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Ich bin auch sehr geräusch- und geruchsempfindlich aber nur, wenn es mir schlecht geht.
Vor allem gleichbleibende sich wiederholende Geräusche kann ich dann nicht ertragen, wie ein tropfender Wasserhahn oder wenn jemand beim Essen immer mit der Gabel an die Zähne kommt *schüttel*.
Wenn ich Musik bewusst höre, geht das, aber sobald ich nur den Bass durch die Wände höre könnte ich durchdrehen.....
Manchmal ist das auch mit Bewegungen so, zum Beisiel wenn jemand ständig mit dem Bein wackelt....ich bin ein Freak

Es gibt einen bestimmten Geruch, der bei mir sofort Panik auslöst.
Es ist ein natürlicher Duft, der vor allem im Frühjahr draußen vorkommt, wahrscheinlich von einer Pflanze (ich weiß aber nicht von welcher...).
Es gibt eine Stelle im Park, da rieche ich es öfters und ich bekomme sofort eine PA. Ich weiß nicht warum mein Gehirn diesen Duft mit Angst konditionierte....vielleicht trete ich damit mal bei Wetten dass....? auf
Ich kann anhand einer PA die Pflanze identifizieren...sobald ich weiß welche es ist.

Hallo Dubist!
Vielleicht ist meine Antwort ein wenig spät, aber ich habe mich gerade eben extra hier angemeldet, weil mich manche Kommentare hier ziemlich wütend gemacht haben und ich dir gerne meine Erfahrungen berichten möchte.
Bei mir hat dieser Tick angefangen, als ich 11 oder 12 Jahre alt war. Zuerst störte mich das Schmatzen meines Vaters. Vorher war es mir noch nie aufgefallen, dass er irgendwelche Geräusche beim Essen gemacht hat und dann auf einmal habe ich angefangen zu weinen, weil ich so wütend war. Ich habe ihn gebeten damit aufzuhören, ich habe mir die Ohren zugehalten, versucht Geräusche zu machen, die das Schmatzen übertönen, aber vor Allem habe ich mich wahnsinnig schuldig gefühlt. Ich habe meinen Vater doch wahnsinnig lieb und er hat mir nie etwas getan und für mich war/ist er der beste Papa, den ich mir vorstellen kann, also warum werde ich wütend und aggressiv, wenn er doch etwas ganz Normales tut?
Nach kurzer Zeit fielen mir dann auch die Essgeräusche bei meiner Mutter auf (meine Mutter schmatzt nicht, aber jeder Mensch macht nun mal Geräusche beim Essen, egal wie leise sie sind) und es wurde immer unerträglicher für mich. Als ich dann ein wenig älter war, habe ich angefangen in meinem Zimmer alleine zu essen, weil es ich es einfach nicht mehr aushielt mit meinen Eltern am Tisch zu sitzen ohne in Weinkrämpfe auszubrechen, so wütend haben mich diese Geräusche gemacht.
Schlimmer wurde es dann noch, als ich irgendwann neben meinem Vater im Auto saß und ihn atmen hörte. Er schnauft nicht
wahnsinnig, aber er atmet so, dass man es mitbekommt. Auch das war mir vorher nie aufgefallen und auf einmal wollte ich aus dem fahrenden Auto springen, nur um das nicht mehr hören zu müssen. Meine Schuldgefühle wurden immer größer und größer. Wie krank ist es bitte, Hassgefühle gegenüber Menschen (die man normalerweise über alles liebt) zu entwickeln nur weil sie ATMEN?
Anstatt mit meinen Eltern darüber zu reden (wie soll ich anderen erklären, dass ich mich manchmal lieber umbringen würde, als diese bestimmten Geräusche zu hören) zog ich mich immer weiter zurück und verbrachte meine Zeit zuhause nur noch in meinem Zimmer und fühlte mich schlecht, weil ich keine Zeit mehr mit geliebten Menschen verbringen konnte, nur weil ich ein krasses Problem mit völlig natürlichen und alltäglichen Geräuschen hatte.
Irgendwann kamen dann neben den Geräuschen auch visuelle Dinge dazu, die mich an mein Äußerstes trieben. Diesmal jedoch nicht bei meinen Eltern, sondern bei meinen Mitschülern. Rumspielen mit den Haaren, Lippen beißen oder mit den Füßen wippen waren Sachen, die mich so sehr vom Unterricht ablenkten und auch wieder wütend machten (die Gefühle waren sowohl bei den Geräuschen, als auch bei diesen Dingen immer gleich: Wut, Aggression, Hilflosigkeit), dass meine Leistungen rapide bergab gingen. Ich habe z.B. Arbeiten viel zu früh abgegeben, weil ich es nicht mehr aushielt.
Um die viel zu lang gewordene Geschichte kurz zu machen, will ich nun zum Punkt kommen. Diese für andere Menschen kaum oder nicht wahrnehmbaren Geräusche haben mich in meinem sozialen Leben eingeschränkt. Und ich konnte nichts, wirklich NICHTS dagegen tun. Ich habe oft versucht das einfach zu ignorieren. Das ging aber nicht. Irgendwann habe ich es geschafft diese Geräusche zu ertragen und meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Jedoch schaffe ich es jetzt, nach zehn Jahren, immer noch nicht ganz normal mit meinen Eltern an einem Tisch zu sitzen, ohne sie (so höflich wie möglich) zu bitten, nicht so laut zu essen. Ich fühle immer noch Wut und ich fühle mich manchmal sogar provoziert, aber ich kann es ein wenig unter Kontrolle halten. Immer noch fühle ich mich schuldig und frage mich, was bloß mit mir nicht in Ordnung ist.
Und dann höre ich von Misophonie. Und ich sehe, dass ich nicht alleine bin und dass ich nichts dafür kann (es ist wohl eine neurologische Störung). Zu wissen, dass dies eine anerkannte Krankheit ist und einen Namen dafür zu haben, macht mich glücklich, auch wenn sie nicht heilbar ist. Aber zum ersten Mal nach zehn Jahren kann ich mit meinen Eltern an einem Tisch sitzen und mich nicht schuldig fühlen, weil ich weiß, dass ich nichts dafür kann. Und wenn ich dann teilweise die Antworten hier höre, werde ich wirklich sauer. Das ist eine Krankheit aus allem eine Krankheit zu machen. Oder der Vergleich mit Chips in einem Kino. Das haben wahrscheinlich 99% der Menschen, dass sie sich da gestört fühlen, weil man die Hälfte des Filmes nichts mehr mitbekommt. Aber diese Sachen schränken dich nicht so sehr ein, dass es kaum noch möglich ist ein Leben außerhalb deines Zimmers zu führen und sie bringen dich auch nicht dazu so stark an deinem Verhalten und deiner Person zu zweifeln, dass du depressive Züge aufweist.
Also falls du, Dubist, ähnliche Gefühle bei diesen Geräuschen hast (sie müssen nicht unbedingt so stark ausgeprägt sein), dann lass dich schnellstmöglich von einem HNO-Arzt untersuchen. Wie gesagt, es gibt zwar keine Heilung, aber es gibt Therapien.
Ich wünsche dir alles alles Gute und hoffe, dass manche Menschen aufhören so ignorant zu sein und anfangen solche Dinge ernst nehmen.
Liebste Grüße!

P.S.: Sorry, dass es so lang geworden ist. Ich habe versucht meine Situation so klar wie möglich zu beschreiben. Übrigens kann es auch sein, dass du körperliche Symptome aufweist, wie z.B. Herzrasen, wenn du diese Geräusche hörst.

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Misophonie - leide ich darunter?

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Kinder, die bei Eltern mit so schlechten Manieren aufwachsen, tun mir ehrlich leid.

Dazu dann noch die Schuldgefühle, die das Kind sich selber auflädt - anstatt dass die Eltern die Schuldgefühle hätten und ihr Benehmen verbessern.

Wenn ein Kind z.B. von einem Elternteil (das Kursive schreibe ich jetzt für Schlaflose) grundlos geschlagen wird, dann fühlt es deswegen zum einen eine natürliche und gesunde Abwehr und Aggression gegen diesen Elternteil, aber sehr viele Kinder entwickeln dabei gleichzeitig Schuldgefühle, weil sie die Eltern doch eigentlich lieben und lieben sollen. Krank sind dabei aber nicht die Kinder, die die Schläge zutiefst ablehnen, sondern die Eltern.

Ich glaube ich spinne! Du hast nichts verstanden! Das hat nichts mit den Manieren der Eltern zu tun! Die Geräusche, die meine Eltern machen, hören andere Menschen gar nicht. Es liegt an mir. Außerdem habe ich das auch bei anderen Menschen. Soll das also heißen, dass meine Mitschüler oder mittlerweile Kollegen, die mit den Füßen wippen oder einfach nur Kaugummi kauen auch schlechte Manieren haben? Ich wünschte mir, dass solch ignorante Menschen, die keine Ahnung haben und nur wilde Behauptungen aufstellen, einfach mal NICHT ihren Senf dazu geben. Genau wegen solcher Antworten bin ich normalerweise nicht in Foren unterwegs!

Zitat von pengeautomat:
Ich glaube ich spinne! Du hast nichts verstanden! Das hat nichts mit den Manieren der Eltern zu tun! Die Geräusche, die meine Eltern machen, hören andere Menschen gar nicht. Es liegt an mir.
Wie ich schon sagte: Du ziehst dir den Schuh an, um deine Eltern nicht schlecht aussehen zu lassen.

Du musst nicht glauben, dass andere die Geräusche deiner Eltern nicht hören. Es gibt sicher welche, die selber genauso schlechte Essmanieren haben, die stört das natürlich nicht. Und andere, die z.B. zu Besuch sind, werden sich hüten, gerade wenn sie selber gut erzogen sind, ihren Abscheu vor diesen Manieren und Geräuschen zu zeigen.
Daher glaubst du, andere würden das nicht hören.

Zitat:
Außerdem habe ich das auch bei anderen Menschen. Soll das also heißen, dass meine Mitschüler oder mittlerweile Kollegen, die mit den Füßen wippen oder einfach nur Kaugummi kauen auch schlechte Manieren haben?
JA.

Kauf dir mal ein gutes Benimm-Buch, da kannst du das alles nachlesen. Und das meine ich in keiner Weise gehässig oder ironisch. Es ist einfach wahr.

Wobei das Nicht-Schmatzen dermaßen selbstverständlich schon zur mitteleuropäischen Kindererziehung gehört, dass es in den meisten Büchern und Texten zu Tischmanieren nicht einmal mehr erwähnt wird.
Aber hier kannst du etwas Passendes lesen:
http://www.elternfluesterer.de/benehmen_bei_tisch.htm :
Zitat:
Kinder ab drei Jahren verweisen Sie kurz und energisch vom Tisch. Erklären Sie Ihre Maßnahme später:
Beim Essen ist guter Appetit wichtig. Da durch dieses Matschen mir und den Anderen der Appetit verging, musste ich dich leider vom Tisch schicken.

Mein Senf

Weder Tier noch Mensch ist es möglich, völlig geräuschlos
zu essen oder zu atmen. Und selbse wenn, dann wäre da
immer noch der Herzschlag.

Eine Überempfindlichkeit gegenüber diesen Geräuschen
liegt in der Entwicklungsgeschichte des Menschen begrün-
det, denn in der Urzeit war diese heutige Überempfind-
lichkeit oft überlebenswichtig als Frühwarnsystem für
Fressfeinde.

Durch einen kleinen, aber ansonsten nicht schlimmen Feh-
ler, kann in wenigen Fällen unser Gehirn auch heute diese
Überempfindlichkeit aufweisen.

Informiere Dich mal über Misophonie! Und versuche bitte nicht mehr mich zu analysieren. Glaube mir, ich kenne mich und auch meine Eltern und auch mein Leben besser als jemand, der einen einzigen Beitrag von mir in einem Forum gelesen hat.
Vielen Dank und Dir noch ein schönes Leben!

@ pengeautomat
Auf jeden Fall scheinst du überempfindlich gegenüber anderen Meinungen zu sein.

Wenn ich dich wegen der Schmatz- u.ä.-Geräusche für krank halten sollte, dann müsste ich zum einen mich selbst ebenfalls als misophonisch erklären sowie fast alle anderen, hier sozialisierten Menschen aller Altersgruppen, die ich kenne.

Auch mir vergeht der Appetit, wenn ich so etwas sehe oder höre. Ich habe auch einen Nachbarn, der sich - m.E. absichtlich - abstoßend und ungepflegt kleidet und gebärdet. Der Typ ist nicht ganz richtig im Kopf. Wenn ich den schon von weitem sehe, hebt es mir, ohne Übertreibung, den Magen und ich versuche, ihn schnellstens aus meinem Blickfeld zu bekommen. Und so weiter und so weiter.

Und wenn jemand z.B. auf einer öffentlichen Sitzbank, auf der ich auch sitze, ständig mit dem Fuß/Bein wippt und die Bank dadurch ins Schwingen gerät, dann bitte ich die Person ebenfalls, das sein zu lassen - weil das total nervt.

Ebenso ist es selbstverständlich nicht okay, kaugummikauend z.B. zum Chef oder zu einem Bewerbungsgespräch, zu einer Amtsperson oder ins Theater oder die Oper zu gehen. Man wird da vielleicht nicht darauf angesprochen und vielleicht nicht mit dieser Begründung gefeuert - aber ganz sicher wird man daraufhin schlechter von seinem Gegenüber behandelt als ein Mensch, der ohne breites Kaugummikauen daherkommt. Eine Beförderung kann man sich z.B. abschminken. Und so weiter.

Alle von dir gebrachten Beispiele gehören in gutbürgerllichen Kreisen, neudeutsch gesagt, zu den No-Gos.

Du könntest dich eigentlich zu deinem feinen Empfinden für gutes Benehmen beglückwünschen.

Nur, es gehört ebenfalls zu gutem Benehmen, das schlechte Benehmen anderer Leute halbwegs mit Anstand, d.h. ohne hysterische Ausbrüche oder ähnliches entweder zu ertragen oder abzustellen. Da müsstest du m.E. ansetzen. Nicht mit Schuldgefühlen, dass du diese Dinge unangenehm findest.

Übrigens analysiere ich dich nicht, sondern nehme das auf, was du selbst geschrieben hast.

Hallo

Ich denke, es geht hier weniger um das Benehmen der Mitmenschen,
sondern um die Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Geräusch-
en, die von Lebewesen erzeugt werden.

Den Ursprung dieses Form der Misophonie hatte ich daher auch ver-
sucht, zu erklären.

Der Grund, warum ich mich mit dieser Problematik vor einiger Zeit
einmal fachlich beschäftigt habe war folgender:
Mir ist aufgefallen, dass mich Lärm jedweder Art weniger stört, ich
jedoch bei menschlichen Stimmen, selbst wenn sie kaum wahrnehm-
bar sind, hellwach und extrem angespannt werde.

Ganz liebe Grüsse, Beo

Und warum sprichst du dabei von Überempfindlichkeit?

Ich versuche ja gerade klarzustellen, dass es ganz normal ist, solche Geräusche und sonstigen Handlungen störend zu finden.
Du selbst hast es vorher mit der Evolution erklärt.

Überempfindlich erscheint es wegen der Reaktionen, die sie spontan einfach ausagiert, indem sie schreiend wegläuft und ähnliches. Da hat sie selber noch kein gutes Benehmen gelernt. (Wie ich schon oben beschrieben habe.) Wobei ich selber meist auch lieber schreiend weglaufen würde als mich zusammenzureißen und es auszuhalten oder meine Mitbürger zu bitten, ihr Verhalten zu ändern (was leider nicht immer zum Erfolg führt, wie eben bei ihren Eltern).

Sie kann aber nie gesund und normal werden, wenn sie die Realität verleugnet und umstrickt und sich selber anstatt die anderen für falsch hält.

gesund und normal sowie auch falsch und richtig
sind Wertungsaspekte, die der Auflösung einer Misophonie
nur sehr wenig dienlich sind.

Realität verleugnen setzt als bewusstes und vorsätzliches
Handeln zuerst einmal die Wahrnehmung dieser Realität vor-
aus, die nachfolgend durch bewusste Willensentscheidung
negiert wird.

Dies alles ist aber bei einem neuronalen übersteuerten Reiz/
Reaktionsverhalten auf bestimmte Geräusche nicht der Fall.
Die Amygdalla reagiert hier unabhängig und ohne bewusste
Einflussnahme des Betroffenen.

Zitat von Beobachter:
Dies alles ist aber bei einem neuronalen übersteuerten Reiz/
Reaktionsverhalten

Du bewertest ihr Empfinden als übersteuert.

Ich bewerte ihr Empfinden als normal.

Ich bin nicht dafür, alles und jedes zu pathologisieren. Eine eingebildete Krankheit kann nämlich nie gesundtherapiert werden - außer dadurch, dass der Kranke einsieht, dass er diese Krankheit gar nicht hat.

Wenn meine Tochter mich massregelt, dass ich zu laut schmatze, dann schmatze ich erst recht laut, sozusagen als Protest. Sie hat kein Recht mich als (eigentlich) Respektsperson so anzufahren. Der Ton macht die Musik, denn man kann dies auch als Bitte äußern. Das mache ich allerdings nur kurz und versuche dann auf ihren Wunsch Rücksicht zu nehmen.

Manchmal hat sie Recht mit dem Schmatzen und es ist mir selbst einfach nicht aufgefallen, weil ich in Gedanken einfach woanders war. Manchmal reagiert sie aber überempfindlich und die Geräusche lassen sich nicht vermeiden, weil z. B. die Suppe sehr heiß ist. Durch meine Reaktion - lauter schmatzen und dann möglichst leise essen - merkt sie, welcher Geräuschpegel wirklich da ist ohne dass man schmatzt.

Da fällt mir gerade eine Sache aus meiner Kindheit ein,
die mich beinahe auch zum Misophonie Betroffenen hat
werden lassen:

Samstags gab es bei uns immer sehr gute Gemüsesuppe,
mit Gemüse aus dem eigenen Garten.
In dieser Suppe wurden aber immer für meinen Vater
Saufüsschen (echte Füsse von Schweinen, unzerlegt und
noch mit allen Borsten) mitgekocht.
Und obwohl mein Vater wusste, dass mich diese Füsschen
extrem anekelten, hat er sie absichtlich laut vor meinen
Augen und Ohren geschlürft.
Und obwohl dies nun 45 Jahre her ist, habe ich dieses Ge-
räusch noch heute in meinen Ohren.

Zitat von Rohdiamant:
Wenn meine Tochter mich massregelt, dass ich zu laut schmatze, dann schmatze ich erst recht laut, sozusagen als Protest. Sie hat kein Recht mich als (eigentlich) Respektsperson so anzufahren. Der Ton macht die Musik, denn man kann dies auch als Bitte äußern. (...)

Ein Mensch, der unter Misophonie leidet und dessen Gegenüber die entsprechenden Geräusche verursacht, die er nicht ertragen kann, ist in einem solchen Moment erstens ziemlich aggressiv, was es schwierig macht, den richtigen Ton zu wahren, und es zeugt von großer Selbstbeherrschung, wenn es nur bei einem unangebrachten Ton oder einem bösen Blick bleibt, denn eigentlich ist dieser Mensch in diesem Moment so voller Wut, dass er wesentlich drastischer reagieren könnte, wenn er nicht gelernt hätte, sich zu beherrschen.

Zweitens ist die von dir kritisierte Maßregelung lediglich ein verzweifelter Versuch, die Störung, die dem an Misophonie leidenden Menschen peinlich ist, die ihn belastet und wegen der er sich schämt, hinter der Einhaltung allgemein gültiger Regeln zu verbergen. Der Misophonie-Kranke hält sich mit seinem Leiden für total bescheuert, für einen Freak, oder zumindest für jemanden, der nicht ganz normal ist, und es fällt ihm schwer, das das vor anderen zuzugeben und seine Schwäche zu entblößen. Er weiß, dass er ein riesiges Problem hat, gibt das aber nur ungern zu, weil sein Problem eben ziemlich exotisch ist, und anstatt sein Gegenüber zu bitten, dass es sich nur wegen seines scheinbar einzigartigen, persönlichen Problems all diese Geräusche verkneifen soll, versucht er, sich hinter allgemeinen Floskeln zu verstecken. Glaub mir, ein Misophonie-Kranker sagt lieber Man spricht nicht mit vollem Mund! oder Schmatz doch nicht so! als Hey, du, ich habe da so ein bescheuertes Problem, so dass mir deine Essgeräusche total auf den Sack gehen! oder Die Geräusche, die du machst, kann ich überhaupt nicht ertragen, obwohl sie eigentlich normal sind...


Zitat von Rohdiamant:
Manchmal hat sie Recht mit dem Schmatzen und es ist mir selbst einfach nicht aufgefallen, weil ich in Gedanken einfach woanders war. Manchmal reagiert sie aber überempfindlich und die Geräusche lassen sich nicht vermeiden, weil z. B. die Suppe sehr heiß ist. (...)

Es geht bei der ganzen Problematik definitiv nicht darum, wer von euch Recht hat, Rohdiamant. Menschen sind an sich schon verschieden und empfinden alles mögliche unterschiedlich. Bei der Misophonie ist das Hass-Empfinden gegenüber bestimmten Geräuschen leider sehr extrem. Das macht es für jemanden, der nicht an Misophonie leidet, natürlich besonders schwierig, dieses andere Empfinden zu akzeptieren. Aber man darf hier nicht von Recht haben sprechen oder darüber urteilen, ob es richtig ist, was der andere empfindet. Es ist einfach nur eine andere Empfindung und jegliche Empfindung eines Menschen sollte respektiert und akzeptiert werden.

Zitat von Beobachter:
In dieser Suppe wurden aber immer für meinen Vater
Saufüsschen (echte Füsse von Schweinen, unzerlegt und
noch mit allen Borsten) mitgekocht.
Und obwohl mein Vater wusste, dass mich diese Füsschen
extrem anekelten, hat er sie absichtlich laut vor meinen
Augen und Ohren geschlürft.


Die kann man nicht gepflegt mit Messer und Gabel essen, sondern muss sie aus der Hand essen und das geht nur mit lautem Schlürfen und Schmatzen. Das ist doch auch der Spaß an der Sache, abgesehen davon, dass sie köstlich schmecken. Wir machen das auch so und das völlig unabsichtlich, weil niemand da est, den wir damit ärgern wollen.

Zitat von Horchnase:
Ein Mensch, der unter Misophonie leidet und dessen Gegenüber die entsprechenden Geräusche verursacht, die er nicht ertragen kann, ist in einem solchen Moment erstens ziemlich aggressiv, was es schwierig macht, den richtigen Ton zu wahren, und es zeugt von großer Selbstbeherrschung, wenn es nur bei einem unangebrachten Ton oder einem bösen Blick bleibt, denn eigentlich ist dieser Mensch in diesem Moment so voller Wut, dass er wesentlich drastischer reagieren könnte, wenn er nicht gelernt hätte, sich zu beherrschen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Mensch wohl voller Wut ist, aber die Geräusche sind nur der Auslöser, dass sie hervortreten. Man meint, dass es die Geräusche sind, die einen stören, aber in Wirklichkeit brodelt es an ganz anderer Stelle, etwas was man verdrängen will oder muss. Und mit meiner Reaktion will ich meiner Tochter beibringen, dass, wenn man sich beherrscht und seine Probleme nicht so agressiv hervorbringt bessere Erfolgsaussichten hat.

Zweitens weiß ich nicht, ob sie eine Misophonie-Kranke ist. Sie schämt sich auf alle Fälle nicht dafür, sondern bringt es klar zum Ausdruck. Nur die Tonart, die sie dabei manchmal zu Tage bringt ist nicht angebracht. Wir sind eine Familie und meistens unter uns und da kann man schon sagen, Du Mami, heute isst du aber wieder laut. Das regt mich gerade auf, kannst du bitte leiser essen? Das könnte man auch zu jemand Fremden sagen. Ich bin mir sicher, dass dann viel mehr Leute dafür Verständnis haben und sich etwas zurücknehmen, denn wenn wir ehrlich sind, hat sich wahrscheinlich jeder schon mal an sowas gestört. Je nachdem welche Laune man halt gerade hat.
Zitat von Horchnase:
Es geht bei der ganzen Problematik definitiv nicht darum, wer von euch Recht hat, Rohdiamant.
Da gebe ich dir jetzt Recht. Mir geht es dabei auch nicht um Recht haben, sondern darum wie man miteinander umgeht. Wenn sie ihre Wut und Agression an mir auslässt, dann kommen eben bei mir Gefühle hoch, die ich nicht akzeptiere und sie deshalb in die Schranken weise. Wenn das getan, dann kommt mein Verständnis für ihre Gefühle - leise essen. Geben und Nehmen. Manchmal machen wir es auch auf die lustige Art und schmatzen beide.
Die Wut und Agression die sie in diesem Moment hat, ist nicht auf mich bezogen, sie kommt einfach heraus, weil die Geräusche sie zusätzlich auf die Palme bringen. Sie darf diese Wut auch gerne rauslassen, mich darüber informieren oder wie auch immer ich das beschreiben soll, aber sie darf nicht mir die Schuld dafür geben indem sie mich anschnauzt. Sie könnte z. B. auch sagen, oh man, bin ich heute wieder schlecht drauf und dein Schmatzen regt mich zusätzlich auf.
Zitat:
und jegliche Empfindung eines Menschen sollte respektiert und akzeptiert werden.
Genau, sie soll akzeptieren, dass ich nicht angeschnauzt werden will und ich akzeptiere, dass ich leise essen soll.
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Zitat von Rohdiamant:
Zitat von Horchnase:
und jegliche Empfindung eines Menschen sollte respektiert und akzeptiert werden.
Genau, sie soll akzeptieren, dass ich nicht angeschnauzt werden will und ich akzeptiere, dass ich leise essen soll.



Ganz genau so sehe ich das auch. Dann erübrigt sich die Misophonie.
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Ich kann es absolut nicht leiden, wenn Erwachsene in der Öffentlichkeit seelenruhig in der Nase bohren. Wie heißt diese (meine) Krankheit?

Zitat von Schlaflose:
Die kann man nicht gepflegt mit Messer und Gabel essen, sondern muss sie aus der Hand essen und das geht nur mit lautem Schlürfen und Schmatzen. Das ist doch auch der Spaß an der Sache, abgesehen davon, dass sie köstlich schmecken. Wir machen das auch so und das völlig unabsichtlich, weil niemand da est, den wir damit ärgern wollen.


Ich habe mir fast schon gedacht, dass du dieses vorzügliche
Menue auch kennst ...

Ich kann ganz genau nachempfinden, was pengeautomat hier erzählt hat.
Und ich wünsche Leuten wie GastB, die nicht die leiseste Ahnung davon haben, wie belastend es sein kann, unter ständig vorhandenen alltäglichen Geräuschen, insebesondere unter solchen, die von geliebten Menschen erzeugt werden, zu leiden, die andere nicht einmal bewusst hören, dass sie mal nurn einen Tag genau diese Erfahrungen machen.
Denn nur, weil man selbst gesegnet ist und nur etwas empfindlich gewissen Geräuschen gegenüber ist, heißt es nicht, dass es nicht auch Menschen gibt, bei denen diese Empfindsamkeit deutlich stärker ausgeprägt ist und beispielsweise leises Schlucken als eine Qual wahrgenommen wird.
Ich hoffe, derartig schwachsinnige Kommentare schrecken diejenigen, denen es genauso schlecht geht und die hier Hilfe suchen und nicht bloß rumstänkern wollen, nicht ab!

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Dr. Matthias Nagel
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