Moin liebe Leute,
ich bin neu hier und wollte mal meine Erfahrung mit dieser Problematik weitergeben, die mich einerseits erst seit wenigen Wochen begleitet und andererseits seit vielen Jahren.
Zu mir: Bin 47 Jahre und sportlich und bin nebenbei noch als Industrietaucher unterwegs. Ebenfalls nebenbei habe ich sehr viel Stress mit Umzug, Wohnungen und diesbezüglich unangenehmen Zeitgenossen gehabt, für mehr als ein Jahr. Jetzt ist es soweit aber einigermaßen alles so, wie es sein soll. Eines Abends lag ich im Bett und plötzlich rumpelte es in der Brust ordentlich für etwa 2-3 Sekunden, die Brust fiel in sich zusammen (gefühlt) und dann folgte ein abnehmendes Herzrasen für etwa 2 Minuten. Es stellte sich ein eher angenehmes Gefühl ein so dass ich dachte... So, das war jetzt ganz kurz for Exitus! Da hat der Körper schon irgendwas ausgeschüttet, das mir das Ende versüßen sollte aber die Pumpe hat noch mal so gerade eben die Kurve gekriegt. Seitdem ist jeder Tag von einer Herzneurose bestimmt.
Nun, mit dieser neuen Teufelei in der Brust (gab zuvor schon einige andere Sachen) bin ich dann also zum Hausarzt und er sagte schon, da wird nichts sein. Hat EKG gemacht und war auch nix. Dann in der kommenden Woche rumpelte es mächtig und ich prüfte meinen Puls mit dem heimischen Blutdruckmessgerät, das auch HRS anzeigen kann. Ich versuchte, einen Rumpelanfall in der Brust mit dem Messvorgang abzupassen und siehe da... Herzrhythmusstörungen. Schwarz auf weiß. Herzlichen Glückwunsch! Bin wieder zum Arzt und berichtete ihm davon und während ich berichtete, rumpelte es im Karton. Er nahm direkt meinen Puls und sagte... ja, da ist schon was. Wir machen noch mal ein EKG, jetzt etwas länger. Wieder ohne Befund. Er erklärte mir noch genau, was welcher Ausschlag zu bedeuten hat und wenn es ein ernsthaftes Problem gäbe, müsste diese oder jene Kurve anders aussehen. Gab während der Messung auch keine ES, obwohl ich welche zu merken meinte. Er sagt, das passt auch nicht mit der sonstigen Leistungsfähigkeit zusammen.
Er hat ein Langzeit-EKG vorgeschlagen, was wegen der momentanen Corona-Krise noch aussteht. Er hat gesagt, dass dann erst beurteilt werden kann, ob das überhaupt einen Krankheitswert hat.
So, nun sitze ich hier und bin schwer herzkrank und wieder auch nicht. Ich bin so enttäuscht von mir, habe ich doch immer gesund gelebt, mich fit gehalten und gut ernährt. Also dachte ich, dann soll er mich holen, der plötzliche Herztod. Ich nahm das Gewicht von einem halben Zentner auf die Schultern und machte 100 Kniebeugen, dann Seilspringen, Fahrradfahren, laufen, so richtig Kardio vom feinsten. Dabei plötzlich umkippen und weg sein. Dann ist das so, mein Mindesthaltbarkeitsdatum ist nun mal schon fast abgelaufen. Gibt schlimmeres. Hexenverbrennung zum Beispiel.
Und? Nix passiert. Lebe immer noch. Das Herz Rumpelt vom feinsten, es sticht mal im Rücken, mal in der Brust, mal drückts mir die Luft aus den Lungen und dennoch bin ich immer noch nicht tot. Wieder und wieder Training, teilweise bis zum Anschlag und nichts passiert, erhole mich in wenigen Minuten ganz normal wie immer. Rumpelt mal aber lebe trotzdem weiter. Gehe tauchen um Jobs zu erledigen unter üblen Bedingungen, ich jammere deswegen still in mich rein und merke dabei noch meine Pumpe rumpeln. Und? Lebe immer noch. Steige aus dem Wasser mit über einem Zentner Ausrüstung am Leib, die Böschung hoch über Steine und Felsen, Pumpe geht auf 150 und? Nichts und. Beruhige mich wieder und fahre nach Hause.
Dieses plötzliche Engegefühl in der Brust, der Atem wird geraubt... das kenne ich doch!? Das erste mal hatte ich das vor... sage und schreibe 25 Jahren, während einer Pause beim Training. Dann immer mal wieder in großen Abständen, habe mir nichts dabei gedacht. Das sagt mir: Ich hatte das eigentlich schon immer, wahrscheinlich auch das kleinere Rumpeln. Nur war ich nicht immer Hypochonder und habe es wohl nicht wahrgenommen. Kann nicht so schlimm sein dann, oder? Ist wohl relativ normal, dass die Pumpe mal Zündaussetzer hat. Deswegen geht der Motor aber nicht aus. Da gibt man mal kurz etwas Gas, das knallt dann mal und gut.
Meine Strategie zurzeit: Herz nicht schonen sondern moderates, regelmäßiges Training. Symptome ignorieren so gut es geht. Nicht drüber nachdenken (Gedankenstopp). Keine Angst vor dem eigenen (kräftigen) Herzschlag, das ist was Gutes. Das Herz ist genau dafür gebaut, das kann das ab. Höre es schlagen, wenn du auf der linken Seite liegst. Höre es hämmern, den großen, starken Muskel, der ein Sprachrohr deiner Seele ist und vertraue ihm. Vertraue deinem Körper, der ist robuster als man meint und der will leben und tut alles dafür, das das so bleibt.
Ich kann damit nicht leben... kann ich nicht? Siehste doch, dass ich das kann, ob's mir nun so gefällt oder nicht. Mich selbst mittels Provokation umzubringen hat bisher nicht funktioniert. Vielleicht doch nicht so schlimm? Das muss doch eine Ursache haben! Ja, hat es sicherlich. Aber nicht die, die ich befürchte. Der Gedankenstopp ist ein Weg, intensive Beschäftigung mit anderen Dingen ein weiterer.
Meine Erfahrung im Leben mit tödlichen und unheilbaren Krankheiten ist die, dass Krisen kommen aber auch wieder gehen. Nicht von heute auf morgen aber das verschwindet wieder oder ich blende es aus, weil es mich nicht im Leben einschränkt. Vielleicht lästig, aber das war's. Akzeptiere es. Mal hab ich dies, mal das, irgendwas ist immer. Das Leben geht gnadenlos weiter, auch wenn ich zeitweise damit irgendwie schon abgeschlossen habe. Und dann merke ich, es ist schön, leben zu dürfen.
Das Leben an sich ist ein Wunder und wie lange mein Body schon so funktioniert, ist erstaunlich. Ich werde 90 Jahre alt. Oder auch nicht. Will ich das überhaupt? Die Angst, es könnte mir was Schlimmes zustoßen ist schlimmer, als das befürchtete Schlimme selbst. Das macht keinen Sinn. Also lass das Schlimme endlich eintreten, dann brauche ich jedenfalls keine Angst mehr davor zu haben. Doch es tritt nicht ein. Ich mache also, wie geplant, meinen Mittagssport und werde ihn vermutlich wieder überleben und wie immer es geht mir etwas besser danach.
Die Fantastischen 4 reimten einst: ....Jungejunge, die Pumpe die pumpt, rumpelpumpel pumpeldipump.
Lasst sie rumpeln, die Kiste, bis ihr es irgendwann akzeptiert und vergessen habt.
Viele Grüße von der Küste
Rumpelkammer
07.04.2020 09:44 •
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