Hallo Chrissiii,
bei der familiären Vorgeschichte kann ich gut verstehen, dass Du Ängste hast, das ist sehr verständlich und nachvollziehbar!
Und trotzdem würde ich Dir wünschen, dass Du einen Weg findest, Deine Lebensqualität nicht so negativ von diesem Thema beeinflussen zu lassen. Auf mich wirkst Du auch eher gar nicht entspannt, Du wirkst auf mich, als würde Dein Leben von den massiven Krankheitsängsten sehr stark dominiert werden, und das ist nicht gesund. Du stehst sehr unter Stress (so wirkt es zumindest auf mich), und Stress ist bei keiner Erkrankung gut für den Körper (und auch für den gesunden Körper ist Stress schädlich). Und die Lebensqualität sollte aufgrund keiner Erkrankung verloren gehen, weder aufgrund einer tatsächlich diagnostizierten Erkrankung noch aufgrund der Ängste vor dieser (oder jeder anderen Erkrankung). Das Leben sollte nicht nur aus dem Thema Erkrankung bestehen. Ich habe Multiple Sklerose und versuche, mir trotzdem Lebensqualität aufzubauen (auch wenn es schwerfällt) und der Krankheit nicht alles zu opfern, was es an Positivem geben kann oder könnte. Ich habe auch Tage, an denen das nicht gut funktioniert und ich einfach nur in dunkelsten Zukunft-Ängsten versinke, aber ich setze alles daran, mich mit Hilfe von Therapie aus diesen Löchern wieder herauszuarbeiten. Das Hinfallen ist nicht das Problem, nur das Liegenbleiben. Ich habe zusätzlich auch Krebs-Ängste, da ich auch Krebserkrankungen in der Familie habe, aber ich versuche jeden Tag aufs Neue, diesen Ängsten die Stirn zu bieten und diesen quasi ins Gesicht zu sagen, dass sie nicht die Macht haben, mein Leben zu bestimmen.
Wenn Du also aktiv etwas an Deiner Situation verbessern möchtest, würde ich Dir raten, dem Thema der Stressreduktion Priorität einzuräumen. Sonst kann es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass Deine Angst vor der Erkrankung im Endeffekt diese Erkrankung sogar auslöst.
Dazu gehört auch, sich ein paar Dinge ganz klar vor Augen zu führen:
Auf dem aktuellen Weg wirst Du aus der Angstspirale nicht herauskommen. Jede Untersuchung bringt Dir nur eine kurzzeitige Entlastung, das hast Du ja auch schon selber gemerkt. Aus dieser Erkenntnis solltest Du sinnvolle Konsequenzen ableiten: regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ja, aber keine zusätzlichen Untersuchungen, die nicht sein müssen. Du achtest auf Dich, Dein Körper ist gut untersucht, irgendwann muss man dann auch zwischendurch mal zur Ruhe kommen. Die Untersuchungen bringen Dir diesbezüglich keine weitere Hilfe, nach jeder Untersuchung ist kurzfristig Entlastung da, aber nach ein paar Tagen gehen die Gedankenschleifen wieder los. Also macht ein weiterer Untersuchungs-Marathon wenig Sinn.
Ich habe etwas in der Art auch einmal zu einer Userin hier geschrieben, die Angst vor MS hatte:
Du musst Dich der Erkenntnis stellen, dass Dir im Endeffekt nur die endgültige Diagnose Gewissheit bringen wird. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Diagnose steht, wird immer die Unsicherheit bleiben. Selbst wenn gerade eine Untersuchung Entlastung gebracht hat, sind am nächsten Tag schon wieder die Gedanken da: Was, wenn es jetzt aber heute so weit ist?
Dieser Weg führt Dich in ein Leben, das nur aus Untersuchungen und Angst besteht. Und Dir im Endeffekt nie die erhoffte Entlastung bringen wird. Ein Leben, das nur aus Untersuchungen besteht, hat nicht viel Lebensqualität, und keine Erkrankung sollte die Macht haben, die Lebensqualität aus unserem Leben zu verdrängen. Natürlich kannst Du auch weiterhin mehrere MRTs und andere Untersuchungen machen lassen, aber das würde bedeuten auf dem alten Weg zu bleiben.
Ich würde Dir wünschen, dass Du es schaffst, einen neuen Weg zu betreten. Ein Weg, auf dem die Akzeptanz, dass es Gewissheit in Bezug auf Krankheiten nicht geben kann, verinnerlicht wird,
ein Weg, auf dem Du Deine Ängste kontrollierst und nicht Deine Ängste Dich.
Was Du tun kannst, ist, Dein Leben bestmöglich so zu gestalten, dass es jede Erkrankung schwer hat.
Stress vermeiden, möglichst gesund ernähren, Sport treiben, Achtsamkeit und Entspannung trainieren, sogenannte positive Verstärker aufbauen (soziale Kontakte pflegen, einem Hobby nachgehen,...).
Das ist in jedem Fall ein Gewinn, es verhindert vielleicht, dass sich bestimmte Krankheiten entwickeln können und es verbessert den Verlauf bereits bestehender Erkrankungen.
Du bist ja schon in Therapie, das ist sehr gut, ich würde dort den Umgang mit den Ängsten und die Akzeptanz der Unvorhersehbarkeit des Lebens verstärkt thematisieren.
Ich wünsche Dir alles Gute!
LG Silver
01.10.2021 19:05 •
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