Naja, wie ich auch schon in anderen Beiträgen angedeutet habe: Wenn man wirklich eine ausgeprägte hypochondrische Störung hat, ist es oft sehr schwer, da alleine rauszukommen und am effektivsten ist meist eine Verhaltenstherapie. Denn unsere intuitiven Vermeidungs-, Rückversicherungs- und Beruhigungsstrategien funktionieren bei Hypochondrie nicht, da es sich eben um pathologische Ängste handelt, ganz im Gegenteil, sie halten sie aufrecht. Wenn wir Angst haben, weil ein Auto auf uns zurast ist die Angst wichtig und hilfreich, um schnell wegzuspringen. Da hat sie noch einen Schutzmechanismus. Bei Krankheitsangst hat sie diesen verloren, weil unser Gehirn eigentlich ungefährliche Dinge mit Gefahr! verknüpft und so immer wieder starke Angst bei meist harmlosen Körpersymptomen auslöst sowie extrem katastrophisierende Gedanken. Leider hilft da nur ein kontraintuitves Vorgehen: Die Vermeidungsstrategien aufgeben und neue Strategien erlernen, die eine andere Auseinandersetzung mit der Angst sowie letztlich einfach eine Konfronation mit dieser bedeuten. Das perfide ist, dass unser Gehirn vor allem durch kurzfristige Konsequenzen lernt: Wir gehen zum Arzt, dieser findet nichts, wir sind (vielleicht) einige Stunden, Wochen, manchmal vielleicht sogar Monate beruhigt. Also gehen wir das nächste Mal wieder zum Arzt bei Angst, weil das Gehirn lernt Zum Arzt gehen ist gut, das mache ich wieder! Doch komischerweise verschwindet die Krankheitsangst dadurch nicht, sondern ein komplexer Teufelskreis wird in Gang gesetzt. Es kommen neue Symptome, die das Gehirn wieder mit Gefahr! verknüpft, und der Gedanke Vielleicht hat der Arzt etwas übersehen? Vielleicht hat sich ja in der Zwischenzeit eine tödliche Erkrankung entwickelt! Weil dadurch, dass wir die Angst mit dem Arztbesuch reduzieren, kann unser Gehirn nicht lernen, dass auch ohne den Arztbesuch nichts schlimmes passiert wäre, dass die Symptome vielleicht von alleine weggegangen wären oder das wir auch andere Möglichkeiten haben, mit der Angst umzugehen. Und so wird unser Gehirn immer weiter wachsam bleiben bzgl. möglicher neuer Symptome und Symptomveränderungen und bei Auffälligkeiten wieder sein Alarmsystem aktivieren mit der katastrophisierenden Bewertung Das ist bestimmt gefählich/tödlich usw. Das ist natürlich nur ein Teil, aber sonst wird der Text wohl zu lang Leider gibt es noch mehr Mechanismen, die die Krankheitsangst aufrechterhalten und zusammenhängen: Aufmerksamkeitsfokussierung auf den Körper, Rückversicherung durch Freunde/Bekannte, Internet, negative verzerrte Bewertungen zum Thema Körperreaktionen und Gesundheit, Body Checking, Vermeidung, z.B. des Themas Tod und Sterben usw..... all diese Mechanismen muss man erstmal für sich selbst verstehen und dann neue Strategien erlernen.... und wie gesagt, ich befürchte dafür ist oft professionelle Hilfe notwendig.
06.12.2018 13:45 •
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