Ich kenne das, es ist die Hölle, wenn man in dieser Angst steckt und niemand kann einem dann helfen. Es ist nur furchtbar. Ich hatte bereits mehrfach mit dem Leben abgeschlossen, denn ich habe mir schließlich solche Krankheiten „ausgesucht“, die absolut tödlich sind. Das „Gute“ an der Auswahl war, dass ein weiterer Arztbesuch dadurch überflüssig wurde.
Ich habe dann tatsächlich mehrere Jahre in der Überzeugung verbracht, in absehbarer Zeit qualvoll zu sterben. Und das ist die Hölle, das könnt ihr glauben.
Der ganze Mensch verändert sich, die sozialen Kontakte - ich hatte es niemandem mehr erzählt, weil ich früher ganz negative Erfahrungen damit gemacht habe, es Freunden zu erzählen.
Irgendwann kommt man aber an einen Punkt, wenn man ganz ganz unten ist, dass es nicht mehr tiefer geht, sondern - nur noch aufwärts. Vielleicht, weil der Mensch diese krasse Todesangst nicht auf Dauer erträgt und dann abstumpft, immun wird.
Das trifft übrigens auch auf Menschen in den Kriegsgebieten zu, sogar Kinder sagen, sie haben sich an die täglichen Bombenangriffe gewöhnt.
Ich musste ja leider mit dem Leben abschließen, hatte das akzeptiert, es war das Schlimmste, was ich erlebt habe. Als ich dann nicht starb, lernte ich aus dieser Erfahrung.
Auf eine Art hat es mich abgestumpft. Man wird vielleicht auch zynisch, wenn Leute über Krankheiten reden.
Neulich hatte ich einen ziemlich schweren Unfall und mein Umfeld drängte mich natürlich, sofort in die Notaufnahme zu fahren. Oder später einen Arzt aufzusuchen, es könnten ja Hirnblutungen eintreten oder andere Scheußlichkeiten.
Ich habe das verweigert, ich habe nur gesagt, dann ist das halt so, aber es ist nicht wahrscheinlich, denn ich fühle mich jetzt nicht so, dass ich eine Hirnblutung habe.
Wenn jemand mit gewissen Szenarien droht, oder ich selber darüber nachdenke, sage ich mir immer: „Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich.“
Und in der Regel ist das auch so.
Was mir immer hilft zu „überleben“, ist massiver Sport in der Natur.
Wer das noch kann, der kann nicht sterbenskrank sein.
Ich kann natürlich nicht sicher sein, dass ich diese gute Phase langfristig durchhalte.
Ich habe durchaus Angst, irgendwann wieder in diese Hölle zu stürzen.
Das ist so ziemlich das Schlimmste, was man erleben kann.
In dieser Phase war ich kaum lebensfähig.
Zittern, zittern, Schwindel, Benommenheit, Weinen, das ganze Programm.
Ich konnte mir nur damit heraushelfen, zu sagen „na und, es reicht, jetzt stirbst du halt, aber du rennst jetzt nicht schon wieder zu einem Arzt, um dich auszuheulen“.
Denn diese Arztbesuche in völliger Panik haben mir überhaupt nichts geholfen.
Ich wünsche wirklich keinem, diese Angsthölle und ich wünsche allen, denen es gerade so geht, dass sie schnell da herausfinden, auf welchem Weg auch immer.
28.03.2023 09:34 •
x 8 #8