Nach einer wahrlich bescheidenen Nacht habe ich mich gestern früh so dermaßen in meine Ängste reingesteigert, dass ich nicht mehr bis Montag warten wollte. Ich machte mich auf den Weg zu einer Vertretungsärztin. Dabei ging ich das Risiko ein, dass diese Ärztin alles irgendwie anders bewertet und eher dazu geneigt ist, was rauszuschneiden. Davor hatte ich auch einen Horror, weil es wieder Wartezeit bedeutet hätte.
Ich platzte also mit Heulen und Zittern in die Praxis und bat darum, ohne Termin drangenommen zu werden. Ich hatte Glück. Da saß ich dann mit klopfendem Herzen im Wartezimmer - verachtete mich einerseits dafür, dass ich solche Dinge immer wieder erzwinge, koste es was es wolle, und mich dabei völlig zum Affen mache. Kommt mir zumindest so vor. Andererseits war ich aber auch froh, dass ich mich übers Wochenende - hoffentlich - nicht mehr verrückt machen musste.
Die Ärztin war total nett und verständnisvoll und hörte sich auch mein ängstliches Gestotter geduldig an, sie hielt dabei sogar meine Hand. Jedenfalls - sie guckte sich das lächerlich kleine Ding mit dem Auflichtmikroskop an und meinte gleich, dass es für sie ganz harmlos aussehe. Es sei ihrer Meinung nach eine kleine Warze, ein Fibrom. Ein amelanotisches Melanom würde charakteristische Zeichen aufweisen - Punkte und Striche von Blutgefässen - und da sei nichts derartiges vorhanden. Sie schloss das eigentlich völlig aus. Sie schlug mir zwar vor, dass sie es auf meinen Wunsch hin entfernen und einschicken würde, aber ich schlug das Angebot aus wegen der Wartezeit auf das Ergebnis. Sie meinte dann auch, sie selbst sehe keine Veranlassung, es herauszuschneiden. Sie entließ mich mit den netten Worten, dass ich es verdient habe, dass es mir gut geht und sie mir wünsche, dass ich das zuzulassen lerne. Wirklich tolle Ärztin! (Hat mich auch einiges gekostet, der Spaß, aber das war es mir wert.)
Trotzdem werde ich am Montag noch einmal zu meiner Hautärztin gehen. Ich bin nämlich nur zu, sagen wir mal, 80% beruhigt. Das ist schwer zu erklären. Ich traue zwar der Kompetenz der Vertretungsärztin, aber ich kenne sie halt nicht und habe zu ihr nicht so das Vertrauen wie zu meiner Ärztin. Also lasse ich die Diagnose doppelt absichern, außerdem wollte ich ja noch ein zweites Muttermal (jenes, das eine Spur dunkler geworden ist) herzeigen. So richtig durchschnaufen werde ich also hoffentlich erst am Montagmorgen. Dennoch bin ich schon um einiges entspannter und bereue die Hauruck-Aktion mit der anderen Ärztin nicht.
Was man auch nicht vergessen darf: Ich war gestern auch noch durch meine halbjährliche Brustkrebs-Nachsorge (den hatte ich nämlich auch vor ein paar Jahren, gleichzeitig mit der Melanom-Diagnose), und die nahm ich gegen Mittag in Angriff. Zwar war das diesmal nicht schlimm, weil ich nur ein Gespräch und Abtasten hatte, aber trotzdem.
Ich glaube am Montag wird dann alles von mir abfallen. Hoffe ich wenigstens. Aber ich glaube auch nicht, dass meine Hautärztin die Diagnose ihrer Kollegin so massiv anzweifeln wird, dass sie dann plötzlich an mir herumschnippeln will. Ich wünsche mir also einfach zu hören, dass alles in Ordnung ist. Die Chancen dafür stehen ja ziemlich gut.
So einen Tag wie gestern brauche ich aber nicht allzu oft.
11.08.2018 10:58 •
#25