Da ich, als ich nachts wach lag und hier die Beiträge laß, enorm verstanden und in meiner Wahrnehmung bestätigt gefühlt habe , möchte ich auch nochmal meine Erfahrungen und Tipps mit euch teilen, in der Hoffnung, dass es dem ein oder anderen vielleicht so helfen könnte wie mir.
Zunächst mal zur Einnahme:
Ich fand und finde den Beipackzettel uneindeutig und hab mich von Apotheker*innen verunsichern lassen (meine Praxis hatte vorübergehend geschlossen), die meinten, am besten die Zeitabstände so legen, dass ich alle 6h eine Dosis nehme - das hab ich zum Teil einfach nicht geschafft und gedacht gut, steht ja drin, dass man die auch einfach hintendran hängen kann, dann dauert's halt länger - so sollte es aber nicht sein, erfuhr ich dann von einer Freundin, die sich da bisschen auskennt. Auch was nach dem Essen nehmen konkret bedeutet, war mir unklar; online las ich z.T., dass das hieße 1-2h nach Einnahme, aber ich bin letztlich bei circa 30min. danach geblieben, wei ich sonst wieder Hunger bekam und nochmal eine Kleinigkeit gegessen habe.
Zu den Nebenwirkungen:
Alles begann mit etwas Kopfschmerzen, steifem Nacken, extremer Kraftlosigkeit; ich habe 11h am Stück geschlafen und war nach wenigen Stunden wieder hinüber (trotz aufputschendem Antidepressivum wohlgemerkt). Am zweiten Tag bin ich sogar noch zur Arbeit gegangen und habe mir, als ich fix im Discounter nebenan ein Mittagessen holte, noch gedacht, dass mein ganzes Körperempfinden irgendwie seltsam ist - im Nachhinein hab ich gecheckt, dass ich tatsächlich schon da Kreislaufprobleme hatte. Beim Mittagessen bin ich fast eingeschlafen und hab mich wie benebelt gefühlt - ein Kollege scherzte noch doof rum, dass ich das das wohl jetzt nicht auf die Medis schieben wolle und mich einfach nur überschlafen habe bzw. so wirke, als hätte ich mir was anderes gegönnt. Als ich dann endlich begann, die Medis richtig einzunehmen, hab ich schnell gemerkt, dass ich mir das nicht einbilde und auch nicht übertreibe; immer so circa 30-60 Minuten nach Pylera hatte ich das Gefühl, als würde sich ein Schleier über mich legen, und wurde so müde, dass es nur die Option sich hinzulegen gab (damit aber noch warten, schrieb hier auch schon jemand, weil es sonst die Speißeröhre angreift). Mehr als einmal endete es aber so, dass ich dann einfach nur wach (Kopf an) im Bett lag und nicht schlafen konnte - die restless legs, die ich bekam, haben da natürlich auch nicht geholfen, weswegen ich mich gezwungen sah, ab und an doch mal Magnesium zu nehmen (soll man eigtl. auch nicht, weil es die Resorption vermindert). Ebenfalls kurz nach Einnahme bekam ich auch Halsschmerzen + Kloßgefühl in der Kehle sowie Druck im Brustkorb bzw. das unangenehme Gefühl, dass Luft raus will, aber da noch stecken bleibt. Mit Übelkeit hatte ich nur zu kämpfen, wenn ich nach dem Nap aufgewacht bin, also lange nichts gegessen hatte. Die Appetitlosigkeit wurde mit dem Verlauf stärker, aber ich hatte auch das Gefühl, sehr regelmäßig und ordentlich Hunger zu haben, nur leider so gar keinen Antrieb, mir was zu essen zu kochen, sodass ich teilweise nur auf Brot und Schupfnudeln pur (+ etwas Obst dazu) umgestiegen bin, weil das seltsamerweise tatsächlich angenehm zu essen war. Auch fand ich Banane plötzlich voll gut, obwohl die mich sonst eher nicht anhebt. Besonders eindrucksvoll war für mich aber auch, wie Pylera sich auf meine Psyche auswirkte; nachdem ich (als leider sehr regelmäßige Konsumentin von Antibiotika) schon früher das Gefühl hatte, dass ich durch die Einnahme in eine latente depressive Verstimmung gerutscht und überaus wütend geworden bin, war diese Vermutung mit Pylera schnell zu einer unübersehbaren Tatsache geworden. In den ersten Tagen hatten sich meine Tränendrüsen regelrecht verselbstständigt und ich hatte den Eindruck, immer unterschwellig ärgerlich zu sein. Aber noch eindrucksvoller war dann, was mich erwartete, als ich beschloss, nochmal ordentlich einkaufen zu gehen. Obwohl ich sonst keine Probleme damit oder mit Menschenansammlungen im Allgemeinen habe, brach schon nach wenigen Sekunden nach Betreten der Kaufhalle eine Welle an Emotionen über mich herein; ich spürte eine Beklemmung und Überforderung, wie ich sie noch nie zuvor gefühlt hatte, und merkte, dass sich meine Atmung beschleunigte und mich ein überwältigender Drang, in Tränen auszubrechen überkam, der einige Minuten anhielt und sich nur schwer wegdrücken ließ. Als ich das aber geschafft hatte, merkte ich, dass ich trotz absoluten SlowMo-Einkauf mit nur minimalen Kopfbewegungen (Drehschwindel) das Gefühl hatte, ich könnte jeden Moment umkippen - auch das, also Kreislaufprobleme, sind mir trotz ständiger Krankheit eher unbekannt. Und bei dem Blick auf die eigentlich lecker aussehenden Gerichte, die so auf den Verpackungen abgebildet sind, wurde mir dann noch unwohl bis übel - obwohl ich zuvor eine Tablette dagegen genommen hatte. Zurück zuhause durfte ich feststellen, dass mir die Apothekerin da absolut das Falsche mitgegeben hatte, weil ich das Zeug (Reisetabletten von Ratiopharm) mit meinen Antidepressiva und bei Magnesiummangel und Leberproblemen gar nicht einnehmen sollte und die dezent druffige / verschobene Wahrnehmung eine Nebenwirkung davon war. Spätestens beim Umparken meines Autos (musste sein), wurde mir dann auch klar, dass ich definitiv fahruntauglich bin. Zu guter Letzt gesellte sich zu all dem dann noch ein Harnwegsinfekt - etwas, das mir leider nur allzu gut bekannt ist - sowie eine geblich aussehende Zunge hinzu, was wohl ebenso wie dunkler Stuhl und orangener Urin bei Antibiose vorkommen kann. Alles in allem also das Fazit: ich hab, wie anscheinend viele andere hier, im Nebenwirkungsbingo gewonnen.
15.10.2024 17:20 • #61