Ich hab die stelle hier nochmal rauskopiert
3) Sicht, Licht, Brillen
Zumal Derealisation, die veränderte Wahrnhemung der Umgebung, geht oft mit eigenartigen optischen Beunruhigungen Hand in Hand. Viele berichten von kleinen Flecken in ihrem Sichtfeld, andere von verzerrten Gegenständen oder verändertem Farbempfinden. Wenn das Gehirn auf Gefahr eingestellt ist, reagiert unser Körper darauf. Die Pupillen lassen mehr Licht herein, sind überwachsam und dadurch überempfindlich. In Wahrheit werden alle Menschen über Flecken im Sichtfeld berichten, wenn sie nur lange genug auf ein weisses Blatt oder eine Wand starren. Nur nehmen sie dies im Alltag nicht wahr. Menschen mit DR/DP sind überwachsam, wortwörtlich alles kann sie beunruhigen. Ich nahm solche Flecken immer dann wahr, wenn ich mit den Kindern aufs Eisfeld ging. Ein ängstlicher Geist kann sich dann in etwas reinsteigern und glauben, mit den Augen stimme etwas nicht.
Dasselbe passiert mit der Form oder der Farbe von Gegenständen. Jeder normale Mensch wird sie verzerrt sehen, wenn er sie nur lange genug anstarrt. Plötzlich wirkt der Hintergrund näher oder die Tiefenschärfe geht verloren und alles scheint zweidimensional. Sie kennen vielleicht diese Bilder aus Mustern, in denen ein 3D-Bild erscheint, wenn man lange genug darauf starrt. Ähnliches passiert, wenn wir im Zustand der ängstlichen Selbstbeobachtung uns auf die Frage fixieren, ob die Dinge anders aussehen, ob wir die Person im Spiegel sind etc.
An gewissen Orten scheint die DR/DP besonders stark zu wirken. Was sind das für Orte? Bestimmt solche, die unseren inneren Stress und unsere Alarmbereitschaft erhöhen: Einkaufszentren, Stadien, Kirmes, Menschenmassen etc. Viele sagen, an sonnigen Tagen sei es besonders schlimm. Ich selbst fühlte mich am Abend und in der Nacht am wenigsten derealisiert. Es lag nahe, an eine Depression zu denken, die sich oft darin äussert, dass die Stimmung sich gegen Abend aufhellt. Aber ich war nicht depressiv (ausser, dass mich die DR/DP auf Dauer deprimierte). Der Grund lag in den Augen: im ängstlichen Zustand lassen sie mehr Licht herein. Das ist eine physiologische Reaktion auf mögliche Gefahren. Daher die weit aufgerissenen Augen bei Schreckreaktionen. Das Gehirn braucht viele Informationen, sämtliche Gefahrenquellen müssen sofort erkannt werden, um adäquat darauf reagieren zu können. Das heisst aber, dass wir, wenn wir mit einer DR/DP z.B. in ein Einkaufszentrum gehen, zu vielen optischen Reizen ausgesetzt sind, was unseren Stress erhöht und somit auch die DR/DP.
Hier können kleine Tricks helfen. Z.B. eine Sonnenbrille. Es ist zwar erwiesen, dass ein Mangel an Sonnenlicht zu Depressionen führen kann. Für Menschen mit DR/DP kann es aber hilfreich sein, die optische Überreizung etwas einzudämmen. Etwa mit Sonnenbrillen oder aber, wenn man Brillenträger ist, indem man vorübergehend die Brillen abnimmt (nicht beim Autofahren, bitte!). Ich war erstaunt, wie viele Brillenträger mit DR/DP auf diesen Trick zurückgreifen. Indem man die Sicht etwas verschwimmt, reduziert man die optische Überreizung und beruhigt den ganzen Organismus. Danach kann man die Brillen wieder aufsetzen.
07.02.2012 16:27 •
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