Vielleicht noch ein paar Infos zum Herzen, die vielleicht helfen können, das Stolpern besser einzuordnen. Mir hilft es auf alle Fälle:
Das Herz ist ja ein Muskel, der vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird, welches auch noch für die Atmung und die Verdauung zuständig ist. Das Nervensystem schickt also elektrische Impulse an das Herz (Bitte schlagen!), was der Sinusknoten im Herz dann entsprechend in rhythmische Schläge umsetzt. So weit, so gut.
Nun ist es aber so, dass das Herz ja sehr wichtig für den Körper ist, so dass es ein paar Sicherheitssysteme hat, um nicht einfach auszufallen - das wäre nämlich ziemlich doof. Sollte der Sinusknoten mal ausfallen, könnte der darunterliegende AV-Knoten den Takt vorgeben. Und sollte der ausfallen, könnten auch die Herzkammern Herzschläge auslösen. Faszinierend, oder?
Damit das funktioniert, sind alle Herzzellen durch ein Alles-oder-Nichts-Prinzip miteinander verbunden. Das heißt: Wird eine Herzzelle aktiviert, müssen alle anderen mitmachen und es kommt zu einem Herzschlag. Wie bei einem Vogelschwarm - wird ein Vogel aufgeschreckt und fliegt weg, machen alle anderen Vögel mit.
Jetzt kann es passieren, dass das vegetative Nervensystem auch mal durcheinander gerät, weil man gerade viel oder lange Stress hat, weil paar Elektrolyte nicht ganz optimal vorhanden sind, weil man Hormonschwankungen hat, weil man einen Infekt hat oder hatte, usw. Dadurch kann es dazu kommen, dass die Nerven vermehrt Impulse aussenden als üblich. Und dann erwischen sie eine besonders sensible Zelle im Herzen, die darauf reagiert und aktiviert wird, und die dann den zusätzlichen Herzschlag auslöst, weil eben alle Herzzellen mitmachen müssen und sich ebenfalls zusammenziehen. Dadurch ist dann der Sinusknoten kurz verwirrt, ruft alle Zellen zur Ordnung (kurze Pause), bevor es dann normal weitergeht.
So gesehen ist das Stolpern also eine Folge davon, das unser Herz mit Sicherheitssystemen ausgestattet ist, um im Notfall weiterzuschlagen. Jede x-beliebige Zelle im Herzen kann einen zusätzlichen Schlag auslösen. Und wenn gerade viele Nervenimpulse unterwegs sind, kommt sowas auch öfter mal vor.
Darum sind Extrasystolen auch so normal. Hab gelesen, dass wenn man Leuten ein 48h-Langzeit-EKG umschnallt, bis zu 75% Extrasystolen haben, Tendenz steigend mit zunehmendem Alter. Bis zu 500 Extrasystolen am Tag gelten dabei als normal. Das sind ca. 21 Stolperer pro Stunde und das den ganzen Tag lang!
Wenn es mehr als 500 sind, ist das vielleicht nicht mehr normal (=was die meisten haben), aber auch nicht gleich gefährlich. Bis zu 5000 Extrasystolen am Tag ringen Kardiologen nicht mal ein müdes Gähnen ab. Ab 10000 wird jährlich überwacht, ab 20000 (das wäre jeder 5. Schlag den ganzen Tag lang) schaut man dann genauer hin, wobei auch hier nur ein kleiner Teil Probleme bekommt, wenn das über Jahre (!) so geht. Und da kommen wahrscheinlich noch andere Faktoren mit dazu, die dabei eine Rolle spielen. Und die Probleme gehen wieder weg, wenn man die Extrasystolen runterbekommt (z. B. durch Betablocker oder Ablation).
Wichtig ist, dass das Herz an sich gesund ist. Dann kann es mit diesen Extraschlägen gut umgehen. Es macht ja trotzdem, was es soll: Beim Extraschlag wird etwas weniger Blut gepumpt, dafür bei dem Schlag danach mehr, so dass unterm Strich genau so viel Blut gepumpt wurde, wie wenn die Schläge gleichmäßig erfolgt wären. Ist halt nur nicht so schön.
Dann kann man sich in Ruhe auf die Suche machen, was das Nervensystem aus der Balance gebracht hat. Meistens ist es sicher nicht ein einzelner Faktor, sondern ich denke, es kommt mehreres zusammen. Man hat vielleicht eh ein Nervensystem, das von Natur aus sensibler reagiert. Dann kommen äußere und innere Einflüsse dazu, die es belasten. Wie bereits gesagt: Stress, Schlafmangel, Angst, Depressionen, Elektrolytverschiebungen, Vitaminmangel, Körperhaltung, Hormone, Infekte... etc. pp. Ich glaube, da muss man individuell Antworten finden. Aber selbst wenn man die nicht so genau weiß, könnte ich mir vorstellen, dass alles helfen kann, was wieder für eine innere Balance sorgt: Schlaf, Stress reduzieren, moderate Bewegung, gesunde Ernährung, evtl mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützt (Arzt fragen!), Entspannung, Hobbys, Freunde, Natur...
Das ist so das, was ich mir jetzt angelesen und überlegt habe. Vielleicht hilft es jemandem von euch.
10.07.2024 09:05 •
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