Wenn ich mich irgendwo ruhig hinsetze und quasi einfach nur vor mich hindenke (also in einer schlechten mentalen Verfassung, in einer Phase, in der ich eh viel mit meiner Krankheitsangst zu tun hab), dann fange ich eigentlich unweigerlich an, mich mit meinen Symptomen zu beschäftigen. Da muss ich auch gar nicht googeln oder sonstwas. Ich habe einfach mittlerweile sehr viel Wissen was Krankheiten angeht. Und Erfahrung. Ich würde also in eine Art Teufelskreis rauschen, in dem ich mich nur tiefer in meine Probleme denke. Und natürlich kenne ich auch die Tipps a la „lass den Gedanken an dir vorbei fliegen, aber lass ihn nicht an dich ran“ usw. Aber das hat einfach nie funktioniert bei mir. Ich erfahre auch keine Entspannung durch sehr seichte Meditation oder Yoga oder so. Das funktioniert bei mir nicht. Ich habe es immer wieder versucht.
Ich habe das mal mit meiner Therapeutin besprochen und ihr gesagt, ich bin sicher, ich MUSS mich eben mit schlimmen Gedanken (die dann halt unweigerlich kommen) beschäftigen. Sie zu Ende denken. Usw. Weil ich dachte, ich kann sie nicht einfach verdrängen. Und sie hat mich dann gefragt, warum denn nicht?
Und das klingt zunächst ja irgendwie ein bisschen verrückt. Weil man weiß ja, Verdrängung ist nichts Gutes. Aber sie hat dann erklärt (und das war für mich augenöffnend), dass man auf jeden Fall Gedanken (die ja sowieso zu nichts führen außer noch mehr Leid, das weiß man nach vielen Jahren Angststörung) verdrängen darf. Ich sage mir dann „stop, jetzt nicht“. Ich stehe auf, mache etwas anderes. Beschäftige mich. Oder mache eben Atemübungen (oft auch Klopfübungen, finde ich auch super), auf die ich mich für einige Minuten konzentriere. Und danach geht es mir de facto besser. Ich bin entspannter.
Und mit meinen Ängsten kann ich mich trotzdem auseinandersetzen. Aber eben nicht in einem Moment, in dem es mir psychosomatisch schlecht geht. Ich schreibe z.B. sowas wie Tagebuch. Wenn ich dann quasi wieder eine Angstphase habe, setze ich mich irgendwann (wenn ich entspannt bin) hin und schreibe alles auf. Meine Symptome, Ängste die ich damit verbinde. Und realistische Einschätzungen (die ich evtl gar nicht fühle, aber so in der Art wie andere, „normale“ Menschen das einschätzen würden. Das erleichtert schon. Und es hilft mir auch das in späteren Situationen, in denen es mir mal wieder schlecht geht, nochmal zu lesen.
Aber mich hinsetzen und einfach „denken“ und schlechte Gedanken einfach ziehen zu lassen, finde ich sehr schwierig.
06.06.2024 16:15 •
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