Hallo liebe Ladida,
ja, das ist furchtbar. Sich Sorgen um`s Kind machen müssen, ist nochmal ne andere Hausnummer. Ich konnte mich zum Glück zusammen nehmen und hab meine letzte Tollwutangstphase vor kurzem nicht durchdringen lassen. Anflugweise war sie da, aber da habe ich überlegt: Was könnte ich jetzt machen? Ich könnte zur Kinderärztin gehen und ihr die Ängste schildern. Was würde dann passieren? Nichts! Man würde meine Tochter nicht impfen, weil eigentlich gar nichts passiert ist.
Und das ist auch gut so und Du musst es irgendwie schaffen, genau an dieser Stelle Dein Gedankenkarusell zu stoppen.
Mir hilft es in solchen Situationen immer daran zu denken, wie es mir heute mit meinen seltsamen Ängsten geht und dann ist die Frage ob ich das für meine Kinder auch möchte. Die Antwort ist ganz klar nein. Und dann wird mir klar, daß die Wahrscheinlichkeit, daß eine meiner Töchter eine Angststörung entwickelt mindestens milliardenmal größer ist, als daß sie sich hierzulande mit Tollwut infiziert. Die Gefahr, daß wir unsere Ängste auf unsere Kinder übertragen ist immer gegeben und das gilt es auszubremsen.
Ich weiß, daß das nicht leicht ist, aber immer wenn ich mir bewusst mache, daß ich meine Kinder mit meinen Spinnereien in die tatsächliche, reale Gefahr einer Angststörung bringe, komme ich da irgendwie wieder raus. Es ist schwer und das muß man sich antrainieren. Schützt aber nicht nur Dein Kind, sondern auch Dich.
Das kann ich jetzt so locker flockig schreiben, weil es mir wieder gut geht. Mitte November noch wäre das nicht möglich gewesen. Das weiß ich und ich hoffe sehr, daß Du Dich irgendwie auffangen kannst.
Wie alt ist denn Dein Kind? Kannst Du ihm schon Dinge erklären?
Wie sind die Erzieher/Erzieherinnen drauf? Ist jemand dabei, dem Du Dich anvertrauen kannst? Ich habe mir angewöhnt, meine Ängste offen auszusprechen. Ich erkläre, daß ich eine Angststörung habe und es mir hilft wenn dies oder das so und so gemacht wird. Egal, was andere denken. In den meisten Fällen schlägt mir Verständnis entgegen und es hilft auch ungemein, sich selbst immer wieder vor Augen zu halten, daß man sich nicht um z.B. Tollwut oder sonstwas Gedanken machen muß, sondern um den Zustand, der tatsächlich gerade da ist.
Versuche die negativen Unwahrscheinlichkeiten in positive Unwahrscheinlichkeiten umzukehren. Z.B. so:
Die Gefahr eines Bisses einer Fledermaus ist nicht ausgeschlossen, aber möglich, wenn auch sehr selten.
Dann weiter: Die Gefahr, das nicht zu bemerken ist gegeben, aber eher unwahrscheinlich. Dein Kind würde die Fledermaus nicht anfassen und liegen lassen. Sie würde sie wahrscheinlich den Erzieherinnen und anderen Kindern zeigen wollen.
Dann weiter: Die Gefahr, daß genau diese Fledermaus infiziert ist, ist sehr gering und minimiert das Risiko nocheinmal.
Dann weiter: Selbst wenn alle Unwahrscheinlichkeiten zusammen kommen, es zu einem Biss kommt und die Fledermaus infiziert wäre und es keiner bemerkt, dann ist die Chance tatsächlich an Tollwut zu erkranken immer noch viel geringer, als nicht daran zu erkranken. Nicht jeder, der von einem tollwütigen Tier gebissen wird, infiziert sich auch. Die durchschnittliche Infektionsrate liegt bei gerade mal 20 - 30%. Dabei sind auch Infektionen mit eingerechnet, die bei Bissen am Kopf und im Gesicht entstehen und wo die Gefahr tatsächlich viel höher ist als bei einem Biss in die Hand. Und bei einem Biss in Kopf oder Gesicht müsste Dein Kind von der Fledermaus aktiv angegriffen werden, was die Fledermäuse hierzulande nicht tun.
Also Du sieht: Es wird immer unwahrscheinlicher.
Und wenn mir diese Gedankenspiele immer noch nicht helfen, dann bin ich mittlerweile an dem Punkt der Resignation: Wenn etwas passiert, das so unwahrscheinlich, wie diese Sache ist, hätte ich nichts auf der Welt tun können, um es zu verhindern. Das nimmt etwas die Last der Schuld von den Schultern und wenn die weg oder minimiert ist, dann wird auch die Angst immer kleiner.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein klein wenig helfen. Liebe Grüße, Mone
12.01.2023 07:28 •
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