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Meine Erfahrungen mit Extrasystolen
Hallo,ich habe mich hier mal angemeldet um von meinen Erfahrungen mit den berüchtigten ES zu teilen. Vielleicht hilft es der einen oder anderen Person weiter:D
Tut mir Leid wenn es etwas lang und schwer zu lesen wird, aber ich werde jetzt einfach mal alles abtippen was mir in den Kopf kommt
Kurz zu mir: Ich bin 26, m und normal gewichtig bei 1.81 m Körpergröße. Von der Form würde ich mich als sportlich bezeichnen, nicht pumpermäßig aber dennoch fit .
Wie so viele hier leide ich seit ich zurückdenken kann an Krankheitsängsten. Generell bin ich jemand, der sich sich immer die schlimmsten Szenarien im Kopf ausmalt und recht ängstlich durchs Leben geht. Immer wieder mal hatte ich hyperchondrische Phasen: Mal wars Hautkrebs für einige Wochen, mal Darmkrebs etc pp.
Dazu natürlich das ganze Programm: Von ständigen Arztbesuchen, stundenlange (sinnfreie) Internetrecherchen, Angst, ständiges Adrenalin in der Brust... ich denke die meisten hier wissen was ich meine ^^.
Aber letztlich ist jede Angstphase irgendwann mit der Zeit einfach verschwunden.
Und dann kamen vor 8 Monaten die ES. Wieso diese ES gerade während dieser Zeit auftauchten, kann ich leider nicht sagen. Aber ich denke es liegt an einer Reihe an Faktoren:
- Universitärer Stress
- Eine Angstphase (u.a. der Klassiker: Lymphknoten) = ständiges Recherchieren im Internet, Angst, Arztbesuche usw... das übliche halt
- Eine hartnäckige aber sehr milde Erkältung (oder eine Allergie?) die mehrere Wochen anhielt
Nun ja, eines Abends, nach einem harten Training (fitness), spürte ich Stunden nach dem Training während dem Abendessen etwas hartes, aufsteigendes im Hals. Dachte damals einfach, dass ich einfach aufstoßen musste. So ging es einige Wochen, hielt sich aber in Grenzen (vllt 4-5 mal).
Kurz vor Weihnachten ging ich dann ne Runde Laufen, kam nach Hause, hatte einen etwas emotionaleren Streit innerhalb der Familie und als ich dann schließlich im Bett lag fühlte ich wieder dieses Aufstoßen. Wie der Zufall es wollte, googlete ich meine Symptome und irgendwann kam ich aufs Herzstolpern. Und als ich dann meinen Pulse fühlte, konnte ich tatsächlich den Aussetzer fühlen. Manchmal sogar ein einmaliges Zucken in der Brust, gefolgt von einer Pause und dann ein starker Schlag.
Ergebnis: Panik = Adrenalin = mehr ES = Panik usw. Ein perfektes Beispiel positiver Rückkopplung.
Am nächsten Tag gings dann zum Bereitschaftsarzt: Ruhe EKG i.O., sollte mal meinen HA ansprechen (natürlich habe ich gleich bei mehreren Ärzten Termine gemacht). Long story short:
- Mehrere Ruhe EKGs, ein Belastungs EKG, 3 Langzeit EKGs, ein Herzecho und Blutbild.
Der Befund: Keine organische Herzerkrankung, keine ungünstige Familiengeschichte und keine relevanten Herzrhythmusstörungen. Die ES wurden als nicht prognostisch signifikant eingestuft und variierten von der Anzahl her zwischen 150 VES* und 30.
(*an dem Tag hatte ich tatsächlich eine Panikattacke= niedriger Blutdruck, gefühlt eine ES nach der anderen, etwas schwarz vor den Augen und ein Besuch in der Notaufnahme, die Ärzte waren beim Besprechen der Ergebnisse des LZ EKGs überhaupt nicht beeindruckt)
Naja, trotz aller Entwarnungen beim Arzt und der message, dass ich einfach daran glauben muss, haben diese ES meine Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt. Seit 8 Monaten habe ich keinen Tag, an dem ich nicht bewusst oder unbewusst auf meinen Puls oder sonstige Gefühle im Brustbereich achte. Sport, der mir so viel Freude geboten hat, muss mittlerweile immer erzwungen werden. Bei jedem Gang zum Training habe ich immer Horrorszenarien im Kopf. Ein Riesenproblem ist dabei, dass die ES zu 80 bis 90% immer nach Belastung auftreten, meist sofort nach der Beendigung einer Übung. Im Winter wars aber so schlimm, dass hierfür schon das alltägliche Treppensteigen gereicht hat. Dies hat sich aber gottseidank mit hartnäckiger Arbeit an meiner Ausdauer gebessert, sonst wäre ich wohl durchgedreht .
Weitere Trigger sind für mich starke Emotionen (bin recht emotional^^), Angst (zb. in den ersten Minuten einer Präsentation) und Müdigkeit.
Soviel zu meinen Problemen. Nun habe ich in den letzten Monaten aber so einiges dazugelernt und dachte dies hier mal zu teilen, vllt hilft es einem Leidensgenossen bzw. einer Leidensgenossin ja:)
- Ist wohl allen klar, machen aber hier wohl die meisten: Googlen. Ich werde immer noch dazu verleitet, aber versucht doch einfach mal nachzudenken was es eig. bringt?
Mit meinem Unizugang konnte ich zb. die neusten Papers zum Thema lesen. Da kam zb vor, dass ES nach Belastung ungünstig sind. Habe allein dadurch schon Panikattacken bekommen. Ein Kardiologe hat mich dann zum Glück zurechtgewiesen und mir erklärt, dass das nur eine Beobachtung ist die für a. ältere Menschen gilt die eh strukturelle Herzerkrankungen haben und b. hierfür eine sehr hohe Anzahl an ES nötig ist. Und das ist nur ein Beispiel. Leider verfalle ich immer noch ab und an der Versuchung zu googlen ... aber im Vergleich zu meinem Ich vor 3-4 Monaten hat sich die Lage stark gebessert. Selbstdisziplin ist hier wohl das Stichwort.
- Reden: Redet über eure Ängste mit Menschen die euch nahestehen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Nach einem Gespräch fühlt man sich tatsächlich signifikant erleichtert, besonders da hier explizit die Psyche eine große Rolle spielt.
- Meditation: So klischeehaft es auch klingen mag, Meditation hat mir geholfen meine Angst merklich zu reduzieren. Ich persönlich benutze die App Headspace. Auch Mass. helfen mir enorm.
- Sport: Auch wenn es meist Sport ist der die ES triggert, darf man sich nicht von ihnen unterwerfen lassen. Ein besserer Trainingszustand hat bei mir die Anzahl tatsächlich stark reduziert. Zwar hats am Anfang als ich wieder mit dem Sport angefangen habe (habe aufgrund der ES 2 Monate nix gemacht) sehr oft geholpert, aber als ich durch diese Phase durch war, hat sich die Situation enorm gebessert.
- Um die ES beim Sport zu reduzieren haben sich bei mir folgende Stratigien bewährt:
- Viel Trinken (natürlich über den Tag verteilt)
- Viel Obst und Gemüse
- Mg/K Supplements aus der Apotheke
- Vernünftiges Warm up und v.a. Cool down
- Ich fliege recht oft und eig auch sehr gerne. Wegen den ES hatte ich aber tatsächlich sehr Angst in eine dieser ageriegelten Aluminiumröhren zu steigen. Durch Zufall las ich unter einem YT Video zum Thema ES einen Kommentar von einem User, der über die Bedeutung von ES bei dem medical check up für Piloten handelte. Ich las mir dann einfach aus Interesse (wollte früher eig auch mal Pilot werden) die Guidelines für die Fliegerärzte durch und stellte mir in einem Gedankenspiel vor, dass ich da als Bewerber sitzen würde:
Da bei mir zw. 30 und 150 ES festgestellt wurden (für einen Tag) ist es erst mal sehr unwahrscheinlich, dass man diese beim obligatorischem Ruhe EKG sieht. Selbst wenn dies geschehen sollte, wird man nur bei mehr als 2 ES beim Ruhe EKG zum Kardiologen überwiesen. Dieser führt dann Echo, LZ EKG usw aus. Solange das Herz strukturell gesund ist und die ES Anzahl nicht 5% der Gesamtschläge übersteigt, wird ganz normal als Flugtauglich eingestuft.
Und wenn ich jetzt daran denke, dass die Luftfahrtindustrie die wohl strengsten Auflagen hat, was körperliche Gesundheit angeht (man fliegt schließlich hunderte Tonnen Kerosin + hunderte Passagiere über riesige Städte), kann es mit mir doch nicht sooo schlimm sein
Naja, all das hat zumindest geholfen die Anzahl an ES etwas zu verringern. Bei der letzten Messung hatte ich, wie bereits gesagt, nur 30 ES, obwohl ich die meisten von denen spüren konnte. Es ist ein täglicher Kampf geworden sich nicht der Angst, der Verzweiflung und auch der Wut hinzugeben, die durch diese Symptome entsteht.
Vielleicht helfen meine Erfahrungen ja einem Mitglied des Forums etwas weiter. Und nochmals sorry für dieses unstrukturiertes Geschwafel
21.06.2018 23:34 • x 3 #121