Das tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.
Deine Symptome klingen sehr nach Stressreaktionen auf die Angst. Zumal ja eine körperliche Erkrankung ausgeschlossen wurde. Derealisation ist ja ein sehr verbreitetes Stresssymptom. Das kommt daher, dass bei Angst Stresshormone im Körper ausgeschüttet werden. Und die führen dann zu allerlei Veränderungen in verschiedenen körperlichen Prozessen, die aber alle harmlos, wenn auch sehr unangenehm sind. Dazu kommt es - weil es eben nicht so ist, dass ein bestimmtes Organ erkrankt ist, was sich dann in sehr umgrenzten Beschwerden zeigt - zu einem gewissen Chaos. Das heißt, Beschwerden sind mal da, mal nicht, und können sich auch immer mal ändern, teilweise stündlich, manchmal nach Monaten. Das macht es in der Tat nicht leichter.
Aber was du beschreibst, klingt für mich nach Verspannungen im oberen Bereich (Schultern, Nacken, Kopf) sowie Durchblutungsveränderungen durch Stresshormone. Wie gesagt: Furchtbar unangenehm, aber völlig ungefährlich. Die Angst will dich schützen, die schadet dir nicht!
Ich denke auch, dass es nicht hilft, den ganzen Tag nur zu liegen und zu schlafen. Ich weiß, es fühlt sich echt so an, als ob man gar nichts mehr könnte, aber das stimmt nicht! Ich hatte im Januar/Februar eine ganz schlimme Phase. Den ganzen Tag lustig bunte Symptome, ständig im Wechsel. Inzwischen geht es mir besser. Ist noch nicht weg, aber es ist um Welten besser. Was mir geholfen hat:
- Nicht aufgeben, trotzdem was machen, so gut es in dem Moment gerade ging. Rausgehen, Leute treffen, Dinge unternehmen, Sport machen. Auch wenn es mir davor oder dabei so richtig mies ging. Manchmal hatte ich dann aber sogar zeitweise Ruhe. Am besten war/ist für mich ins Schwimmbad gehen, im Wasser ging/geht es mir zeitweise richtig gut, als wäre nie was gewesen. (Da muss man sicher bisschen ausprobieren, was einem gut tut.)
- Tagesstruktur haben. Also früh raus aus dem Bett, auch wenn ich gar nicht geschlafen hatte. Gesund ernähren, ausreichend Wasser trinken. Anziehen. So die Basics. Teilweise hab ich mich wie Falschgeld gefühlt, wenn ich mir was zu essen gemacht habe. Hab auch keine 3-Gänge-Menüs gekocht, sondern einfache Dinge, die ich aus dem FF kann, aber trotzdem gekocht.
- Den Ärzten glauben. Ich weiß, es ist schwer, weil einem der Kopf trotzdem was anderes erzählt. Aber Ärzte sind sehr gut darin, ernsthafte Erkrankungen zu erkennen. Und die Psyche kann wirklich heftige Symptome hervorrufen, die sich dann noch mehr steigern, je mehr man darauf achtet. Denk mal an eine Panikattacke. Da läuft der Körper auf Hochtouren und das ist auch nur psychisch. Nicht alles, was man denkt, entspricht den Tatsachen, und manches davon ist auch wirklich absoluter Blödsinn.
- Therapie machen. Hast du einen Therapeuten? Mir hilft die Therapie, meinen entgleisten Kopf wieder einzunorden und mir bewusst zu machen, dass meine Gedanken nicht realistisch und nicht hilfreich sind.
- Mir Zeit lassen. Es braucht Zeit, es geht nicht von heute auf morgen. Aber wenn du, trotz der Symptome, in kleinen Schritten, deinem Kopf zeigst, dass alles in Ordnung ist, kommt er nach und nach ganz langsam hinterher und hört immer mehr auf, diese Stresssymptome zu produzieren. Also wenn du z. B. jetzt den ganzen Tag liegst und schläfst, kannst du z. B. damit anfangen, mal eine Stunde oder eine halbe aufzustehen, vielleicht ein paar Dehnübungen machen oder irgendwas, das dich ein wenig in Bewegung bringt. Das wird sich erstmal nicht gut anfühlen, kann es auch nicht, dein Körper ist noch voller Stresshormone. Wie gesagt, das braucht Zeit. Und so langsam Schritt für Schritt immer etwas mehr machen und so immer mehr Normalität im Außen reinbringen. Und gleichzeitig die Gedanken und Symptome nicht sooo ernst nehmen. Immer wieder erinnern: Das ist nur vom Stress, es tut dir wirklich nichts! Das ändert erstmal nichts am Gefühl oder an den Symptomen, aber das kommt mit der ständigen Wiederholung.
Bitte gib nicht auf, es braucht Zeit und es ist nicht einfach, aber es gibt definitiv einen Weg, auch für dich!
07.04.2024 19:43 •
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