Zitat von Christina:Zitat von Grille:Kann ich nicht so ganz nachvollziehen, dass man sich auf solche Ängste dann immer wieder einlässt, wo man doch sieht, sie sind abwegig, wiederholen sich und es ist dann doch in aller Regel einfach nichts dran?!
Das ist der Witz bei einer Angst
störung... Der Umgang mit Ängsten und Befürchtungen ist eben nicht normal oder angemessen und das lässt sich oft nicht einfach mit Psychohygiene beheben, sondern erfordert eine ebenso professionelle Therapie wie andere Störungen. Das runterzubrechen auf gesunden Menschenverstand ist etwa so sinnvoll, wie einem PTBS-Betroffenen zu sagen, er möge sich gefälligst einkriegen, denn das traumatische Ereignis sei doch längst vorbei.
Zitat von Grille:Meiner hat aber noch viel fiesere Kommentare drauf als das da oben.
Innerhalb einer tragfähigen therapeutischen Beziehung und abhängig von den beteiligten Persönlichkeiten mag das okay oder hilfreich sein. Außerhalb einer therapeutischen Beziehung ist es meist nur fies.
Das kommt drauf an, wer es liest. Ich gehe davon aus, dass Menschen, die eine psychische Erkrankung haben, diese auch loswerden wollen. Natürlich sind sie krank und können es nicht einfach ändern, konnte ich auch nicht. Daher braucht's ja Profis. Aber es ist auch nicht so, dass man mit einer psychischen Erkrankung nun geistig umnachtet wäre und ich gehe davon aus, dass gewisse Lerneffekte auch trotz psychisch krank drin sind, sofern jemand lernen will. Einfach nur seinen Gefühlen und Ängsten nachzudackeln, ohne zu versuchen, da kognitiv dran zu gehen, wird nie was werden. Ich sehe in Foren sehr viele, die sich beklagen über eine mieserable Lebensqualität und es stimmt, solche Erkrankungen sind die Hölle. Aber die Erwartung, dass die Angst weggeht, ist eine Sackgasse. Sie geht nie weg, das Einzige, was die ganze Problematik löst, ist damit aufzuhören, Angst zu haben, und dem geht voran, dass man aufhört, sich Angst zu machen. Man kann die Gefühle nicht einfach laufen lassen, sondern der Versand muss dazu geschaltet werden und das muss trainiert werden, dann kriegt man wieder Kontrolle. Das gilt so auch für Traumapatienten. Um die miese Eigenarbeit kommt kein Mensch rum, der was ändern möchte.
Die meisten Menschen finden Konfrontation und Provokation hart. Ich finde hart, wenn jemand in seiner Erkrankung stecken bleibt, weil er keine Ansätze findet, sie loszuwerden. Viele gehen davon aus, dass die Angst ein schlimmes Monster ist, dass sie überfällt. Tatsächlich ist es doch so, dass sie alles herziehen, was ängstigt und versuchen, diese Dinge dann unter Kontrolle zu kriegen. Aber Kontrolle ist eine Illussion. Viele suchen den sicheren Boden und kapieren nicht, dass der Boden überall schwankt und sie lernen müssen, auch auf schwankendem Boden das Gleichgewicht zu halten.
Ja, das ist harte Arbeit an sich selbst, die das verlangt und viel geistige Disziplin erfordert das, viel aushalten. Aber Kranksein ist nicht leichter.
Der Vorführeffekt ist oft auch ein guter Lerneffekt, wenn man sich 10 Mal den Kopf an die Wand geschlagen hat, braucht man doch auch kein 11. Mal, um zu wissen, dass man das bleiben lassen kann, weil's nix bringt, aber weh tut und schadet. Mit Ängsten ist es genau das gleiche Spiel. Bleiben lassen! Dann hört's auf, vorher nicht.
Ich weiß, es ist hart, aber lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.