Hallo zusammen,
ich schreibe hier, weil ich nun seit mehreren Jahren unerklärliche Symptome mit mir herumschleppe und bisher kein Arzt etwas herausfinden konnte. Bevor mich jemand, in den folgenden Sätzen falsch verstehen könnte: Psychische Erkrankungen sind für mich keine Hirngespinste. Bis vor einiger Zeit, war ich jedoch der völligen Überzeugung, dass ich psychisch völlig in Ordnung bin und eine rationale Sichtweise auf alles hätte. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Der Post wird etwas länger, ich hoffe trotzdem, dass ihr euch die Zeit nehmt.
Angefangen hatte alles vor ca. drei Jahren. Damals war ich noch Raucher, aß ohne Ende Fastfood, nur Cola zu trinken, machte keinen Sport (bis heute nicht, ich will es unbedingt aber ich kriege den Ar. nicht hoch), ständig nur Online Games und natürlich mein Job. Ich wusste damals bereits, dass ich etwas ändern muss und fing an mir unterbewusst einzureden, was ich alles für Straftaten am eigenen Leib begehe. Dann war es eines Abends soweit. Ich lag im Bett und wollte meinen Puls checken, da ich mich etwas benommen gefühlt habe. Ich fand am Hals keinen und in mir schoss Panik hoch, dass mein Herz stehen geblieben wäre. Schwallartig überkam mich eine Todesangst und ich stand auf und rannte wild durch die Wohnung, überhaupt nicht in der Lage zu begreifen was gerade mit mir passiert. Ich legte mich auf die Couch, versuchte dieses widerliche Gefühl loszuwerden, mein Herz meldete sich mit einem stattlichen Herzrasen und alles um mich herum drehte sich nur noch. Ich weckte meine Frau auf und sagte, dass ich sofort ins Krankenhaus will. Da wir fußläufig 2 Stück hatten, sind wir los.
Dort angekommen, Notaufnahme, Blutdruck gemessen (170/110), EKG usw. Erster Befund: Sinustachykardie, zur Beobachtung musste ich da bleiben, daraus wurden dann 5 Tage stationärer Aufenthalt. Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung, Blutbild, Herzultraschall, alles in Ordnung. Mir ging es auch direkt am nächsten Tag nach der Einlieferung wieder gut. Der Arzt meinte noch, dass meine Blutwerte extrem gut wären, vorallem Cholesterin. In mich rein habe ich nur gekichert, weil ich mich so dermaßen ungesund ernährt habe, dass das eigentlich nicht möglich sein sollte.
Seit dem Aufenthalt im Krankenhaus hatte ich immer mal wieder einen Tag wo es mir schlecht ging. Zuerst war es ca. alle 3 Monate einmal, dann alle 6 Wochen, später 4 und schrumpfte irgendwann auf 2 Wochen zusammen. Alles aber wie ohne Panikattacken wie beim ersten mal. Dann vor ca. einem Jahr hatte ich wieder so einen Tag. Ich fühlte mich krank, hatte ein Benommenheitsgefühl im Kopf und den ganzen Tag dieses schleichende unterschwellige Angstgefühl in der Magengegend. An dem Tag war meine Frau zu einer Fortbildung weg und ich war alleine Zuhause. Ich maß meinen Blutdruck (155/100) und bekam leichte Panik, dieses Gefühl wurde wieder stärker und beruhigen war nicht drin. Ich bin dann duschen gegangen und eine Runde um die Häuser spaziert was etwas Beruhigung verschaffte. Kaum Zuhause ging es wieder von vorne los. Da ich Angst hatte plötzlich umzufallen oder zu sterben, habe ich das nötigste eingepackt, stieg ins Auto und fuhr ins Krankenhaus (wir sind zwischendurch umgezogen). In der Notaufnahme brach dann der Damm, die PA kam mit voller Härte durch, ich wurde verkabelt, mein Herz pochte wie verrückt und ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Die Ärztin träufelte irgendwas in meine Venen und ganz langsam kam ich wieder runter.
Wieder stationärer Aufenthalt. Dieses mal war mein Blutdruck jedoch nicht mehr so zahm wie beim ersten. Zu den üblichen Untersuchungen gesellte sich dann noch ein Ultraschall des Bauchraums, der Halsschlagadern und der Nieren, da irgendein Nierenwert leicht erhöht war und ein Verdacht auf eine Zyste bestand. Heraus kam aber nichts. Auch hier, Blutbild sonst in Ordnung, EKG unauffällig, Ultraschall ebenfalls. Nur der Blutdruck blieb bei durchschnittlich 140/100, kühlte im Schlaf jedoch auf 100/70 runter.
Leider ist es seitdem so, dass es mir quasi jeden Tag mal mehr, mal weniger schlecht geht. Den Blutdruck kontrolliere ich mittlerweile nicht mehr, weil ich weiß, dass es mich ängstigt. Ich war deswegen auch nochmal in der Zwischenzeit (ein paar Monate später) bei meiner Hausärztin (Internistin). Dort gabs ein Belastungs-EKG (unauffällig), Blutuntersuchung und eine Langzeit-Blutdruckmanschette. Der Blutdruck blieb aber bei 140/110 im Durchschnitt. Medikamente bekam ich keine. Die Blutuntersuchung zeigte einen leicht erhöhten Harnsäurewert an. Auf meine Frage, warum es mir so schlecht geht, meinte sie nur, dass ich mich nicht verrückt machen soll. Organisch hätte ich nichts. Ich fragte nach psychischen Erkrankungen, daraufhin meinte sie dass das sein kann, aber ich sollte mich nicht zu sehr darauf einlassen.
Tja, was mache ich nun? Seitdem plagten (oder plagen) mich verschiedenste Symptome. Ich fange an mir irgendwelche Krankheiten auszumalen. Meine Mutter hatte Probleme mit dem Blutdruck und starb später mit 44 an einem Herzinfarkt. Dazu sei gesagt, dass in der Familie Herzprobleme nicht an der Tagesordnung sind. Meinte Mutter hatte starkes Übergewicht, starke Raucherin, den ganzen Tag nur Kaffee, 0 Bewegung und war generell in keiner guten psychische Verfassung. Trotzdem verfolgt mich das, weil ich praktisch ihren Todeskampf mitten in der Nacht live miterleben musste. Das ist jetzt 18 Jahre her und vor der PA vor 3 Jahren hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten mit dem Erlebten zu leben. Ich habe mittlerweile aufgehört zu rauchen (seit etwas mehr als einem Jahr nur noch Zig. mit sehr wenig Nikotin), ich habe 10kg abgenommen (1,87m, 90kg) und versuche so wenig wie möglich sonst an Substanzen zu mir zu nehmen. Generell bin ich ein Mensch der bisher äußerst selten körperlich krank geworden ist. Meine Frau fängt sich im Jahr 2 - 3 Sachen ein oder um mich herum grassiert die Grippe und der einzige der nichts hat bin ich. Über Jahre hatte ich nichts. Es ging soweit, dass, als ich mal tatsächlich krank war, garnicht einordnen konnte warum ich mich schlecht fühle. Krank zu sein, war für mich ein totales Fremdwort.
Heute ist das anders. Ich fühle mich seit dem zweiten Aufenthalt im Krankenhaus dauernd kränklich. Wie eine Grippe, die sich anbahnt, aber nicht zuschlägt. Eigentlich wechseln jeden Tag die Symptome in meinem Körper. Eine Zeit lang hatte ich ein ständiges Benommenheitsgefühl im Kopf, alles zog irgendwie nach, konnte mich schlecht konzentrieren, ganz leichter Schwindel. Das habe ich bis heute an manchen Tagen. Dann hatte ich einige Zeit Missempfindungen im linken Unterschenkel. Es fühlte sich an, als würde der Fuß einschlafen oder er wäre dauernd in kaltem Wasser, wie taub, aber er war es nicht. Irgendwann wechselte das dann rüber zu Muskelzuckungen, vorallem am linken Auge. Das ging wochenlang. Mittlerweile ist es weg. Dafür fingen Atmungsbeschwerden an, die bis heute auftauchen. An manchen Tagen fällt mir das atmen subjetiv schwer, bin jedoch bei Anstrengungen nicht aus der Puste, ich habe Kopfschmerzen, Schmerzen in der Herzgegend und vorne am Brustkorb, teilweise Rückenschmerzen, sowohl BWS als auch Lendenwirbelbereich. Die Hand/Augen-Koordination leidet ebenfalls ganz leicht. Keinem fällt was auf, aber ich habe das Gefühl ein Problem zu haben. Ein stetiger Begleiter ist zudem ein Tinnitus auf dem linken Ohr, der mal mehr, mal weniger ausgeprägt ist. Teilweise ist er wochenlang nicht da, an Tagen wo es besonders schlimm ist (heute z.B.) ist er nerviger. Manchmal höre und spüre ich bei lauten klickenden Geräuschen glasklar, wie das Trommelfell in Schwingung ist. Hin und wieder ein stechender kurzer Schmerz in der Magengegend. Nach dem Essen habe ich häufiger mal starkes Herz-Klopfen (regelmäßig in normaler Frequenz, aber eben sehr kräftig). Selbstverständlich dreht sich mein Verstand, egal ob unbewusst oder bewusst um sämtliche Weh-Wehchen.
All das tritt immer dann in Erscheinung, wenn dieses grippeähnliche Empfinden sehr stark ist. Das meiste davon aber nie gleichzeitig. Es gibt Tage, da habe ich nahezu keine Beschwerden und fühle mich befreit, denke dass es nun bergauf geht und dann passiert irgendwas und ich bin wieder in dem Gedanken-Empfindungs-Karussell gefangen. Von einem befreundeten Pärchen ist ein Freund an Hodenkrebs erkrankt, Metastasen im Kopf usw. Da ich hin und wieder ein Ziehen in der Leiste habe, projiziere ich das natürlich gleich auf mich. Ich kontrolliere mich regelmäßig und ich würde krankhafte Veränderungen sofort spüren. Vor ca. 4 Wochen hatte ich eine Phase, wo es mir fast 2 Wochen am Stück super ging. Dann erfuhr ich, dass eine Freundin mit 26 gestorben ist. Lungenembolie. Sie war Vegetarierin, sportlich, keine Vorerkrankungen. Von einem Tag auf den anderen weg. Natürlich schlug ich gedankliche Brücken zu meinen Symptomen. Ich habe im Prinzip jede ernste Krankheit schonmal gehabt. Von ALS/MS, über Krebs in jeder erdenklichen Form bis hin zum Herzinfarkt. Ich bin aber zumindest schonmal darüber hinweg, dass ich nicht mehr zweifle lange genug zu leben um irgendwelche Dinge zu planen und tun zu können. Ich habe zwischendurch immer mal wieder eine PA, aber damit kann ich mittlerweile halbwegs umgehen.
Wer es bis hier hin geschafft hat: Danke.
Die Kernfrage, die ich eigentlich lediglich stellen möchte: Wie soll ich nun weiter vorgehen? Ich bin einfach nur noch tierisch genervt. Ist es möglich, dass es psychische Ursachen hat oder ob ich doch nochmal die Tour durch sämtliche körperlichen Untersuchungen in Kauf nehmen sollte?
Ich habe schon versucht eine Psychotherapie zu bekommen, leider bisher ohne Erfolg. Bei einigen stehe ich auf einer Warteliste, die Krankenkasse nannte mir einige mit freien Plätzen, die jedoch nicht erreichbar sind. (1 x pro Woche für 30 Min und dann ist dauerbesetzt). Wie habt ihr eine Psycho-Therapie bekommen? Was wäre der effizienteste Weg dahin? Für mich fühlt sich das gerade als eine unüberwindbare Wand an. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich das Gefühl habe dass mir keiner helfen will.
Vielen Dank fürs lesen
Vendetta1981
28.04.2016 22:55 •
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