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Hallo alle zusammen,

nachdem ich für lange Zeit ein stiller Mitleser hier im Forum war, hab ich mich dazu entschieden, mich auch hier anzumelden. Das ganze ist für mich wohl eher eine Art Selbsttherapie. Vielleicht hilft es mir, mal alles niederzuschreiben und mich selbst zu reflektieren.
Ich bin 22 Jahre alt, Student und hab seit diesem Jahr Angst vor allen erdenklichen Krankheiten. Das ganze nimmt so langsam Überhand und nachdem es für einige Zeit wieder besser wurde und ich dachte, dass ich das alles überstanden hab, ist es vor kurzem wieder umso stärker zurückgekommen.
Ich kann euch gar nicht sagen, was ich schon alles durch hatte: MS, ALS, Chorea Huntington (abwegig, ich weiß; die Angst ist trotzdem da), Lupus,... Mit der Zeit hat sich die Angst aber immer mehr auf Krebs, und damit meine ich alle Arten, versteift.
Das ganze fing damit an, dass ich gegen Mai diesen Jahres eine Panikattache hatte. Wieso weiß ich nicht. Das ganze traf mich relativ unvermittelt und ich hab bis heute nicht den Grund rausgefunden. Ich wusste anfangs auch gar nicht, was los ist und dachte zuerst an einen Schlaganfall oder sowas in der Richtung. Die Attacke hielt auch recht lange an, circa 30-40 Minuten mit der vollen Bandbreite an Symptomen.
Nachdem die Panikattacke wieder abgeklungen war, war ich natürlich total fertig. Hab dem ganzen aber versucht, nicht mehr viel Beachtung zu schenken und es einfach zu vergessen. Und damit war die Sache für mich erstmal erledigt.
Ein paar Tage später fing aber alles wieder an, ich hatte wieder Panikattacken, mehrmals täglich. Ich war schon immer ein sehr rational denkender Mensch und hab mich immer wieder gefragt: Wovor hast du Angst? Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Niemand bedroht dich, du bist nicht in Lebensgefahr. Alles ist gut. Die Taktik ist natürlich aber nicht aufgegangen. Rationalität hilft bei psychischen Krankheiten eben nicht weiter.
Nach einigen Wochen sind die Panikattacken dann plötzlich verschwunden; oder eher: sie sind nicht mehr ausgebrochen. Die Angst war trotzdem permanent da. Von morgens bis abends. Latent im Hintergrund. Zu diesem Zeitpunkt war ich natürlich schon ein nervliches Wrack. Wieso ich damals nicht schon zum Psychologen bin, weiß ich nicht. Hab wohl gedacht, dass ich das alles selbst wieder in den Griff kriege.
Im September fand das ganze Trauerspiel dann seinen Höhepunkt: Ich hab an meinem Hals ein paar geschwollene Lymphknoten entdeckt. Das Angstobjekt eines jeden Hypochonders. Und ab da hat sich meine ganze Angst nur auf diese Knoten fokusiert. Vorher hatte ich zwar keinen Grund, vor irgendetwas Angst zu haben. Es war ja keine Bedrohung da. Aber vor einer tödlichen Krankheit ist niemand sicher. So mein Gedankengang. Und diesen Gedanken konnte ich bis heute nicht loswerden.
Ich bin mit den Knoten natürlich sofort zum Hausarzt. Der hat mir Blut genommen und sich die Knoten im Ultraschall angeschaut. Er gab mir sofort Entwarnung. Wieso sie geschwollen waren, konnte er mir aber auch nicht erklären. Weil ich keine Ruhe gab, machte er noch einen Ultraschall all meiner Organe und hat mich zum Hämatologen/Onkologen überwiesen. Dort wurde mir ein halber Liter Blut genommen und wieder ein Ultraschall gemacht. Ergebnis: alles ok. Ich bin perfekt gesund. Wieso die Knoten geschwollen sind, konnte mir aber auch keiner sagen.
Die Lymphknoten sind bis heute da. Was mich beruhigt ist, dass sie nicht mehr gewachsen sind, sie sind sogar eher kleiner geworden. Was mich aber beunruhigt, ist die Anzahl an tastbaren Knoten. Am Hals sind es locker 10 Stück, in der Leiste auf jeder Seite wieder 4 bis 5. Dass die irgendwann wieder verschwinden, glaube ich nicht.
Ich hab natürlich auch viel zu viel gegoogelt, wodurch meine ganzen Ängste nur noch größer wurden. Sie fokusieren sich vor allem auf alle erdenklichen Arten von Krebs, vor allem im Schädel und im Halsbereich. Ich weiß: wer kriegt als 22 jähriger Nichtraucher, der keinen Alk. trinkt Speiseröhren-, Rachen- oder Kehlkopfkrebs? Niemand. Nimmt mir das meine Angst? Nein.
Durch den ganzen Stress schlafe ich sehr schlecht, fühle mich permanent benommen, stehe neben mir, bin vergesslich. Für mich klare Anzeichen einer degenerativen Hirnerkrankung oder eines Hirntumors. Zu meinem Hausarzt gehe ich deswegen aber nicht mehr; der nimmt mich (wohl zu Recht) sowieso nicht mehr ernst. Ich würde sehr gerne ein MRT meines Schädels machen lassen. Ich kann aber auch verstehen, dass das kein Arzt tut.
Seit meiner ersten Panikattacke habe ich auch sehr starke Depersonalisationszustände. Anfangs traten sie nur auf während den Attacken. Als ich keine Panikattacken mehr bekam, sind sie aber auch nicht verschwunden. Sobald ich auch nur ein bisschen unter Stress stehe, hab ich sofort das Gefühl, dass ich aus meinem Körper gleite, dass ich überhaupt nicht richtig da bin. Alles läuft dann wie im Film ab. Das ist ein sehr schwer zu beschreibender Zustand. Und das steigert meine Angst vor einem Hirntumor natürlich auch nur noch mehr.
Momentan glaube ich einfach nicht, dass ich noch viel älter werde. Wenn ich das dreißigste Lebensjahr erreiche wäre ich schon froh. Vielleicht bin ich momentan nicht krank, aber wer kann mich versichern, dass ich es nicht irgendwann werde? Vor Krankheiten ist kein Mensch sicher und der Gedanke daran macht mich einfach komplett fertig. Jeder dritte Deutsche kriegt in seinem Leben Krebs, Millionen Menschen sterben jährlich daran.
Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass sich zu der Angststörung so langsam eine Depression gesellt.
Irgendwie erscheint mir alles so sinnlos. Wieso soll ich mich jetzt im Leben anstrengen, wenn die Chance besteht, dass ich irgendwann elendig an Krebs sterbe? Dieser Gedanke lässt mich einfach nicht los und niemand kann mir deswegen Entwarnung geben.

Danke fürs Lesen

06.12.2017 13:53 • 29.10.2019 #1


8 Antworten ↓


Puh, da hast dir aber was aufgeladen. Oder du memmst rum.
Denn ganz ehrlich, was ist denn das für ein Satz? Das mit dem im Leben anstrengen?
Wer sagt dir denn das du an Krebs sterben kannst? Vielleicht wird es ja auch ein Schlaganfall? Oder ein Herzinfarkt? Oder ein Auto überfährt dich? Oder oder oder...
Du hast keine Sicherheit aufs Leben, genauso wenig wie auf irgendwelche Krankheiten. JETZT lebst du, also streng dich dafür an.
Oder schliess dich zuhause ein. Aber auch da kannst du krank werden!
Ich mein, du bist 22. Und scheinst offenbar gesund zu sein. Dann lebe!

A


Starke, permanente Karzinophobie

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Hallo Voltaire,

es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht, dass auch deine Angst permanent da ist. Leider kenn ich auch solche Ängste, vor allem die Angst vor Krankheiten. Diverse Symptome, die mich in Angst versetzen. Ich kann dir nur von mir sagen, dass diese Ängste auch meist dann auftreten, wenn meine Stimmung runter geht, ich mich depressiv, leer und einsam fühle. Ich habe eine generalisierte Angststörung. Eine larvierte Depression kann auch sehr viele Ängste erzeugen und vor allem, körperliche Symptome.
Auch ich kenne Aussagen von : Lebe halt, reiß dich zusammen usf....aber in der Stimmung der Angst und Depression ist das eben nicht möglich. Psychotherapie kann helfen! Menschen, die dich verstehen und so nehmen wie du bist und einfach tröstend da sind.

Ich wünsche dir baldige Besserung und Heilung.
Alles Gute!

Hallo Voltaire,

Ich weiß, dein Beitrag ist schon etwas länger her aber mir geht es genauso wie du es beschreibst. Ganz genau so .
Momentan bin ich gefühlt an Krebs erkrankt.. diese Angst macht mich kaputt.
Vielleicht habe ich Glück du meldest dich . Natürlich möchte ich dich auch auf keinen Fall triggern.

Liebe Grüße
Cici

Liebe Cici vor was hast du denn genau Angst?hier im forum gibt es ganz viele Leute die Angst vor Krankheiten und oder krebs haben...du bist damit nicht alleine....

Hallo Voltaire,

Zitat von Voltaire:
Sobald ich auch nur ein bisschen unter Stress stehe, hab ich sofort das Gefühl, dass ich aus meinem Körper gleite, dass ich überhaupt nicht richtig da bin. Alles läuft dann wie im Film ab. Das ist ein sehr schwer zu beschreibender Zustand. Und das steigert meine Angst vor einem Hirntumor natürlich auch nur noch mehr.

Du schreibst es doch schon selber: wenn du Stress hast! Ich denke das Gefühl, dass du hier beschreibst, ist auf den Stress zurück zu führen. Ich glaube bei einem Hirntumor hat man ganz andere Symptome.

Zitat von Voltaire:
Momentan glaube ich einfach nicht, dass ich noch viel älter werde. Wenn ich das dreißigste Lebensjahr erreiche wäre ich schon froh. Vielleicht bin ich momentan nicht krank, aber wer kann mich versichern, dass ich es nicht irgendwann werde? Vor Krankheiten ist kein Mensch sicher und der Gedanke daran macht mich einfach komplett fertig. Jeder dritte Deutsche kriegt in seinem Leben Krebs, Millionen Menschen sterben jährlich daran.

Als ich so 24 oder 25 war, hörte ich im Radio einen Beitrag über den Club der 27er. Darin ging es um Musiker, die alle mit 27 gestorben sind. Sei es durch Krankheit, Dro. oder Selbstmord. Da war mi klar, dass ich mit 27 sterben werde. Zu dieser Zeit hatte ich eines Nachts auch einen Traum, dass ich meinen 30igsten Geburtstag nicht erleben werde.
Jetzt bin ich 34 und erfreue mich immer noch bester Gesundheit. Wobei man als Hypochonder natürlich immer das latente Endzeitgefühl mit sich trägt und immer im Hinterkopf die Angst dabei hat, dass man bald eine schlimme Diagnose bekommt.
Es gibt leider keine Versicherung auf Gesundheit. Auch wenn es genau das wäre, was man sich wünscht. Ich würde mir das auch wünschen, dass man eine Sicherheit hätte, dass man mindestens 95 wird und dann Abends ins Bett geht und friedlich einschläft. Leider gibt es diese Versicherung nicht.

Zitat von Voltaire:
Irgendwie erscheint mir alles so sinnlos. Wieso soll ich mich jetzt im Leben anstrengen, wenn die Chance besteht, dass ich irgendwann elendig an Krebs sterbe? Dieser Gedanke lässt mich einfach nicht los und niemand kann mir deswegen Entwarnung geben.

Ich habe auch eine sch... Angst davor Krebs zu bekommen. Jede noch so kleine Reaktion meines Körpers wird direkt dahingehend gedeutet, dass das Ende nah ist. Wenn ich irgendwo etwas über eine Krankheit höre, bin ich überzeugt diese auch zu haben bzw. sie zu bekommen.
Das schlimme an Krebs ist, dass man nichts dagegen tun kann. Erschreckend finde ich immer, dass irgendwie alles Krebserregend zu sein scheint. Wenn ich mir das so ansehe, dann erfülle ich nahezu alle Risiken um an dieser sch... Krankheit zu erkranken.
Aber: Wer sagt, dass man diese Krankheit wirklich bekommt? Das klingt jetzt blöd, aber es gibt viele andere nette Arten zu sterben: Man könnte von einem Auto erfasst werden, einem Terroranschlag zum Opfer fallen, mit dem eigenen Auto verunglücken, bei einem Unwetter umkommen, einem Mord zum Opfer fallen, einen Herzinfarkt bekommen oder oder oder. Meine Mutter würde jetzt sagen: Man kann sich auch den Finger in der Nase brechen. Und irgendwie hat sie damit ja Recht.

Ich selber neige leider auch dazu, dass ich mir zuviel Sorgen mache. Aber ich lasse mir von dieser Angst mein Leben nicht kaputt machen. Manchmal denke ich auch, dass das doch alles keinen Sinn macht. Egal was man im Leben macht, man muss irgendwann sterben. Wieso soll ich mich da irgendwie anstrengen. Aber ich glaube, so sollte, nein, so darf man nicht denken!
Eines kann ich dir sagen: Das Leben ist wunderschön!

Was mir hilft ist dieser Gedanke: Man macht sich die ganze Zeit sorgen und vergisst dabei das Leben. Ich bin jetzt 34, du bist 22. Wir sind beide also noch recht jung. Was ist, wenn wir 80 oder gar 90 werden? Nur mal angenommen. Dann hätten wir uns Jahrzehnte lang Sorgen gemacht und hätten unser Leben verpasst. Die Ungewissheit kann uns leider niemand nehmen. Mit dieser Unsicherheit muss man leider leben. Auch wenn es schwer fällt.
Wie erwähnt, mache ich mir auch ständig Sorgen, aber ich versuche trotzdem mein Leben zu geniessen. Und ich liebe das Leben.

Am Wochenende habe ich einen netten Spruch gehört: Sorgen machen ist wie im Schaukelstuhl sitzen. Man ist beschäftigt, aber es bringt einen nicht weiter!

Ich denke nicht das ihr nach fast 2 Jahren noch eine Antwort bekommt

Zitat von NIEaufgeben:
Ich denke nicht das ihr nach fast 2 Jahren noch eine Antwort bekommt


Jetzt wo du so drauf hinweist...
Hab ich gar nicht drauf geachtet. Aber vielen Dank für den Hinweis. Und ich hab mir soviel Mühe mit meinem Beitrag gegeben... Menno

Zitat von Der Sorgenmacher:
Jetzt wo du so drauf hinweist...Hab ich gar nicht drauf geachtet. Aber vielen Dank für den Hinweis. Und ich hab mir soviel Mühe mit meinem Beitrag gegeben... Menno

Ja das stimmt,sehr guter Beitrag von dir.....hatt mir gut gefallen.





Dr. Matthias Nagel
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