@positivgetestet Hallo, wir kennen uns ja schon aus dem anderen Thread. Soweit ich mich erinnere, hast du schon öfter geschrieben, dass du schon seit Jahren an Erschöpfung leidest. Des Weiteren kommt es nach einer Coronainfektion öfter zu anhaltender Erschöpfung, Schmerzen, Belastungsintoleranz usw.. CFS wird erst in Erwägung gezogen, wenn der Zustand länger als sechs Monate anhält, zuvor handelt es sich um Long Covid, Post Covid, also ein postvirales Syndrom, welches auch nach anderen Viruserkrankungen auftreten kann (nach Corona wohl öfter). Erfahrungsgemäß kann ich folgendes sagen: zu mir: ich bin 24 leide schon seitdem ich denken kann unter Müdigkeit, welche weder durch mehr Schlaf noch durch sonstiges komplett eliminiert werden kann und seit meiner Jugend unter Kreislaufproblemen. Bin schon seitdem ich denken kann total gestresst durch familiäre Probleme, denke das könnte auch ein Faktor sein. Trotzdem würde ich sagen, dass ich eine fitte junge Frau und damals Jugendliche war. 5-6 Mal die Woche Sport, 40 h Job, Freunde treffen usw., alles in eine Woche gepackt. Ende 2021 hatte ich einen Infekt (nachweislich kein Corona), welcher sich über drei Tage gestreckt hat. Zurück blieb ich mit Kreislaufproblemen und einer starken Erschöpfung. Der Zustand hat meine Ängste natürlich nochmal befeuert. Januar 22 8 Wochen Corona PCR-positiv und in diesem Jahr im Januar genau dasselbe Spiel. Symptome hatte ich kaum. Erschöpft bin ich trotzdem noch und Kreislauf habe ich auch immer noch. Letztes Jahr habe ich die Diagnose POTS bekommen. Mit der Belastbarkeit ist es immer ein auf und ab, ab August 22 konnte ich monatelang total viel (Arbeit, Sport, Freunde treffen) und seit Infektion Nummer zwei wieder sehr wenig (kann mich zur Arbeit schleppen, teilweise auch AU). Momentan bin ich AU, weil ich einfach körperlich nicht belastbar bin und erstmal voll auf den Trichter kommen mag. Für mich habe ich auch entschieden, dass ich nicht mehr Vollzeit arbeiten möchte, da ich einfach mehr Zeit für mich möchte.
Was ich als Tipp geben kann ist folgendes, auch wenn die Situation wirklich nicht schön ist solltest du sie erstmal akzeptieren. Die Angst vor CFS kenne ich auch, weil man wenn man das Internet benutzt oder TV schaut einfach ausschließlich Horrorgeschichten zu sehen kriegt. Die Angst ist aber kontraproduktiv, denn damit setzt du deinen Körper in einen konstanten fight-or-flight-Modus, welcher sehr viel Kraft und Energie kostet. An aller erster Stelle ist ME/CFS/Long Covid/Post Covid/Post Vac eine Erkrankung, welche noch nicht genug erforscht ist. Mein Arzt sagte es ist ein Syndrom, bzw. mehrere Symptome die unter einem Deckmantel zusammengefasst sind. Nur weil es bis dato keine Therapie gibt, bedeutet es aber nicht, dass man nicht wieder gesund werden kann. Der Weg ist hart, aber nicht unmöglich. Zwei Bekannte leiden an PostVac und dadurch an CFS. Sie waren auf der Bell-Skala ganz unten und führen mittlerweile wieder ein relativ normales Leben, mit Arbeit, Sport und Freunden. (Dazu hatte ich etwas im Post Covid Thread geschrieben) Ich persönlich habe für mich herausgefunden, dass mir das negative Denken und viele negative Geschichten schaden. Stattdessen habe ich angefangen nur noch nach Menschen zu gucken, die gesund geworden sind und auf meinen Körper zu hören. Braucht mein Körper eine Pause kriegt er diese, möchte mein Körper Bewegung kriegt er diese. Ich für mich habe außerdem festgestellt, dass mir eine Routine gut tut, auch wenn ich gerade krankgeschrieben bin. Ich stelle meinen Wecker jeden Tag zwischen 7:30-8:00 Uhr, frühstücke, mache einen Spaziergang, den Haushalt (oft etappenweise, da ich kraftloseren müde bin), entspanne, lese, bekomme Besuch, gehe mal ins Restaurant, mache me-Time, usw. Bei Bewegung habe ich gemerkt, dass strammes Laufen zu viel Ausdauer erfordert und mich im aktuellen Zustand sehr erschöpft, also schlendere ich. Kraftsport ist momentan auch nicht möglich, probiere es immer wieder mal, aber die Tage danach (meist 1-3) sind schrecklich. Müde, Muskelkater, starke Kreislaufprobleme, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten.
Bevor nicht abgeklärt ist, was du hast würde ich den Teufel nicht an die Wand malen. Es braucht oft länger, wieder gesund zu werden. Erfahrungsgemäß verläuft Heilung nicht linear. Versuche an aller erster Stelle erstmal die Angst abzulegen und so doof es klingt das beste aus der Situation zu machen.
Sorry für den langen Text. Ich wünsche dir schöne Feiertage und hoffe du kannst abschalten!
07.04.2023 11:15 •
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