Ja. Oder vom vielen Sitzen. Oder von fehlender Muskelspannung im gesamten Körper. Und von 100 Sachen mehr.
Meine ganz persönliche Erfahrung, die ich nicht verallgemeinern, aber dennoch mitteilen möchte:
Eine ungesunde Lebensweise mit schlechter Ernährung, wenig oder keiner Bewegung und Übergewicht verstärken Angststörungen im hypochondrischen Bereich enorm. Wenn es zudem noch Erkrankungen betrifft, die durch diese Lebensweise auch sehr realistischerweise negativ beeinflusst werden, erst recht.
Ich habe einige Jahre meines Lebens dadurch verloren, dass ich all die oben genannten Negativfaktoren erfüllt habe. In dieser Zeit war ich ein Bündel voller Angst, das sich gerade mal in den ersten Sekunden nach dem Aufwachen gut gefühlt hat. Dann begann der Systemcheck, der abfragte, ob ich irgendetwas Unnormales oder Auffälliges spürte - und der war IMMER erfolgreich.
Spätestens beim Aufstehen überfielen mich Herzstolperer, Herzrasen, Klopfen im Hals- Nackenbereich. Im Laufe des Tages kamen Schmerzen und Spannungsgefühle in allen möglichen Körperteilen hinzu, gerne auch Sehstörungen, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, Muskelzucken, Enge- und Druckgefühle in der Brust...dazu. Die Liste ist weit länger.
Natürlich kam nicht immer alles auf einmal und nicht alles jeden Tag - die Angst ist ein Biest, das sehr trickreich mit seiner Beute umgeht. Kaum hatte ich mich an ein Symptom gewöhnt und es als nicht akut lebensbedrohlich eingestuft, kam ein neues und jagte mich vor sich her.
Ich suchte und fand irgendwann eine Sitzposition mit hochgelegten Beinen, in der ich von vielen Symptomen verschont blieb - und bewegte mich fortan noch weniger.
Ach ja: Wenn ich zur Arbeit ging, war ich ebenfalls nahezu symptomfrei und starb überraschenderweise auch nicht, wenn ich dort eine Treppe stieg.
Irgendwann hatte ich einfach die Schnauze voll. Ich wollte leben und nicht in diesem Zustand vor mich hinvegetieren. Hinzu kam, dass mein Blutdruck behandlungsbedürftig wurde, ich eine Schlafapnoe entwickelte, mein Ruhepuls viel zu hoch war und meine Blutfett- und -zuckerwerte sich immer mehr in den Grenzbereich bewegten.
Ich veränderte meine Ernährung komplett, begann damit, mich täglich gezielt zu bewegen und hatte innerhalb eines Jahres 55 Kilo verloren - und 95 Prozent meiner Ängste. In der ersten Zeit starb ich mehrmals täglich an der ungewohnten Bewegung und den damit verbundenen angstauslösenden Symptomen - aber ich hörte nicht auf.
Seither geht es mir sowohl körperlich und psychisch wirklich gut. Dinge wie Corona triggern mich an, sind aber - wie ich zur Zeit bemerke - gut zu beherrschen. Mein Leben ist wieder lebenswert.
Für viele mag das nicht funktionieren - für manch andere tut es das aber wohl auch.
26.03.2020 13:05 •
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