Ich bin ganz neu hier, also verzeiht mir, wenn ich im völlig falschen Forum bin.
Nun zu meinem Problem:
Ich habe bereits einen sehr, sehr langen Leidensweg hinter mir und fühlte mich im Grunde genommen falsch auf der Welt, seit ich Denken kann (aber das ist ein anderes Thema). Ich bin ein unglaublich sensibler, tiefgründiger Mensch, möchte immer für andere da sein, habe schon viele Diagnosen bekommen, Klinikaufenthalte, Therapien, die ich nicht mehr zählen kann, vieeele Medikamente und habe einige psychische Krankheiten, die ich aber annahm und in mein Leben integrierte. Es ist vieles passiert, auf das ich jetzt nicht näher eingehen möchte, doch seit 4 Monaten passiert etwas mit mir, das sehr merkwürdig ist. Gleiches Problem trat auch in gleichem heftigen Ausmaße vor 3 Jahren schonmal auf, doch vermilderte sich, nachdem ich in Beziehung war.
Ich war schon immer ein sehr misstrauischer Mensch, fühlte mich oft ausgegrenzt, doch dieses Gefühl wurde in den letzten 4 Monaten immer extremer. Es fing relativ harmlos an, ich glaubte, (fremde) Menschen würden schlecht über mich sprechen, mich nicht mögen (was auch mein ganzes Leben lang schon so ist). Doch dieses Gefühl entwickelte sich weiter, ich glaubte, dass sehr viele Menschen sich zusammentäten, eine Verschwörung gegen mich hegen würden. Letzlich war es dann soweit, dass ich, wie vor 3 Jahren schon, glaubte, es wären Kameras in meiner Wohnung installiert, meine eigene Familie wolle mich vergiften, andere planen einen Komplott gegen mich usw... Solch extreme Gedanken hielten aber nie lange an und ich bin auch nie Menschen gegenüber deshalb aggressiv geworden, im Gegenteil. Das alles sorgt für riesige Angst bei mir, weshalb ich mich mehr und mehr zurückziehe und mich ziemlich isoliere, nur die nötigsten Kontakte noch halte. Anhalten tut aber das Gefühl, beobachtet zu werden und zwar rund um die Uhr. Ich bin mir sehr sicher, dass andere mitbekommen was ich tue und manchmal auch denke. Das würde so vieles erklären!
Ich habe einfach kaum noch Interesse an irgendwas, obwohl ich einst, trotz vieler Schicksalsschläge, ein wirklich geselliger und lustiger Mensch war, für jeden Spaß zu haben. Ich erkenne mich nicht mehr wieder!
Also man kann sagen, dass ich in den letzten Monaten regelmäßig Phasen habe, in denen das Gefühl, verfolgt und gehasst zu werden, besonders schlimm ist. So habe ich das Gefühl, den Hass der anderen zu spüren und beziehe alles Negative irgendwie auf mich. Selbst ein Geräusch im Haus reicht aus, und ich denke, das ist ein Signal, dass ich wieder zu laut war (hier sei zu nennen, dass ich monatelangen Stress hatte mit Nachbarn, obwohl ich beim besten Willen nicht zu laut war. Ich achte auf jedes Geräusch das ich mache und tapse schon fast auf Zehenspitzen durch die Wohnung. Diese unberechtigten Beschwerden, wenn ich nur nachts zum Klo ging, haben mich wahnsinnig gemacht. Ich wusste nicht, wo mein Fehler war). Und genau hier tut sich aus das Problem auf, dass meine Wohnung einerseits Rückzugsort ist, ich mich aber andererseits nirgendwo so beobachtet und ausgegrenzt fühle wie hier. Oftmals flüchte ich einfach von hier.
Mittlerweile geht es mir auch zwischen den Phasen nicht wirklich gut. Komisch ist, dass alles momentan mit dem Grundgefühl zusammenhängt, gehasst zu werden und ich mir sicher bin, am liebsten hätten alle, ich würde nicht mehr da sein.
Momentan verschlimmern sich die Phasen, und zwar in dem Sinne, dass zu diesem paranoiden Gefühl auch noch hinzukommt, dass ich mich fühle, als wäre zwischen mir und der Umwelt eine rieeesige Mauer entstanden, die stetig wächst oder als hätte jemand mich mit einem Schleier behängt, durch den ich alles sehe, aber eben verschwommen. Alles erscheint mir zwischendurch so unglaublich fremd, alles sieht so hell aus, ich kann viele Geräusche oder aufgedrehte Menschen nicht mehr ab, obwohl ich einst selbst so war. Ich fühle mich völlig benebelt, als hätte ich ein Jahr durchgehend nicht geschlafen und so richtig da bin ich auch nicht. In dieser Zeit habe ich wirklich Angst, etwas zu tun, was Konsequenzen haben könnte, wie zum Beispiel am Herd zu kochen, da ich glaube, das alles nicht wirklich unter Kontrolle zu haben. Und ich habe auch nicht mehr wirklich Lust, mich in den Phasen zu unterhalten, habe einfach das Bedürfnis, irgendwo zu sein wo es dunkel ist und niemand mich stört.
Hinzu kommt, dass mir plötzlich die einfachsten Aufgaben so unglaublich schwer erscheinen, wie nur duschen zu gehen oder einfache Aufgaben zu erledigen. Ich habe überhaupt keinen Antrieb mehr und fühle mich innerlich so leer, als wäre die Batterie alle.
Vor einigen Tagen beim Einkaufen bin ich fast eine Stunde durch den Laden gedackelt und obwohl ich meine feste, kurze Einkaufsliste hatte, konnte ich mich überhaupt nicht mehr koordinieren und stand Ewigkeiten vor jedem Produkt, konnte mich nicht entscheiden und wusste überhaupt nicht, was ich mit diesen vielen Produkten anfangen soll. Es hat mich wahnsinnig überfordert. Ich meine, Ängste in der Öffentlichkeit hatte ich immer schon, aber so war es noch nie. Irgendwie kommen die Phasen häufiger, wenn ich nur dem kleinsten Stress ausgesetzt bin, was wiederum dazu führt, dass ich fast nur in meiner Wohnung bleibe.
Hin und wieder kriege ich ganz dolle Trauerphasen, die überwältigend aus mir herausbrechen, dann weine ich stundenlang und denke nur noch daran, mir das Leben zu nehmen. Außerhalb dieser Trauerphasen bin ich manchmal fast schon emotionslos, fühle mich wie ein Roboter.
Der letzte Punkt, der zu nennen wäre, ist, dass ich manchmal Dinge im Augenwinkel sehe, die sich bewegen oder Lichter/Schatten. Manchmal rieche ich komische Sachen, wobei ich nicht weiß, ob nur ich jenes gerochen habe, da ich zu den Zeitpunkten immer alleine war. Komisch ist nur, dass die Gerüche so schnell verschwanden wie sie gekommen waren. Die Gerüche würde ich so beschreiben wie eine Mischung daraus, als würde etwas Elektronisches verkokeln und von Verwesung.
Fluch und Segen zugleich ist, dass ich mich schon immer sehr gut ausdrücken konnte, weshalb viele nicht mitbekommen, was mit mir los ist und ich zum Glück sehr normal wirke, was gleichzeitig auch schlecht ist, da andere nicht mitbekommen, wie ich nachts zusammenbreche, am Zittern bin und gar nicht mehr verstehe, was da mit mir los ist.
Auch aufgefallen ist mir, dass ich wirklich nicht total krank oder total normal bin, sondern irgendwie beides gleichzeitig. Ich denke, dass meine Umwelt sich verändert, dabei bin ich es wohl, die sich verändert. Auch bin ich nicht komplett überzeugt von dem, was ich da wahrnehme, aber ich kann es beim besten Willen auch nicht ausschließen oder widerlegen. Ich würde sagen, dass ich mir zu 80% sicher bin in dem, was ich da denke oder besser gesagt, was mein Kopf da denkt.
Und dann gibt es ebenso Momente, wo wieder alles ziemlich normal ist und ich wieder Herr meiner Sinne bin.
Zur Zeit habe ich eine Betreuerin und suche nach einem neuen Psychiater, denn mit dem alten gab es zu viele Konflikte. Ich nehme Quetiapin, ca 50mg am Abend zum Schlafen, ansonsten nichts (mehr).
Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich euch hier mit so einem langen Text bombardiert habe, aber es tat so gut, mir das alles mal von der Seele zu schreiben, da dies in meinem nahen Umfeld keiner versteht, weshalb ich darüber nicht mehr spreche, ich Angst besitze, stigmatisiert zu werden und ebenso seit Monaten wieder Angst habe, Informationen preis zu geben vor gewissen Leuten.
Ich würde so gerne mal wissen, was da eigentlich mit mir los ist. Ist das eine Krankheit, die sich da (zum zweiten Male) manifestierte?
Oder bin ich vielleicht einfach ein zu dünnhäutiger, zu sensibler Mensch, weshalb das Fass irgendwann übergelaufen ist?
Kennt sowas jemand von euch oder hat es selbst erlebt?
Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen!
Und such' ich zwar nach Antworten, möchte mich auf Diagnosen aber nicht ausruhen und den Sinn hinter einer Erkrankung verstehen, denn bin ich der Meinung, dass es für psychische Erkrankungen immer einen Grund gibt, einen Sinn dahinter, den es zu ergründen und dann zu bearbeiten gilt. Ebenso bin ich mittlerweile (nach vielen Jahren) sehr abgeneigt von Medikamenten, das setze ich mit Unterdrückung gleich und habe mit diesen durchweg extrem negative Erfahrungen gemacht und auch stationäre Therapien möchte ich (jedenfalls erstmal) aus persönlichen Gründen nicht mehr machen. Andere Therapiearten bin ich bereit anzugehen.
Ich danke euch herzlichst für das Durchlesen und Antworten und wünsche noch einen schönen Abend.
Liebe Grüße, CarpeDiem11
14.08.2016 22:20 • • 15.08.2016 x 1 #1