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Hallo allerseits,

bei mir wurde Anfang 2023 im Alter von 39 Jahren ADHS diagnostiziert.
Für mich war es eine Erleichterung, erklärt die Diagnose doch so viel.

Ich bin nicht der typische Chaot, sondern habe schon viel Struktur und Ordnung in mein Leben gebracht.

Nichtsdestotrotz gibt es typische ADHS-Symptome, unter denen ich leide, wie
- Innere Unruhe
- Gefühl des Getriebenseins
- Stimmungsschwankungen
- Innere Leere
- häufiges Gefühl Langeweile
- Unruhige Beine
- Impulsivität

Wie äußert sich bei euch ADHS und welche Strategien habt ihr dagegen entwickelt?

Ich nehme keine Medikamente, hätte aber die Option welche zu bekommen. Da ich allerdings unter Bluthochdruck leide und an sich auf weitere Medikamente verzichten möchte, kam es für mich noch nicht in Frage.

Wie sieht es bei euch aus?

Ich freue mich über eure Antworten.

Liebe Grüße
Rick

09.11.2024 06:34 • 10.11.2024 #1


7 Antworten ↓


Mich belastet die Antriebslosigkeit und dieses paralysiert sein. Antriebslosigkeit ist glaube der falsche Begriff. Ich möchte ja anfangen, aber kann nicht und durch das Chaos im Kopf manchmal so eine Unfähig zu handeln.
Außerdem finde ich mich unberechenbar mit meiner Motivation. Ich kann nicht einfach mal etwas machen. Wenn mein Kopf nicht will, dann will er auch nicht, egal wie sehr ich dagegen ankämpfe. Oft verschiebe ich deswegen ständig wichtige Aufgaben und schaffe die einfach nicht rechtzeitig fertig zu kriegen.

Kann auch nichts richtig zu Ende bringen. Habe Schwierigkeiten meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen. Ritalin hilft mir etwas, aber ich nehme es öfters aus Angst nicht, wegen meiner Hypochondrie.

Ordnung kann ich auch nicht lange halten und meine Wohnung sieht manchmal aus wie eine Müllhalde.

Es gibt welche, die sagen ADHS wäre eine Superkraft, aber mich persönlich bringt diese Störung kein Stück weiter. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich es gerne weg haben und ein Normalo sein.

A


Was macht ADHS Betroffenen zu schaffen?

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Zitat von Schokowaffel_:
Es gibt welche, die sagen ADHS wäre eine Superkraft, aber mich persönlich bringt diese Störung kein Stück weiter.


Teils, teils ne.
Es hat alles seine Vor- und seine Nachteile, wobei besonders die Nachteile bekannt sind.

Von daher mal ein paar Vorteile, die bei ADHS empirisch signifikant nachweisbar sind.

Mit ADHS wird es nie langweilig im Leben wie mit Jack Sparrow, weil immer Bewegung, ob körperlich oder geistig herrscht. Man macht ADHSlern kein X für ein U vor, weil die kognitive Aufnahmefähigkeit zur Erfassung von Details und das antizipatorische Denken nur von Inselbegabten übertroffen wird.

Out of the box zu denken ist der zweite Vorname, weil Rahmen dafür da sind, gesprengt zu werden. Wenn erstmal mit einer Sache richtig angefangen wird, dann heißt richtig aber auch richtig, richtig und nicht nur so ein bisschen.

ADHS geht sehr oft auch mit einer hohen emotionalen und sozialen Intelligenz einher. Die neurodivergente Eigenschaft mit dem Kopf durch die Wand gehen zu wollen, sorgt für eine gesteigerte physische wie psychische Ausdauer, um das vllt. auch mal wie bei Harry Potter zu schaffen.

Eine hohe Begeisterungsfähigkeit, sowieso soziale Offenheit, Freundlichkeit und Herzlichkeit. Ein sehr hoher kognitiver Adaptionsgrad, weil man es gewohnt ist, dass sich Pläne (im Kopf) schnell ändern können und das zeigt sich dann auch darin, dass es leichter fällt, sich an neue Umstände anzupassen.

Außerdem - ADHS hat immerwieder Geschichte mit sehr vielen großen Namen geschrieben.

Wenn das keine Superkraft ist ️

Zitat von illum:
Mit ADHS wird es nie langweilig im Leben wie mit Jack Sparrow, weil immer Bewegung, ob körperlich oder geistig herrscht.


Das kann ich leider von mir nicht behaupten. Bei meiner ADHS ist die Langeweile ein großer Aspekt. Da ich immer wieder auf der Suche nach neuen Reizen bin.

Zitat von Rick:
Das kann ich leider von mir nicht behaupten. Bei meiner ADHS ist die Langeweile ein großer Aspekt. Da ich immer wieder auf der Suche nach neuen ...

Genau. Du bist immer auf der Suche nach neuen Reizen, weil das chronische Ungleichgewicht der Neurotransmitter dafür sorgt, dir neue Dinge zu suchen, die dich begeistern.

Erfolgt das nicht, zB aus Antriebslosigkeit infolge einer Begleiterkrankung wie Depression (was sehr häufig ist) wird die Langeweile zur ungleich großen Qual im Vergleich zum neurotypischen Gehirn.

Ich bin übrigens auch nicht unordentlich, wenn auch manchmal enorm damit überfordert, die Ressourcen zwischen 10 Baustellen gleichzeitig zu dislozieren.

Aber sowas kann man üben bzw. lernen, sich nicht mit zu vielen Aufgaben zu übernehmen, die parallel erledigt werden wollen.

Die innere Unruhe allerdings ist ein beständiges Problem, das entweder nur medikamentös oder mit Betäubungsmitteln erreicht werden kann.

Vllt. könntest du es mal mit medizinischem Can. versuchen @Rick

Die Psychiater, die ich bisher kennengelernt habe, haben darauf positiv reagiert - eben wg der NW von dopaminergen Stimulanzien.

Ich frag mich halt, ob man zwingend ADHS haben muss, um ein paar von den oben genannten Fähigkeiten besitzen zu können. Es wird ja oft gesagt, dass viele ADHSler besonders kreativ sind, aber genauso gibt es ganz normale Leute, die auch sehr kreativ sind...

Hmm, ich weiß nicht...

Für mich persönlich ist und bleibt ADHS ein Leiden.

ADHS ist auf jeden Fall eine Krankheit, die ernst zu nehmen ist. Wer nicht selbst darunter leidet, wird sich wohl kaum vorstellen können, was es bedeutet.

Natürlich gibt es Kreativität auch unter nicht ADHSlern, aber es ist schon bezeichnend und es gibt auch Studien dazu, dass Neurodiverse oft kreativer als der Durchschnitt sind.




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Dr. Matthias Nagel
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