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Hallo zusammen,

ich bin gerade in der Klinik und mache Psychotherapie (Bindungstrauma aus der Kindheit).

Mich plagt ein tägliche Benommenheit mit einem Gefühl, als wäre ich besoffen oder in einer Blase. Auch die Augen fühlen sich so an. Ich habe auch starke Ängste, die durch die Therapie hier aufgewirbelt wurden. Das sind wohl Gefühle (Wut/Angst/Trauer), die ich über mind. 15 Jahre von mir abgespalten habe. Ich habe manchmal das Gefühl, ich verliere den Verstand. Es ist brutal und mir ging es noch nie so schlecht in meinem Leben (bin jetzt 33). Ich habe überhaupt keinen Halt in meinem Leben. Zu meiner Familie habe ich aufgrund des Traumas aktuell kein gutes Verhältnis, mir ist vieles klar geworden. Aber mich zerreißt das alles so von innen. Es ist brutal. Mein Halt waren ständige Krankheitsängste und Fußball (da war ich immer sehr gut drin). Fußball habe ich vor 5 Jahren aufgegeben, meine somatoforme Störung ist hier weggegangen und jetzt habe ich eben nichts mehr, woran ich mich klammern kann.

Meine Frage: Ist der Benommenheitszustand normal in Kombi mit der verstrahlten Sicht? Ist das ein Zeichen der Überforderung? Ich habe täglich krasse Angstzustände und weine viel.

Ich bin so unendlich hilflos.

Danke und viele Grüße

16.08.2022 18:31 • 16.08.2022 #1


7 Antworten ↓


Depersonalisation und Derealisation durch die psychische Überlastung nehme ich an. Das hatte ich 20 Jahre lang regelmäßig immer wieder. Bei mir ging das gut weg, sobald ich einige Tage guten Schlaf bekam. Und am besten in Gesellschaft gehen und reden. Auch wenn es schwer fällt. Gute Besserung.

A


Ständige Benommenheit, Sehen fühlt sich komisch an

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@MathiasT danke dir, sehr lieb.

Wie hast du es daraus geschafft? Es ist ein sehr sehr langer Weg. Aber einen richtigen Zeitpunkt für Therapie gibt es wohl nie.

Hallo Deli88,

bei Dir kommen derzeit sehr viele schmerzhafte Erinnerungen wieder hoch, die nie ganz verarbeitet waren. Deine Psyche möchte Dich vor Überforderung schützen, daher hast Du jetzt gerade diese blöden Symptome. Ich kenne die auch, es fühlt sich sehr unangenehm an. Du könntest das doch in der Klinik bei Deinem Therapeuten ansprechen. Mitunter regulieren sich Symptome schon, wenn man sie ausspricht. Du bist dort im geschützten Bereich, versuche, diese Möglichkeit zu nutzen.

LG Perle

Du sagst es. Es ist wirklich sehr hart gewesen.
Aber wenn man mal diesen gewaltigen Sprung geschafft hat, dass man aus der Gefahrenzone mit Sicherheitsabstand draußen ist, dann hat man es wirklich geschafft.

Ich denke, dass sich das Problem auch weitgehend von alleine gelöst hat.

Zum Einen wird man älter und erfahrener. Meistens auch selbstbewusster, aber auch resistenter gegen diverse negative, äußere Einflüsse. Man lernt mit den Problemen umzugehen.

Zum Anderen habe ich gelernt, mich selbst mein Leben und meine Vergangenheit so zu akzeptieren, wie es eben ist.

Irgendwer hat mal etwas Intelligentes gesagt: In der Ruhe liegt die Kraft!

Da ist was Wahres dran.
lg

@Perle danke für deine Antwort.

Ich fühle mich gerade echt wie angetrunken. Wow. Ich habe es schon angesprochen. Sehr oft sogar. Ich bin jetzt in der 6. Woche und gefühlt wird es erst so richtig schlecht. Leider gebe ich diesen Zuständen sehr viel Raum, weil ich gerade nichts habe, was mir Halt gibt . Ich war mein ganzes Leben lang in der Vermeidung und jetzt bricht plötzlich alles weg. Der von mir selbst zusammengeschusterte, provisorische Boden ist weggebrochen. Es sind einfach brutale Erkenntnisse, die ich kaum auszuhalten vermag.

Ich bekomme für die Nacht Trimipramin 50 mg, womit ich zumindest die meiste Zeit gut schlafen kann. Tagsüber ist es aber die Hölle.

Ja, ich verstehe Dich. Habe selbst derzeit unter genau den gleichen Symptomen zu leiden.

Weißt Du, Du bist sozusagen momentan offen, Dein Schutzwall bröckelt, Durch die Derealisation versucht Dein Körper / Deine Seele noch, den allergrößten Schmerz zu deckeln. Es wird immer nur so viel Schmerz hoch kommen wie Du imstande bist zuzulassen. Der andere Schmerzanteil wird eingehüllt und kommt hervor, wenn Du dazu bereit bist ihn zu betrachten. Solange das nicht der Fall ist, wirst Du das benebelte Gefühl haben.

Du bist in der 6. Woche aber was sind schon 6 Wochen, wenn man sie Deiner ganzen bisherigen Lebenszeit gegenüber stellt? Wir lernen unser Leben lang dazu, daher zähle nicht die Wochen. Gehe Schritt für Schritt immer weiter.

Ich gehe jetzt raus, setze mich in den Garten und schaue mir den Himmel und die Wolken an, das finde ich sehr entspannend. Vielleicht machst Du es mir einfach nach?

@Perle Ja, so ist es. Du sagst es.

Es hilft leider auch nicht wirklich viel gegen diese Zustände, außer diese anzunehmen, aber im besten Fall nicht zu bewerten. Letzteres tue ich leider aktuell sehr und das versetzt mich in noch schlimmere Zustände mit ekligen Gedankenspiralen und Denkverzerrungen. Typisch Depression halt. Zudem habe ich noch so ein unangenehmes Druckgefühl im Hals. Es ist besser als dieses mächtige Gefühl von Zerrissenheit im Bauch/Brustbereich, aber angenehm halt nicht. Ich arbeite gerade mit dem inneren Kind und ich stoße an meine Grenzen. Manchmal habe ich wirklich Angst, dass ich die Kontrolle verliere. Aus meiner Sicht hat meine Therapeutin hier gerade zu Anfang sehr fahrlässig gehandelt, weil sie alles unkontrolliert in mir aufgewirbelt hat. Jetzt sind die Zustände so extrem und ich bin damit sichtlich und völlig überfordert.

Ich hoffe nur, dass ich das alles irgendwie überstehe und meinen Verstand behalte. Es ist teilweise sehr angsteinflößend.

Ich wünsche Dir natürlich auch, dass es Dir bald wieder besser geht.





Dr. Matthias Nagel
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