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Hallo zusammen,
ich bin Ende 60, weiblich und habe seit Jahren ein großes Problem!
Aus Angst vor einer niederschmetternden Diagnose (unheilbar krank zu sein) traue ich mich seit Jahren zu keinem Arzt!
Ausnahme bildet nur der Zahnarzt aber selbst da war ich schon knapp davor.
Früher, d.h. bis vor etwa 30 Jahren bin ich regelmäßig zur Vorsorge oder eben generell mal zum Hausarzt, wenn mir irgendwas
fehlte! Durch Erlebnisse in der Familie und auch Erzählungen von Bekannten, Verwandten usw. die arglos in die Praxis gingen und praktisch
mit dem Todesurteil raus kamen traue ich mich nicht mehr zum Arzt, weil ich mir sagte oder sage, daß ich das nicht verkraften würde. Habe dadurch ein schlechtes Gewissen und mache mir Vorwürfe so gehandelt zu haben und nun denke ich
jetzt ist sowieso schon alles zu spät, jetzt brauche ich auch nicht mehr hin!
Hatte auch schon Panikattacken und bin umgekippt und zweimal im Krankenhaus gelandet. Man hat alle möglichen Untersuchungen gemacht wie CT, MRT, Herzecho, EKG usw. aber es wurde nichts gefunden.
Durch meine Angst und Panik traue ich mich sehr viele Dinge nicht mehr machen. Alleine U-Bahn fahren z.B. und in Geschäften
länger anstehen ist für mich auch eine Tortur. Mein niedriger Blutdruck begünstigt Ohnmachten zusätzlich.
Eigentlich tut mir im Großen und Ganzen nichts weh und ich könnte froh sein, wäre da nicht die Angst vielleicht doch was Schlimmes zu haben. Vertrage einfach keine schlechten Nachrichten. Wem geht es auch so?

11.04.2022 13:07 • 12.04.2022 #1


12 Antworten ↓


Hallo Mira,
bei mir war es genau umgekehrt. In meiner schlimmsten Angstphase war ich ständig beim Arzt, weil ich andauernd irgendwelche Symptome hatte, aber auch da wurde nichts Gravierendes gefunden. Mit dem, was gefunden wurde, kann ich gut leben (haben ja auch einige). Wer verträgt schon schlechte Nachrichten? Es ist immer die Frage, wie gehe ich damit um, wenn ich schon an Ängsten leide?
Was hast du bisher selbst getan, um die Angst in den Griff zu bekommen? Willst du denn, dass es wieder besser wird? Vielleicht mit Unterstützung von Außen in Form einer Therapie, Tagesklinik? Es nützt nichts, zu wissen, dass es anderen auch so geht, außer, dass man sich dann noch mehr bestätigt fühlt und vielleicht in seinem Leid verharrt, anstatt zu überlegen, was könnte ich tun, damit es mir besser geht....
Sicher ist das erst einmal beruhigend und man fühlt sich ein bisschen verstanden und aufgehoben, wenn Menschen Ähnliches durchmachen - geht mir nicht anders. Aber ist es nicht besser, nach Lösungen zu suchen und sich zum gegeben Zeitpunkt wieder besser zu fühlen und vielleicht sogar mehr zu zutrauen? Es ist nie zu spät, wenn man seine Jahre noch ein bisschen friedvoller verbringen kann.
Liebe Grüße

A


Traue mich zu keinem Arzt

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Hat damit zu tun, dass wir zu den Erstarrern gehören, den Kopf in den Sandstecker.

Ich habe mich dazu gezwungen, zu den Machern gehören zu wollen, da die Erstarrer so gar keine Chance haben, frag mich nicht, was das an Kraft kostet..

Zur Angsterkrankung schreibe ich jetzt mal gar nix, denn in unserem Alter ist das Nichtstun fahrlässig, egal, wieviel Angst wir auch haben.

Insofern, und ich weiss, was das an Überwindung und furchtbaren Gefühl auch kostet, geh zum Arzt, koste es, was es wolle.

Entweder ist soweit alles ok, oder du wirst eben therapiert. Bei Angst darf man manchmal bissle schummeln, muss auch nicht alles können, aber auf keinen Fall die Gesundheit gefährden. Und ja, ich weiss, von was ich rede.

Würde ich nicht unbedingt als Nachteil werten. Häufige Arztbesuche haben mich krank gemacht. Wenn du erstmal ins Mahlrad der schulmedizinischen Diagnostik geraten bist, Wochen auf Untersuchungen und Diagnosen warten musst und zwischenzeitlich in deiner Fantasie alle möglichen schlimmen Krankheiten durchlebst, wirst du dir wünschen du wärst Zuhause geblieben.

Natürlich sollte man nicht unerwähnt lassen, dass Krankheiten im höheren Alter umso wahrscheinlicher werden.

kann@ Good Friend nur zustimmen, hatte gerade Vorsorgeuntersuchung Frauenarzt mit 14 tägiger Zitterpartie auf die Auswertung des Abstriches und kann jetzt aufatmen, alles ok.Allerdings wollte man mir auch noch eine Stuhluntersuchung empfehlen, die Hausärztin Darmspiegelung, alles nur so,ohne Symptome zur Vorsorge. ich bin Privat versichert und das gefällt den Ärzten ja bekanntermaßen. Das aber lehne ich ohne Symptome ab....ich hatte früher heftige Angsterkrankung und ich möchte das nicht mehr . Kann Mira ebenfalls gut verstehen. Wie war das denn früher ohne all die Igel -Leistungen? Und zu Zeiten der Eltern, Großeltern etc...die sind meist auch alt geworden. Meine Oma war in ihrem Leben kaum bei Ärzten und wurde 88 Jahre alt. Also geht, wenn ihr Beschwerden habt und lasst euch nichts einreden.

Ja, ich sehe Du kannst es nachvollziehen, so wie auch die Anderen die mir antworteten!
Jeder hat auf seine Weise Recht. Bei mir kommt noch dazu, daß ich noch voll berufstätig (selbstständig) bin und auch gar keine Zeit habe mich - bin lediglich gegen Corona geimpft, da konnte ich mir die Zeit aussuchen. Ist natürlich keine Dauerlösung. Ach ich frage mich, was will ich eigentlich? Manchmal denke ich mir, das Beste wäre eine Narkose bekommen, durchgecheckt werden und wenn nichts mehr zu machen ist, gar nicht erst wieder aufwachen....

Nie aufgeben, das schaffst du

Ich bin froh das es Vorsorge gibt. Diese heißt ja nicht umsonst Vorsorge. Hat man Symptome (hier wurde Darmspiegelung angesprochen), ist es doch zu spät und auf früher zu verweisen... Früher gabs auch nen Kaiser... Was zählt ist jetzt.

Geh zum Arzt, danach gehts dir besser.

Zitat von Grace_99:
Ich bin froh das es Vorsorge gibt. Diese heißt ja nicht umsonst Vorsorge. Hat man Symptome (hier wurde Darmspiegelung angesprochen), ist es doch zu spät und auf früher zu verweisen... Früher gabs auch nen Kaiser... Was zählt ist jetzt.

Geh zum Arzt, danach gehts dir besser.
Ich denke mir immer bei irgendwelchen Wehwehchen erst mal abwarten ob's nicht von selber wieder vergeht.

Das Problem ist ja, daß ich das natürlich alles weiß und wenn ich nicht vor Angst jedesmal regelrecht sterbe, dann würde ich dieses Forum nicht brauchen. Da schaltet einfach der Verstand aus!

Zitat von Mira1:
Ich denke mir immer bei irgendwelchen Wehwehchen erst mal abwarten ob's nicht von selber wieder vergeht. Das Problem ist ja, daß ich das ...


Ist der 1. Schritt sich der Angst stellen.
Seh es ganz pragmatisch: Fälltst du um, hast du Angst oder ne Panikattacke: Du bist bereits beim Arzt ‍️

Den Gedanken nie nachgeben, bleib im Hier und Jetzt.

Zitat von Mira1:
Das Problem ist ja, daß ich das natürlich alles weiß und wenn ich nicht vor Angst jedesmal regelrecht sterbe, dann würde ich dieses Forum nicht brauchen. Da schaltet einfach der Verstand aus!

Das kennen hier bestimmt sehr viele. Aber beim Arzt bist du sicher, solltest du eine PA bekommen. Wenn du es geschafft hast und es ist alles in Ordnung, würde da nicht eine große Erleichterung zu dir kommen und du könntest dich mit klarem Kopf wieder auf das Wesentliche, was für dich wesentlich/wichtig/von Bedeutung ist fokussieren.

Ich kenne diese Gedanken allzugut.
Ich hatte auch diese quälende Phase, wo ich meine kostbare Zeit in Wartezimmern verschwendet habe. Völlig hysterisch und aufgelöst, überzeugt gleich mein Todesurteil zu erhalten und dennoch mit der winzigen Hoffnung, Erleichterung zu erlangen und dann diese Angst erst einmal los zu sein und ein paar Monate unbeschwert zu leben.
Dann saß ich wieder, bei schönstem Wetter, im Wartezimmer, fragte mich, warum ich mein Leben so zerstöre und ging in den Wald und begann zu laufen.
Seitdem habe ich mir diese Arztbesuche verkniffen, auch in Phasen von Todesangst, meistens waren die Symptome schon nach zwei Tagen vergessen.
Ich sehe eine große Gefahr in diesem Ausliefern an den Medizinbetrieb.
Allerdings muss das jeder Mensch für sich selbst verantworten.
Selbstverständlich retten Untersuchungen Leben, selbstverständlich werden viele Menschen gerettet. Wer also mit den Konsequenzen einer Diagnose umgehen kann und zu den Folgen bereit ist, der soll um Himmels Willen hingehen.
Meine Erfahrungen sind andere.
Überspitzt formuliert, sind alle aus meinem Bekanntenkreis, die gestorben sind, vorher regelmäßig und ganz vorbildlich beim Arzt gewesen.
Es hat sie nicht gerettet, gestorben sind sie trotzdem, vielleicht haben sie drei Jahre gewonnen, die allerdings nicht unbedingt schön waren. Besonders nicht für die Angehörigen.
Umgekehrt sind die, die uralt wurden, kaum einmal zum Arzt gegangen.
Natürlich kann man es nicht ganz so betrachten, es gilt hier zu differenzieren.
Ich muss mich also fragen, könnte ich mit den Konsequenzen umgehen.
Es gibt Menschen, die sind optimistisch und mutig, können mit dem Ausgeliefertsein an den Medizinbetrieb umgehen.
Es gibt falsche Verdachtsdiagnosen, es gibt unnötige Untersuchungen und Behandlungen, Warten, neue Ängste, Verlust von Freiheit, vielleicht diagnostische Eingriffe und Behandlungen.
Sie können dich retten, wenn sie nötig waren, sie bringen dich nicht um, sollten sie doch unnötig sein. Der eine kann das mehr oder weniger gut vertragen, der andere zerbricht psychisch und physisch dabei.
Ist man sehr jung, hat man natürlich mehr zu verlieren.
Mehr Lebensjahre.
Hat man ein mittleres Alter erreicht, kann man sich fragen, ob es nicht ok ist, falls das Unheil es will, dann irgendwann abzutreten, wie man vorher gelebt hat. Also wenn man jahrelang gesund und fit und unabhängig war, möchte man vielleicht nicht noch einige Jahre als Patient, von Behandlungen geschwächt und weniger frei, verbringen.
Keine Ahnung.
Ich habe beobachtet, dass viele Menschen durch eine Diagnose nicht gerettet wurden, sondern nur früher von ihrer Krankheit erfuhren und dadurch von der verbleibenden Zeit nichts mehr hatten.
Aber ich bin auch sicher bitter und zynisch geworden, weil ich so viel gesehen habe.
Aber wenn ich die vielen fleißigen Arztgänger im Umfeld beobachte, wie ungesund die plötzlich sind, weil alle möglichen Werte von der Norm abweichen, weil dann unzählige Untersuchungen folgen, zum Glück oft ohne schlimmen Befund, aber viele werden zumindest unter dauernde Medikamente gesetzt, ohne dass sie je Beschwerden hatten.
Man muss für sich selbst entscheiden, ob man das will.
Mich haben Arztbesuche immer extrem geängstigt, was da immer alles an Furchtbaren sein könnte, abgeklärt werden müsste, schon die Verdachtsdiagnosen auf den Arztberichten machen mich kaputt.
Möglich, dass meine Haltung mich später mal umbringt, ich empfehlen es auch nicht zum nachmachen.
Aber die umgekehrte Variante wäre für mich noch unerträglicher.

Zitat von marialola:
Mich haben Arztbesuche immer extrem geängstigt


Deshalb hast du dir eine Meinung gebildet, die diese Angst unterstützt. So hab ich das mit dem Rauchen getan, echte geniale Ausreden gefunden.

Ich kann tatsächlich deine Argumente verstehen. Die betreffen aber nur die Diagnosen, die infaust (ungünstig) ausfallen. Da gebe ich dir Recht, diese Menschen sterben quasi zweimal und ich habe öfters auch darüber nachgedacht, ob hier Nichtwissen nicht angenehmer wäre. Allerdings weiss man einen Verlauf erst hinterher.

Ich gebe dir auch Recht, dass es total beschissen ist, mit einer unangenehmen Diagnose zurechtkommen zu müssen. Ich hänge gerade selbst in den Seilen und sooooo schlimm ist die gar nicht, nicht so schlimm, wie ich mich anstelle.

Meine Kollegin hatte Brustkrebs - ist geheilt. Ich habe Herzrythmusstörungen- sind medikamentös super eingestellt - nur ich krieg mich nicht eingestelllt, liegt aber an meiner Grunderkrankung . Würde man es nicht behandeln, wäre das Schlaganfallrisiko sehr hoch. Und wäre ich nicht zum Arzt, weil ich nen komischen Husten hatte, nun, wer weiss.

Bei den Arztbesuchen muss man manchmal einfach wirklich den Verstand mit einschalten, auch wenn das Angstgefühl schreit, Nein, Nein, Nein.

Gleichzeitig habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass, egal wann dich so ne blöde Erkrankung trifft, man immer froh ist, dass es eine Therapie gibt, da es einfach zum Überlebenswillen dazugehört. Und liegt man erstmals auf der Liege, und würde gesagt bekommen: Jetzt ist es zu spät, wären sie mal früher gekommen, dann hilft nur ne Ladung Benzos, damit man da cool bleiben könnte.

Man muss ja nicht ständig zum Arzt rennen. Ab einem gewissen Alter eben mal den Blutdruck, das Herz, dann nen Blut- und Urinstatus und gut ist.

A


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Dr. Matthias Nagel
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