@HellfireOne Ja, das ist die Schwierigkeit, dass es rein medizinisch bei einem gesunden Herzen irrelevant ist und bis zu einer gewissen Zahl (500) auch noch völlig normal. Bei dir klingt das wirklich nach einer absolut durchschnittlichen Anzahl (will dich jetzt nicht dissen ). Aber vom Gefühl her, ist es die ultimative Bedrohung. Ich denke, das kommt aus vielen Gründen: Man hatte nicht sein Leben lang Herzstolpern. Es taucht plötzlich auf oder man spürt es plötzlich, weil man sensibler wird. Somit weicht das vom bisher Bekannten ab. Dann ist das nichts, was man so landläufig kennt. Meistens erfährt man erst davon, dass es sowas gibt, wenn man selbst betroffen ist. Man hat die Erwartungshaltung, dass das Herz immer rhythmisch schlagen MUSS. Jede Abweichung davon wird als absolute Gefahr bewertet. Das ist natürlich dann auch ein Persönlichkeitsding. Aber leider merken gerade Leute, die sowieso sensibler sind und mehr zu Ängsten neigen, Herzstolpern auch mehr und haben es wahrscheinlich auch häufiger und öfter.
Der Dreh- und Angelpunkt ist die Bewertung und was man dann draus macht. Das Herz stolpert und automatisch ploppt im Kopf der Gedanke Was wenn auf und das Angstgefühl stellt sich ein. Das geht quasi automatisch und im Bruchteil einer Sekunde. Und man kann jetzt auch nicht sagen, was zuerst da war - die Angst oder der Gedanke. Die Frage ist - was machst du dann damit? Denkst du dann: Oh ja, was wäre wenn? Und spinnst das dann weiter? Fängst an zu googlen, hörst auf, Sport zu machen, sitzt verängstigt in der Ecke? Damit bestätigst du deiner Angst, dass wirklich Gefahr drohen könnte. Denn die lernt dadurch, wie du auf sie reagierst.
Stell dir vor, du hast ein kleines Kind, das Angst vor etwas hat. Wenn du dann panisch sagst: Oh ja, das kann ja wirklich gefährlich werden! Lass uns lieber schnell weglaufen! Und dann nimmst du es an die Hand und läufst schnell weg. Was lernt das Kind? Dass die Angst berechtigt ist. Und es wird sich beim nächsten Mal wieder oder noch mehr fürchten.
Die Angst hört nicht durch logische Überlegungen auf. Man kann das alles 100x durchhirnen, das wird nicht viel ändern. Man ist dann eher verzweifelt, weil man es zwar vom Kopf her begreift, aber trotzdem immer noch Angst hat. Es geht nur übers Verhalten, was sowohl den inneren Dialog, als auch das äußere Verhalten beinhaltet.
Also, was machst du genau, wenn dein Herz stolpert und die Was-wenn-Gedanken und die Angst kommen? Das können manchmal auch ganz subtile Dinge sein, wie z.B. die Muskeln anzuspannen. Sich in Gedankenschleifen zu verlieren und ewig an nichts anderes zu denken. Dort muss man ansetzen und es langsam anders machen. Das ist ein mühsamer, langwieriger Prozess (zumindest ist er es bei mir
). Und die Angst wird immer wieder kommen und die Verlockung, die alten Pfade wieder zu gehen. Aber es ist auch jedes Mal wieder eine Chance, etwas anders zu machen, anders darauf zu reagieren. Nicht drauf einzusteigen. Wenn man das immer und immer wieder macht, wird sich die Angstreaktion langsam abschwächen und vielleicht irgendwann ganz ausbleiben. Aber schon einfach zu merken, dass es besser wird, finde ich persönlich schon sehr lohnenswert.
19.08.2024 11:40 •
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