Zitat von Tiniwinnie101: Verstehe einfach nicht, warum mein Kopf bei Pausen regelrecht nach angstauslösenden Gedanken sucht
Zitat von Tiniwinnie101: wenn ich abgelenkt bin fühl ich mich auch gut und gesund.
Zitat von Knuffelchen: Wenn wirklich was ernstes mit uns wäre, würde die Krankheit keine Pause machen und uns immer nur in Ruhepausen auflauern
Zitat von Marina83: Ablenkung ist alles super, doch sowie etwas Zeit für einen selber ist, grübel grübel...
Hi @Tiniwinnie101
Du kannst Zwangsgedanken ziemlich gut mit A.l.k.- oder Tablettenmissbrauch vergleichen: Immer wenn ein Gedanke oder eine Situation Dir Unbehagen bereitet, reagierst Du mit Konsum der D.r.o.g.e. Im Fall von Gedankenmissbrauch hast Du Dir anstelle von Substanzen eben Gedanken als Reaktion angewöhnt!
Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich idR um eine schleichende Entwicklung handelt. Sie durchläuft mehrere Stadien:
1. Hypothetische Gedanken, Fantasien, Wunschgedanken (Was wäre, wenn...?)
2. Wiederholung, Gewöhnung an diese Gedankenreaktion.
3. Adaption (die Gedanken müssen häufiger und intensiver erfolgen, um den beruhigenden Effekt zu erzielen).
4. Kontrollverlust (die Gedanken oder Handlungen werden zum Zwang und erfüllen gleichzeitig nicht mehr ihren Beruhigungszweck).
5. Zwangserkrankung (ein Leben ohne Zwänge erscheint unmöglich. Die freie Handlungsfähigkeit ist stark eingeschränkt und die Lebensqualität sinkt merkbar. Depressionen und Angststörungen entwickeln sich).
In der Stufe 1 wird der erste (natürlich unbewusste aber entscheidende!) Fehler gemacht, irgendwelche Hirngespinste bezüglich irgendeiner unangenehmen Thematik zu entwickeln. Das tut irgendwie gut, sorgt für Entlastung, Ausgleich. Auch Selbstvorwürfe oder Anschuldigungen stellen nicht selten diesen Kompensationseffekt dar!
Die Stufe 2 kann mit der (ebenfalls unbewussten) Gewöhnung an die D.r.o.g.e verglichen werden. Die Gedanken werden
regelmäßig ausgeführt.
In Stufe 3 wird aufgrund der sich manifestierenden Häufigkeit erstmals der o .g. Benefit (s. Stufe 1 + 2) durch eine gewisse Bewusstwerdung des Missbrauchs begleitet. Die Gedanken werden als eigenständige Entität empfunden, die a) ihre Berechtigung hat und b) gleichzeitig eine Gefahr darstellt.
In der Regel wird dies dem Betroffenen erst ab Stufe 4 so richtig bewusst, da der Kontrollverlust nun unübersehbar erlebt wird.
Zu Bedenken ist bei der ganzen Angelegenheit,
dass ursprünglich der Wunsch nach Kontrolle ursächlich für den Beginn dieser Entwicklung war!
Der Weg retour beginnt idealerweise damit, bei sich selber die o. g. fünfstufige Entwicklung zu realisieren. Danach kann an das komplexe Thema Kontrolle gerührt werden.
Auch hier ist die Analogie zur Suchterkrankung erkennbar: Der Wunsch nach Kontrolle führt zur Sucht und somit zum völligen Kontroll
verlust.