Ich bin weiblich, fast 30 (Naja, knapp ein halbes Jahr hab ich noch Ruhe vor der 3 vorne ) und leide seit frühester Kindheit unter Ohnmächten/ Synkopen. Auftretend bei den unterschiedlichen Situationen (schwerer Sturz, Unfall/ also Schmerz, Angst). Wurde daraufhin in der Kindheit mal neurologisch durchgecheckt, ohne Befund. Als Kind haben mich dieser ab und zu auftretende Bewusstseinsverlust aber scheinbar noch nicht so belastet wie heute bzw. seit den letzten Jahren... vermute ich, erinnern kann ich mich nicht, aber ich weiß, als Kind ist alles besser und leichter... für die meisten von uns zumindest!
Von 18-20 Jahren folgte dann eine Crashdiät und schlechte Ernährungsgewohnheiten in Verbindung mit dem Verlust meines Vaters. Die Synkopen häuften sich und ein Reizdarm kam hinzu. An die Studi-Zeit kann ich mich z.B. echt nur kaum erinnern, weil es einfach nur ein Augen zu und durch war, da es mir oft schlecht ging... im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich mir da nicht schon hab helfen lassen, wenn doch so viele erzählen, dass die Studentenzeit mit die Beste ihres Lebens war. Aber damals war ich lange noch nicht so reflektiert wie heute.
Ich war dann ein paar Jahre Ohnmachtsfrei und mittlerweile in der Berufswelt angekommen.. aber auch hier merkte ich schnell, dass ich dieses Pensum, diese Belastung etc. wohl kaum noch weitere 40 Jahre so aus- und durchhalten können werde. Andauernd Übelkeit, die Angst, umkippen zu können, auch wenn es länger nicht passiert ist, sie war auf ein mal wieder präsent. Und wenn es nicht der Kreislauf war, dann vielleicht doch der Darm.. was wenn ich ich auf der Arbeit ne schwere Magendarmattacke kriege, was mach ich dann? Meine Gedanken fingen an, sich nur noch um Was wäre wenn zu drehen. Meine Reiseapotheke in der Handtasche wuchs und wuchs.. ich hatte für jedes Zwicken ein Mittelchen, teilweise homöopathisch, teilweise nicht. Ich fing an, nix mehr geniessen zu können.. alles war nur noch anstrengend. Vermutlich war ich da schon mit einem Schritt in der Depression, aber dadurch, dass es zwischendurch auch immer mal wieder einen guten oder zumindest besseren Tag gab, dachte ich, das ist halt so.. und hielt durch und funktionierte einfach nur. Irgendwie.
Dann folgten wieder Zusammenbrüche und auf ein mal war das Herz ein Faktor. Vorhofflimmern hörte ich die Ärztin sagen und fragte nach, was das ist und ob das gefährlich ist.. ich war zwar ein Hobbyhypochonder, aber da mein Herz nie auffällig war, hatte ich es wohl bislang versäumt, danach ausführlich zu googeln. Vorhofflimmern kann einen Schlagausfall auslösen, sagte sie, aber fügte hinzu, dass ich in keinster Weise ein Risikopatient sei, weil normalgewichtig, Nichtraucherin, sportlich etc... Letzteres, also der Teil mit dem Nicht-Risiko hab ich natürlich weitestgehend ignoriert und muss es mir heute noch andauernd sagen. Langer Rede kurzer Sinn: ich wurde kardiologisch rundum durchgecheckt, ohne Befund bzw. irgendwelchen besorgniserregenden Werten. Bewege mich mit meinen Synkopen in einer Grauzone. Man weiß nicht, wieso und warum und kann nur vermuten, dass die Psyche bzw. das vegetative Nervensystem wohl der Auslöser ist. Macht Sinn, wenn man bedenkt, dass ich oft bei Schrecksituationen aus den Latschen gekippt bin, aber dass ich mittlerweile auch schon aus dem Schlaf, beim Fahrradfahren oder anderen nicht belastenden Dingen kippe, dafür gibt es eben keine Erklärung. Man weiß nur, aufgrund dessen, dass man mir ein kleines Gerät (quasi ein Langzeit-EKG) in die Brust implantiert hat, dass mein Herz pausiert, wenn ich das Bewusstsein verliere.. von 10-30 Sekunden. Das macht Angst, natürlich. Aber angeblich würde meine Herz immer wieder anfangen zu schlagen.
Ich kürz meinen Roman an dieser Stelle mal etwas ab, da ich merke, dass ich ausschweife, aber es ist so schwer, die eigene Situation in kurzen Worten zusammenzufassen.. und vielleicht liest das ja jemand, der eine ähnliche Geschichte hat?
Neu, und damit komm ich auch zum Schluss, ist, dass ich (vermutlich seitdem das Herz ein Faktor ist,) unter Panikattacken und einer Angststörung leide. Die Angst vorm Umkippen, wie schon geschrieben, ist nicht neu, aber das Ausmaß. Ich weiß, dass ich schon immer Angst hatte und mir Unwohl war vor z. B. Urlauben (Was, wenn es dir dann ausgerechnet schlecht geht. Dann bist du im Ausland. Fremdsprachige Ärzte.. usw.) oder wenn bei Konzerten gefühlte 100% Luftfeuchtigkeit im Saal waren und man schon Stunden stand um weit vorne zu sein.. das war schon immer purer Stress. Aber jetzt packt es mich von einer Sekunde auf die andere, ohne Vorwarnung. Mir wird heiß, kalt.. ich zitter, ich scanne meinen Körper durch, nach Symptomen/ Signalen, die auf eine Ohnmacht schließen könnte... manchmal dauert es nur 10 Sekunden.. manchmal Minuten. In der Öffentlichkeit ist es immer schlimmer als Zuhause, wobei seitdem ich aus dem Schlaf ohnmächtig geworden bin, die Nächte momentan meine größte Herausforderung sind. Manchmal kann ich problemlos spontan einkaufen gehen. Manchmal tagelang das Haus nicht verlassen.....
Ich nehme seit Februar Sertralin (immer noch relativ niedrig dosiert, 50mg, soll eigentlich bei 150mg landen, aber traue mir das Hochdosieren wegen starker Nebenwirkungen anfangs momentan noch nicht zu und bin einigermaßen zufrieden mit dem Antrieb, den mir die 50mg immerhin schon liefern) und ein Mittel, für meinen Blutdruck, dass angeblich das Umkippen verhindern soll/ kann, da es vermeidet, dass mein Blut versackt. Und tatsächlich bin ich seitdem noch nicht wieder ohnmächtig geworden...
In ca. 2 Wochen werde ich endlich eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen Klinik antreten. Warte und rechne täglich mit dem Anruf.
Entschuldigt die Länge und Ausführlichkeit.. aber auch, falls keiner es ganz liest oder antwortet, mir hilft das Runterschreiben schon ungemein!
LG an Alle!
29.04.2015 12:38 • • 13.08.2015 #1