Verwandtes Thema
Herzinfarkt oder Panikattacke?
Ich bin erst 23. Eigentlich noch kein Grund sich vor einem Herzinfarkt zu fürchten. Oder doch?
Alles fing an mit einer Grippe. Ich fühlte mich 4 Tage sehr schlecht mit durchgängig 39,5 Fieber. Danach ging es wandern mit Freunden und es wurde viel getrunken, ich war noch nicht wirklich wieder gesund. Mir wurde vorher vom Arzt gesagt, dass ich mich schonen sollte, weil ich mir eine Herzmuskelentzündung durch den viralen Infekt einfangen könnten. Das tat ich nicht und auf der Rückfahrt verspürte ich ein starkes Stechen in der Brust. Ich fuhr direkt in die Notaufnahme. Es wurde nichts organisches festgestellt (EKG, Herzultraschall). Ein Bluttest danach gab mir die Gewissheit, keine Herzmuskelentzündung zu haben. Ich war kurzzeitig beruhigt, fing aber zeitgleich an immer öfter meinen Puls umd Blutdruck zu kontrollieren. Diese waren immer zu hoch, unregelmäßig. Tut euch den Gefallen und fangt nie an darauf zu achten was euer Herz macht.
Dann war es wieder da. Als ich meinen Puls an einem Tag immer wieder per App kontrollierte, wurde er immer schneller. Zusätzlich zur Tarykardie wurden mir Rythmusstörungen angezeigt. Auf einmal verspürte ich wieder einen starken stechenden Schmerz in der Brust. Ich dachte jetzt passiert es. Panisch rannte ich aus dem Zimmer, das Atmen fiel mir schwer und ich dachte ich falle gleich um. Ich lief direkt zur Notaufnahme, die quasi um die Ecke ist. Währenddessen ging es mit sehr schlecht, ich hatte fortlaufend Schmerzen und ein Beklemmungsgefühl. Ich konnte mich kaum hinsetzen um zu warten in der Notaufnahme. Ich kam als nächster dran, da ich auch ihm sagte, wie ich mich fühle. Es wurden mehrere EKGs geschrieben, irgendwas ging immer schief. Mein Puls ging hoch bis 115, ich wurde immer unruhiger weil ich dachte es ist etwas schlimmes. Aber es wurde nichts gefunden. Erneut wurde ein Bluttest und Herz und Lunge geröntgt, nichts zu finden. Erschöpft, verwirrt, aber irgendwie auch entspannt und beruhigt verließ ich die Klinik und berichtete meiner Hausärztin. Eine mögliche psychische Ursache war schon im Gespräch.
Doch ich hatte immer wieder körperliche Beschwerden. Schon zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich leichte Panikattacken, wurde z.B. mitten in der Nacht wach mit Herzrasen. Zusätzlich oft in Situationen in denen ich nicht flüchten konnte (Kasse, Arzt, Konzerte,). Ich hatte ein Engegefühl in der Brust und verspürte dauerhaft großen Druck auf dem Oberbauch. Teilweise konnte ich mich nur beruhigen, indem ich mir dauerhaft auf einen Triggerpunkt links auf dem Bauch drückte. Ich meidete schon erste Situationen, die mein Herz überlasten könnten. Tat ich es doch, war ich teilweise kurz davor panisch weg zu rennen. Ich hatte immer öfter das Gefühl das irgendetwas nicht stimmt, es kam mir surreal vor. Ich dachte bald sterben zu müssen. Besonders wenn ich müde, krank oder geschwächt war. Mir kamen Gedanken wie mein Herz würde einfach stehen bleiben, meine Lunge würde versagen. Ich ließ zusätzlich EKG, Dauer EKG und Belastungs EKG durchführen. Es wurde nichts festgestellt, gesundes Herz. Letztendlich konnte ich mich damit für 1-2 Monate relativ beruhigen, indem ich mir sagte es wäre nur Roemheld-Syndrom und nicht schlimm. Mir ging es folgend wieder besser.
Ich rauchte wieder mehr, zog mich zurück und fühlt mich trotzdem immer mal wieder schlecht und todkrank (vor allem nach Alk.). Aber am nächsten Tag war es auch wieder weg. In diesem Zeitraum bildete ich mir auch ein Kehlkopfkrebs zu haben, bei einer Entzündung des Rachens, der Arzt konnte mich mit eventuell Reflux und Sodbrennen beruhigen. Ich sollte nochmal hin nach 2 Wochen, hatte dann aber keine Probleme mehr. Ich rauchte wieder und bewegte mich noch weniger. Dann kam Corona. Ich bewegte mich noch weniger, blieb fast nur in der Wohnung. Eine Erkältung interpretierte ich als Coronainfektion und bereitete mich wieder darauf vor zu sterben. Ich fühlte mich am Wohlsten in meiner Wohnung in der Nähe der Notfallklinik, falls meine Lunge versagt. Ich ließ einen Corona Test machen, negativ. Es war eine Erkältung. Danach interpretierte ich die ursprüngliche Grippe als Corona und dachte Herz oder Lunge wären soweit geschädigt, dass ich nun diese Symptome verspüre.
Ich fing langsam an tagsüber immer mal wieder ein B. zu trinken, um mich zu beruhigen, weil ich sonst dauerhaft das Gefühl hatte, irgendetwas stimmt nicht. Alle Schmerzen in der Brust und im Oberbauch gingen dann auch weg. Ich akzeptierte irgendwann, dass ich kein Corona hatte und schon meine Symptome wieder auf den Bauch, der mir tatsächlich dauerhaft Probleme machte (Durchfall, Blähungen, Füllegefühl). Aber darin sah ich keine Lebensgefahr, soweit war wieder alles in Ordnung für mich. Ich trank am Wochenende nicht mehr exzessiv und rauchte weniger, aber behielt einen konstanten Pegel immer wenn ich mich unsicher fühlte. Dann fing es an, dass ich teilweise mit Atemnot aufwachte und mich immer öfter mal sehr schlecht fühlte. Ich konnte mich immer weniger konzentrieren und fühlte mich schon lange nicht mehr körperlich Leistungsfähig. 1mal pro Woche fuhr ich noch Fahrrad, aber dabei hatte ich immer schon Angst ich könnte Herz oder Lunge überfordern. Mir ging es immer schlechter.
Eines Abends hatte ich seit Ewigkeiten mal wieder 3 Züge Gras geraucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schlimme Bauchkrämpfe und Durchfall. Ich sagte meinen Freunden aber bereits, dass ich bei Krankheiten dazu neige zu übertreiben. Ein Kumpel meinte das Gras beruhigt mich und lässt mich endlich mal entspannen. Das Gegenteil trat ein, ich hatte die bis dahin schlimmste Panikattacke. Obwohl mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst war, dass es eine Panikattacke ist. Ich dachte nur, ich verliere den Verstand. Mein Herz raste und immer wenn ich darauf achtete, wurde es schnellern und verkrampfte. Ich musste weg, stürmte aus der Wohnung, konnte nicht mal mehr auf die anderen warten denen ich nur noch kurz Bescheid sagte, dass es mir nicht gut gehe. Einer kam hinterher, ich war schon weg. Ich musste alles tun, um mich nicht auf mein Herz zu fokussieren. Mit absoluter geistiger Verwirrung ging ich 1,5h lang durch die Gegend und versuchte mich irgendwie wieder ins Hier und jetzt zu holen, mit Atemübungen und meiner Lieblingsmusik. Ich nahm an, ich habe den Verstand verloren und könnte mein Herz so zum Rasen bringen, dass ich sterben, nur wenn ich mich darauf konzentriere. Es war ein Albtraum. Langsam konnte ich mich beruhigen, ich sagte mir egal was das gerade war ist nur wegen der Grasrauschwirkung passiert. Das habe ich noch nie gut vertragen und neigte dazu die Kontrolle zu verlieren. Deshalb habe ich es auch fast nie mitgemacht im Gegensatz zu meinen Freunden. Ich schwor mir nie wieder zu *beep* und hatte mich wieder im Griff. Trotzdem hatte ich unendlich Angst vor dem Einschlafen, wie schon viele Nächte vorher (meist nur mit Kater).
Aber die Panik kam leider auch nüchtern am nächsten Tag nochmal wieder. Und auch am Montag. Ich trank wieder B. um mich zu beruhigen. Ich probierte bereits zu meditieren, was mir unendlich schwer fiel (still sitzen). Aber es hat funktioniert, danach konnte ich kurz wieder klar denken, ohne Angst. Aber nur kurz. Ich hasste die Stille immer mehr, beim Einschlafen musste immer der Fernseher laufen. Ich ging trotzdem noch arbeiten, aber konnte nicht mehr wirklich viel leisten, ich war damit beschäftigt zu versuchen nicht verrückt zu werden und mir das irgendwie alles realistisch zu erklären. Es ging aber nicht wirklich, ich hatte immer öfter das Gefühl etwas stimmt nicht. Ich machte eine Tour mit dem Fahrrad, hatte anfangs leicht brennende Schmerzen in der oberen Brust links und rechts, sowie zeitweise stechenden Schmerzen. Ich fühlte mich so leistungsfähig wie ein 60 Jähriger. Selbst übergewichtige, ältere Radfahrer überholten mich. Aber es wurde dann ein kleines bisschen besser, bis ich mal vom Weg abkam, wo mich keiner hätte retten können. Ich hatte immer wieder Angstschübe, ohne zu wissen dass es eine Angststörung sein könnte.
Einen Tag später belas ich mich ausgiebig zum Herztod und Herzinfarkt, weil ich zu dem Zeitpunkt fast dauerhaft merkte, dass etwas nicht stimmt und eine Ursache finden wollte. Herzinfarktpatienten würde schon lange vor dem Infarkt solche Zeichen haben, wie ich sie hatte Wie z.B. das Gefühl bald zu sterben, Brustschmerzen, weniger leistungs- und konzentrationsfähig. Ich war völlig ratlos, wartete aber auch auf ein Zeichen, weil ich gleichzeitig auch Angst hatte den Verstand zu verlieren.
Am gleichen Nachmittag wollte ich zu den Eltern fahren, da ich nicht mehr weiter wusste und merkte, dass mir das googeln und denken nicht gut tut. Ich bekam auf der Fahrt starkes Herzrasen und stechenden Brustschmerz. Ich fuhr in die Notaufnahme. Ich wusste nicht ob ich rein gehen sollte oder ob ich das mir einbilde. Ich ging noch eine Runde, es wurde nicht besser und ich ging rein. Bei der Aufnahme bereits 110 Puls. Dann schloss man mich ans EKG an, ich nahm bereits unregelmäßige Töne wahr. Der Assistent sagte: es schlägt ganz schön unregelmäßig. In diesem Moment realisierte ich, dass es wirklich mein Herz ist was gerade so unregelmäßig piept. Dann ging es los, ich verspürte sofort ein starkes Verkrampfen in der linken Brust. Das hatte ich noch nie empfunden. Kurz danach verspürte ich hinter dem Brustbein innerhalb von maximal 2 Sekunden etwas warmes, brennendes aufsteigen im Bereich Oberbauch/Brustbein bis Mitte Brust. Gleichzeitig hatte ich einen sehr komischen, bitteren Geschmack im Mund. Mein Puls ging hoch bis auf 155. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Ich habe innerlich mit meinem Leben abgeschlossen und mich mit dem Herzinfarkt abgefunden. Ich wusste, ich löse das irgendwie selbst aus, immer wenn ich mich danach aufs Herz konzentrierte, merkte ich wie es wieder verkrampft. Dann habe ich ganz schnell wieder versucht an etwas anderes zu denken, weil ich dieses für mich extrem schlimme, brennende Aufsteigen nicht nochmal fühlen wollte. Das hat auch funktioniert. Die Ärztin sagt erst: ich glaube das war Vorhofflimmern, was wieder alle Alarmglocken in mir auslöste. Ich war todtraurig, aber das Brennen kam nicht nochmal. Dann schaute sie sich die währenddessen geschriebenen EKGs an, das eine mit 75 Schlägen/min und 2min später mit 155 Schlägen/min. Es war doch kein Flimmern, sondern einfach sehr schnelle, aber normale Sinus-Tarykardi. Im Herzultraschall wurde nichts gefunden. Der Bluttest gab auch keine Hinweise auf einen organischen Schaden.
ABER: diese Panikattacke war so schlimm für mich, ich habe immer noch ein Trauma davon und bilde mir oft ein, dass es doch ein nStemi Herzinfarkt war, den man nicht im EKG sieht. Weil ich zum ersten und einzigen Mal (auch bei vielen Traumapanikattacken danach) dieses schlimme Brennen nicht nochmal verspürte. Auch wenn es kein großer Infarkt gewesen wäre, ist es für mich einfach nur verstörend, wie ich mir selbst durch Panik so etwas herbei führen kann. Oder war es doch organisch und ich habe ein extrem sensitives, treffendes Bauchgefühl?
Habe ich Panikattacken, weil mein Herz nicht gesund ist? Habe ich Panikattacken, obwohl mein Herz gesund ist? Habe ich Panikattacken und habe ich mir in diesem Moment doch selbst einen Herzinfarkt hervorgerufen? Mein Kopf dreht sich hier immer wieder im Kreis. Ich will Klarheit, weiß aber, dass ich sie nie bekommen werde, weil man den vermeintlichen nStemi nur verlässlich 3h nach dem Infarkt nachweisen kann. Ich wurde aber schon eher mit Diagnose Sinustarykardie mit Verdacht auf Panikattacke entlassen. Ich äußerte gegenüber den Ärzten auch meine Herzängste, was ich teilweise auch ein wenig bereue.
Ich bin jetzt soweit, dass ich weiß dass es Panikattacken sind, obwohl mein Herz gesund war. Ich lese überall, man kann an Panikattacken nicht sterben. Aber ich glaube so fühlt sich das an. Ich könnte den Ärzten in meinem Angstmodus den Hals umdrehen, weil sie mich nicht da behalten haben und 3h nach dem vermeintlichen nStemi Infarkt per Troponin Bluttest schlimmeres ausschließen konnten. Denn diese Herzenzyme gehen erst nach ein paar Stunden nach oben. nStemi Infarkte müssen nicht im EKG Veränderungen aufweisen, auch im Herzultraschall kann es übersehen werden. Wenn ich jedoch mal ohne Angst klar darüber nachdenke, kann ich die Ärzte nur zu gut verstehen. Was zur Hölle will ein 23 hier mit einem Herzinfarkt. Die Chancen, dass selbst ein nStemi übersehen wird, sind gering. Gerade im Herzultraschall sieht man im Akutfall (bei mir nach 5min) zuverlässlich Schädigungen. Panik ist nicht tödlich. Das sehe ich jetzt so, weiß aber dass ich morgen wieder von vorn anfangen muss wie als hätte ich Demenz.
Wenn, dann war es wohl nur ein kleiner Infarkt. Aber auch das glaube ich nicht, wenn ich ohne Angst klar denken kann. In 2 Sekunden kann ja wohl nicht viel kaputt gehen. Ein normaler Infarkt verursacht länger als 30 Minuten vernichtende Schmerzen. Mein Referenzfall eines nStemi Infarktes der erst auch als Panikattacke wahrgenommen wurde aus dem Internet, der erst übersehen wurde und nur durch den Bluttest nachgewiesen werden konnte, bezieht sich auf eine 58 jährige Frau. Ihr Gefäße waren wirklich verengt (Herzinsuffizienz) und sie hatte vorher physische Schmerzen in den Füßen, konnte kaum gehen. Aber Fakt ist: ihr Infarkt wurde übersehen (EKG und Ultraschall unauffällig). Und ihr mussten 6 Stents eingesetzt werden, ein erheblicher, unentdeckter Herzschaden. Diese Angst, dass es das war, was ich auch erlebte, kommt immer und immer wieder. Es macht mich traurig, dass man diesen Infarkt nur im Bluttest nachweisen kann und es bei mir nicht ausgeschlossen werden konnte. Oft wache ich schweißgebadet mit Herzrasen auf und denke wieder an diesen schlimmsten Moment in meinem Leben.
Kurz nach dem vermeintlichen Infarkt war ich eigentlich nur damit beschäftigt zu versuchen nicht daran zu denken. Ich musste kurzzeitig Beruhigungstabletten nehmen. Ich wusste teilweise nicht mehr wirklich, wer ich bin und was ich so mache, so viel Angst hatte ich. Bei der Psychotherapie wurden mir endlich wirksame Mittel gegen aufsteigende Panikattacken gezeigt. Atmung, Muskelentspannung und allgemein nach außen zu denken. Mir wurden die Zusammenhänge klar ich habe meinen Verstand nicht verloren, sondern ich habe eine Angststörung, die mir über Unmengen an Adrenalin normales Denken verweigert. Ich bin dann im puren Überlebensmodus.
Es wurde 1 Woche danach nochmal ein EKG gemacht. 3 Wochen später ein Belastungs-EKG. Alles unauffällig. Außer dass ich immer bei den Untersuchungen wieder kurze Panikattacken mit 140 Puls hatte, aber wenigstens ohne dieses Brennen. Ich wusste das sind wirklich Panikattacken und konnte mich beruhigen. Wenn wirklich etwas schlimmes gewesen wäre, hätte man es spätestens jetzt nachweisen können müssen. Wieder lese ich, dass der Bluttest der einzige Weg ist es auszuschließen. Ich bin wieder verunsichert, ängstlich und traurig, mein Puls schlägt gefühlt schneller. Bereits nach einer Woche war es bereits zu spät für den Bluttest.
Aber ich achte nicht mehr auf meinen Puls. Immer wenn ich das mache, schlägt es unregelmäßig, der Angstkreislauf würde nur schlimmer werden. Das hat mich auch mindestens 3 Tage beschäftigt. Ich weiß, dass ich wirklich noch ernste Herz-Schäden davon trage, wenn ich nicht damit aufhöre mich verrückt zu machen. Ich suche nach Klarheit. Aber werde sie nicht bekommen, damit muss ich leben. Oder sterben?
Ich will noch nicht sterben, aber habe mich auch damit arangiert dass es okay ist, wenn es jetzt so weit sein sollte. Für jeden Tag der noch kommt, bin ich dankbar, ich versuche mich allen Situationen zu stellen und Ich rauche gar nicht mehr, gehe jeden Tag joggen und konnte mich von 5 Sekunden auf 2×15 Minuten durchlaufen steigern. Ich konnte am Anfang wirklich nur 5 Sekunden laufen, danach hatte ich wieder 160 Puls. Mir ist aufgefallen, dass meine Brustschmerzen aus schlimmen Muskelverspannungen resultieren. Bei einer Mass. wurden unzählige gerissene Muskelbänder im Brustkorbbereich ertastet und gelöst. Mir geht es schon viel besser und ich konnte schneller und länger joggen. Außerdem war meine Wirbelsäule absolut blockiert. Um mein Herz vermeintlich nicht noch mehr zu beengen, hatte ich mir eine sehr schlechte Haltung angewöhnt. Oft konnte ich nicht mal mehr tief einatmen ohne Schmerzen. Als sich die Dame auf meinen Rücken stellten, krachte es barbarisch und es war direkt danach die Rille der Wirbelsäule wieder sichtbar. Das trägt alles dazu bei, dass ich mich wieder wohler in meinem Körper fühle und wieder auf Kurs komme. Ich fühle mich mittlerweile wirklich teilweise wieder fitter als vor dem Trauma. Aber ich wache trotzdem oft noch direkt mit genereller Angst auf. Frage mich warum ich gerade Angst habe. Ich frage mich ist alles wieder so wie ganz früher, dann denke ich an den vermeintlichen Infarkt und bin traurig, bekomme Atemnot oder ähnliches. Es ist so undankbar, ich kämpfe trotzdem weiter. Im Laufe des Tages schaffe ich es dann durch Sport mich wieder relativ gut zu fühlen.
Ich hoffe, dass ich das Ereignis immer weiter verdrängen und entdramatisieren kann. Vor weiteren Panikattacken habe ich wenig Angst, da ich jetzt mit Atmung und Entspannung gegenwirken kann. Ich gehe jetzt generell immer davon aus, dass es eine Panikattacke ist und kein Infarkt. Wenn ich aufsteigende Verspannung verspüre, massiere ich meine Brust die dann teilweise ungewollt schon wieder angespannt ist. Meine Bauchbeschwerden werden auch langsam besser, oftmals/fast immer fangen die Panikattacken aber auch mit einem Drücken beim Einatmen an. Ich verspüre dann eine Brustenge, als würde der Magen auf mein Herz drücken und mein Herz zum Stolpern bringen. Dann atme ich unregelmäßig, traue mir nicht mehr tief einzuatmen und es stolpert wirklich und fängt an zu rasen. Das alles entsteht aber höchstwahrscheinlich auch nur durch die Angst. Wenn ich mich traue trotzdem tief einzuatmen und mir Zeit lasse beim Ausatmen, wird alles gut. Dabei balle ich meine Fäuste beim Einatmen und entspanne sie beim Ausatmen. Ist es noch ganz am Anfang der Anspannung reicht ein tiefer Ächzter wie Ohh (wie wenn einer beim Fußball knapp daneben schießt) und der Gedanke wie ich gerade einfach nur entspanne.
Mit diesem Text möchte ich einfach meine Erfahrungen mit dieser Angststörung niederschreiben. Ich weiß, dass ich mir alle Symptome irgendwie selbst erschaffe (durch dauerhafte Körperspannung, Adrenalin, ) und sie aber in Zukunft kontrollieren kann. Ich muss endlich akzeptieren, dass es nichts schlimmes war. Und selbst wenn, könnte ich es nicht ändern und muss das beste daraus machen. Ich sehe es als zweite Chance jetzt noch viel dankbarer für jeden einzelnen Tag zu sein und meine Ziele so schnell wie möglich zu erreichen.
Es ist vielleicht besser, wenn man sich im Leben niemals ernsthaft Gedanken um den Tod machen muss. Aber wenn man es einmal gemacht hat und sich bewusst ist, dass es wirklich jeden Tag einfach so vorbei sein kann, muss man wohl seinen Weg damit finden. Es fällt mir immer noch schwer zu entspannen, aber vielleicht wird das noch besser, wenn ich noch ein paar meiner Lebensziele erreicht habe. All die Fragen die ich mir stelle sind eigentlich völlig sinnlos und überflüssig, ich kann es sowieso nicht ändern. Ich hatte nur immer noch die Hoffnung, dass mir vielleicht noch jemand medizinisch helfen könnte, wenn mir doch ein Herzinfarkt bevorsteht oder damals bevor stand. Aber ich hab wirklich alles probiert, ich glaube es ist Zeit Ruhe zu geben und es zu akzeptieren, was es auch war.
Wenn die Ärzte es tatsächlich alle übersehen haben, dann ist es quasi wie ein ungewollter Lottogewinn. Es wäre traurig für mich, weil ich wirklich noch viel erreichen, erleben und sehen wollte. Aber ich würde auch den Ärzten und meinen Eltern keine Schuld geben, da ich definitiv eine Angst- und Panikstörung habe und mich auch für verrückt erklären würde.
Diese Herzphobie ist eine schlimme Sache und treibt einen wirklich in den Wahnsinn. Es ist ein Kampf gegen den eigenen Körper, den man nur verlieren kann. Dafür gebe ich aber auch mir nicht die Schuld. Ich habe nicht alles richtig gemacht, aber gut gelebt und unendlich viele schöne Momente erlebt. Es kann nicht das Ziel sein immer alles richtig zu machen. Es geht darum zu erkennen, dass es falsch war. Ich bereue meine Fehler und hoffe Gott vergibt mir meine Sünden und dass ich nochmal in einem neuen Körper weiterleben darf, wenn ich, wann auch immer, sterben muss.
09.07.2020 19:27 •
x 2 #34