Hallo liebe Leidensgenoss*innen,
ich habe mich erst heute hier angemeldet, diesen Thread aber schon länger mitverfolgt und bin dir, Darcyless, unglaublich dankbar für deinen vorletzten Beitrag. Ich bin 25 Jahre alt, habe seit 2017 immer wieder mal Probleme mit dem Einschlafen (ausgelöst ziemlich offensichtlich durch Stress in Studium und Arbeit), aber mit den richtigen Schlafstörungen hat es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht begonnen, nämlich vom 22. auf den 23. März.
Eigentlich hatte ich da vor, um 23 Uhr schlafen zu gehen und um 8 Uhr wieder mit dem Homeoffice zu beginnen, was mir während der bisherigen Corona-Isolation (in Österreich dauert die ja schon seit dem 16.) auch ganz gut gelungen war... Aber dann kam es zu einem rückblickend gesehen einfach nur blöden Streit mit einem Freund, per Whatsapp, wobei es dann plötzlich 1 Uhr war und wir uns nur noch beschimpften. Er hatte sich mir gegenüber noch nie so sonderbar und verletzend verhalten und ich hatte am Ende den Eindruck, dass es das jetzt gewesen war. (Wir kennen uns seit über 5 Jahren, stehen uns eigentlich ziemlich nahe, und er war für mich immer eine wichtige Konstante gewesen.) Als ich dann zu Bett ging, fühlte ich mich einfach nur wie betäubt, also nicht mal besonders wütend oder traurig, und gab mir die Schuld für alles. Ich habe dann von 1.30 bis 3 Uhr geschlafen und dann wieder von 6 bis 8. Zwischen 3 und 6 wurde ich immer verzweifelter und hatte zum ersten Mal den Eindruck, nie wieder schlafen zu können... Der nächste Tag nach 3,5h Schlaf war dann dementsprechend schlimm, allerdings war es mir auch unmöglich, einen Mittagsschlaf zu machen, was in so einem Zustand für mich sehr untypisch war. Aber in der nächsten Nacht musste es doch wieder klappen, dachte ich zumindest... Nix da, diesmal lag ich gleich bis 7 Uhr morgens wach und hab dann gerade noch bis 9 ein bisschen Schlaf abbekommen. In den unendlich langen Stunden, in denen ich dalag, begann der Teufelskreis wohl erst so richtig, denn da hab ich zu googeln begonnen und bin genau auf dieselbe Krankheiten gestoßen wie Darcyless.
Dazu muss ich erwähnen, dass ich in meinem Leben schon an so einigen schlimmen Dingen gelitten habe... Begonnen hat es mit 18, als ich nach meiner ersten Panikattacke plötzlich wochenlang das Gefühl hatte, nicht mehr richtig Luft zu begonnen, und Angst vor einem schlimmen Lungenleiden hatte. Mit 19 kam dann, wieder in den Ferien, eine Herzneurose dazu, die mit Unibeginn aber relativ schnell wieder verschwunden ist. Als ich mit 23 mit zwei Masterstudien begann, kamen die Panikattacken wieder, wobei ich auch einige irrationale Ängste (Explosionen in der Wohnung, panische Angst vor Sturm etc.) entwickelte. Dann war es Angst vor Leukämie (wegen Zahnfleischbluten), MS/ALS (Händezittern, Muskelzucken vor Klausuren), einem Aneurysma (es gab zwei Fälle im Verwandten- und Bekanntenkreis, und plötzlich spürte ich immer wieder so einen Druck im Kopf und hatte ab Spätherbst richtige Anfälle mit starkem Schwindelgefühl, in denen mir alles total unwirklich erschien und ich glaubte, entweder ohnmächtig zu werden oder das Ganze gar nicht mehr zu überstehen)... Man sieht also, ich gehöre nicht unbedingt zu den Leuten, die wegen Schlaflosigkeit mitten in der Nacht nach deren potentiellen körperlichen Ursachen googeln sollten.
Das habe ich aber eben trotzdem gemacht, und nachdem die erste Suchvorschlags-Vervollständigung auf dem Handy Tod lautete, kann man sich vorstellen, wie es mir dann noch gegangen ist...
Die Tatsache, dass ich Muskelzuckungen in Armen und Beinen hatte, ziemlich schwitzte und mein Herz am ganzen Körper klopfen spürte, war natürlich alles andere als beruhigend. Der 24.3. war also auch wieder furchtbar... In der Nacht darauf konnte ich dafür um die 9h schlafen, was meine Ängste eigentlich verschwinden lassen hätte sollen. Allerdings fand ich es sehr seltsam, dass ich plötzlich sehr intensive Träume hatte - ich wachte 3 Mal auf und konnte mich am Morgen jeweils ganz genau daran erinnern, was ich davor geträumt hatte. Fazit: Mit mir konnte irgendwas einfach nicht stimmen! Die nächste Nacht war völlig schlaflos, dafür wieder umso mehr voller Angst. Am Tag darauf war ich zum 1. Mal beim Arzt, wo ein EKG gemacht wurde - alles ok, Ruhepuls 70, dafür der Verdacht auf eine depressive Verstimmung wegen der Corona-Situation (von dem Streit hatte ich nichts erwähnt), weil ich zu der Zeit auch noch, ebenfalls seit dem 23., unter starker Appetitlosigkeit litt. Ich habe dann Passeden-Tropfen bekommen - deren Wirkung ich es zu verdanken glaubte, dass ich in der nächsten Nacht fast 10h geschlafen habe. Allerdings wieder mit sehr lebhaften Träumen und mehrmaligem Aufwachen.
Und dann das Wochenende - einfach furchtbar. Von Freitag auf Samstag gar kein Schlaf, sonntags nur 2h am Morgen, am Montag dann immerhin ab 3 insgesamt 5-6h... Und das ist dann leider für die nächsten Wochen, bis heute, das Höchste der Gefühle geblieben. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals schon über z.B. insgesamt 4,5h Schlaf freuen würde und damit auch noch den ganzen Tag über relativ normal funktionieren, arbeiten und für eine Klausur lernen könnte... Aber genauso ist es dann gekommen. Meine Krankheitsangst wurde teilweise unerträglich, dann habe ich mir allerdings auch wieder gesagt, dass ich doch auch irgendwelche anderen Ausfallserscheinungen haben müsste, wobei ich mich ansonsten eigentlich ganz fit und mental sehr klar - sogar zu klar für mein Schlafpensum - fühlte... Ich kann einschneidenden Veränderungen, wie sie durch Corona entstanden sind, außerdem überhaupt nichts abgewinnen (ich liebe Struktur und mein gewohntes Umfeld = besitze einige Asperger-Züge), und dass die Schlafstörung ausgerechnet in diese Zeit fällt und direkt nach dem Streit begann, spricht dann logisch betrachtet auch stark für was Psychisches - aber das erzähle mal wer dem Hypochonder in mir
Seither kann ich von so schlafreichen Nächten, wie ich sie in dieser ersten Woche zwei Mal erlebt habe, nur träumen ( ) - normal für mich sind 7-8h, in stressigeren Zeiten 6. Durchschlafprobleme habe ich auch schon länger, zwei Nächte vor dem Streit habe ich allerdings auch noch ganze 7h am Stück geschafft. Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles so plötzlich verändern kann...
Eine Zeit lang war ich Dauergast beim Arzt, habe nach Passeden zunächst noch ein Baldrian-, Hopfen- und Melatoninpräparat bekommen, dann Trittico, was aber auch nicht half, sondern bei mir nur zu geschwollenen Mandeln und Schluckproblemen führte. Etwas Stärkeres wollte er mir nicht verschreiben, weil ich eben noch so jung bin usw. Das Muskelzucken hat er einem Magnesium- oder Calciummangel zugeschrieben, wovon ich aber eigentlich auch genug über die Nahrung bekommen sollte. Mein Blutbild ist völlig ok, wegen dem nächtlichen starken Schwitzen bin ich zu einem Lungenfacharzt überwiesen worden - der Termin ist allerdings erst am 10.7., weil sie in Corona-Zeiten weniger Patienten drannehmen können und sich meine Symptome nicht nach einem Akutfall anhören...
Als ich schließlich hier auf den Beitrag von Darcyless gestoßen bin, hat sich meine Krankheitsangst glücklicherweise wieder einigermaßen gelegt - denn von einer erhöhten Einschlafneigung tagsüber kann ich nun wirklich nicht sprechen. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich tagsüber meistens trotz einem Drittel meiner früheren normalen Schlafmenge hellwach und wie unter Strom. Oder ich habe bis zum Schlafengehen (das in meinem Fall pro Nacht ja öfters vorkommt) zwar schon das Gefühl, einigermaßen müde zu sein, aber nach einer halben Stunde werde ich aus dem Einschlafvorgang irgendwie rausgeworfen und ich scheine keine Schläfrigkeit mehr zu kennen. Es ist, als ob mein Müdigkeitsempfinden nicht mehr richtig funktionieren würde, was mich wahnsinnig macht
Letzte Woche war ich irgendwie etwas entspannter und habe begonnen, wieder um die insgesamt 5h und einen Mittagsschlaf zu schaffen (worauf ich ganz schön stolz war ), aber die Fähigkeit dazu scheint mir jetzt wieder abhanden gekommen zu sein. Mehr als 3h am Stück sind für mich generell nicht drin, wobei ich teilweise aber auch mindestens jede Stunde wieder wach werde (dann aber weniger träume), teilweise zuerst ab ca. 2 Uhr kurz wirr träume und erst in den frühen Morgenstunden richtig einschlafe. Heute war das nach Träumen von 2-4 gleich erst um 7-7.30 Uhr der Fall, wobei es dann ab 10 Uhr wieder Schluss war mit Schlafen. Das wirklich Schlimme ist, dass ich, wenn ich eigentlich schlafen wollen würde / sollte, nicht mal das Gefühl des Ruhens und sich Entspannens genießen kann, sondern es ist vielmehr wie ein harter Kampf gegen die schreckliche Unruhe in mir.
Die Sache mit meinem Freund ist mittlerweile geklärt, und ab nächster Woche darf man in Österreich auch wieder seine Freunde sehen, aber trotzdem sind meine Gedanken unberechenbar, und selbst wenn ich sie für ausgeschaltet halte, spüre ich dann plötzlich meinen Herzschlag bis in die Zehenspitzen - nicht schneller, denn vom EKG weiß ich ja jetzt, dass ich keine Tachykardie habe, sondern einfach nur sehr intensiv - , und ich bin innerhalb von kurzer Zeit schweißgebadet. Alternativ wache ich auch stark schwitzend auf, als hätte ich eher eine Verfolgungsjagd hinter mir, als dass ich einfach nur im Bett gelegen wäre... Und meine Muskeln zucken noch dazu unberechenbar, was sie teilweise auch tagsüber machen. Diese Symptome bestärken dann wiederum meine Angst, dass mit mir körperlich irgendwas nicht stimmt, wobei der Verdacht meines Arztes auf irgendeine Komplikation mit der Lunge ja eben erst im Juli abgeklärt werden kann... Daneben habe ich auch Angst um meine Gesundheit, weil ich mir sage, dass so wenig Schlaf doch auf Dauer einfach nicht gut sein kann.
Ich möchte einfach so gern wieder von selbst normal zu Bett gehen können, ohne mehrmalige und stundenlange quälende Versuche gleich weg sein und erst am nächsten Morgen oder zumindest bloß ein paar Mal in der Nacht kurz wach werden!
Sorry für die Länge dieser Nachricht, ich musste das alles einfach mal loswerden, und dieser Thread passt wirklich perfekt zu meinem Problem!
LG Maria
29.04.2020 18:31 •
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