Zitat von Mr.Froussard:Wenn ich aufwache bin ich z.B. erst symptomfrei, dann erinnere ich mich daran, dass ich ja sonst immer diese Symptome hätte und dann kommen sie wieder.
Mit anderen Worten: Du hast keine Symptome, auch keine Symptome von Hypochondrie, du hast ganz einfach ein Angstproblem, das anscheinend nicht sein darf. Und offensichtlich bist du ein - für Angstpatienten typischer - Kontrolletti.
Zitat von Mr.Froussard:Angefangen hatte es vor 5 Monaten nach der Dopingspritze mit einem Gefühl, dass sich wie Bluthochdruck angefühlt hat. Da ich es nicht weg bekommen hatte schlug es irgendwann in ein Gefühl um, dass sich wie Angst angefühlt hat. (es war allerdings keine richtige Angst sondern nur Zittern und Unruhe)
Wie fühlt sich denn Bluthochdruck an? Doch eigentlich gar nicht. Und was sich anfühlt wie Angst, ist Angst.
Zitat von Mr.Froussard:Später hatte es sich wie eine depressive Verstimmung angefühlt (nur, dass es sich mehr wie ein Nachhall einer depressiven Verstimmung anfühlte)
Noch später hatte ich ein Brennen im Bauchraum.
Ein Symptom dass auch mal vorkam war ähnlich wie Kälte. (ich hatte dann ständig gezittert)
Du scheinst ganz extrem in dich hineinzuhorchen - vielleicht um die ständig präsente (frei flottierende) Angst endlich einem Symptom anhängen zu können. Es ist leichter zu ertragen, vor etwas Angst zu haben als irgendwie Angst zu haben, ohne zu wissen wieso und wovor. Meine Vermutung wäre: Die Dopingspritze hat dir den Boden unter den Füßen weggerissen, weil sie mit einem gewissen Kontrollverlust verbunden war. Vorher konntest du dir u.U. einbilden, alles erreichen zu können, wenn du nur die richtigen Maßnahmen ergreifst und dich genug anstrengst. Und da zeigt dir das Leben gerade den Stinkefinger... Körper und Psyche machen nicht, was sie sollen, Kontrolle und Planung werden hinfällig. Wirklich! GastB hat völlig Recht damit, du kannst es vergessen, da etwas unter Kontrolle oder in den Griff zu bekommen. Das kann kurzfristig funktionieren, ich habe das selbst mal unter dem Druck meiner damaligen Verhaltenstherapeutin knapp zwei Jahre durchexerziert. Den darauf folgenden schlimmen Rückfall erspart man sich besser.
Zitat von Mr.Froussard:Aber leider halten mich die Symptome dennoch davon ab zur Uni zu gehen. Da ich dort immer anfange in mich hineinzuhorchen.
Das ist natürlich Meideverhalten. Aber auch das kann seinen Sinn haben: Wie sinnvoll finden denn deine Gefühle (nicht die Vernunft!) die Uni und dein Studium? Macht's Spaß und hast du 'ne gute Zeit?
Zitat von Mr.Froussard:Wobei der Satz, dass ich mich nicht von den Symptomen von irgendetwas abhalten lassen darf ebenfalls sehr wichtig ist.
Das muss ich mir dringend möglichst stark verinnerlichen.
Genau so meinte ich es
nicht. Die Symptome bzw. die Gedanken über mögliche Symptome sollen dich nicht von Dingen abhalten, die dir gut täten und dein Wohlbefinden steigern könnten. Es geht nicht um Selbstdressur, sondern um Selbstfürsorge!
Zitat von Mr.Froussard:Es wäre natürlich prima wenn es wirklich so wäre, dass ich einfach nur zu einem Psychologen gehen brauche, ein paar Sitzungen lang über meine Kindheit erzähle und dann wieder störungsfrei bin. Aber mein Problem liegt darin, dass ich nicht so richtig daran glaube, dass es so funktioniert. (auch wenn ich gerne daran glauben möchte)
So funktioniert es nicht und es hat auch niemand behauptet, dass es so funktionieren könnte. Du biegst dir da was zurecht, vielleicht in der Hoffnung, den ultimativen Trick zu finden. Gibt's aber nicht. Das haben übrigens VT und psychodynamische Verfahren gemeinsam: Man muss genau und geduldig hinschauen, die eigenen Gefühle erkennen und unrealistische Einschätzungen korrigieren. Die Wege dahin sind eben unterschiedlich.
Zitat von Mr.Froussard:Aber in meinem Fall gab es keinen Auslöser bei dem ich irgendeinen Vorteil durch diese Beschwerden bekommen hätte.
Im Gegenteil. Es gab nur Nachteile.
Das sagt am Anfang jeder. Und im sozialen Leben, in der geplanten Karriere und im persönlichen Empfinden sitmmt das ja auch. Trotzdem kann es für die Psyche von Vorteil sein, das Problem aufrecht zu erhalten. Siehe oben: Kontrollverlust gehört zu den Dingen, die Menschen am schlechtesten wegstecken. Da schlägt sich die Psyche schon mal lieber mit Symptomen rum, als sich endgültig damit zu arrangieren, dass wir im Leben nicht so wahnsinnig viele Dinge unter Kontrolle haben.
Liebe Grüße
Christina