Zitat von MarkusC:Hallo liebe Forenmitglieder,
ich habe mich hier angemeldet, da ich ziehmlich verzewifelt bin und mir Sorgen mache... und hoffe, dass ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt.
ich weiss leider nicht genau, wo ich meine Geschichte posten muss und hoffe, dass ich die Begrüßungsecke dazu nutzen kann, um zu erläutern um was es geht.
Um zum eigentlichen Thema zu kommen, möchte ich kurz ausholen um möglichst genau zu schildern was los ist.
Seit einer Herzmuskelentzündung vor ca. 3 Jahren bin ich scheinbar zu einem Hypochonder mutiert und befinde mich seit ca. 1 Jahr deswegen in therapeutischen Behandlung, was bisher jedoch keine nennenswerte Erfolge herbeigeführt hat.
Seit nun ca. 4 Wochen habe ich extreme Einschlafprobleme. Angefangen hat es so, das ich immer in der Phase des hinübersegelns durch extreme Adrenalin/Wutschübe von 0 auf 100 katapultiert wurde. Diese Schübe fuhren durch meinen Körper wie eine Welle, die im Bauch begann und sich im Körper verbreitete. Mittleiweile ist es so, dass ich nur noch extreme Wut im Körper spüre, sobald ich merke, das ich gleich einschlafen könnte... ich habe das Gefühl, dass mein Körper schneller reagiert als mein Verstand. Desweiteren kommt es vermehrt dazu, dass ich durch die kleinste Muskelzuckung beim Einschlafen direkt wieder extreme Wut verspüre, da es mich vom Einschlafen abhält.
Meist brauche ich 3-4 Stunden um einzuschlafen. Gottseidank kann ich zur Zeit ausschlafen, sodass ich meine 6-8 Stunden Schlaf bekomme. Über Tag fühle ich mich auch nicht müde... sondern habe lediglich im Hinterkopf, dass es was schlimmes sein könnte und habe dadurch mittlerweile schon Angst, Abends ins Bett zu gehen. Das bei diesen Einschlafproblemen, starkes Herzrasen dabei ist, klingt ja logisch, schliesslich ist es normal, dass sich der Herzschlag bei Wut und Angst verstärgt bzw. schneller wird.
Wenn man bedenkt, dass 70 % aller Schlafstörungen Kopfsache sind und meine Angst vor Krankheiten bedenkt, dann steigt die Wahscheinlichkeit nochmals an, dass meine Einschlafprobleme keine körperlichen Ursachen haben.
Ich habe alles probiert um es in den Griff zu bekommen... Entspannung nach Jacobsen, Radio im Hindergrund etc... hat alles nichts gebracht. Desweiteren neige ich dazu, mich da langsam immer mehr reinzusteigern, was die Sache nicht wirklich einfacher macht....
Heute habe ich mich dazu überwunden doch zu meinem Hausarzt zu gehen. Da er meine Vorgeschichte kennt, hat er sofort gesagt, dass meine Schilderungen typisch für eine Angststörung ist und hat mir Anti Depressiva Tavor verschrieben. Ich will das Zeug nicht nehmen! Habe schon viel darüber gelesen und bin nicht wirklich scharf darauf es zu testen. Ich will nicht die Symthome sondetrn die Ursache bekämpfen. Die Frage ist nun, ob es eine Alternative zu Tavor gibt. Beispielsweise etwas pflanzliches? Oder habt Ihr sonst irgendwelche Ideen, was ich machen kann, um diese Angststörung in den Griff zu bekommen? Wie sind Eure Erfahrungen? Wie habt Ihr es geschafft?
Bitte helft mir! Ich habe das Gefühl, dass ich hier in einen Teufelskreis gerate. Normalerweise liebe ich es zu schlafen und ins Bett zu gehen und fände es schön, wenn es wieder so wäre.
Nochmals... über Tag habe ich keinerlei körperliche Probleme und wenn ich denn dann einmal schlafe, dann schlafe ich auh durch. Nur das Einschlafen ist die reinste Hölle!
Bin gerade echt verzweifelt
Vielen Dank für Eure Hilfe.
Liebe Grüße,
Markus
Hallo Markus,
ob ich dir helfen kann, weiß ich nicht, aber ich versuche dir etwas über meine Einschlaf-Probleme zu schreiben.
Vor 50 Jahren hatte ich meine 1. Panik-Attacke. Ich war gerade im Begriff einzuschlafen, als sie mich wie ein Orkan überfiel. Laut um Hilfe schreiend stürzte ich mich aus dem Bett und dachte verrückt und ohnmächtig zu werden. Ich musste immerzu wie von einer Tarantel gestochen durch die Wohnung rasen, bis ich das Gefühl hatte, dass sich die Angst etwas beruhigt hatte. Durch die Panikattacke wurde das Adrenalin stimuliert, das vom Körper bereit gestellt wurde zur Flucht. Es war also eine Leistung ohne Leistungsanpassung, denn der Körper befand sich ja im Ruhezustand. Diese Zusammenhänge habe ich aber erst nach vielen Jahren mit psychotherapeutischer Hilfe verstanden. Ich bestand auch tagsüber nur noch aus Angst und Zwängen und dem Gefühl sterben zu müssen und wollte mir eine Wohnung nahe am Krankenhaus suchen, denn dann hätte ich keinen Rettungswagen mehr gebraucht im Notfall. Ich wurde stationär in einer psychosomatischen Klinik aufgenommen. Dort machte ich Bekanntschaft mit Tavor, das mich etwas beruhigte, so dass ich erst mal aus diesem schrecklichen Angstzustand herauskam. Nach 6 Wochen wurde ich entlassen (ohne Tavor) und zu Hause ging es dann mit den Panikattacken weiter. Mein Hausarzt verschrieb mir ungern weiterhin Tavor, denn ich tat ihm wohl leid. Nach ein paar Wochen ließ die Wirkung von Tavor nach und ich musste die Dosis immer mehr erhöhen, bis es schließlich gar nicht mehr wirkte. Zum Schluss nahm ich Tavor sogar mit mir auf die Toilette. Nun hatte ich nur noch die *beep* Angst und mich. Da ich nur noch aus Angstschreien bestand nahm man mich wieder stationär auf, was mich aber nicht weiter brachte aus heutiger Sicht. Dann suchte ich mir einen Psychotherapeuten, mit dem ich zusammenarbeitete. Er war jetzt meine Bezugsperson, mit der ich meine Kindheitstraumata (2-mal in der Woche) aufarbeiten konnte. Er befürchtete immer, dass ich in eine Psychose abdriften könnte, weil ich als Kind einfach zu viele schreckliche Dinge erlebt habe. Aber dies war zu keinem Zeitpunkt der Fall. Ich war stark und nahm den Schmerz an, um ihn zu verarbeiten. Little by little. Step for Step. Es war die Hölle, manchmal wollte ich einfach sterben, aber irgendwann spürte ich, dass es aufwärts ging. Zwischendurch war ich auch in einer Hypnose- und Neurodermitis-Klinik und bekam Krebs, von dem ich inzwischen geheilt bin. Auch von der Neurodermitis.
Noch etwas zu den nächtlichen Panikattacken: Zur dieser Zeit schlief ich nur noch im Sitzen auf der Couch und erlaubte mir nicht, müde zu werden, aus Angst, dass die Panik mich wieder überraschen würde beim Einschlafen. Seit Jahren habe ich keine nächtlichen Attacken mehr gehabt, kann aber auch nicht einschlafen. Aus diesem Grund hat mir mein Hausarzt, nach vielen anderen 'Versuchen, ein Schlafmittel verordnet, damit ich endlich für ein paar Stunden zur 'Ruhe komme. Das tue ich auch, aber nach 4 Stunden Tiefschlaf bin ich dann wach, döse so vor mich hin, meditiere ein wenig oder höre Radio oder CD, bis ich dann morgens zur gewohnten Zeit aufstehe. Ich gönne mir dann auch ein kleines Mittagsschläfchen, weil mein Körper irgendwann keine Kraft mehr hat. Danach geht es wieder und ich schaffe meine Arbeit.
Die Ängste habe ich soweit unter Kontrolle, das heißt, ich kann viel besser mit ihnen umgehen, weil ich sie verstehe. Ich hatte schon Jahre keine Panikattacken mehr, aber die Angst ist trotzdem immer vorhanden in abgeschwächter Form. Ich rede ihr ständig gut zu und wir arrangieren uns. Manchmal überrascht sie mich aus heiterem Himmel. Früher geriet ich dann in Panik, jetzt nehme ich sie an der Hand und wir versuchen das Beste daraus zu machen. Sie ist mein Freund und nicht mein Feind, denn sie ist ja ein Teil meiner Selbst. Das Schlafmittel (1mg Noctamid) nehme ich jetzt schon seit 12 Jahren. Habe die Dosis noch nie erhöht. Hätte auch Angst davor.
Vielleicht kannst du etwas Bauchbares aus meinem Erfahrungsbericht für dich entnehmen.
Ich wünsche dir alles Gute und ein besseres Einschlafen.
Gruß
Glockenblume