Zitat von marialola: Man muss aber auch bedenken, dass eine frühe Diagnose in einigen Fällen nicht das Leben rettet, sondern nur den Menschen länger krank sein lässt.
Ich merke mehr und mehr, dass Du Ahnung hast (vielleicht auch durch persönliche Erfahrungen).
Ich weiß, dass das einige hier nicht verstehen werden, aber ich sage es mal so:
Meine Mutter und ich denken oft zurück an die Sache mit meinem Vater.
Ja, er hat sehr lange überlebt (10 Jahre, was extrem ist aufgrund dessen, dass er von Anfang an Metastasen hatte in Leber und Lunge), aber diese 10 Jahre waren ein unfassbarer und langer Leidensweg.
Daher und das mag krass klingen = Hätte er nur 5 Jahre gelebt, aber mit weniger Schmerzen, Operationen/Chemo etc, wäre es besser gewesen für alle. Wir hätten vermutlich sogar noch 2 Jahre mehr herausschlagen können (sozusagen mit der Brechstange), aber selbst mein Vater wollte das am Ende nicht mehr und das auch, weil er erkannte, wie sehr es nicht nur ihn leiden lässt, sondern auch uns.
Einige Menschen neigen manchmal dazu, nur auf Daten zu schauen und das in vielen Bereichen des LEbens.
Ich nenne das oft Papierdaten optimieren - ich war lange auch so jemand.
Beispiele hierfür wäre, zu denken:
- möglichst viel Geld ist immer gut
- möglichst lange leben ist immer gut
- möglichst viel Ansehen haben ist nie schlecht
- im Job Karriere machen ist immer gut
- Top-Gesundheitswerte (Blut, Gewicht usw) haben ist immer super
Sogar folgendes fällt auch darunter:
- Haus mit Frau/Mann und Kinder haben ist super
Wer in diesen pauschalen Illusionen lebt, der hat meiner Meinung nach noch nicht wirklich viel verstanden (wie gesagt, ich war auch lange Zeit so).
Es zählt letzendlich nicht das, was perfekte Papierdaten einem liefern, sondern es zählt letztendlich nur, wie glücklich und zufrieden jeder von uns hier seine Zeit auf Erden verbringt/verbracht hat.Gerade diesen individuellen Weg zu finden, ist aber unfassbar schwer und manche finden ihn nie oder trauen sich nicht.
Banales Beispiel:Jemand, der reich ist, immer körperlich (und von mir aus auch psychisch gesund ist) ist, 100 Jahre alt wird, aber immer recht einsam war, hat vielleicht ein insgesamt schlechteres Paket erwischt als jemand, der nur 60 wird, früh einen tollen Lebenspartner gefunden hat, und gerade mal so mit dem Geld auskommt.
Ich denke, es ist ungefähr klar, was ich meine.
Zitat von marialola: Die wurden alle relativ alt. Sie ängstigten sich nicht um irgendwelche Blutwerte und sind irgendwann tot umgefallen. Sicher hätten sie mit strikter Vorsorge und Überwachung vielleicht zwei oder drei Jahre gewonnen. Vielleicht auch nicht. Unbeschwerter als wir lebten sie in der Hinsicht allemal.
Gut erzählt.
In Bezug auf die wirklich schweren Erkrankungen (Krebs, Herz usw) ist die Haupt-Richtung eh genetisch vorgegeben. Da kann man nur einen Teil davon beeinflussen und das hält auch nicht jeder die ganze Zeit durch (ständig Sport, super Ernährung usw). Mein Vater war z.B. Leistungssportler, trotzdem bekam er schon mit 54 seine Diagnose.
Man kann den Kern, der hier gestern schon erwähnt wurde, nur nochmal wiederholen:
LIEBER LEBE ICH NUR 70 JAHRE GLÜCKLICH UND UNBESCHWERT , ALS 100 JAHRE MIT ANGST UND SORGEN.Außerdem wird ziemlich unterschätzt (leider auch hier im Forum), wie sehr die Zufriedenheit der Psyche Auswirkung auf die komplette Gesundheit (also auch des Körpers) hat.
Einen gesunden Körper kann es nur mit einem gesunden Geist geben.
Ich bezweifle daher sehr, ob die heutige, hektische und von Verbesserungen/Optimierung getriebene Welt gesamtgesundheitlich wirklich ein Vorteil ist im Vergleich zu früher. Ich bin eher der Meinung, dass das Gegenteil der Fall ist. Daher vermute ich auch sehr, dass psychische Erkrankungen in diesem Jahrhundert ein dramatisches Ausmaß annehmen werden, sogar so extrem, dass andere, rein körperliche (schwere) Erkrankungen irgendwann eher ein geringeres Problem darstellen könnten.