Hallo Tina,
nun ich hatte eine ganze Zeit lang Angst, weil ich dachte, ich hätte irgendwas tödliches.
Erst mit der Zeit (also eine Zeitspanne über ein Jahr), als immer die Symptome in regelmässigen Abständen sich änderten, wurde mir selbst bewusst, dass man nicht alles gleichzeitig haben kann. Irgendwann muss man sich dann damit abfinden, dass man eben nicht 2 Wochen lang was an der Leber hat und dann 3 Wochen Bauchspeicheldrüsenkrebs und dann wieder plötzlich Gehirnhautentzündung. Das kann einfach nicht sein. Man denkt sich dann schon, dass das eigene Immunsystem kaputt ist. Doch wenn man etwas genauer nachdenkt, dann weiss man ja, dass der Körper jeden Tag mit 100erten Bakterien und Viren zu kämpfen hat. Und das ohne, dass man es merkt. Das Immunsystem funktioniert also. Sonst würde man keine 12 Stunden überleben.
Übrigens das mit den Extraherzschlägen hast du sehr gut beschrieben. Könnte von mir stammen.
Von der MS merke ich Gott sei Dank nichts. Nur wenn ich einen Schub habe. Dann attakiert das eigene Immunsystem kurzfristig eine Nervenverbindung irgendwo z.B. in der Halswirbelsäule. Man bekommt daraufhin z.B. einen tauben Fuss. So eine Attacke dauert meist so 1 Woche. Kann auch länger dauern. Danach ist der Fuss wie eingeschlafen für etwa 1 bis 2 Monate. Es wird immer besser, bis das Immunsystem, dass gerade die Stelle erst angegriffen hatte, wieder repariert hat.
Bei einer solchen Reparatur entsteht irgendwann einmal ein dauerhafter Schaden. Also eine Vernarbung an der betroffenen Nervenstelle. Eine Vernarbung nennt man Sklerose. Daher die Bezeichnung Multiple Sklerose. Die meisten Leute haben die sogenannte schubförmige MS. Bei manchen Patienten ist es so, dass sie mehrere Schübe im Jahr haben, einige haben einige Jahre keinen.
Ich hatte den letzten Schub im Sommer 2007. Jetzt haben wir 2011. Also ein eher milder Verlauf bis jetzt. Schlimm ist die progressive Art der MS. Diese ist nicht schubförmig sondern greift die ganze Zeit an. Das sind auch die Fälle, wo viele davon dann irgendwann im Rollstuhl landen. Aber das ist dafür auch die seltenste Form.
Wie kann man zwischen psychisch bedingten Symptomen und realen Symptomen unterscheiden? Ja, eigentlich garnicht. Nur wenn die Symptome wieder verschwinden und nicht andauern da sind, oder oft wechseln und man immer schon vor Krankheiten im Leben Angst gehabt hat, dann könnte man selbst einmal darüber nachdenken. Fühlen sich die Symptome gerade wirklich tödlich an? Gibt es was schlimmeres auf dieser Welt? War ich schon beim Arzt und was hat der gesagt? Der hat ja immerhin studiert und hat Erfahrung? Hat der Arzt wirklich was übersehen? Jemand der Erfahrung hat?
Auf jeden Fall wird man psychische Symptome nicht so schnell los. Erst nach ein paar Jahren, wenn man sieht, dass man immer noch lebt, wird man ruhiger werden und dann eventuell denken, dass es doch alles von der Psyche kam.
07.05.2011 10:01 •
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