Zitat von Sarahh:Soll ich mir genau in solchen Momenten dann sagen, dass es durch Stress oder Angst ausgelöst wird und wahrscheinlich erst wieder weg geht, wenn ich mich mit meinen inneren brennenenden Themen beschäftige?
Dein bewusstes Denken zu nutzen, anstatt dich von deiner Angst treiben zu lassen, ist ein guter Weg. Ob dir in der akuten Situation die Beschäftigung mit deinen Themen gelingt und hilft, musst du ausprobieren.
Ich persönlich bin immer skeptisch, was den Erfolg vom Rumkramen in der Tiefe der Psyche betrifft. Vermutlich lassen sich bei jedem Menschen Traumatisierungen und Verletzungen finden, die in der Folge bestimmte Probleme generieren. Oder aber auch nicht, und erst die Therapie stellt Zusammenhänge her, die so gar nicht stimmen müssen.
Manchmal macht Ursachenforschung Sinn, aber nach meiner Erfahrung nutzt sie nicht viel, wenn man auf der Verhaltensebene nicht aktiv wird. Heißt in deinem Fall, dass du konkrete Wege finden musst, Selbstliebe und Vertrauen zu entwickeln und verzeihen zu können.
Dich selbst lieben könnte z.B. bedeuten, anstatt deinen Körper auf Krankheiten hin zu beobachten, ihn gut zu behandeln: Gutes, gesundes, frisches Essen - was damit verbunden ist, dass man sich die Mühe wert ist, frisch zu kochen . Regelmäßig bewegen, möglichst an der frischen Luft und insgesamt aktiv sein, ist ebenfalls hilfreich.
Je weniger du der Angst Raum gibst, umso besser. Dazu gehört auch, nicht in dich reinzuhören. Ich hab dir ja schon geschrieben, wie ich mit *Symptomen* umgehe. Sie werden erst mal überhaupt nicht beachtet.
In einer akuten Situation kann helfen, dir ein imaginäres Stopschild hochzuhalten und dir zu verbieten, weiter an die Angst zu denken. Stattdessen werde aktiv und tu was, was dich gut ablenkt.
Ich finde es auch immer sinnvoll, dem Körper an genau der Stelle Gutes zu tun, mit der er sich bemerkbar macht. In deinem Fall also wirklich eine bewusste, langfristige Ernährungsumstellung.
Um es platt zu formulieren: Sich vor Lungenkrebs fürchten, aber weiterrauchen, ist schlicht dumm. Und wenn dein Magen meckert, wäre es unklug, ihn auf der Ernährungsebene nicht zu entlasten.
Das verleiht gleichzeitig ein Stückchen Kontrolle. Man kann schlimme Krankheiten nicht verhindern, aber man kann seinen Teil dazu tun, sich gesund zu erhalten.
Viele Angsthasen verlagern die Kontrolle auf das Überprüfen ihrer Körperreaktionen, ohne zu erkennen, dass sie damit überhaupt nichts kontrollieren können. Sie beobachten nur manisch, aber übernehmen die Kontrolle nicht. Sinnvoller ist es, alle Maßnahmen zu ergreifen, die der Gesunderhaltung dienen. Damit bewirkt man nämlich wirklich etwas.
Nur zu beobachten, zu messen und in Nichtstun verharren, macht immer nur kränker und ängstlicher. Selbstliebe heißt, gut mit sich und seinem Körper umzugehen - mit all den Mitteln, die man hat.
Und was das Vertrauen betrifft: Es beginnt immer da, wo die Kontrolle endet. Und es beinhaltet niemals die Garantie von Sicherheit. Interessanterweise vertrauen aber auch Menschen, die von sich sagen, sie könnten es nicht. Sie vertrauen meist nur in die falschen Dinge:
Darauf etwa, dass alle Menschen Vertrauen enttäuschen werden. Oder darauf, dass sie nichts können oder nichts durchhalten. Darauf, dass sie erfolglos sind. Und sie bemühen sich darum, dieses Vertrauen in die Unfähigkeit nicht zu enttäuschen.
Stattdessen könnte man es damit versuchen, dem Leben und der eigenen Selbstwirksamkeit zu vertrauen.
12.06.2020 07:24 • x 2 #121