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Hallo und guten Morgen,

ich bin neu im Forum und möchte mich zunächst kurz vorstellen. Mein Name ist Mark, ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und arbeite als Büroangestellter.

Jetzt zu meinem Problem. In unregelmäßigen Abständen steigere ich mich bis zum Exzess in den Glauben hinein, ich sei an einer schweren Krankheit erkrankt. Es genügt hierbei wenn ich einen Artikel lese oder eine Dokumentation hierüber im Fernsehen anschaue. Ich beginne dann unbewusst gleiche oder ähnliche Symptome aus dem Artikel bei mir wahrzunehmen, diese recherchiere ich dann im Internet nach und lese hierbei von weiteren Symptomen, welche ich dann auch nach und nach bei mir entdecke. Ich hatte diese Phasen seitdem ich ca. 15 Jahre alt bin immer mal wieder, mal mehr, mal weniger ausgeprägt.

Manchmal schaffe ich es auch die Gedanken bereits beim Aufkommen im Keim zu ersticken und unterbinde somit eine weitergehende Beschäftigung mit dem Thema. Das klappt allerdings nicht immer.

Derzeit hat bei mir alles Anfang Februar angefangen. Ich hatte eine Erkältung mit Nasennebenhöhlenentzündung. Nach ca. einer Woche stellte ich fest, dass meine rechte Wange geschwollen war und ich habe parallel hierzu eine Bronchitis bekommen. Ich war dann insgesamt vier Wochen krankgeschrieben (Diagnose vom Arzt war schwere Sinubronchitis und Verdacht auf einen Speichelstein der Ohrspeicheldrüse, ich musste dann drei Wochen Antibiotika und Kortison einnehmen, allerdings wurde der Husten nicht besser.). Ich habe dann - wie immer - im Internet nach den Symptomen geschaut. Für mich war recht schnell klar, dass ich einen bösartigen Tumor der Speicheldrüse haben muss, da dieser sehr schnell wächst und Metastasen in der Lunge und im Hirn bildet, weshalb der Husten auch nicht weggeht.

Ich habe mich immer weiter reingesteigert, so dass ich noch mehr Symptome bekommen habe, jetzt auch Richtung Hirn (u. a. Kopfschmerzen, Sehstörungen, hängende Augenlider, starkes Husten mit Brustschmerzen etc.). Also musste ich zum Lunge röntgen (alles i. O.) und zum HNO-Arzt (alles i. O.). Die selben Symptome mit Kopfschmerzen etc. hatte ich vor ein paar Jahren 1 zu 1 in gleichem Umfang und gleichem Vorkommen (damals habe ich einen Artikel über Hirntumorbehandlung gelesen), eine Untersuchung damals blieb ebenso ohne Befund.

Jetzt hatte ich zusätzlich einen metallischen Geschmack im Mund, welcher für mich ein weiteres Indiz einer schweren Krankheit ist. Also erneut zum HNO-Arzt, wieder mit einer einfachen Erklärung (Hefepilz aufgrund der Antibiotikaeinnahme).

Ich weiß echt nicht mehr weiter, ich habe mich jetzt sogar schon in die Notaufnahme fahren lassen, dort wurde ich allerdings nicht als Notfall eingestuft. Ich untersuche mich mehrmals am Tag nach neuen Symptomen und prüfe ständig, ob die bisherigen Symptome noch da sind.

Ich lebe mein Leben und meinen Alltag so gut es geht weiter, allerdings nerve ich mit meinen Verhaltensweisen meine Frau und meine weitere Familie (Eltern und Schwiegereltern) zunehmend. Ich werde kaum noch ernst genommen.

Zumal ich es einfach leid bin, ständig mein Leben nach möglichen Krankheiten auszurichten. Hat jemand im Forum ähnliche Erfahrungen und kann mir Tipps geben, wie ich aus der Spirale entkommen kann?

Danke schonmal und viele Grüße


Mark

02.05.2017 09:33 • 08.05.2017 #1


8 Antworten ↓


Wenn Du den Eindruck hast, da nicht mehr selbst herauszufinden, würde ich schnelle und konsequente Hilfe suchen bei einem Therapeuten.

Ich glaube, was Du so schilderst, kann man verhaltenstherapeutisch eine Menge machen, was ganz konkret im Alltag eine Hilfe sein wird, um eben nicht mehr die gesamte Aufmerksamkeit auf die Hypochondrie zu lenken und damit alle Leute um einen herum zu nerven und vor allem, selber ein Fokus bekommt, der nur noch darauf gelenkt ist, welche Krankheit man haben könnte.

Dr. Google ist natürlich eine große Falle dabei...ein Symptom oder ein Befund macht noch lange keine Diagnose, selbst wenn dieser ernsthaft ist.

Offenbar ist irgendetwas in der Kindheit (Du beschreibst bereits Situationen im Alter von 15 Jahren) passiert, was dazu geführt hat, dass Du wenig Vertrauen in deinen Körper hast...bzw. auch Vertrauen zu Dir selbst (Selbst - vertrauen).

Dein Verstand weiss auch, welches irre Spiel Du da treibst...aber das Gefühl ist das, worauf es ankommt. Gedanken machen Symptome, aber Symptome machen auch Gedanken. In einer Verhaltenstherapie lernt man ganz aktiv, genau aus diesem Kreislauf auszusteigen und praktisch anzuhalten. In der konkreten Anwendung ist es dann irgendwann so, dass man durchaus noch Angstgefühle wahrnimmt, diese aber nur noch wenige Minuten oder Sekunden anhalten. Im weiteren hören diese Angstgefühle dann ganz auf...

So eine kognitive Umprogrammierung kann man auch in der Selbstanwendung schaffen, aber mit der Hilfe eines erfahrenen Therapeuten ist es schneller und einfacher.

Somit fasse den Mut und gehe das Thema an, damit es sich nicht noch weiter manifestiert und festsetzt.

A


Reinsteigern in Krankheiten mit Symptomen

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Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut...
Man kann sich sowas von reinsteigern. Mich macht das auch wahnsinnig... man hat mal gute Phase und denkt, Supi jetzt wird es und schon kommt wieder ein Symptom nach dem nächsten und man denkt wieder, jetzt ist es aber etwas schlimmes...
Redest du viel mit deiner frau und deiner Familie darüber?

Hallo,

danke für Eure Antworten. Ja, ich rede viel mit meiner Familie über das Thema. So viel, dass alle bereits genervt hierauf reagieren (was ich auch verstehen kann, es nervt mich selber das es derzeit bei mir wieder einmal kein anderes Thema gibt). Ich habe dies diesmal vorausgesehen und bereits zu meiner Frau gesagt, dass, nachdem die Untersuchung der Lunge und der Speicheldrüse ergebnislos geblieben ist, ich mich wieder einmal auf des Thema Hirntumor versteifen werde. Und es kam dann auch so, d. h. bis zum Röntgen der Lunge hatte ich hierzu noch keine Symptome (ich war ja auch festgelegt auf Lungenkrebs). Erst als der Arzt mir bestätigt hat das die Lunge frei ist, da begannen die Symptome im Kopf. Ich verzweifel hierzu wirklich, da ich - Dr. Google sei dank - über ein Symptom lese und dieses kurze Zeit später auch auftritt. Derzeit habe ich Sehstörungen, Übelkeit, Durchfall, Druck im Kopf.

Ich habe auch schon alle Krankheiten durch, d. h. ich habe mich in der Vergangenheit bereits auf Darmkrebs (mehrfach), Hodenkrebs, Hirntumor (mehrfach), Prostatakrebs, Magenkrebs fixiert und hatte auch stets die Symptome, welche ich nachrecherchiert hatte. Irgendwann waren diese dann weg, weil ein anderes Thema in meinen Mittelpunkt gerückt ist. Mittlerweile bin ich es einfach nur noch leid, da es einen Haufen Energie kostet, wenn sich die Gedanken nur noch um ein Thema drehen.

In dieser Woche habe ich den nächsten Termin bei meinem Hausarzt, der verzweifelt auch immer mehr an mir.

Viele Grüße


Mark

Wie schon erwähnt, begebe Dich schnell in professionelle Hilfe. So geht das ja offensichtlich nicht mehr weiter. Diese Katastrophisierungsgedanken sind ganz typisch für eine Angsterkrankung.

Dein ganzes soziales Umfeld leidet ja darunter und wird langfristig auch Schaden nehmen...(Beziehung, Glaubwürdigkeit usw.).

Von daher, worauf wartest Du? Jede Woche eine neue todbringende Krankheit feiern ist für Dich ja ebenfalls nur eine Qual, wenn ich dich richtig verstehe...d.h., Dein Leidensdruck dürfte groß sein und damit auch die Rechtfertigung für eine entsprechende Behandlung. Hat Dein Hausarzt nicht einmal nachgefragt bzw. mit Dir darüber gesprochen?

Leider gebührt es der ärztlichen Sorgfaltspflicht, jedem Symptom erneut nachzugehen...somit läuft immer der gesamte Diagnostikaparat an, obwohl Du eigentlich ein völlig anderes medizinisches Problem hast. Du musst also die Sache selbst führend in die Hand nehmen...

Hallo,
ich mache es leider genau andersrum. Ich versuche so wenig wie möglich mit jemandem darüber zu sprechen. Nur wenn es gar nicht mehr anders geht, weil ich immer denke, es kann sowieso keiner verstehen. Wahrscheinlich auch nicht die beste Lösung...
Ich habe zur Zeit das Problem, dass mir seit Wochen eine Stelle in der Leiste weh tut. Es behindert mich in keiner Art und weise bei irgendeiner Bewegung oder Aktivität, aber ein gewisser Schmerz ist immer da. Bei uns im Ort ist letztes Jahr jemand an einem Tumor in der Leiste gestorben...
Das macht mich nun auch fast Wahnsinnig, weil ich natürlich ständig denke, dass es bei mir auch so ist.
Ich will nicht ständig zum Arzt laufen, der denkt ja wahrscheinlich auch langsam...
Naja...
Es ist so ein verdammter Teufelskreis und ich wünschte so sehr, dass dieser endlich mal vorbei wäre und man normal denken könnte...
Lg

Habe schon seit Jahren oft Leistenschmerzen. Bei mir kommt das vom Rücken. Ein Arzt hatte da mal einen Leistenbruch diagnostiziert obwohl da gar keiner war. Der wollte auch gleich operieren bevor es noch schlimmer wird. Das ist jetzt wohl gut 15 Jahre her.

Ich habe keine Ahnung, was es ist. Der Schmerz, der allerdings ja nicht sehr ausgeprägt ist, ist eigentlich immer da. Wenn ich meine Leiste abtaste und auf eine bestimmt Stelle drücke, verstärkt sich der Schmerz...

Zitat von Perdyhund:
Hallo,
ich mache es leider genau andersrum. Ich versuche so wenig wie möglich mit jemandem darüber zu sprechen. Nur wenn es gar nicht mehr anders geht, weil ich immer denke, es kann sowieso keiner verstehen. Wahrscheinlich auch nicht die beste Lösung...
Ich habe zur Zeit das Problem, dass mir seit Wochen eine Stelle in der Leiste weh tut. Es behindert mich in keiner Art und weise bei irgendeiner Bewegung oder Aktivität, aber ein gewisser Schmerz ist immer da. Bei uns im Ort ist letztes Jahr jemand an einem Tumor in der Leiste gestorben...
Das macht mich nun auch fast Wahnsinnig, weil ich natürlich ständig denke, dass es bei mir auch so ist.
Ich will nicht ständig zum Arzt laufen, der denkt ja wahrscheinlich auch langsam...
Naja...
Es ist so ein verdammter Teufelskreis und ich wünschte so sehr, dass dieser endlich mal vorbei wäre und man normal denken könnte...
Lg





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