Um das Fazit vorwegzunehmen: Eine eigenständige Diagnose - oder auch nur Verdachtsdiagnose - per Online-Recherche ist in etwa so sinnvoll wie schamanisches Hühnerknochenwerfen! Es funktioniert einfach nicht!
Wie funktionieren Google und andere Websuchmaschinen?
Google und Co. beantworten normalerweise keine Fragen. Sie listen einfach nur Webseiten auf, die zu den eingegebenen Suchbegriffen am besten zu passen scheinen. Bei der Auswahl und der Reihenfolge der Webseiten spielen vor allem zwei Aspekte die Hauptrolle:
1. Inhaltliche Qualität: unter anderem gute Rechtschreibung und saubere Textformatierung.
2. Externe Links. Je mehr andere (möglichst hochwertige) Webseiten auf die fragliche Webseite verlinken, desto mehr betrachten die Suchmaschinen sie als ihrerseits hochwertig. Diese sogenannten Backlinks gelten nämlich als Empfehlungen für die verlinkte Seite. Es gibt verschiedene Tricks, mit denen sich hochwertige Links kaufen lassen.
Eine Analyse der faktischen Korrektheit von Webseiten-Inhalten findet kaum statt! Es gibt nur sehr, sehr wenig manuelle Qualitätskontrollen bei Google und Co.! Das ist fast alles automatisiert. Es sind Computerprogramme, die - immer noch mit sehr groben Methoden - versuchen, die Qualität von Webseiten zu berechnen.
Content-Produktion: Wie entstehen Webseiten-Texte?
Es geht also eigentlich nicht um Suchmaschinen wie Google, sondern um die Webseiten, die sie auflisten.
Viele - sehr viele, nein wahnsinnig viele! - der Texte auf Webseiten werden von externen Autor*innen (wie mir) geschrieben. Externe Autoren finden sich hauptsächlich bei Texting-Agenturen oder auf Plattformen wie Textbroker, Content.de, Pagecontent, etc. Die Qualität - und damit die Kosten - dieser Autoren variiert extrem. Die Preisspanne für einen Text wie diesen hier kann zwischen 1, 2 Euro und mehreren Hundert Euro - in Einzelfällen sogar Tausend Euro - betragen.
Professionelle - und vor allem kompetente - Texterstellung ist sehr teuer. Deshalb versuchen viele Seitenbereiter mit weniger guten Autoren Geld zu sparen. Das ist absolut alltäglich geworden und macht vor keiner Branche halt!
Das bedeutet: Nicht einmal den Ratgebertexten von Apotheken oder Kliniken könnte Ihr vorbehaltlos vertrauen. Auch die werden aus Kostengründen oft von Autoren geschrieben, die ebenso günstig wie fachfremd sind. Es geht nämlich auch bei diesen Texten vor allem darum, möglichst hoch in der Google-Liste zu stehen - denn dadurch besuchen mehr User die Webseite.
Wenn also eine beispielsweise eine Apotheke einen Ratgebertext enthält, geht es in erster Linie nicht um die Hilfe für Betroffene, sondern um Online-Marketing!
Eine wichtige Information, die Webseiten regelmäßig überhaupt nicht erwähnen, ist die Wahrscheinlichkeit der Erkrankungen, die zu bestimmten Symptomen passen. Ja, der rote Fleck auf der Haut mag ein Anzeichen für eine schwere Erkrankung sein - oder es ist einfach nur ein Mückenstich. Ich schätze, dass 90% der Krankheitsängste gar nicht erst entstehen würden, wenn auf den Webseiten zu lesen wäre, dass nur 0,0001 % solcher Flecken tatsächlich mit einer schweren Krankheit in Verbindung stehen.
Fazit
Selbst eine sehr schlechte Webseite kann bei Google ganz oben stehen, wenn die anderen Seiten zu dem Thema noch schlechter sind.
Google und das Web sind zweifellos nützlich, um sich zu informieren und um sich für den Arztbesuch vorzubereiten. Aber, einen Dr. Google gibt es nicht. Höchstes einen Dr. Web - und der ist so unzuverlässig und inkompetent wie es nur geht.
Bitte hört auf, ihn zu nutzen!
P.S.: Ich schreibe ausschließlich in Fachbereichen, in denen ich mich gut auskenne. Nicht, dass ich jetzt mit den Web-Verpestern verwechselt werde.
04.08.2021 21:03 • • 07.08.2021 x 27 #1