@Tooly , warum es dir so schlecht geht, ist absolut nachfühlbar. Warst du schon vorher etwas besorgt bzgl. Deiner Gesundheit , hast du jetzt tatsächlich erfahren müssen, dass das Leben echt hart sein kann. Insofern befindest du dich in einer Ausnahmesituation. Und das wäre beinahe jeder.
Trauer, Verlust kann man nicht einfach abstellen, die Phasen müssen durchlebt werden.
Die vier Trauer-Phasen nach Verena Kast
Eine der bekanntesten Theorien rund um den Trauerprozess stammt von Verena Kast. Sie unterscheidet vier Phasen, die meist nacheinander, aber meist nicht streng voneinander getrennt ablaufen:
Erste Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen
Der Verlust wird verleugnet, der oder die Trauernde fühlt sich zumeist empfindungslos und ist oft starr vor Entsetzen: Es darf nicht wahr sein, ich werde erwachen, das ist nur ein böser Traum! Diese erste Phase ist meist kurz, sie dauert ein paar Tage bis wenige Wochen.
Zweite Phase: Aufbrechende Emotionen
In der zweiten Phase werden durcheinander Trauer, Wut, Freude, Zorn, Angstgefühle und Ruhelosigkeit erlebt, die oft auch mit Schlafstörungen verbunden sind. Der konkrete Verlauf dieser Phase hängt stark davon ab, wie die Beziehung zwischen den Hinterbliebenen und dem Verlorenen war, ob zum Beispiel Probleme noch besprochen werden konnten oder ob viel offengeblieben ist. Starke Schuldgefühle im Zusammenhang mit den Beziehungserfahrungen können bewirken, dass man auf dieser Stufe stehen bleibt.
Das Erleben und Zulassen aggressiver Gefühle hilft dem Trauernden dabei, nicht in Depressionen zu versinken. Weil in unserer Gesellschaft Selbstbeherrschung ein hoher Wert ist und abhängig von familiären und gesellschaftlichen Prägungen sogar die Tendenz bestehen kann, Trauer ganz zu verdrängen, bestehen oft große Schwierigkeiten, diese Phase zu bewältigen. Aber nur indem die Emotionen auch tatsächlich erlebt und zugelassen werden, kann die nächste Trauerphase erreicht werden.
Dritte Phase: Suchen, finden, sich trennen
In der dritten Trauerphase wird der Verlorene unbewusst oder bewusst gesucht, meistens dort, wo er im gemeinsamen Leben anzutreffen war: in Zimmern, Landschaften, auf Fotos, aber auch in Träumen oder Phantasien. Die Konfrontation mit der Realität bewirkt, dass der oder die Trauernde immer wieder lernen muss, dass sich die Verbindung drastisch verändert hat.
Vierte Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug
In der vierten Phase ist der Verlust soweit akzeptiert, dass der verlorene Mensch zu einer inneren Figur geworden ist. Lebensmöglichkeiten, die durch die Beziehung erreicht wurden und die zuvor nur innerhalb dieser Beziehung möglich gewesen sind, können nun zum Teil zu eigenen Möglichkeiten werden. Neue Beziehungen, neue Rollen, können möglich werden. Dass jede Beziehung vergänglich ist, wird als Erfahrung integrierbar. Idealerweise kann man sich dann trotz dieses Wissens auf neue Bindungen einlassen, weil man weiß, dass Verluste zu ertragen zwar schwer, aber möglich ist und auch neues Leben in sich birgt.
Ich wage sogar zu behaupten, dass deine hypochdrische Störung in gewisser Weise dazu benutzt wird, um diesen extremen Verlust nicht spüren zu müssen. Wobei in Phase 2 Angst ja eine Rolle spielt.
Insofern wäre Trauerarbeit, evtl. Gibt es ja auch Selbsthilfegruppen in deiner Gegend, vielleicht für dich noch eine Überlegung wert?
01.09.2018 13:58 •
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