Hey Lotta,
Hab deine Zeilen gelesen und will doch auch was dazu schreiben.
Erkenne mich auch zu 100% wieder.bei mir fing es mit ca. 16 an. Permanent Krankheiten über Krankheiten. Kein Arzt hat jemals was gefunden. In dieser Zeit war ich auf dem Gymnasium und habe mich gut durchgekämpft dass ich mein Abi bestehe. Nebenbei habe ich noch Leistungssport betrieben und eigentlich nicht wirklich über mein Leben nachgedacht. Ich bin in einer Familie aufgewachsen in wer mehr Wert auf Schein als Sein gelegt wurde, wenn du weißt was ich meine. Mein beruflicher Wunsch war es immer Karriere zu machen.
Nach außen war und bin ich immer die starke. Kein Mensch weiß was mit mir los ist und meine Klappe ist was alle negativen Belange angeht immer riesig und voller selbstbewusstsein. Ich habe einen riesigen Freundeskreis und über fehlendes männliches Interesse kann ich mich auch nicht wirklich beklagen.
Das ganze Konstrukt hat so lang funktioniert bis ich eine lange Beziehung hatte mit einer Person, die völlig anders war als ich selbst. (Null leistungsorietiert und ein kleiner Horizont). Meine Mutter bekam Krebs und ich machte mich psychisch von ihm abhängig, weil ich nicht alleine sein konnte und das obwohl ich ihn einfach nicht wie meinen Freund geliebt hatte.
Parallel entwickelte sich so dazu noch eine Bindungsstörung/angst. Reiseangst/ planungsangst war auch dabei. Dass das nicht lange gut gehen konnte war vorprogrammiert. Nach meinem Zusammenbruch habe ich eine Therapie begonnen. Nach der Therapie war ich wieder derselbe Mensch wie vorher nur noch Mehr voller Energie. Nichts konnte mich aufhalten.
Nur ein paar Monate später nahm ich mein Studium auf. Das erste Semester ging es mir wieder nur um Leistung.
Nach dem zweiten Semester habe ich plötzlich alles in Frage gestellt. Sowohl meinen Willen als auch meine Wünsche für die Zukunft als auch meine Existenz. Alles.
An diesem Punkt stehe ich nun in Kombination mit einer dicken Depression und immernoch völliger Orientierungslosigkeit für die Zukunft. Hoffentlich hilft nun Therapie Nummer 2.
Tut mir leid dass ich gerade meine halbe Lebensgeschichte breitgetreten habe. Aber ich will dir auch nahelegen: lass es bitte nicht so weit kommen. Wir sind beide starke Frauen und hätten viel früher die Reißleine ziehen sein. Es ist schei. was die Gesellschaft oder Familie von einem erwartet. Es ist unser Leben, unser Willen und unsere Zukunft.
Kommt das leistungsorientierte denken bei dir auch aus der Familie? Wie stehst du zu deinen Eltern?
Im übrigen sind meine hypochondrischen Phasen nahezu weg seit ich weiß was genau mein Problem ist. Ich würde jetzt nicht im geringsten sagen dass meine depressiven Phasen jetzt besser sind, aber wenigstens ein Zeichen dass die Psyche den Körper nicht mehr völlig austrickst.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft!
LG