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Ich hoffe, das passt so einigermaßen hier rein.

Aber wovor habe ich eigentlich Angst? Ich habe keine Angst vor der Krankheit ansich... wir alle werden früher oder später an Krankheiten leiden... an schlimmen Krankheiten, an weniger schlimmen Krankheiten... an tödlichen Krankheiten... an harmlosen Krankheiten... wie wir damit umgehen liegt immer an uns selbst denke ich...

Ich habe Angst vor der Angst. Angst vor der Diagnosestellung. Vor den (möglicherweise) vielen, schmerzhaften Untersuchungen, bevor ich überhaupt weiss was ich habe. Vor der Behandlung der Krankheit. Vor dem was nach der Krankheit kommt. Aber vor der Krankheit an sich? Nein, davor habe ich keine Angst.

Ich habe Angst, dass ich nicht mehr Herr meiner Sinne bin. Dass ich nicht mehr selbst entscheiden kann - oh hey, du willst einen trinken? Klar - bin ich 10 Minuten da. Ich will mich selbst anziehen können, ich will selbst aufs Klo gehen können und mir meinen Ar. selbst abwischen können. Ich will duschen können wann ich das will, ich will fernsehen wann und was ich will. Ich will schlafen gehen wann ich will. Ich will mich ausdrücken und verständigen können. Ich will meinen Whiskey trinken, wenn ich Lust auf Whiskey habe. Ich will schlicht und einfach nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein. Ich will nicht morgens gefragt werden Müssen sie auf Toilette? und dann möglicherweise nur antworten können, indem ich ein oder zweimal blinzle. Ich will die Grundfunktionen meines Alltagslebens selbst ausführen können. Und sollte ich das einmal nicht mehr können, möchte ich selbst darüber entscheiden wann es vorbei ist. Das klingt jetzt vielleicht hart und ich hab momentan auch KEINERLEI Absicht dies zu tun - aber wenn ich denke es ist soweit, möchte ich mir selbst die Pistole in den Mund stecken und abdrücken können und nicht noch tage-, wochen-, monate- oder gar jahrelang an irgendwelchen Maschinen angeschlossen künstlich am Leben erhalten werden. Das ist meine Angst. Dass ich nicht mehr der Herr meiner eigenen Lage sein werde. Einfach nur da liegen, alles mitkriegen und nichts können? Nein, danke! Ich habe schon mit mehreren meiner Freunde darüber gesprochen und keiner wollte / konnte mir das Versprechen geben mir zu helfen wenn es denn mal soweit kommen sollte... das klingt sehr düster, aber geht so schnell alles heutzutage...

Womit wir zu meiner nächsten Angst kommen. Ich möchte niemandem zur Last fallen. Was soll denn der Mist wenn mit mir 3 mal am Tag jemand aufs Klo gehen muss? Das ist demütigend, erniedrigend, unmenschlich. Auf meiner Beerdigung werden die Leute sagen Gott sei dank ist der weg..... ich liebe meine Familie, ich liebe meine Freundin und ich weiss, dass sie das Spielchen jahrelang mitmachen würden, aber ich will das nicht. Wenn ich die einfachsten Alltagsdinge nicht mehr selbst ausführen kann, dann will ich, dass es vorbei ist.

Und dann meine nächste Angst - wer wird sich an mich erinnern? Klar, Eltern, Geschwister... werden in der ersten Zeit schon traurig sein. Freundin wahrscheinlich auch. Aber was ist nach 2-3 Jahren? Was habe ich erreicht? Hab mit ach und krach mein Fachabi gemacht, nen Durchschnittsjob, den jeder Pole für die Hälfte des Geldes machen würde (Bitte seht das jetzt nicht als Angriff auf Arbeiter aus Osteuropa)... aber es ist doch so... ich habe NICHTS erreicht. Ich kann für meinen Lebensunterhalt sorgen... ich fahre keinen Ferrari, ich stehe in keinen Büchern... ich gehe einfach unter in der grauen Masse... und genauso werde ich auch aus den Gedächtnissen verschwinden... ich bin kein Autor, kein Schauspieler... nichts... ich werde einfach verschwinden...

Und dann meine letzte Angst - was kommt nach dem Tod? Ich glaube nicht besonders an Gott. Ich glaube auch nicht an das Himmel / Hölle - Modell. Aber WAS wenn es wirklich die Hölle gibt? Werde ich für alle Ewigkeiten dort landen? Ich bin / war kein guter Mensch, weiss Gott nicht. Ich bin auch kein besonders schlechter Mensch aber ich denke, sollte es dieses Modell geben, geht es für mich nach unten. Das macht mir Angst. Was, wenn mir mein Atheismus da doch noch Schaden zufügt?

Das sind meine Ängste. Ich bin erst 26, aber ich mache mir Gedanken über meinen Tod, über das, was nach dem Tod kommt... darüber, was die Menschen nach meinem Tod über mich denken... was ich erreicht habe, was ich erreichen wollte... und vor allem - WIE es zu Ende geht...

Kann mich jemand nachvollziehen? Geht es jemandem vielleicht GENAUSO?

LG

28.02.2014 04:02 • 28.02.2014 #1


2 Antworten ↓


Hallo Neuro,

sich solche Angst zu machen, was denken Leute über Dich wenn Du tot bist... nein kann ich nicht nachvollziehen. Was fremde Menschen denken kann Dir egal sein. Und Deine Familie und Freunde? Wenn Du kein unangenehmer Zeitgenosse bist, werden sie traurig sein. Und spätestens, wenn keiner, von denen die Dich kennen, mehr lebt, denkt Niemand mehr an Dich. Aber nicht weil Du ein schlechter Mensch gewesen wärst. Es ist nur keiner mehr da, der Dich erlebt hat.

Die Angst, nichts erreicht zu haben... das Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär... Überlege was Du möchtest, versuche es zu erreichen. Und wenn es nicht klappt, dann verzweifle nicht dran. Es ist ebenso ein Märchen, daß jeder der arbeiten will auch eine Arbeit findet. Und Arbeit heißt bei mir nicht 400 € Job. Sondern eine Festanstellung mit einem Einkommen, wovon man leben kann.
Die Politik ermöglicht immer mehr Hungerlohn-Jobs und würde den Menschen am liebsten einreden, sie wären selbst daran Schuld.
Nein, lebe so, daß Du mit Deinen Entscheidungen leben kannst. Nicht was Andere von Deiner Qualifikation, Dein Beruf, Deinem Job halten, ist wichtig.

Und das Du keine Angst vor Krankheiten hast? Ich weiß nicht. Niemand hat Angst vor der Krankheit an sich. Die ist nur eine Bezeichnung. Man hat Angst vor der Ungewißheit, Schmerzen, unangenehmen Gefühlen, Abhängigkeit, Kontrollverlust. Und wenn Du weißt, was es ist, kannst Du an Deinen Einstellungen diesbezüglich arbeiten. Ansonsten wird die Angst nicht weniger.
Diese Ängste von Dir kann ich nachvollziehen. Und ob man die ganz ablegen kann? Eher nicht. Zumindest auf ein erträgliches Maß senken und damit angemessen umgehen können.

Ganz genau so nicht , aber da ist vieles was ich genau SO unterschreiben wurde ...





Dr. Matthias Nagel
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