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Guten Abend, ich lese hier nun schon seit ein paar Tagen immer wieder mit.

Ich bin in den letzten 5 Wochen nun zwei mal in der Notaufnahme gewesen. Einmal weil ich konisches Herzstolpern hatte und beim nächsten Mal weil ich irgendwie Probleme mit der Atmung hatte. So in Richtung Luftnot. Beide male wurde Blut untersucht, Ekg geschrieben und blutdruck, Sauerstoff usw im Monitoring überwacht. Es war alles in Ordnung.

Leixer Gauklet mir mein Kopf nun aber wieder etwas anderes vor. Es ist total absurd. Habe die letzten Tage wie eine bescheuerte Blutdruck gemessen. Alles super. Gelegentlich waren mal kleine Ausreißer dabei (125/92) aber das ist tatsächlich die absolute Seltenheit. Eigentlich bin ich überwiegend im optimalen Bereich. Ich war r nun gestern bei meiner Hausärztin weil ich aus Angst davor etwas am Herz haben zu können mittlerweile sogar Probleme habe einzuschlafen. Sie hat mir nun ans Herz gelegt mir einen Psychologen zu suchen, keinen Blutdruck mehr zu messen und bis ich einen Psychologen habe hat sie mir eine Onlineanwendung bei hello better verschrieben. Da warte ich nun auf meinen Zugangscode.

Nun liege ich wieder hier. Weiß das ich nichts organisches habe steiger mich aber total rein. Furchtbar ist das. Hab zwei Stunden immer wieder Blutdruck gemessen. Natürlich war der nicht so gut. Ende vom Lied war dann das ich das Gerät aus meiner Wohnung entfernt habe. Ich glaub zumindest das ich mich nun etwas beruhigt habe.

Hat hier evtl irgendwer Ideen was ich tun kann um mich runterzufahren. Ich erhoffe mir das sie Onlineanwendung mir hilft bis ich dann irgendwann mal einen echten Psychologen gefunden habe. Aber was mache ich nun bis ich die Zugangsdaten habe? Meine Ärztin wollte mit auch keine Beruhigungsmittel verschreiben. Sie sagte wenn ich da denn beipackzette lese werde ich sie eh nicht nehmen oder mir dann alle möglichen Nebenwirkungen einbilden. Verdammt und sie hat so recht damit. Ich bin so genervt von mir selber. Ich stresse mich so selber.

Erlöst mich doch bitte mit rettende Ideen.

Liebe Grüße und danke im voraus

15.12.2023 23:42 • 16.12.2023 #1


3 Antworten ↓


Nabend,

also das Problem bem Herz ist in der Regel, dass es sehr empfindlich (mehr als jede andere Organ) auf vegetative Reize reagiert. Wenn du Angst hast oder angespannt bist, ist das Herz DAS Organ was du aktiv fühlen kannst. Die Schläge werden stärker, die Schläge werden schneller. Das kennt man normalerweise nur unter Belastung. Wenn so etwas in Ruhe auftritt, erscheint es einem ungewöhnlich und verdächtig. Ich kann dir aber aus eigener jahrelanger Erfahrung sagen, man kann sich durchaus unbewusst antrainieren, dass man auf sein Herz anfängt zu hören und nimmt jede Veränderung an Intensität und Anzahl intensiver wahr als es normal ist. Das nährt dann die Gedanken, dass etwas am Herzen nicht stimmt. Und diese Gedanken intensivieren wiederum die Herzaktivität. Es geht immer weiter, man steigert sich hinein.

Das Problem bei Herzangst im Speziellen ist, dass es eine Angst ist, die einen zwingt, sie aushalten zu müssen. Anderen Arten von Ängsten kann man beispielsweise aus dem Weg gehen indem man eben solche Situationen meidet und daher sich keinem Stress aussetzt. Das funktioniert im Falle einer Herzangst natürlich nicht, denn du kannst vor deinem Herzen nicht davon laufen.

Die Frage ist also, warum denkst du so? Du bist nach eigenen Angaben kerngesund, trotzdem lässt dich der Gedanke nicht los. Die Antwort ist ansich relativ einfach: Es spukt in deinem Kopf. Wenn es spukt, geht es in der Regel um Dinge die man sich nicht erklären kann, die man meist nicht sehen kann aber trotzdem irgendwie wahrnimmt. Sie haben letzten Endes eine Ursache, aber nur selten hat es mit ernsthaften Schwierigkeiten zu tun.

Das Herz kann man nicht sehen (außer beim Arzt im Ultraschall oder CT), man kann es also nicht jederzeit direkt begutachten. Das lässt Interpretationsspielraum, wenn das Herz Dinge tut, die es deiner Meinung nach nicht tun sollte. Das nagt am Sicherheitsgefühl und Vertrauen in deinen Körper. Und wenn Sicherheit nachlässt, dann erzeugt es Stress. Stress stimuliert dein Nervensystem und dein Herz nimmt diese Veränderungen wahr. Du bist nicht mehr entspannt und du zweifelst an dir.

Das Herz ist keine Blackbox in der Brust, wie man es häufig glaubt. Es ist simpel gestrickt, es befolgt Befehle. Aus eigenem Antrieb heraus tut es nichts. Die Steuerung erfolgt im Kopf und deswegen entsteht Stress. Man spricht hierbei auch von psychosomatischen Störungen. Sowohl dein Körper (griechisch Soma) als auch Psyche (griechisch Geist/Leben) beeinflussen sich gegenseitig. Geht es deinem Körper nicht gut weil er krank ist, bist du auch mental nicht gut drauf. Bist geht es dir mental nicht gut, fühlt sich dein Körper auch nicht wohl, obwohl er organisch einwandfrei ist.

Es ist sehr wichtig, dass man ein Untersuchungsergebnis ernst nimmt. Wenn du ärztlich abgeklärt und gesund bist, dann ist es wichtig, dass du dir klar darüber bist, was das heißt. Solche Ergebnisse werden nicht auf gut Glück gestellt sondern sind sehr wertvoll für dein eigenes Wohlbefinden. Das heißt, vertraue deinem Arzt. Wenn er keinen Grund zur Sorge sieht, dann solltest du es auch nicht. Egal wie du dich fühlst. Und es ist vollkommen normal, dass man sich nicht immer gut fühlt, dass das Herz mal hüpft oder dass man schräge Momente erlebt.

Es kommt letztlich auf die Bewertung über das Erlebte an. Stufe ich es als bedrohlich ein, dann erzeuge ich Stress. Je öfter ich das mache, desto mehr gewöhne ich mir dieses Denken an und es verselbstständigt sich. Du fühlst dich irgendwann ständig schlecht, weil du dich krank denkst.

Lange Rede kurzer Sinn:

Du bist soweit (körperlich) gesund. Mach dir das bewusst. Auch wenn dir dein Körper einen Streich spielt. Nimm es wahr, akzeptiere es, aber investiere keine weitere Energie in ein Warum. Es führt zu nichts, außer Stress und Stress macht komische Symptome. Ein Teufelskreis. Je besser dir das gelingt, desto schneller klingen auch solche Dinge ab. Ansonsten mach Dinge, die dir eindeutig zeigen, dass dein Herz nicht krank sein kann. Bewegung und Sport bietet sich hier an. Wenn du erlebst, dass du einfach nicht nach ein paar Metern komplett fix und fertig bist und nach Luft schnappst, dann weißt du auch, dass du dir keine Sorgen um dein Herz machen musst. Leider kann man eine Herzkrankheit nicht simulieren um zu erfahren wie es ist. Daher sind viele Symptome die man als Herzproblem empfindet, meistens ein Produkt der Fantasie, was nicht heißt, dass die Symptome nicht echt sind. Sie sind da. Aber sie werden nicht durch organische Probleme hervorgerufen.

Du kannst z.B. mal bei Lukas Rick auf YouTube vorbeischauen. Er ist Psychotherapeut und macht gute Videos zum Thema Herzangst:

https://www.youtube.com/@LukasRick

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Reinsteigen in Herzkrankheit welche nicht vorhanden ist

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Guten Morgen, vielen Dank für deine Antwort. Ich bin irgendwann gegen 1.30 eingeschlafen und welch wunder ich lebe noch Ich weiß das es der Kopf ist. In der Situation selbst hilft das dann aber erstmal nicht weiter. Ich glaub das kennen auch einige... Ich werde mir nachher mal deinen Empfohlenen Psychologen ansehen.

Ich denke ich weiß auch wo diese Angst her kommt. Mein Ex Freund, der papa meiner kleinen Tochter, ist schwer herzkrank. Das alles kam vor 4 Jahren raus. Da waren wir beide gerade mal 31 Jahre alt. Allerdings kann ich seine Situation mit meiner eigentlich garnicht vergleichen. Denn er war schon immer schwer übergewichtig und dazu kommt das es wohl zum Teil auch erblich bedingt ist.
Mein Papa ist an herzversagen gestorben. Aber nicht aus heiteren Himmel sondern seine Probleme haben sich angekündigt und er hat auf Grund seiner Alk. nichts dagegen unternommen.
Meine Oma hatte vor 2 Jahren einen leichten Infarkt allerdings ist sie halt eben auch alt und hatte vorerkrankungen.

Meine Ängste sind total irrational vorallem tauchen sie meist nur Abends auf.

Liebe Grüße

Du könntest mal Baldrian oder Vivinox Nervenruhe ausprobieren (da ist Baldrian drin und zwei weitere pflanzliche Stoffe). Ruhig mal in Höchstdosis über mehrere Tage nehmen, das braucht manchmal etwas.
Das beruhigt zumindest etwas und vielleicht reicht das für dich schon, um etwas besser mit deiner aktuellen Angst umzugehen.




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Dr. Matthias Nagel
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