Meine Geschichte könnte ein bisschen länger werden, ich hoffe der/die eine oder andere nimmt sich trotzdem Zeit sie zu lesen.
Ich wurde 1985 mit Spina Bifida (offener Rücken) geboren. Bzw. mein Glück war, dass mein Rücken nicht komplett offen war. Jedenfalls wurde meinen Eltern jedoch gesagt, ich würde nie richtig gehen können, geschweige denn Sport machen etc.
Jedenfalls wurde ich dann mit 5 Jahren operiert und nochmals mit ca. 6 Jahren, da es ein paar Monate nach der ersten Operation Komplikationen gab. Ich war da jeweils wochenlang im Spital und durfte auch nur auf dem Bauch liegen und nicht austehen.
Jedenfalls wurde ich dann mit grosser Ungewissheit entlassen, entwickelte mich aber auf wundersame Weise total normal. Ich konnte normal gehen, klettern, Sport machen einfach alles. Der einzige Nachteil, den ich durch diese Zeit erhalten habe, ist eine Angststörung, die ich halt eben bis heute nie richtig losgeworden bin.
Im Kindesalter zeigte sich die in der Angst vor Dunkelheit und alleine sein. Ich lag Nächtelang wach und musste dann auch zu einer Kinderpsychologin. Es wurde besser aber weg ging diese Angst nie ganz. Im Jungendalter kam dann bald schon die Angst vor Krankheiten etc. Mit 19 hatte ich mir eingeredet, ich hätte einen Lungentumor und ging von Arzt zu Arzt. Alle versicherten mir das Gegenteil und erst nach längerer Zeit glaubte ich es auch wirklich.
Zwischen 20 und 25 hatte ich immer wieder solche Angstepisoden und bei den meisten ging es um das Gefühl eine unheilbare Krankheit zu haben. Einmal hatte ich zwischenzeitlich plötzlich Flugangst und war dann auch deswegen in Behandlung.
Richtig schlimm wurde meine Angststörung dann zum ersten Mal mit ca. 27 bzw. im Jahr 2012 (zu dieser Zeit versuchten ich und meine Frau gerade Kinder zu kriegen und es klappte anfangs nicht evtl. war das der Trigger damals). Es fing mit einem allgemeinen Unwohlsein an wie eine beginnende Grippe. Dann kamen starke Nackenverspannungen inkl. Schwankschwindel und ging dann irgendwann soweit, dass ich mich kaum mehr aus dem Haus traute. Ich fühlte mich unsicher und bekam richtiges Herzrasen und Panikattacken in unangenehmen Situationen. Ich war mir sicher ich hätte Krebs, MS oder ALS. Diese Phase ging 2-3 Jahre so und trübte sogar ein wenig die Freude über die Geburt meines Sohnes 2014. Durch Phsysiotherapie, Akkupunktur und Psychotherapie wurde es dann irgendwann besser. Eine dauernde Anspannung begleitet mich aber seither immer.
Soviel zu meiner Vergangenheit, nun kurz zu meinem jetzigen Problem bzw. meiner aktuellen Angst.
Ich war bis ca. 20 immer sportlich und aktiv. Ich wog so zwischen 70-75kg bei einer KG von 1.78m. Ernährt habe ich mich aber eigentlich nicht gut, d.h. viel Fastfood und Zucker. Man sagte mir damals immer du kannst essen was du willst und nimmst einfach nie zu!.
Durch meine Ausbildung hörte ich dann aber mit Sport auf, kam in eine neue Beziehung, hatte einen Bürojob und eine eigene Wohnung. So fing ich min Anfang 20 langsam an zuzunehmen und mit ca. 27 wog ich ca. 95kg. Das wunderte mich auch nicht, ich wusste mein Lebensstil war absolut schlecht.
D.h. inaktiv, zu grosse Mengen Essen, zu viel Zucker und zuviel Alk. (Partys usw.). Meine Eltern machten sich damals aber Sorgen, da bei uns in der Familie eigentlich niemand Übergewicht hat und ich ja eigentlich auch immer ein eher schlaksiger Typ war. Mir war das aber Übergewicht lange aber ziemlich egal, doch das änderte sich irgendwann bzw. ich glaube dann als ich 2014 Vater wurde. Ich fing dann auch an ein wenig mehr auf die Ernährung zu achten und war natürlich bedingt durchs Vater sein auch wieder aktiver. So nahm ich dann ein paar Kilos ab, jedoch nie richtig viel. Genau kann ich es gar nicht sagen, weil ich damals die Waage oft lange Zeiträume mied.
Mit 30 verlangte dann mein Hausarzt mal ein grosses Blutbild von mir und dieses war nicht sehr gut. D.h. nicht schlimm aber halt alles so Grenzwertig (Leberwerte etc.). Ich wollte von da an wirklich mal etwas ändern, versuchte diverse Sportarten aber schaffte es einfach nicht konstant wo dranzubleiben. Und als dann mein Sohn so ca. 3 Jahre alt war, hatte ich auch wieder ein bisschen mehr Zeit für Ausgang usw. und so nahm ich dann eher wieder ein paar Kilos zu. Nachdem ich dann mich auf Urlaubsfotos vom Sommer 2018 gesehen hatte, empfand ich mein Gewicht langsam als wirklich untragbar und wollte wirklich etwas unternehmen. Ich fing an zu Joggen ca. 2-3 mal die Woche und nahm wohl auch ab. Das sagten mir auch viele, ich mied aber die Waage, da ich nicht enttäuscht werden wollte. Jedoch betrog ich mich mal wieder selbst und hatte das Gefühl durch das viele Joggen auch wieder ein bisschen weniger auf die Ernährung achten zu müssen und zusätzlich machte ich dann eine Winterpause. Ich hatte danach wieder gefühlt zugelegt, aber nicht mehr soviel dass ich es schlimm empfand es war ok. Inzwischen wurde meine Frau zum zweiten Mal schwanger und ich kann mich erinnern, dass sie einmal zu mir sagte danach wirst du soviel Stress haben, dass du automatisch abnimmst nachdem ich mal wieder über mein Gewicht und mein disziplinloses Essverhalten gewettert hatte sie sollte sehr recht behalten.
Anfang 2019 kam meine Tochter zur Welt, nach einer sehr strengen Schwangerschaft, in der meine Frau Wochenlang nur noch liegen durfte und ich zu Hause den Laden schmeissen musste und sogar mein Arbeitspensum während dieser Zeit runterschreiben musste. Nach der Geburt wurde es nicht minder stressig natürlich und ich bin vom Naturell her ein Mann der zu Hause richtig mitanpackt wie es sich auch gehört! Weiterhin hatte meine Frau mühe in der Arbeitswelt wieder Fuss zu fassen, was mich zusätzlich belastet hat.
Ich achtete gar nicht mehr auf mein Gewicht und änderte auch unbewusst gewisse Essgewohnheiten. Z.b. gab es Abends kein Snacken mehr auf dem Sofa und morgens vor der Arbeit oftmals kein Frühstück mehr. Im September 2019 traute ich mich somit mal wieder auf die Waage und war überrascht dort 88kg zu sehen. Ich freute mich natürlich sehr und behielt die neuen Essgewohnheiten auch bei. Ich sagte oftmals nein zu Kuchen etc und verzichtete auch oft auf Nachschlag beim Essen. Ich sparte also überall immer ein wenig ein. Dann hatte ich ein Schlüsselmoment als ich zu meiner Friseurin ging im November 2019 und die mir sagte meingott was ist denn mit dir passiert du hast ja soo abgenommen?!. Inzwischen war ich auf ca. 85kg und irgendwie hat mich da dann die Angst gepackt. Von da an war ich gefangen in der Angst wieder zuzunehmen und der Angst unkontrolliert abzunehmen. Also objektiv wusste ich dass ich mit diesen Mengen, die ich in dieser Zeit Ar. wohl abnehmen würden, subjektiv hatte ich Angst, dass ich wohl doch nur abnehme weil ich eine Krankheit habe. Im Februar 2020 wog ich noch ca. 83kg und von da an hatte ich wieder Angst auf die Waage zu steigen dieses Mal paradoxerweise aus Angst weiter abzunehmen!
Jedenfalls fühlte ich mich bis auf die Angst ansich jedoch super, fit und mit Lust auf Aktivität. D.h. ich fühlte und fühle mich auch jetzt nie Krank oder Erschöpft. Es geht nur um den reinen Gewichtsverlust. Seit Anfangs 2020 hatte ich auch diese Intervallfasten gemacht (der Drang nicht wieder zuzunehmen war wohl stärker als nicht weiter abzunehmen) und im Frühsommer fingen auch meine Freunde langsam an zu sagen meingott bist du dünn geworden!. Im Juli entschied ich micht dann mit Krafttraining anzufangen. Ich wollte wieder zunehmen aber natürlich kein Fett, sondern lieber Muskeln. Anfangs Ar. ich wohl zu wenig und nahm wohl er weiter ab. Ich stand mal wieder auf die Waage und war bei 76kg angelangt was mich nicht mal besonders erschrack, hatte ich ja schlimmere Zahlen erwartet.
Ab September habe ich dann angefangen meine Kalorien zu tracken und kam da auf knapp 2000 täglich. Ich wusste dass ich dringend rauf muss und kam so im September auf knapp 2400 (natürlich immer ohne viel Zucker und/oder Fastfood). Da ging das Gewicht dann auch mal rauf auf 77.5 aber seitdem hat es nur wieder stagniert und ich komme einfach nicht mehr höher. Die Muskelmasse nahm sicherbar zu aber die Waage bleit gleich, selbst als ich die Kalorien die letzten zwei Wochen auf ca. 2700 erhöht hatte.
Die Sorgen und die Angst wird somit wieder grösser und mein Apetit schwindet dann immer wieder was mir dann noch mehr Sorgen und Druck macht.
Da stehe ich nun, sollte eigentlich glücklich sein, kein Übergewicht mehr zu haben, habe aber mehr Angst vor meinem Körper als je zuvor! Wie gesagt, fühle ich mich sonst gut, war schon ewig nicht mehr krank und habe auch sonst keine anderen Symptome. Ich bin auch wieder in psychologischer Tharapie seit ein paar Monaten und auch die Therapeuten versucht mich soweit zu beruhigen, doch richtig klappen tut das nicht.
Ich hoffe ihr könnt mir helfen, evtl mit eurer eigenen Erfahrung oder vielleicht kennt sich hier auch jemand mit Ernährung/Stoffwechsel aus und kann mir sagen an was es wohl liegt, dass ich momentan nicht zunehmen kann.
Besten Dank schonmal für das lange zuhören!:)
08.11.2020 13:02 • • 09.11.2020 #1