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Hallo ihr Lieben,

ich denke, ich bin nicht allein und möchte gern meine Geschichte mit euch teilen:

Anfang Dezember letzten Jahres fing nach einem normalen Bürotag nachts mein Oberkörper an zu „Beben“/„vibrieren“/„zittern“. Ich dachte erst, mein Herz rast, aber der Puls war normal. Dennoch konnte ich sehen, dass mein Oberkörper sich so stark hebt und senkt als würde ich ganz schnell ganz flach ein- und ausatmen. An den armen und Beinen fühlte es sich genau so an. Das ganze ging so 10-20 Sekunden, danach wurde mir unfassbar heiß und ich bekam panische Angst. Ich dachte, es sei irgendwas mit dem Herz. Ich ging am nächsten Tag zum Hausarzt, welcher ein EKg machte. Alles war normal. Dann bekam ich noch ein 24h ekg und auch da war alles normal - trotz dass ich wieder diese Attacken hatte (dieses Mal nachmittags als ich mich hinlegte und versuchte, zu schlafen).
Dann war Weihnachten und die Ärzte hatten geschlossen. Plötzlich begann ein Muskel an meinem rechten Oberarm ununterbrochen zu Zucken über Tage hinweg. Ich googelte eines nachts vor lauter Verzweiflung und kam bei ALS heraus. Ein Teufelskreis begann, denn ich entwickelte immer mehr Symptome (Schluckbeschwerden, schwäche etc.) und bekam panische Angst.
Ich untersuchte jeden Tag meinen Körper auf die kleinste Veränderung, machte ständig „Übungen“ um die Kraft rechts und links zu überprüfen und steigerte mich so sehr rein, dass ich nur noch antriebslos auf der Couch lag (über Tage hinweg) und an nichts mehr Freude fand. Alle Freuden des Lebens waren weg.

Dann endlich das neue Jahr und ich konnte zum Arzt. Mein Hausarzt ordnete ein MRT vom Kopf an - ohne Befund. Bluttests wurden gemacht - ohne Befund. Ich bekam eine Überweisung zum Neurologen. EEG und ENG wurde gemacht am Arm/bein - ohne Befund. Diagnose: hypochondrische Störung. Also bin ich in psychologischer Behandlung und mache eine Verhaltenstherapie.

Durch dieses genaue betrachten meines Körpers stellte ich fest, dass an meinem rechten Unterarm eine riesige „Delle“ im Muskel ist und ich natürlich nun wieder maximal Angst davor habe, dass das ein Anzeichen von ALS ist. Der Neurologe sagte dazu, dass das nichts sei und hat es einfach nicht weiter betrachtet.
Zusätzlich knackt mittlerweile jedes meiner Handgelenke quasi bei jeder Bewegung und ich kann meinen rechten kleinen Finger nicht mehr so stark beugen wie den linken. Das, was mich aber am meisten zu schaffen macht, ist folgendes: wenn ich die Faust balle (rechts), kurz anspanne und dann loslasse, habe ich ein ganz seltsames „nachwackeln/waberndes“ Gefühl im Unterarm. Am linken Arm ist das nicht so.
Und jetzt habe ich noch festgestellt, dass meine Beine maximal zu zittern beginnen, wenn ich sitze, die Knie im 90 grad Winkel auf dem Boden aufstelle und ich die Verse vom Boden hebe (quasi im sitzen auf Zehenspitzen gehen - ich hoffe, ihr wisst, was ich meine). Nach 4-5 Sekunden beginne meine Beine dann so heftig zu zittern als würde ich squats mit 150 Kilo machen.

Ich war vor Dezember sehr sportlich, ging 3-4x pro Woche ins gym und war auch mein ganzes Leben über sportlich aktiv. Seit Dezember 2024 war ich nun kein einziges Mal im gym. Lediglich laufen gehe ich hin und wieder.

Meine Angst vor einer neurodegenerativen Erkrankung ist groß und ich weiß gar nicht richtig, warum ich hier alles aufschreibe. Vielleicht geht es jemanden ähnlich, sodass wir in einen offenen Austausch kommen können. Ich würde mich sehr drüber freuen.

PS: ich bin seit Juni/juli quasi auf Arbeit maximal gestresst bzw. habe kein Bock mehr auf den sch. und gehe jeden einzelnen tag der Woche mit maximal schlechter Laune zur Arbeit. Ich finde nichts anderes, wo ich vergleichbares verdienen würde - weshalb ich bleibe. Vielleicht ist das ja noch eine wichtige Info

Heute 13:43 • 17.04.2025 #1


2 Antworten ↓


@Junobert Es gibt hier einen großen Sammelbeitrag, der sich mit der Angst vor ALS, MS und ähnlichen neurologischen Erkrankungen befasst. Hier findest Du Dutzende Forenmitlieder, denen es genauso geht. Einfach dort mitschreiben, die anderen werden dann über die Glocke benachrichtigt.

angst-vor-krankheiten-f65/schlimme-angst-vor-als-t60957.html

Zitat von Junobert:
PS: ich bin seit Juni/juli quasi auf Arbeit maximal gestresst bzw. habe kein Bock mehr auf den sch. und gehe jeden einzelnen tag der Woche mit maximal schlechter Laune zur Arbeit. Ich finde nichts anderes, wo ich vergleichbares verdienen würde - weshalb ich bleibe. Vielleicht ist das ja noch eine wichtige Info

Oh ja, das ist ’ne wichtige Info. Und ehrlich? Für mich sogar die wichtigste im ganzen Text. Denn du schreibst hier einen halben neurologischen Thriller – mit Zittern, Zucken, Dellen, knallenden Handgelenken und Muskelwackeln – und ganz am Ende, so ganz nebenbei, lässt du fallen: „Ich gehe jeden Tag mit maximal schlechter Laune zur Arbeit. Ich hab auf den sch. keinen Bock mehr. Seit Monaten.“

Und genau da steckt der Schlüssel. Nicht im Unterarm. Nicht im kleinen Finger. Sondern in diesem inneren Dauerstress, der sich nicht auskotzen darf – und deshalb wohin geht? Richtig: in den Körper.

Diese Symptome, die du beschreibst – das nächtliche Vibrieren vorm Einschlafen, das Gefühl, als würde Strom durch den Körper fließen, das Zucken, das Zittern beim „Zehenspitzen-Test“, das Muskelwabern – all das ist nicht „nichts“. Aber es ist auch nicht ALS. Oder MS. Oder sonstwas in der Ecke. Es ist dein Nervensystem auf Hochspannung. Und das hat sehr wohl mit dem zu tun, was in deinem Leben grad brennt – auch wenn’s sich nicht so „krankhaft gefährlich“ anfühlt wie ne Diagnose.

Du hast geschrieben:

„Ich untersuchte jeden Tag meinen Körper auf die kleinste Veränderung […] machte ständig Übungen, um die Kraft rechts und links zu überprüfen.“
Ja. Und damit trainierst du – nicht deine Muskeln – sondern deine Angst. Dein Hirn bekommt von dir jeden Tag die Botschaft: „Da stimmt was nicht. Such. Scanne. Finde.“ Und das tut es. Weil dein Fokus krank macht. Nicht weil du dir was einbildest – sondern weil du körperlich echt reagierst auf chronische Angst, innere Unruhe, Dauerstress und Kontrolle.

Und dann:

„Ich lag nur noch auf der Couch, fand an nichts mehr Freude.“
Das ist nicht mehr nur Angst. Das ist Erschöpfung. Depression. Systemüberlastung. Wenn der Körper so laut wird, liegt es oft daran, dass du vorher lange nicht hingehört hast, wie sehr du innerlich schon aus dem Gleichgewicht bist.

Und was macht dein Kopf?

„Ich weiß gar nicht richtig, warum ich das hier aufschreibe.“
Doch, weißt du. Weil du weißt, dass das so nicht mehr weitergeht. Weil du merkst, dass du gerade in einem Tunnel steckst, wo du denkst, du suchst nach Sicherheit – dabei jagst du die Angst nur weiter durchs System.

Und der letzte Satz?

„Ich bleibe, weil ich nichts finde, wo ich vergleichbar verdienen würde.“
Ja. Und während du für Geld auf dem Papier arbeitest, bezahlt dein Körper den Preis. Jeden verdammten Tag.

Was du brauchst, ist kein neuer Test, keine neue Selbstuntersuchung, keine nächste „Delle“, die analysiert wird. Was du brauchst, ist ein Stopp. Ein Umdenken. Und ein klares: „Okay, mein System schreit. Ich hör jetzt hin – aber nicht mit der Angst, sondern mit Verantwortung.“

Du bist kein Hypochonder. Du bist jemand, der innerlich auf Anschlag steht – und dessen Körper sich weigert, das noch länger still zu ertragen.
Und du darfst jetzt entscheiden: Willst du weiterhin gegen Symptome kämpfen – oder anfangen, dich um das zu kümmern, was sie dir eigentlich sagen wollen.

Spoiler: Es ist nicht ALS. Es ist ALARM.
Und der kommt nicht aus den Nerven. Der kommt aus deinem Leben




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Dr. Matthias Nagel
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