Zitat von Angstmaschine: Will sagen: Es nützt nichts einfach nicht mehr zu messen, wenn man dann Angst hat weil man meint man hätte z. B. hohen Blutdruck (aber nicht messen „darf“).
Der Königsweg ist eigentlich, vernünftig damit umzugehen und das Gemessene richtig zu interpretieren.
Ja, das Markierte wäre das Königsweg, aber genau den schaffen Hypochonder leider in den seltensten Fällen.
Ich habe z.B. keine Angst, dass mein Blutdruck zu hoch wäre. Das ist also nicht der Grund, warum ich nicht messe. Ich versuche einfach, unnötige Trigger zu vermeiden.
Ich weiß, dass mein Blutdruck schon vor etlichen Jahren zig Mal beim Arzt gemessen und mir bestätigt wurde, dass das dieser Baustein kein Problem ist bei mir.
Diese Bestätigung sollte reichen und diese sollte man im Kopf abspeichern.
Wenn man nun aber selbst weiter immer und immer wieder misst, dann hilft es auch nichts, wenn der Blutdruck (wie z.B. bei Grummel) 99x passt, die 100. Messung aber dann wieder nicht passt.
Der eine Ausreißer ist es, der unsere Ängste wieder aufkommen lässt und den Teufelskreis wieder in Gang setzt. Die 99x, in denen es immer gepasst hat, haben so gesehen dann absolut null Wirkung gehabt.
Wieso sollten sie es auch? Es gibt keine Steigerung von es passt, da ist kein Problem. Diese Bestätigung haben wir aber meist schon von einem Arzt bekommen.
Natürlich wird jetzt wieder einer kommen und sagen: Es ist aber trotzdem leichtsinnig, wenn man z.B. gar nicht mehr Blutdruck misst, denn es könnte ja dann sein, dass man eine körperliche Erkrankung übersieht. Denn es ist ja immer noch so, dass auch wir irgendwie oder irgendwann körperlich erkranken könnten.
Natürlich ist es so, dass auch wir nur aufgrund unserer psychischen Erkrankung nicht davor gefeit sind, irgendwann echte Herzprobleme oder Krebs zu bekommen.
Es geht hier aber um eine Abwägung, welcher Weg der für uns weniger schlechte ist oder sagen wir FÜR UNS VERNÜNFTIGERE und leider passt die Balance hier bei den meisten Hypochondern sowas von gar nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, immer wieder oder erneute Ängste hervorzurufen, also unsere Psyche immer wieder zu schädigen durch ständiges Messen/Beobachten (übrigens auch Arzt-Checks wie Blutentnahmen usw) ist weitaus (!) höher, als durch Unterlassen dieser ständigen Aktionen eine echte, schwere, körperliche Erkrankung zu übersehen. Das will halt aus der Sicht eines Hypochonders fast keiner glauben, was aber trivial ist, weil es logisch ist aus Sicht der Angststörung.
Nehmen wir an, ein Hypochonder geht jeden Monat zur Blutentnahme, um immer Sicherheit zu haben, dass alles passt. Er schneidet sich damit ins eigene Fleisch. Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass bei einer so häufigen Blutbildanalyse irgendwann immer irgendein Wert außerhalb der Norm sein wird - das geht gar nicht anders rein statistisch, weil der Körper keine gerade Linie ist, die immer gleich arbeitet, sondern sich anpasst und ständig reguliert. Dass ich bei häufigen Blutanalysen dann mal eine Phase erwische, in denen der Körper gerade etwas repariert und ein Wert hoch ist, ist völlig normal.
Was klingelt in so einem Fall aber beim Hypochonder? = Oh mein Gott - jetzt ist doch was nicht in Ordnung - da passt was nicht! = Er fordert weitere Untersuchungen. = Die Angst nimmt zu usw.
Zitat von Angstmaschine: Wenn man sich sicherer fühlt, wenn man ab und zu den BD misst, ist das ja ok. Aber dann eben auch ganz streng nach den üblichen Regeln, und nicht mal so aus Spaß zuwischendurch oder wenn man grade eine PA hatte oder Sport gemacht hat.
Ganz genau.
Wann aber misst ein Hypochonder meist seinen Blutdruck, fühlt seinen Puls oder legt seine Apple Watch an (oder googelt Symptome)? = Er tut es nicht dann, wenn er sich gut fühlt oder nach den üblichen Regeln, sondern er tut es dann, wenn sein Körper spinnt, sich komisch anfühlt oder Symptome da sind, sprich, wenn der Stresspegel eh schon hoch ist. Dass man dann keine guten Ergebnisse erhält, sondern genau das Gegenteil, ist logisch.