Huhu,
Zitat von AJPsychic:Also warum nicht mal das Pferd von hinten aufzäumen und als erstes den Tod als unabänderlich hinnehmen? Als etwas, das niemand verhindern kann. Der Tod als Sicherheit, als etwas, worauf wir uns verlassen können.
Als unabänderlich und unumgänglich sehe ich den Tod auch. Aber ich kann aus diesem Gedanken keine Sicherheit ableiten. Vielmehr bringt es in mein Leben eine unglaubliche Unsicherheit, weil man nie weiß wann und was einem zustößt.
Ich bin ein Mensch, der Pläne mag und gerne alles unter Kontrolle hat. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass es für mich unerträglich ist, im Auto Beifahrer zu sein, selbst dann wenn ich weiß, dass der Fahrer ein guter, routinierter Fahrer ist. In dem Moment, wo ich nicht am Steuer sitze muss ich mich auf den Fahrer verlassen, ich gebe ein Stückweit Kontrolle ab. Ich kann nie sicher sein, dass der Fahrer alle Situationen genauso gut erfasst wie ich und rechtzeitig reagiert.
Die gleiche Situation erlebe ich mit meinem Körper. Ich kann nicht alles kontrollieren, was meine Körperfunktionen betrifft, muss Vertrauen darin haben, dass alles gut funktioniert. Nun ist es in Bezug auf den Körper aber so, dass alles - früher oder später - auf den Tod hinausläuft. Irgendwann wird also zwangsläufig irgendetwas in mir versagen. Und genau diese Gedanken blockieren, dass ich Vertrauen aufbauen kann. Ich kann meinen Körper nicht kontrollieren und irgendwann wird er versagen, nur wann das ist, weiß ich nicht. Ich befinde mich da in einer patt-Situation, weil ich auf der einen Seite weiß, dass ich Vertrauen und eine positive Einstellung brauche um mich besser zu fühlen und von psychosomatischen Symptomen zu befreien, und auf der anderen Seite kreise ich gedanklich wieder um die Unsicherheit in Bezug auf das Thema Tod.
Zitat von AJPsychic:Dabei hilft Achtsamkeit ganz toll. Vielleicht sagt dir der Body-Scan etwas? Dabei geht es nur darum wertfrei zu fühlen, was jetzt gerade los ist, sich zu konzentrieren, etwas weiter gefasst: das Leben zu fühlen, das gerade durch deinen Köper fließt und es dabei nicht zu bewerten, in krank oder gesund, schlimm oder schön, sondern hinzunehmen wie es ist. Nicht morgen und nicht gestern, sonder jetzt. Am Tag immer mal wieder die Aufmerksamkeit auf das hier und jetzt richten, viel zu oft schweifen wir ab, spüren uns nicht mehr und ich glaube, damit geht auch viel Gelassenheit flöten, weil wir uns von uns selbst entfernen.
Body-Scan sagt mir nichts. Aber das klingt nach einem interessanten Ansatz, über den ich mich mal näher informieren werde.
Durch die hohen Erwartungen, die an uns gestellt werden und die Forderung nach dem Einwandfreien Funktionieren des Menschen glaube ich, lernen wir gar nciht mehr auf uns selbst zu achten. Logisch betrachtet muss aber genau das der erste Schritt sein. Diese Gedanken werde ich weiter verfolgen. Danke, für die Anregung.
Zitat von AJPsychic:Im Grunde ist der Kampf gegen die Angst, wenn man es denn so nennen möchte, etwas Philosophisches. Ein Dialog mit sich selbst. Über den Sinn des Lebens, über die Akzeptanz des Todes und darüber, was das für jeden einzelnen bedeutet. So blöd es klingt, aber je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, desto besser ging es mir.
Ein Dialog mit sich selbst finde ich trifft es ganz gut. Ich glaube nciht, dass ich mich ohne meine Angsterkrankung so intensiv mit mir selbst und den wichtigen Fragestellungen des Lebens befassen würde. Zurzeit empfinde ich diese Auseinandersetzung aber oft als Last. Ich sehe andere Menschen, bei denen vielleicht auch nicht alles rund läuft, die aber ohne psychische Erkrankung entweder ganz gut mit sich im Reinen sind, oder sich gar keine Gedanken in diese Richtungen machen. Diese Menschen leben in den Tag hinein, lassen alles auf sich zu kommen. Diese Leichtigkeit habe ich nicht. Ganz im Gegenteil, für mich zieht vieles eine riesige innerliche Diskussion nach sich.
Es ist nun aber - leider - so, dass man Gedanken, die man einmal hatte nicht wieder zurücknehmen kann. D.h. Entweder schaffe ich es mich weiterzuentwickeln oder ich trete auf der Stelle herum und finde keine passende Einstellung mit der ich ein zufriedenes Leben führen kann. Da letzteres keine erstrebenswerte Variante ist, bleibt also nur die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung. Aber dafür fehlen mir zurzeit noch die passenden Gedankengänge in die richtige Richtung. Deswegen kann ich es gut verstehen, wenn du sagst, dass die zunehmende Auseinandersetzung dir weiter geholfen hat. Das ist der einzig sinnvolle Weg.