich aber nach 6 Wochen nach Hause geschickt, da die Gruppentherapien mich bis an meine Belastungsgrenze brachten und es mir immer schlechter ging. Dort hatte ich regelmäßig Panikattacken, die aber schleichend durch die Hintertür kamen und ohne Vorwarnung über mich herfielen. So kannte ich das gar nicht, ich hatte keine Möglichkeit auszuweichen oder mich irgendwie drauf vorzubereiten.
Die Tagesklinik sah als Alternative nur noch einen vollstationären Aufenthalt in einer Spezialabteilung für Trauma-Patienten, was ich aber abgelehnt habe, da ich ja als Alleinerziehende nunmal auch noch ein Kind zu versorgen hatte.
Seitdem habe ich eine Wohnbetreuung und auch Hilfe vom Jugendamt, denn als Super-Mama fühle ich mich schon lange nicht mehr.
Privat hat es sich danach im März 08 auch nochmal verschlechtert,
Nun habe ich keine heftigen Panikattacken mehr, sondern extremen Drehschwindel, Versagensängste...ich habe wochenlang das Bett wegen dem Schwindel nicht verlassen können. Ich habe mir echt die Panikattacken zurückgewünscht, denn ich durfte nichtmal den Kopf leicht drehen, ohne das sofort der Schwindel kam. Ich war 3 Wochen ans Bett gefesselt und habe mich teilweise nur auf allen Vieren durch die Wohnung bewegen können.
Der Weg in die EU-Rente war dann nur noch ein Gucken...das ging ratzfatz.
Nun bin ich eben seit November 08 EU-Rentnerin....und jeder, der das hört, grinst sich erstmal einen....
Tja...und dann kommen die Sprüche:
- Man kann mir das ja gar nicht ansehen
- Ich sehe überhaupt nicht krank aus
- Man merkt ja gar nicht, dass ich krank bin
- ich sollte mal Tips geben, wie man so schnell in die Rente kommt
- ich wäre die jüngste und hübscheste Rentnerin, die man sich vorstellen könnte und wie ich das denn wohl geschafft hätte, mir diesen Urlaub vom Staat abzuluchsen.
Manchmal wünsche ich mir echt, ich hätte eine andere Krankheit, irgendwas, wo die Leute das Handycap sofort nachvollziehen können:
Blindheit, Rollstuhl ...irgendwas anderes eben, damit ich mich nicht ständig rechtfertigen muss und in Erklärungsnot bin.
Jetzt habe ich einen Antrag auf einen Behindertenausweis gestellt....
und kämpfe darum, dass meine Zahnbehandlungen wie bisher auch unter Vollnarkose gemacht werden und die KK das dann auch bezahlt.
Tja....so kann wohl jeder meine Signatur verstehen
Meine Beiträge im Forum werden nie vor Mitgefühl sprühen, ich bin eher die coole, sachliche Schreiberin, die praktische Tips gibt oder mal einen Joke macht, denn ich weiß aus eigener Erfahrung:
Verständnis ist gut, aber Mitleid hilft Dir nicht weiter!
31.05.2009 11:04 • • 08.06.2009 #1